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Nr. 65 PAPIER-ZEITUNG 2299 Die Anwendung von Ammoniumpersulfat kann geschehen: 1. vor dem Entwickeln; 2. beim Entwickeln; 3. nach dem Fixiren, und zwar auf der noch nassen oder schon trockenen Platte. Für 1. mischt man: 1 ( Ammoniumpersulfatlösung (kurz A-Lösung), 5 prozent., 10 Teile ‘ | Bromammoniumlösung, Iprozentige 1 Teil Jeder Entwickler lässt sich mit Ammoniumpersulfatlösung mischen, ohne dass Färbung des Entwicklers zu befürchten wäre. Der Zusatz von Bromsalzlösung verstärkt die Wirkung der A-Lösung. Starke A-Lösungen greifen die Gelatineschicht an. Das nach dem Fixiren abzuschwächende Negativ muss gründlich fixirt sein und das Fixirnatron gut ausgewaschen werden, um Schleierbildong zu verhüten; denn A oxydirt das Fixirnatron, verwandelt es in Natriumbisulfit und löst das Silber erst, wenn diese Reaktion stattgefunden hat. Das ab geschwächte Negativ soll nach kurzem Abspülen mit Wasser zuerst in ein saures Fixirbad gebracht werden, um am Lichte einem Rotschleier vorzubeugen. Die Abschwächung eines trockenen Negativs geht langsam vor sich. Während des Ab schwächens muss das Bad fortwährend in Bewegung gesetzt werden. A hat die Eigenschaft, selbst auf sehr alten Negativen die Lichthöhe zu mildern und etwas Zeichnung hinein zu bringen. Auch positive Kopien können vorteilhaft abgeschwächt werden. Die A-Lösung soll erst kurz vor Gebrauch angesetzt werden. Alte Lösungen müssen mit Schwefelsäure angesäuert werden, um Fleckenbildung zu verhindern. Mit Aetzammoniak versetzt, lässt sich A zum Entfernen von gelben Flecken in Platten und Papieren sehr gut verwenden. Die saure Lösung verwandelt Chromoxyd in Chromsäure und dient deshalb zur Entwicklung überbelichteter Pigmentdrucke. Sowohl alko holische wie wässerige A-Lösung kann zum Aetzen von Metallen benutzt werden (kaltes Emailverfahren). Von dem Gebrauch alter, nicht angesäuerter Lösungen sehe man ab, da diese nicht mehr fähig sind, wirksamen Sauerstoff zu entwickeln, was man am besten daran er kennt, dass die Lösungen nicht mehr nach Ozon riechen. C. Fleck Mittel gegen Papierdehnung Die Dehnung des Papiers spielt in der Farbendrucktechnik und bei vielen fotografischen Verfahren eine sehr unerwünschte Rolle. Es gibt bisher kein Papier, welches seine Grösse nicht nach ein maligem Befeuchten und Wiedertrocknen wesentlich veränderte. Je nach der Natur der Rohstoffe, der Fabrikations weise und der späteren Behandlung ist die Ausdehnung verschieden. Am besten ist noch Büttenpapier, welches sich nach allen Seiten gleichmässig aus- dehnt, während Maschinenpapier sich in der Regel senkrecht zur Laufrichtung der Papierbahn am stärksten dehnt. Stärkere Leimung des Papiers hat wenig Wert, weil das Papier — beim Steindruck — durch angesäuertes oder auch durch alkalisches Waschwasser eine gewisse Entleimung erfährt und zwar umsomehr, je öfter das Papier be druckt wird. Durch Behandlung der Papiere mit dünnen Lösungen von Stearin, Paralfin, Wachs, Kautschuk, Guttapercha usw. könnte diesem Uebel- stände leicht abgeholfen werden. Nachstehendes Auskunftsmittel ist einfach und billig: Die Papieroberfläche wird mit einer warmen Bprozentigen Vergolderleimlösung übergossen und hierauf in eine lOprozentige Lösung von essigsaurer Tonerde in Wasser gebracht, bis sich der wasserdichte Ueberzug gebildet hat. Nach diesem Gerben kann das Papier mit einem feuchten Schwamm gewaschen werden ohne Schaden zu erleiden. C. Fleck Die neue Regierungsdruckerei in Washington über welche bereits mehrfach berichtet wurde, ist nunmehr fertig gestellt und wird nach und nach, so schnell es sich ermöglichen lässt, ohne die laufenden Arbeiten zu stören, in Betrieb genommen. Das 7 stöckige umfangreiche Gebäude ist durchweg, ohne Rück sicht auf die Kosten, in musterhaftester Weise ausgeführt, für schwerste Belastung und unbedingte Feuersicherheit berechnet. Die Aussenwände sind fast meterdick, die durchweg verwendeten ge walzten Stahlträger haben ein Gesamtgewicht von rund 40 000 tons. Drei Crocker-Wheeler Dynamo-Maschinen von je 300 PS. liefern die Kraft für 800 Druckmaschinen, 11 Fahrstühle und unzählige Venti latoren, sowie den Strom für 7C00 Glühlampen. Eine besondere Trinkwasserleitung sorgt für Erfrischung in stets gleicher Temperatur von 7 Grad. Ein vollständiges Telefonnetz ist vor handen. 1600 Fenster sorgen für Tageslicht, welches im Innern der Arbeitsäume durch weissglasirte Steinwände reflektirt wird. Das vorhandene Schriftmaterial wiegt 20 000 Zentner, die Zahl der An gestellten beträgt 4061, die sich auf folgende Abteilungen verteilen: Werksetzerei .... 885 Akzidenzsetzerei . . 122 Werkdruckerei . . . 258 Akzidenzdruckerei . 93 Galvanoplastik ... 85 Falzerei ..... 721 Buchbinderei . . . 927 Hauptbureau .... 42 Sonstige Abteilungen 728 Die Leistungsfähigkeit der Druckerei ist sehr gross; als Beispiel wird angeführt, dass ein Kommissionsbericht von rund 2000 Druck seiten Umfang, dessen Manuskript am Sonnabend Abend 6 Uhr ein ging, am Montag Morgen fix und fertig gedruckt und in drei Bänden gebunden den Kongressmitgliedern vorgelegt werden konnte. Was sollte dagegen die Leistung besagen, wenn von abends um 6 Uhr bis morgens 9 Uhr der Bericht über den Verlust des Dampfers »Maine« fertig zur Ablieferung war, umfasste er doch nur 300 Druckseiten; allerdings waren darin 25 Aetzungen (davon eine zweifarbig) ent halten, die in derselben Zeit eist angefertigt und ebenfalls gedruckt werden mussten! Die Amerikaner sind stolz darauf, nunmehr die grösste Druckerei der Welt zu besitzen; als zweitgrösste gilt die französische Staats druckerei und als dritte die deutsche Reichsdruckerei. Die grössten Privatdruckereien in Amerika sind die der Firmen Robert J. Collier in New York und W. B. Conkey in Hammond (Indiana). 0. W. Chromokarton-Lieferung 165. Schied spruch Mein Abnehmer X. in A. beansprucht auf eine ihm im Dezember 1902 gemachte Lieferung von ca. 1500 Bogen Chromokarton im Be trage von 268 M. 65 Pf. wegen angeblich mangelhafter Druckfähig keit infolge »löcherigen« Striches, einen nach meiner Ueberzeugung unberechtigten Abzug von 84 M. 40 Pf., und ich kam mit ihm über ein, die Angelegenheit Ihrem Schiedspruche zu unterbreiten. Wie Sie aus der Abschrift der gewechselten Briefe ersehen, behauptet X., dass der Karton mit löcherigem Strich geliefert worden sein soll und sich infolgedessen mangelhaft gedruckt hat, besonders sollen die Farben nicht gut gedeckt haben. X. behauptet sogar, dass der Karton ein alter, gestrichener Vorrat gewesen sein soll, und ich eine etwa zur Ergänzung der Bestellung noch fehlende Kleinigkeit habe nachstreichen lassen. Dem ist nicht so, vielmehr wurden die gelieferten etwa 15C0 Bogen am 29. 12. aus einem Guss gestrichen und fertiggestellt, und, weil der Posten sehr eilig war, schon am 81. 12. abgesandt. Wenn deshalb der Karton, der trotz der Eile bei mir mit aller Sorgfalt herausgearbeitet worden und, wie der Ausfallbogen auch zeigt, mit durchaus glatter Fläche abgeliefert ist, Mängel beim Druck auf der Steindruck-Schnellpresse gezeigt hat, so ist die Schuld dabei nicht auf diesen, sondern vielmehr auf andere Ursachen zurückzu führen. Solche sind, dass der Karton viel zu frisch in Angriff ge nommen wurde und die Farben wegen der grossen Eile der Be stellung viel zu frisch übereinander gedruckt worden sind. In der Anlage sende ich einen Abschnitt von dem mir von dem Kunden als Beweis für die Mangelhaftigkeit eingesandten Druckbogen. Der be hauptete üebelstand, dass die Farben schlecht ausgedruckt haben, ist an diesem Abschnitt nur an dem Dunkelrot, Lila und teilweise auch am Grau bemerkbar, während die anderen Farben, besonders aber die beiden Gelb, das Rosa und Rot tadallos ausgedruckt haben. Der schlagendste Beweis aber für die ungerechtfertigte Bemängelung sind die beiden nebeneinander laufenden schmalen, hellgrünen Linien. Diese sind scharf ausgedruckt, während das von ihnen durchzogene G au hart nebenan die gerügten weissen Fleckchen zeigt. Wäre aber der Strich löcherig oder sonstwie mangelhaft, so müssten alle Farben durchweg den gleichen Fehler haben. Es liegt also offenbar ein Versehen in der Druckerei vor, weshalb ich die Reklamation ent schieden abgelehnt habe. Wie aus dem Briefwechsel ersichtlich, wäre ich nicht abgeneigt gewesen, die Angelegenheit mit einem kleinen Nachlass aus der Welt zu schaffen, wenn Aussicht vorhanden war, den Kunden dadurch für weitere Aufträge zu gewinnen, dies scheint nun aber nicht der Fall zu sein, daher habe ich keine Ver anlassung mehr, einem Nachlass zuzustimmen. Chromopapierfabrik Y. in B. * * * Meine seinerzeitige Anfrage, ob ein brauchbares Papier für den beregten Zweck vorrätig wäre, wurde von dem hiesigen Vertreter der Firma Y. bejaht, und auf meinen Auftrag hin erfolgte die Lieferung der rund 1800 Bogen, von welchen ich ein fertig bedrucktes Exemplar anbei übersende. Ein von mir über die Eigenschaften des Papiers befragter Fachmann behauptet, dass das Papier »aus irgend einem Grunde wahrscheinlich nicht gebrauchsfähig gewesen sei, lange ge lagert habe und dann, um verwendet werden zu können, schnell mit einem neuen Strich versehen worden sei.« Beim Druck haben sich dann Mängel herausgestellt, in Folge deren nur etwa 1/a bis 2/ der fertigen Ware gebraucht werden können, während der Rest in die Papierspäne wandern muss. Ich mache besonders auf das Poröse des Striches aufmerksam und füge 2 Exemplare der Aus-