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und hierdurch die Dauer des Durchganges des Materials durch die Maschine und damit den Grad der Zerfaserung selbst zu regeln. - Die Maschine kann statt mit vertikaler auch mit horizontaler Drehungsachse ausgeführt werden. Zellstoffschleim oder Fibrillen? Schluss zu Nr. 66 2. Herstellung fibrillenreichen Papierstoffs Bei Baumwolle lässt sich die eigentliche Fibrillenbildung nur in beschränktem Maasse und mit äusserster Vorsicht er reichen, es entstehen stets viel mehr abgebrochene und halb gespaltene Fasern. Fibrillenbildung kann bei Baumwolle nur dann erreicht werden, wenn sie in Form von ungetragenen und noch möglichst rohen Fasern verarbeitet wird. Baum wolle liefert jedenfalls viel weniger Fibrillen als Hanf und Flachs, auch sind ihre Fibrillen breiter, glatter und mehr band förmig gewunden, während die von Hanf und Flachs feiner, haarförmig, unter sich mehr gleichartig, an den Enden spitzer und an den Seiten rauher und ausgefranzt erscheinen. Bei Jute kommt die eigentliche Fibrillenbildung nur sehr selten vor. Die Rohfaser der Jute besteht aas einem Bündel feiner Fasern. Bei der Verarbeitung handelt es sich haupt sächlich darum, dieses Faserbündel zu lösen. Man erhält dann mehrere sehr schöne und feine Einzelfasern, deren Bauart indes so fest gefügt erscheint, dass ein Zerlegen und Spalten in der Längsrichtung meist ausgeschlossen ist. Aehnliche Eigenschaften wie die Einzelfaser der Jute haben auch die mehrerer anderer Tropenpflanzen, z. B. der Papier maulbeerfaser und die Fasern von Sisal- und Manilahanf. Bei diesen sowie bei Esparto, Strohstoff und Holzzellstoff ist die Erzeugung feinster Fibrillen ausgeschlossen, weil sich ihre Wände nicht in der Längsrichtung spalten und in feine Fäserchen zerlegen lassen. Wohl kann man die Fasern dieser Stoffe zerquetschen und plattdrücken, auch kommen manch mal gespaltene Fasern vor, doch wird bei noch so vorsichtig und lang fortgesetzter Behandlung bei obigen Rohstoffen nie die feine Zerteilung und Zerlegung in Fibrillen erreicht werden, wie bei Leinen, Hanf und Ramieh. Wenn wir nun an dem Namen »Zellstoffschleim« zur Be zeichnung der durch mechanische Bearbeitung entstandenen Veränderung und Umgestaltung der Fasern festhalten, so können die als Surrogate bezeichneten Rohstoffe auch in dem Sinne als solche gelten, dass der daraus erzielte Zellstoffschleim in der Hauptsache aus gequetschten, unregelmässigen, mehr oder weniger vollkommen geteilten Fasern besteht. Daher ist diese Substanz auch nur als ein Surrogat des echten, wirk lichen Zellstoffschleims anzusehen, den man durch Fibrillisirung von Ramieh, Hanf und Flachs gewinnen kann. Wir sehen jetzt auch, dass der höhere Gebrauchswert eines Hanf- oder Leinenpapiers hauptsächlich in dem Umstand wurzelt, dass es aus so unendlich vielen feinen Faserver schlingungen besteht. Von der Feinheit der Hanf- und Flachs- Fibrillen kann man sich ein ungefähres Bild machen, wenn man erwägt, dass dieselben im Mikroskop bei etwa 300facher Vergrösserung kaum in der Dicke eines Menschenhaares er scheinen. Aus vorstehenden Erläuterungen dürfte sich zur Genüge ergeben, was man unter Zellstoffschleim zu verstehen hat, und jeder Fachmann kann ermitteln, ob er es bei seinen Papier- Untersuchungen mit echtem Zellstoffschleim aus Fibrillen oder mit dessen Surrogat aus gequetschten und plattgedrückten Fasern zu tun hat. Um die Entstehung von Zellstoffschleim zu ergründen, müssen wir zuerst das Verhalten der verschiedenen Hadern sorten bei ihrer Bearbeitung im Halbzeugholländer beobachten. Wenn man die Rohfasern von Chinagras oder die aus den Spinnereien und Webereien abfallenden Garne und Leinen- Stückchen ungekocht in den Halbzeugholländer gibt, muss man mit grosser Vorsicht verfahren. Wenn die Messer von Walze und Grundwerk zu stumpf sind, die Antriebsmaschine nicht genügend rasch läuft, oder die Masse zu rasch und dick ein getragen wird, kann es vorkommen, dass sich die ganze Faser masse aneinander spinnt. Sie dreht sich um die Walze, und es ist dann am besten, wenn die Antriebsriemen abgeworfen oder die Betriebsmaschine stillgestellt wird. Geschieht dies nicht sofort, so hat man Brechen der Walzenmesser, ja selbst Zertrümmerung der Lagerung und des Holländertroges zu ge wärtigen. Das Zusammenballen der Fasermasse ist dadurch hervorgerufen worden, dass die Fibrillenbildung schon be gonnen hat. Feine Spaltungen der Fasern haben sich mit andern Fasern verschlungen und verbunden und auf diese Weise die Er scheinung hervorgebracht. Um aus den erwähnten Stoffen Halbzeug herstellen zu können, müssen Walze und Grundwerk genügend scharfe Schienen haben. Die Walze muss sowohl genügendes Eigengewicht als auch die in jedem Falle er forderliche Umlaufgeschwindigkeit besitzen. Ferner muss der Stoff langsam eingetragen und die Walze von Anfang an stark gesenkt werden, bis die Hadern usw. etwas gebrochen sind und anstandslos im Tröge umlaufen. Dann kann man mit leichterer Senkung der Walze arbeiten, um die Güte des Stoffs nicht zu beeinträchtigen. Man bemerkt bei der Verarbeitung von ungekochtem Neu leinen, Garn usw. im Halbzeugholländer bald, dass die Wasch trommeln sich mit einem schleimigen Ueberzage bedecken, und dass das Waschen sich nicht so rasch vollzieht wie bei schwachen und gekochten Hadern. Auch fühlt sich das ent stehende Halbzeug bald fettig und ölig an und lässt das Wasser schwer mit der Hand auspressen. Dies alles beweist, dass die Fibrillenbildung bei dem umlaufenden Stoff schon fortgeschritten ist. Nimmt man den auf den Waschtrommeln haftenden Schleim ab und bringt ihn unter das Mikroskop, so findet man nichts als sehr feine Fäserchen, die schön lang und gut erhalten sind. Diese können nicht durch die Maschen des Waschtrommelüberzuges entschlüpfen, sondern müssen sich infolge ihrer Länge und Feinheit anklammern und festsetzen. Beim Fortgange des Mahlens im Halbzeugholländer wird man bei Neuleinen, im Vergleich zu andern, schwachen Roh stoffen, stets Aufmahlen und Verdickung der Masse wahrnehmen. Dies wird nicht allein dadurch hervorgebracht, dass bei Neuleinen die langen und feinen Fibrillen nicht durch die Maschen des Ueberzugs der Waschtrommel entweichen, sondern hauptsäch lich dadurch, dass die in dem umlaufenden Stoff enthaltenen feinen Fäserchen Wasser anziehen und festhalten. Das Auf mahlen, Steifheit und Verdickung der Masse vermehren sich mit dem Fortsohreiten der Mahlung. Die Fibrillen entstehen somit durch die Arbeit, die Reibung und das Gewicht der umlaufenden Holländerwalze, die Bildung von Zellstoffsohleim nimmt schon in den Halbzeugholländern ihren Anfang. Dass Fibrillenbildung vorliegt, erkennt man an dem öligen, fettigen Anfühlen der Masse, sowie an dem Umstande, dass der Stoff sich sowohl mit der Hand als auch später auf den Auspressmaschinen und in den Abtropfkästen schwer ent wässern lässt. Bei Prüfung mit dem Mikroskop lässt sich die Menge der im Halbstoff enthaltenen Fibrillen genau ermitteln, und man kann auch deren gute Eigenschaften, d. h. deren Länge und gute unverkürzte Erhaltung durch Spaltung der Faser in der Längs richtung genau beobachten. Die eigentliche Fibrillenbildung ist indes dem Ganzzeug holländer vorbehalten, weil hier die Masse dicker eingetragen werden kann. Auch sind im Ganzzeugholländer die Messer von Walze und Grundwerk besser dazu geeignet, weil sie dicker sind und daher mehr quetschen als schneiden. Wenn man Ganzstoff herstellen will, der möglichst viel gute Fibrillen enthalten soll, so darf der Halbstoff im Halb zeugholländer nicht zu stark gemahlen sein und muss in den Ganzzeugholländer möglichst dick eingetragen werden. Die Fasern gelangen alsdann nicht einzeln, sondern gleichsam in Bündeln auf die Mahlfläche, wo dann die Walze das Auf sprengen der natürlichen Fasern und deren Spaltung in der Längsrichtung bewirkt. Wenn man beim Ganzzeugholländer bemerkt, dass sich der Stoff während des Mahlens verdickt und aufmahlt, dann kann man sicher sein, dass guter Rohstoff vorliegt und die Maschine gut arbeitet. Wird die umlaufende Masse dagegen dünnflüssiger, so ist entweder der Stoff zu schwach und durch Kochen und Bleichen zu stark angegriffen, oder die Walzen und Grundwerksmesser schneiden, wodurch die Fibrillen verkürzt und geschwächt werden. Auch das Surrogat des Zellstoffschleims, d. h. zerquetschte plattgedrückte und geschmeidig gemachte Fasern von Jute, Manilahanf, Holzzellstoff und dergl. erhält man durch starkes En tragen des Stoffs und entsprechend geregeltes Senken der Walze im Ganzholländer. Man bemerkt aber bei diesen Rohstoffen niemals Aufmahlen der Fasern, d. h. während der Arbeit steifer werdende Stoffmasse; die Masse wird umso dünnflüssiger, je mehr die Mahlung fortsohreitet, sodass manch mal geeignete Stoffe nachgefüllt werden müssen. Das Auf- mahlen des Stoffs im Ganzzeugholländer ist stets ein Beweis