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Befriedigung, dass die auf sie verwendete Mühe gute Früchte ge tragen hat. Dies bestärkt mich in der Bemühung, selbst bei schwierigem Menschenmaterial, das jedoch guten Kern in sich birgt, durch Geduld oder Strenge zu wirken. Leider sind günstige Erfolge mit unseren Lehrlingen selten, und dies rührt nach meiner Ueberzeugung daher, dass Viele den Stand ihres Vaters als nicht genügend oder minderwertig betrachten, und viele Eltern ihren eigenen Beruf a's ihrer unwürdig fühlen, weshalb junge Leute den Beruf des Kaufmanns wählen oder von ihren Angehörigen dazu bestimmt werden, ohne dass sie die dazu nötige Vorbildung hätten. Ich hörte mal den Ausspruch einer Handwerksfrau, dass ihr Sohn, der sich weder zum Handwerker noch zum Studiren eignete, Kauf mann werden solle, was am leichtesten zu erlernen sei.. Wenn aller dings solche Anschauungen kursiren, so braucht man sich über das heutige Proletariat unter den Kaufleuten nicht zu wundern. Jeder Handwerker, jeder bessere Fabriks-Vorarbeiter, jeder kleine städtische Beamte sieht eine Verbesserung der Zukunft seines Kindes darin, -wenn er dieses Kaufmann werden lässt, und glaubt dafür alles nötige getan zu haben, wenn er seinen Jungen mit 14 Jahren nach mässig absolvirter Volksschule in ein grösseres Geschäftshaus mit 2—Bjähriger Lehrzeit tut und ihn damit die erste Stufe zum zu künftigen Kommerzienrat erklimmen sieht. Diese Knaben sind meist noch spielende Kinder, welche den Ernst des Lebens nicht begreifen, sie können notdürftig rechnen, sehr mangelhaft, selten ortografisch richtig schreiben, haben keine Ahnung irgend einer fremden Sprache, kennen nicht einmal die Hauptstädte der europäischen Staaten, glauben, dass die Buchhalter nur zum Zeitvertreib etwas in ihre Bücher schreiben, und müssen durch Aufgebot von sehr viel Zeit und riesiger Geduld in die elementarsten Beschäftigungen durch viel fache Wiederholung eingeweiht werden. Die Verluste an Zeit und Geld, welche durch unrichtige Arbeiten (z. B. falsches Ablegen von Briefen und unrichtiges Registriren) dieser Lehrlinge verursacht werden, stehen in keinem Verhältnisse zu den Vorteilen, welche durch diese sogenannten »billigen Arbeitskräfte« angeblich erzielt werden, und es gehört zu den Seltenheiten, dass derartige Elemente durch Eifer und Interesse ihrer Unfähigkeit etwas nachhelfen. Warum lassen die kurzsichtigen Eltern solcher Kinder diese nicht den Beruf erlernen, welchen sie selbst verstehen, und in welchem sie die Fortschritte ihrer Kinder jederzeit prüfen können? Der Vater spart eine Menge Geld für Privatstunden in fremden Sprachen, für Stenografie, für bessere Kleidung während der Arbeit, und sein Sohn hat eines Tages das Bewusstsein, in seinem Beruf als Gleichberechtigter dazustehen, und nicht nötig, als ein Halbkaufmann sich von der beite ansehen zu lassen, wenn er nicht überhaupt später noch gezwungen ist, einen anderen Beruf zu ergreifen, der seinen Vorkenntnissen eher zusagt. Derartige Elemente geben ihren Eltern dann Veranlassung, über die ungenügende Ausbildung und über die gewissenlose Ausbeutung ihrer Söhne in Familie und Wirtshaus loszuziehen, vergessen aber dabei, dass nie oder nur in den seltensten Fällen auf unfruchtbarem Boden reife Früchte erstehen. Jeder hat ja das Recht aus seinem Stand herauszutreten. Ich empfehle dies aber nur klugen, aufgeweckten, fleissigen Knaben mit vorzüglichen Schulzeugnissen. Man sollte die Volksschulen mit zwei weiteren Klassen versehen, in welchen diejenigen Kinder noch Unterricht geniessen können, welche das Bedürfnis haben, noch weitere Kenntnisse sich anzueignen, und in welchen auf fremde Sprachen und Buchführung Wert gelegt würde. Die so ausgebildeten Kinder wären eher befähigt, als kauf männische Lehrlinge einzutreten. Weltenbesserer Giro - Konto Die Inhaber von Giro-Konten bei der Reichsbank haben eine Menge Vorteile bezüglich ihres Geldverkehrs, sodass es einigermaassen verwunderlich ist, dass noch so wenig Firmen des Papierfachs davon Gebrauch machen. Zunächst ergibt sich für die Abholer von Postsendungen ein grosser Vorteil: die Postanweisungsbeträge werden nämlich nicht mehr aus gezahlt, sondern dem Giro-Konto gutgeschrieben. Jede Unter schlagung, jedes Abholen durch Unberechtigte ist dadurch unmöglich geworden. Dann werden der Kundschaft eines Giro - Konten - Inhabers alle Port! erspart, der Inhaber selbst kann seine Zahlungen an andere Konten-Inhaber portofrei leisten. Das lästige Hantiren mit barem Gelde, das Aufbewahren desselben fällt ganz fort. Für alle diese Vorteile ist der Reichsbank nur ein verhältnismässig geringer Betrag (1000 M. für einen jähr lichen Umsatz von 130 000 M.) zinsfrei zu überlassen. Thi. Schulwarenhandel in Baiern Auch in Baiern ist der Brauch verbreitet, dass Gross händler und Fabrikanten von Schulbedarf an Wohlfahrts einrichtungen der Lehrerschaft einen bestimmten Prozentsatz vom Umsatz vergüten. Sie nehmen dabei an, dass die Lehrer für den Gebrauch gerade dieser Schulwaren eintreten. Eine kürzlich ergangene Entschliessung des königl. Ministeriums des Innern, für Kirchen- und Schul-Angelegen heiten, sucht diesem Tantiemen- und Bonifikationswesen zu steuern. In der Entschliessung werden die Kreisregierungen und Distrikts-Schulaufsichtsbehörden ersucht, an der Durch führung derselben mitzuarbeiten. Das Verbot des Bezugs von Tantiemen auf Lehrmittel erstreckt sich auf Bücher, Hefte, Stahl federn, Federhalter, Bleistifte, Griffel, Schiefertafeln und dergl. Veranlasst wurde die Regierungsentschliessung durch Ein gaben benachteiligter Buch- und Schreibwarenhändler. K. Tintenstifte amtsfähig. Bereits seit einiger Zeit sind zur Probe bei einzelnen sächsischen Bahnpostämtern im Betrieb Tintenstifte zwecke Ausfüllung der Dienstpapiere und zur Quittungsleistung im Betrieb gewesen, die sich so bewährt haben, dass die Tintenstifte bei allen Bahnpostämtern zum Dienstgebrauch eingeführt worden sind. Somit werden aus den sächsischen Bahnpostwagen Tintenfässer und Federhalter bald verschwinden, g. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Besiehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen de» Papier- und Schreibwaren - Pache» die Neue» oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben Skatblock »Wer giebt« von Bett & Co., Berlin N 4, Hessische strasse 5. Zum Aufzeichnen der Gewinnste ist beim Skatspiel ein Block Papier nötig, und da gelegentlich durch die Frage »Wer giebt« Streitigkeiten entstehen, wurde eine Ausführung ersonnen, welche selbstthäig anzeigt, welcher von den drei Spielern zu geben hat. Oberhalb des Papierblocks ist die Pappunterlage etwas verlängert, und auf der Verlängerung wurde ein Zifferblatt drehbar befestigt, welches die Zahlen 1, 2, 3 trägt. Durch den Ausschnitt eines darüber gestülpten Kästchens wird stets nur eine der drei Ziffern sichtbar. Wenn man den Block in Gebrauch nimmt, so schlägt man zunächst einen aus Celluloid oder Glas in kräftiger Umrahmung gebildeten Deckel zurück, an diesem ist eine Metallstange befestigt, die mittels eines Daumenriegels bei jedem Aufschlagen des Blockdeckels das Zifferblatt um eine Zahl weiterrückt, und in dem Ausschnitt des Kästchens wird nach Verzeichnung des Spielergebnisses stets die Nummer des gebenden Spielers sichtbar. Die Ausstattung des Blocks ist sehr hübsch. Im handlichen Format von 18X10 cm ist er sehr dauerhaft gearbeitet, und mit Ausnahme der Schreibfläche ist das ganze kleine Gerät mit rotem Leder überzogen. Gesellschaftsspiele »Auf nach Monte Carlo« vom Qhro^no- grafischen Institut Leo Kempner & Co. in Hamburg. Dies gesetz lich geschützte Spiel hat den Vorzug, dass die Teilnehmerzahl unbeschränkt ist; ausserdem ermöglicht es vier verschiedene Arten des Glücksspiels. Ein Kartonblatt ist mit der farbigen Nachbildung eines Spieltisches bedruckt. In der Mitte befindet sich eine recht einfache Nachbilding einer Roulette mit dreh barem Nummernzeiger. Der bunte Steindruck ist gut, und das Spiel genügt trotz niedrigen Verkaufspreises billigen Ansprüchen. Reklamedrucksachen von Willi Boerts in Hannover. Die Han noversche Maschinenbau-Akt.-Ges. gab anlässlich der Fertig stellung ihrer 4000. Lokomotive eine vornehm ausgestattete Festschrift heraus. Es ist ein Heft in Quer-Oktavformat; der Deckel des weissen Umsohlagkartons trägt in rotem Präge druck die Zahl 4000 und darunter das gleichfalls geprägte Bild der Lokomotive. Den Inhalt bildet eine kurze Beschrei bung der Entwicklung der Firma sowie ihrer baulichen An lagen und Werkstätten. Dieser spärliche Text ist mustergiltig illustrirt. Sowohl die Werkstätten wie die Maschinen-Anlagen während des Betriebes, die Arbeiterkolonien und die verschie denen Arten der gebauten Lokomotiven und Dampfkessel sind durch prächtige Bilder veranschaulicht. Bei einzelnen in zwei farbiger Autotypie wiedergegebenen Bildern kann man von künstlerischer Wirkung sprechen, trotzdem jedes Bild die ge treue Kopie einer fotografischen Aufnahme von Willi Roerts ist. Auch die mustergiltige Anordnung und die ornamentalen Verzierungen rühren von ihm her und verdienen uneinge schränkte Anerkennung.