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Nr. 65 PAPIER ZEITUNG 2295 sichtbar sind. Für Absitzbehälter von 5 bis 9 Fuss Durch messer sollte der Rührer eine Umfangsgeschwindigkeit von 500 Fuss in der Minute haben. Die untersten Teile des Rührers sollten nicht weiter als 1 Zoll vom Boden des Absitz kastens abstehen. Bei vollem Kasten genügen 20 Minuten kräftigen Rührens, um völlige Lösung von beliebiger Stärke bis zu 101/20 B. zu erhalten. 4. Der Ablasshahn für die klare Lauge soll so hoch an gebracht sein, dass auf jeden Zentner Chlorkalk 5 Kubikfuss Schlammraum vorhanden sind. Dies gilt für Lösungen bis zu 101/2° Be. 5. Der Schlamm besteht nicht aus Bleichkalk, sondern aus unlöslichem Kalk, der in der Bleichlösung schwebt. Sobald die klare Lauge abgelaufen ist, fülle man den Bleichkasten nochmals mit Wasser, rühre 5 Minuten und lasse wieder absitzen. 6; Werden obige Ratschläge befolgt, und zeigt die letzte klare Lösung nicht mehr als 1,4° Be., so beträgt der Verlust an Bleichkalk durch den Schlamm nicht mehr als zwei englische Pfund auf den Zentner. Papierstof aus Flachsstroh In Nr. 61 Seite 2167 berichteten wir unter »Geschäfts- Nachrichten« über die Gründung der Aktiengesellschaft Flax Pulp, Limited. Diese Gesellschaft, deren Geschäftsstelle sich in London, E. C., 23-25 Billiter Street, befindet, wurde mit einem Kapital von 125 000 Lstr., eingeteilt in Aktien zu 1 Lstr., gegründet. 33 0C0 Aktien erhielt die Verkäuferin des eng lischen Patents, und 57 000 wurden zur Zeichnung zum Nenn wert aufgelegt. Verkäuferin des britischen Patents ist die French-Hickman Flax Fibre Company. Limited in New York, deren Teilhaber hauptsächlich New Yorker Bankfirmen sind. Das englische Patent ist vom 14. Juni 1899 datirt. Nach dem Prospekt der neuen Londoner Gesellschaft ermöglicht Hick- man’s patentirtes Verfahren, aus Flachsstroh Papierstoff von hervorragenden Eigenschaften zu gewinnen, der den besten, aus leinenen Lumpen oder neuen Abschnitten hergestellten Papierstoff an Güte übertreffe und dabei billiger sei. Die New Yorker Bankherren, welche mit einem Kapital von 2000000 Dollar die French-Hickman Flax Fibre Company, Limited, gegründet und alle Patentrechte erworben haben, be absichtigen in Amerika eine Anlage zur Erzeugung von 20 Tonnen Flachsstroh täglich zu erbauen. Sie gaben das Geld erst her, nachdem ihnen die Erfinder Flachszellstoff und daraus erzeugtes Papier vorgewiesen hatten, welches obige Behauptungen vollauf bestätigte. Auch die englischen Fach leute Cross, Bevan und Beadle bestätigen im Prospekt die Vorzüglichkeit des neuen Papierstoffs. Dass der Rohstoff, Flachsstrob, in genügender Menge zur Verfügung steht, geht aus folgender Mitteilung des Prospekts hervor. In Amerika wird Flachs ausscbliesslich zur Gewinnung von Leinsamen gebaut. Im Staat Nord-Dakota allein waren im letzten Jahr über 3000000 Acker damit bebaut und lieferten gegen 3000000 Tonnen Stroh, das bisher auf den Feldern verbrannt wurde. Die Leinsamenfelder in Indien und Argentinien liefern ungefähr ebensoviel Stroh wie Nord Dakota. Die Firma Wes- thorps, Limited, in London erbot sich, der zu erbauenden Fabrik genug Stroh zu liefern, um täglich 20 Tonnen Stoff zu erzeugen. Die neue englische Gesellschaft hofft, dass sie an jeder Tonne Flachszellstoffs 200 M. rein verdienen wird. (Anmerkung der Schriftleitung: Diese Angabe erscheint über trieben, da man für 200 M. bereits eine Tonne guten Sulfit- Stoffs erhalten kann.) Auf Grund dieser Berechnung erhofft die Gesellschaft bei der beabsichtigten Anlage, die täglich 5 Tonnen Stoff herstellen soll, 300000 M. jährlichen Rein gewinn, also 15 pCt. Dividende auf das vorläufig einzuzahlende Aktienkapital von 2000000 M. Papierstoff aus Baumwollsamen-Schalen Baumwollsamen - Schalen, ein Abfall der Fabriken von Baumwollsamenöl, enthalten bedeutende Mengen anhängender kurzer Baumwollfasern, für deren Verarbeitung zu Papierstoff zahlreiche Vorschläge gemacht wurden. So liess sich auch William C. Johnson aus Memphis, Tennessee, V. St. v. Amerika, ein Verfahren durch amerikanische Patente Nr. 530 553 und 613 208 schützen, wonach die Samenschalen mechanisch zer kleinert und so gut als es geht von den Fasern getrennt werden. Eine Verbesserung dieses Verfahrens liess sich der ¬ selbe Erfinder durch Patent Nr. 733 969 in Amerika schützen. Danach werden die mechanisch von Schalenresten möglichst gereinigten Fasern von den letzten Spuren der Samenschalen auf folgende Weise befreit: Die Fasern werden unter sehr hohem Dampfdruck und hoher Temperatur mit Aetznatron- Lösung behandelt und dann mit heissem Wasser ausgewaschen. Dadurch, dass jede Abkühlung vermieden wird, bleiben die gelösten Farbstoffe in der Flüssigkeit und dringen nicht in die Fasern ein. Auch nimmt das heisse Waschwasser einen grossen Teil der weich und mürbe gewordenen Schalenreste mit. Der heiss gewaschene Stoff wird in einem mit Rührer ausgestatteten Gefäss gebleicht und dann gründlich ausge waschen. Der Erfinder hält dies für zweckmässiger als das Bleichen im Holländer, weil das Schlagen der porenfreien und saugfähigen Beschaffenheit der Fasern schaden könnte. Nun wird der lockere und hervorragend saugfähige Stoff durch warme Luft unter Vermeidung jeglichen Druckes getrocknet. Der so hergeste Ite Baumwollhalbstof soll sich zur Herstellung von feinen Papieren und namentlich von Lösch- und Filtrir- papieren sehr gut eignen. Zigarettenpapier in Russland Seit dem Brand, der die Papierfabrik von O. C. Nebe in Ishora zerstörte, vergl. Nrn. 48 und 49, wird derjenige Teil des russischen Bedarfs an Zigarettenpapier, den bis dahin genannte Fabrik geliefert hat, vom Ausland bezogen. In Russland stellte äusser der Nebe'schen nur die Mirkower Papierfabrik Ziga rettenpapier her. Diese ist mit der Aufstellung zweier neuer Zigarettenpapier - Maschinen beschäftigt, auch mehrere andere russische Papierfabriken haben sich beeilt, das frei gewordene Feld zu gewinnen, und haben Einrich tungen für Zigarettenpapier-Fabrikation bestellt. In unter richteten Kreisen glaubt man, dass in 1—11/ Jahren, wenn die bestellten 5 neuen Maschinen in Betrieb sein werden, solche Uebererzeugung von Zigarettenpapier vorhanden sein wird, dass man auf scharfen Preisrückgang gefasst sein kann. E. Amtliche technische Versuchs-Anstalt in Frankreich. Der Präsi dent der Republik eröffnete am 1. Juli das »Laboratorium für mechanische, fysikalische, chemische und Maschinen-Versuche«, das einen Bestandteil des »Conservatoire national des arts et mtiers« bildet. Direktor des neuen Laboratoriums ist Herr Prof. M. A. Perot von der Universität in Aix. Das Labora torium wurde durch ein Staatsgesetz geschaffen. Sein Zweck ist, den Gewerbetreibenden, Kaufleuten und Privaten zu er möglichen, dass sie Rohstoffe oder Fabrikate aller Art, Ma schinen und Vorrichtungen nach beliebigen Richtungen hin prüfen lassen. In se n Bereich gehören: die allgemeine Fysik mit Ausnahme der Elektrizität, Metalle, Maschinen, mit Aus nahme von elektrischen, neue oder wenig bekannte Pflanzen- Rohstoffe, Gespinstfasern, Gummi, Guttapercha und Kautschuk. Die ersten Einrichtun gekosten betragen 1 300 000 Frank. Dieses neue Laboratorium dient ausschliesslich für Private. Die Be hörden werden ihre Rohstoffe nach wie vor im Laboratorium der »ecole des ponts et chaussees« prüfen lassen. Eisenbahn-Güterkarte Die in Nr. 25 der Papier-Zeitung beschriebene Eisenbahn- Güterkarte, sowie die später verbesserte Karte, deren grösster Teil an den Empfänger abgegeben wurde, und von der nur das Benachrichtigungssohreiben bei der Eisenbahnverwaltung verblieb, hat bei den Verfrachtern nicht die Zustimmung ge funden, welche die preussische Eisenbahnverwaltung erwartet hatte. Die Gegner der versuchten neuen Einr chtung heben haupt sächlich hervor, dass die Karte unübersichtlich und der Raum für die Bezeichnung der Güter, der Nachnahme und der Adresse ungenügend sei. Dass der jetzt bestehende Fracht brief verbesserungsfähig ist, wird allgemein anerkannt, nur ist man noch nicht im Klaren, wie die Verbesserung zur all gemeinen Zufriedenheit erfolgen soll. Vorläufig dürfte dem nach der Versuch, die Eisenbahngüterkarte einzuführen, als gescheitert zu betrachten sein. Vi-lleicht bildet sich, wie be reits vorgeschlagen wurde, eine Kommission von Kaufleuten, Spediteuren und Eisenbahnfachleuten, der die Lösung der nicht leichten Aufgabe gelingt, einen neuen brauchbaren Fracht brief mit Karte zu entwerfen. H, B.