Volltext Seite (XML)
Handelskammer-Bericht 1902 Breslau. Lumpen zur Papier- und Pappenfabrikation. Das Geschäfs- jahr 1902 war für das Lumpengeschäft nur verlustbringend. Die ge drückten Preise dürften darauf zurückzuführen sein, dass von Jahr zu Jahr weniger Lumpenpapiere gearbeitet werden; auch sind die Zellstoffpreise derart gesunken, dass die Papierfabrikanten vorziehen, mehr und mehr Zellstoff statt Lumpen zu verarbeiten. Es wurden zwar, namentlich von den geringeren Marken Lumpen, wie Bast, Blau- und Graukattun grössere Mengen nach Amerika und Russland ausgeführt, doch hat man die Geschäfte nur gemacht, um sich für die Zukunft weitere Abnahme zu sichern. Papierfabrikation. Die infolge Begründung des Verbandes deutscher Druckpapier-Fabriken errichteten Neuanlagen sind inzwischen voll in Betrieb gekommen, und die verschärfte Konkurrenz und die über den Bedarf weit hinausgehenden Angebote haben die Preise allgemein, nicht nur für Zeitungsdruckpapier, gedrückt. Der Verband deutscher Druckpapier-Fabriken umfasst nur die Herstellung von Zeitungsdruck papier und gestattet seinen Mitgliedern, andere Papiersorten frei händig zu verkaufen, darunter auch Ausschuss-Papier. Infolgedessen haben verschiedene Verbands-Fabriken viel Ausschuss auf den Markt gebracht; manche haben sich auf Herstellung von Sorten verlegt, die früher nicht in den Rahmen ihrer Fabrikation passten, z. B. satinirte Druck- und Packpapiere. Da sie in der Herstellung dieser Sorten unerfahren waren, haben sie die Preise auf einen aussergewöhnlichen Tiefstand gedrückt. Die frühere Ausfuhr nach England ist nur noch in geringeren Mengen und zu verlustbringenden Preisen möglich; sie wird nur auf recht erhalten, um den inländischen Markt zu entlasten und Betriebs- einschränkungen oder Arbeiterentlassungen nach Möglichkeit zu ver meiden. Der Wettbewerb der skandinavischen Fabriken machte sich auf dem englischen Markt recht fühlbar, und in letzter Zeit musste man auch dem Wettbewerb der amerikanischen Fabriken entgegen treten. Oesterreich-Ungarn und Russland kommen als Ausfuhrgebiete gar nicht mehr in Betracht. Die österreichischen Fabriken sind durch den Ausfuhrzoll auf Lumpen, billiges Holz, billige Arbeitslöhne usw., vor den deutschen sehr im Vorteil, und auch in Russland hat sich unter dem Schutze hoher Zölle eine sehr leistungsfähige, gut geleitete Papierindustrie entwickelt. Auch die Schwierigkeiteu, welche russischerseits der Einfuhr deutscher Erzeugnisse in den Weg gelegt werden, sind nicht gering. Die deutsche Volkswirtschaft war nicht imstande, die ganze Er zeugung der vermehrten und vergrösserten Fabriken aufzunehmen. Diese hatten deshalb grosse Schwierigkeiten, Aufträge auch nur für kurze Zeit im voraus zu erhalten, und einzelne Fabriken wurden zu unfreiwilligen Stillständen gezwungen. An Aufbesserung der Preise konnte nicht gedacht werden, vielmehr war weiterer Rückgang der Papierpreise und damit der Betriebsergebnisse die notwendige Folge des Wettbewerbs. Die Zeitverhältnisse drängen darauf hin, die Arbeit zu spezialisiren; besonders ist dies bei der Papierindustrie der Fall. Wesentlichen Einfluss auf das Betriebsergebnis hatten auch die Rohstoffpreise. Hierin, sowie in den Bezugsquellen, sind keine wesentlichen Aenderungen eingetreten. Der Preis für Rohstoff ist infolge guter Ernte gegen Ende des Kalenderjahres gesunken. Das Haderngeschäft liegt nach wie vor ungünstig für die inländischen Fabriken, besonders für die schlesischen, da Oesterreich-Ungarn einen Ausfuhrzoll auf Lumpen erhebt und ein Bezug von dort aus diesem Grunde ausgeschlossen ist, während die besseren Sorten deutscher Lumpen zollfrei ausgeführt werden. Es ist dringend erwünscht, dass bei den bevorstehenden Vertragsverhandlungen durch Aufhebung des österreichischen Ausfuhrzolls ein Ausgleich hierfür geschaffen werde. Holzzellstoff und Holzschliff waren im allgemeinen billiger erhältlich als im Vorjahie. Während Deutschland seinen Bedarf an Zellstoff vollständig decken kann, ist die deutsche Papierindustrie bei anhaltender Trockenheit zum Teil noch immer auf Einfuhr ausländischen, be sonders skandinavischen Holzschliffs angewiesen. Nordische Fabriken haben sich inzwischen auch auf die Herstellung feineren Holzschliffs eingerichtet, und das Erzeugnis einzelner Schleifereien kann den schlesischen als nachahmenswert empfohlen werden. Durch weiteren Ausbau und Vervollkommnung ihrer Einrichtungen dürften auch die Schlesier in der Lage sein, ihre Erzeugung wesentlich zu erhöhen und den Stoff zu verbessern. Der Einfuhrzoll von 1 M. für 100 kg Stroh, den der Tarif-Entwurf versieht, ist zu bedauern, da im Falle von Missernten im Inlande die Herstellung von Strohstoff zur Papierfabrikation und Ausnutzung be stehender Anlagen auf lange Zeit hinaus fast unmöglich werden dürfte. Ausländisches Stroh wird durch die Fracht schon sehr ver teuert, und kommt dazu noch ein Einfuhrzoll, so werden zweifellos die jetzt bestehenden Anlagen entwertet, da mit Missernten immer wieder gerechnet werden muss und die inländische Fabrikation dann auf den Bezug von Stroh aus Oesterreich-Ungarn angewiesen bleibt. Die in Aussicht genommene Ermässigung des Zolles auf Chlorkalk ist im Interesse der Papierfabrikation erfreulich. Für Chlorkalk, Schwefelsäure Tonerde, Soda mussten indes im Berichtsjahre noch die bisherigen hohen Preise angelegt werden. Den schlesischen Papierfabriken ist es zum Teil gelungen, den Stamm der Arbeiter zu erhalten. Von einer Fabrik sind in der Nähe des Betriebes wieder eine grössere Zahl neuer Arbeiterwohnhäuser mit kleinen Hausgärten angelegt worden; dies scheint auch in an deren Papierfabriken immer mehr Nachahmung zu finden und wird für das beste Mittel gehalten, einen treuen Arbeiterstamm heranzu bilden. Wenn auch die Nachfrage in den letzten Monaten des Berichts jahres etwas gestiegen ist, so sind doch die Lagervorräte der Fabriken kaum geringer geworden, die Preise aber weiter gefallen. Von den Abnehmern werden billigere Papiere verlangt, die, wenn auch von etwas veränderter Stoffzusammensetzung, denselben Anforderungen genügen und dasselbe Aussehen haben sollen, wie die teureren. Papiergrosshandel. Ein weiterer Preisrückgang auf einen Stand, wie er zum Teil noch nicht erreicht worden war, vergrösserte bei der üebererzeugung das Angebot, besonders in Zeitungsdruckpapier. Im Laufe der letzten 2 Jahre erfolgten Preisabschläge von 80 pCt. Braunholzpapier konnte gleichfalls seinen Preis nicht behaupten; noch weniger Zellulose-Pack- und Schreibpapiere, die ebenfalls unter der all gemeinen schlechten Geschäftslage sehr zu leiden hatten. Das Ge schäft in Luxus- und Spitzenpapier entsprach dem des Vorjahres. Der Absatz im Inlande blieb unverändert; dagegen zeigte sich für Nord amerika ein etwas regerer Bedarf. Die Ausfuhr hat unter der aus ländischen Konkurrenz und oft unter falscher Auslegung der Zoll tarife zu leiden. Die Preise wichen. (Schluss folgt.) Wilh. Bruch & Schlee, Berlin W Französische Strasse 28 Wasserversorgung * Kanalisation Wasserreinigung [141287 Enteisenungsanlage — Wasserweichmachungsapparate Abwasser-Kläranlage Offerten auf Wunsch. Muster und Lichtdruck. Hnfichtskarten in Lichtdruck und Lichtdruck in Verbindung mit Farbendruck. Special-Erzeugnis unseres Hauses Hamburg.20 Knackstet 8 Näther -- ” Licht- u. Steindruckerei. Versand festbestellter Karten 1902: 37000000 Stück. [146110 Neuheit 1903: Doppelton-Licbtdruch Vornehmste u. künstlerischeste aller bis jetzt bekannt. Lichtdruckausführungen. Brillante malerische Effecte.