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2302 PAPIER-ZEITUNG Nr. 65 Handelskammer-Bericht 1902 Breslau. (Schluss zu Nr. 64). Buntpapierfabrikation. Bei dem überall zurückgegangenen Bedarfe war es schwer, soviel Auf träge zu erlangen, um die Betriebe hinreichend zu beschäf tigen. Infolge des dadurch verursachten scharfen Wettbewerbes wurden die Preise sehr gedrückt,- während gleichzeitig auch die Preise der Rohstoffe zum Teil zurückgingen. Die Preise für die ge ringeren Erzeugnisse sind für Deutschland durch die Uebereinkommen bestimmt, während in allen übrigen Ländern der Wettbewerb an Schärfe noch zugenommen hat, was sich am deutlichsten am weiteren Sinken der Preise zeigte. Oesterreich-Ungarn und England sind, wie in den Vorjahren, die grössten Abnehmer von Gold- und Buntpapieren geblieben. Nach den Vereinigten Staaten konnten im letzten Jahre grössere Mengen Goldpapier versendet werden. Im übrigen hat die Ausfuhr unter den ungünstigen Zollverhältnissen der anderen Staaten sehr zu leiden und wird durch die Zolltarifreform anderer Staaten mit noch grösserer Einschränkung bedroht. Tapeten haben weitere erhebliche Preis Verminderung erfahren, und die Fabrikation dieser Ware ist kaum noch lohnend. Der Klein handel hatte besonders unter dem Rückgang der Bautätigkeit sehr zu leiden, umsomehr, als im Baugeschäft viel Kredit gefordert wird. Die Aussichten für die Zukunft sind für die nächsten zwei oder drei Jahre nicht günstig. Der Absatz feiner Waren wurde durch die ge schilderten Verhältnisse weniger beeinflusst und ist sogar eher besser geworden. Künstlerische Erzeugnisse von namhaften Vertretern des Kunstgewerbes entworfen, fanden bei hohem Preise guten Absatz. Bis auf fünf bilden noch sämtliche Fabriken ein Kartell, welches aber den Rückgang der Preise nicht verhindern konnte, da die wenigen ausserhalb des Verbandes stehenden, kapitalkräftigen Firmen Stapel waren zu sehr niedrigen Preisen auf den Markt brachten. Im Verkehr mit dem Auslande ist keine Aenderung eingetreten; auch hier werden bessere Artikel, die den Zoll gut vertragen, in steigendem Maasse ausgeführt, weil die deutsche Tapetenindustrie heute, was künstlerische Ausführung anbetrifft, unerreicht dasteht. Billige Waren vertragen den Zoll nicht und werden in immer ge ringerem Maasse ausgeführt, weil die Nachbarländer, namentlich Russland, mit der Errichtung leistungsfähiger Fabriken begonnen haben. In Russland wie in Oesterreich tritt Frankreich nach wie vor erfolgreich in Wettbewerb, weil seine meist farbenreichen blumigen Muster mehr dem Geschmack dieser Länder entsprechen. Buch- und Steindruck. Die Breslauer Buchdruckereien hatten unter der allgemeinen Notlage von Handel und Industrie im Jahre 1902 zu leiden. Die Löhne der Arbeiter sind, wie bereits im vorigen Bericht erwähnt, vom 1. Januar 1902 ab um etwa 10 pCt. erhöht worden; doch waren dementsprechend bessere Preise im Berichts jahre kaum zu erlangen. Bei der Kundschaft machte sich vielmehr das Bestreben geltend, die eigenen Unkosten durch Preisdrücken zu verringern. Vielfach wird über Beanspruchung langfristiger Kredite seitens der Kundschaft geklagt. Grössere Arbeiterentlassungen haben nicht stattgefunden, sodass die Zahl der Arbeitslosen im Jahre 1902 nicht grösser als in den Vorjahren war. Die Geschäftsgewinne der Buchdruckereien haben sich bedeutend verringert, und auch für die Zukunft ist darin kaum eine Besserung zu erwarten. Die Herstellung der hier erscheinenden Zeitungen und Zeit schriften nahm etwa die Hälfte der Arbeitskräfte in Anspruch. Der Buchhandel gab mit einer ganzen Zahl neuer Werke, aber auch mit dem Druck neuer Auflagen seines alten Verlages, den Buchdruckereien zahlreiche und umfangreiche Aufträge; im übrigen bildeten die For mulare der Behörden und des Handelsstandes, sowie Preislisten für Handel und Gewerbe die Hauptbeschäftigung der Breslauer Buch druckereien. Die einzige hiesige, für Kunden arbeitende mit Sterotypie und Galvanoplastik verbundene Schriftgiesserei 'nm , entsprechend dem flaueren Geschäftsgänge in den Buchdruckereien, auch nur mässig und zu wenig lohnenden Preisen beschäftigt. An 7 Giessmaschinen arbeiteten 10 Schriftgiesser; weiter waren darin noch durchschnittlich 20 Arbeiter und Arbeiterinnen tätig. Die Xylografischen Anstalten fanden ihre Hauptbeschäftigung wie tjisher in der Herstellung der Holzschnitte für illustrirte Preislisten und Kataloge, hatten aber unter dem wachsenden Wettbewerb der chemigrafischen Anstalten zu leiden. Im Steindruckgewerbe liegen die Verhältnisse noch ungünstiger als im Buchdruck. Die wenigen grösseren lithografischen Anstalten waren nicht immer voll beschäftigt und mussten sich mit geringem Nutzen begnügen. Die Kontobücherfabrikation hatte sowohl beim Inlands- als beim Auslandsabsatz mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Absatz nach Süd- und Westdeutschland wird durch die hohen Frachten sehr erschwert. Ausländische Absatzgebiete, wie Belgien und Frankreich, werden durch den leichteren Bezug von Rohstoffen wie Papier, immer konkurrenzfähiger. Aufträge konnten daher nur zu ermässigten Preisen erlangt werden. Eine weitere Erschwerung der Ausfuhr droht der Kontobücher fabrikation durch die in Aussicht genommenen Zollerhöhungen in anderen Staaten, wie der Schweiz und Oesterreich-Ungarn, ferner durch die Erhöhung der deutschen Papierzölle; sollten in den Sätzen des neuen deutschen Zolltarifs für Papier keine wesentlichen Aen- derungen vorgenommen werden, so steht eine namhafte Einschränkung des Absatzes, besonders im Auslände, zu befürchten. Die sozialpolitischen Fürsorge-Gesetze für die Arbeiterschaft er schweren den Konkurrenz-Wettstreit mit denjenigen Ländern, die ihre Unternehmer nicht ebenso belasten. Die Geschäftsergebnisse waren bei gleichem Umsatz etwas schlechter als im Jahre vorher. Die Aussichten für die Zukunft sind nicht günstig; bei der Unsicherheit der künftigen Gestaltung der Handelsbeziehungen Deutschlands zum Auslände müssen neue Unternehmungen völlig unterbleiben. Chromolithografie, Plakate usw. Dio Geschäftslage der Chromolitho grafie hat sich im vergangenen Jahre noch erheblich verschlechtert. Die Wirkungen der allgemeinen Stockung von Handel und Industrie sind zum Teil im vergangenen Jahr erst recht fühlbar geworden, und besonders die Reklameausgaben infolgedessen so gering be messen, dass von einem gewinnbringenden Geschäft nicht die Rede sein konnte. Die Zollverhältnisse des Auslandes haben sich bisher nicht ge bessert, vielmehr steht eins weitere Verschlechterung derselben durch die Tarifrevision anderer Staaten in Aussicht. Durch die verminderte Ausfuhrgelegenheit wird der Wettbewerb auf dem Inlandsmarkt immer heftiger. Selbst zu niedrigen Preisen ist es kaum noch möglich, Ge schäfte zu machen, weil unter den obwaltenden Verhältnissen jede Kunstanstalt zu jedem Preise Aufträge annimmt, nur um ihre Ma schinen und ihren Betrieb zu beschäftigen. Auf Verdienst wird hierbei nicht gesehen, ja wohl sogar unter den Herstellungskosten geliefert. Wenn nicht bald durch günstige Handelsverträge der Ausfuhr ein wesentlicher Aufschwung verliehen wird, so sind die Folgen für die chromolithografische Industrie gar nicht abzusehen. Verschiedene Erzeugnisse der Chromolithografie bedurften derselben grossen Anstrengungen, um den Umsatz auf gleicher Höhe zu halten. Nur auf Kosten der Preise konnte der Umsatz erreicht werden, und es wurden in manchen Fällen Aufträge zu Preisen auegeführt, die geradezu als verlustbbringend bezeichnet werden müssen. Die Be fürchtung einer bedeutenden Zollerhöhung seitens des Auslandes wirkte auch in dem Berichtsjahr lähmend und schwebt drohender, denn je über dem Geschäft. Im Laufe des Berichtsjahres hat der Geschäftsgang in der Fabrikation von Heiligenbildern, Reliefs usw. infolge der allgemein un günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse eine nicht unwesentliche Abschwächung erfahren. Während in früheren Jahren die grösseren Firmen fast ausschliesslich für die Ausfuhr beschäftigt waren, hat das Ausbleiben entsprechender Aufträge dazu geführt, dass dem in ländischen Geschäfte mehr Aufmerksamkeit zugewendet wird, wo durch naturgemäss eine Ueberfülle des Angebots eingetreten ist. Der ständig wachsende Wettbewerb drückt merkbar auf die Preise und macht es den Fabriken, die auf angemessene Preise halten, schwer, diesem Grundsatz treu zu bleiben. Die in Bezug auf England und dessen Kolonien erwartete Besserung ist bisher nicht eingetreten; Amerika blieb in seinen Bezügen gegen das Vorjahr erheblich zurück. Der Handel nach Russland usw. litt unter der Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Zollsätze. Vielfach fehlt es an technisch vorgebildetem Personal, das den steigenden Anforderungen gewachsen ist; infolgedessen werden den von auswärts herankommenden Arbeitern höhere Löhne gezahlt. Die Tagelöhne für die Hilfsarbeiter blieben auf gleicher Höhe; geübte Arbeiterinnen sind schwer zu beschaffen und, um letztere zu erhalten, werden höhere Lohnsätze bewilligt, die nicht im Einklang zu dem allgemeinen Geschäfts-Rückgang stehen. Die Aussichten für die Zukunft sind nicht günstig. Ob es über kurz oder lang überhaupt möglich sein wird, günstigere Verhältnisse durch Erhöhung der Umsätze zu erlangen, ist zweifelhaft, da der rege Wettbewerb des Auslandes das überall hervortretende Bestreben schafft, Einschränkungen vorzunehmen. Die Zukunft der auf die Ausfuhr sehr stark angewiesenen chromolitografischen Industrie hängt von der befriedigenden Lösung der Handelsvertragsfrage zum guten Teile ab. clektrotechnische Werkstätte Darmstadt 6. ( I e--e Damstadt e==mnu - 3 $peztaifadri für Totoren. Dpnamos, Veutlatoren, M . dmformer Bis 5000 wan • LeE- Körner Gummi la Qualität — Preiswert Otto Kutzner, Chemische Fabrik für Klebstoff und Appreturmittel [148826 BERLIN O, Alexanderstr. 22