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Eingesandte Werke finden Besprechung • 2263 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchbinderei ** * * * Buchhandel Nr. 64 Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck *** *** Steindruck Buchgewerbe xxxööcööööxöcöööööxxösö88888888888888888888 Der Buchdruckerei-Kontorist Durchfliegt man die Stellengesuche der Fachblätter, so findet man sehr häufig Anzeigen, in denen ein »Suchender« von etwa 21 Jahren die Stelle eines Kontoristen in der Buch druckerei haben möchte, und als Befähigungsnachweis hinzu fügt, dass er in Buchführung und im Verkehr mit den Kunden »routinirt« sei. Alle Achtung vor einem Jüngling, der das von sich sagen kann. Buchführung in Buchdruckereien ist ja nicht schwer, erfordert aber doch genaue Fach- und Sachkenntnis; was dagegen den Verkehr mit den Kunden betrifft, so gehört dazu doch etwas mehr Menschenkenntnis und Vertrautheit mit den Umgangsformen, als ein einundzwanzigjähriger Durch schnittsmensch in der Regel aufzuweisen pflegt. Zu einem guten Fachmann, der den Verkehr mit Kunden führen soll, gehört mancherlei, das sich nur theoretisch, und anderes, das sich nur praktisch erlernen lässt, zu allem aber gehört Erfahrung, die nur durch die Zeit gewonnen werden kann. Ein Kunde, der einen Druckauftrag überbringen will, aber zuvor den Preis wissen möchte, vielleicht mit der Neben absicht, vor Auftragserteilung noch bei andern Druckereien anzufragen, ist mit besonderer Vorsicht anzufassen, denn in der Regel gehört er zu denen, die eine ungefähre Ahnung von dem Kostenpunkte haben. Handelt es sich um eine Akzidenz, so muss der Kontorist Fachkenntnis genug haben, um die ungefähre Dauer der zum Satze erforderlichen Zeit auf einen Blick taxiren zu können; einen kleinen Anhalt dürfte die Er fahrung geben, dass man auf jeden Winkelhaken Satz mittlerer Breite eine halbe Satzstunde annehmen kann; eine Oktav kolumne also 3 Stunden usw. Handelt es sich um künst lerischen Satz, so darf man nicht übersehen, dass dem Setzer in den seltensten Fällen gleich beim ersten Anlauf der Wurf gelingt, man muss also mit dem wahrscheinlichen Umsetzen einzelner Zeilen rechnen und tut deshalb gut, die Satzzeit einer Akzidenz-Oktavkolumne auf wenigstens 5 Stunden zu veranschlagen. Der zweite Kalkulationsposten ist Druck. Um die voraus sichtlichen Kosten richtig zu veranschlagen, muss man zunächst wissen, ob die Arbeit auf der Schnellpresse oder dem Tiegel ausgeführt werden soll und kann; ist es nur eine einfarbige Arbeit, so rechnet man für das erste Tausend 2, für jedes folgende Tausend 11/4 Stunden Maschinenzeit, mindestens aber 11/2 Stunden für 1000 Druck im Durchschnitt bei Auflagen von 5000 und darüber. Für den dritten Kalkulationsposten, Papier, ist Kenntnis der landläufigen Papierformate und deren Preise für die einzelnen Hauptsorten unabweislich; es wird hierfür im allgemeinen genügen zu wissen, dass die meisten kauf männischen Akzidenzen im Postfo oal, 46X59 cm im einfachen Bogen, 22X29 cm im Quartblatt, behördliche Arbeiten dagegen meist im Kanzeiformat, 43X34 cm im einfachen Bogen, 21X33 cm im beschnittenen Folioblatt, Reichsformat, hergestellt zu werden pflegen. Einige Uebung genügt zur Taxirung des Bogens nach Gewicht durch den Griff; weiss man, dass das ge bräuchlichste Gewicht 20 kg die 1000 Bogen Postformat dem Gewicht von 12 kg die 1000 Bogen Kanzleiformat entspricht, und weiss man ferner, dass das kg holzfrei Schreibpapier je nach Güte 40 bis 60 Pf. kostet, 1000 Bogen = 20 kg Post mit hin durchschnittlich 10 M., 1000 Bogen 12 kg Schreib durch schnittlich 6 M., so wird man die Papierselbstkosten schnell ermitteln können. Buchbinderarbeit ist die vierte Hauptrubrik der Kalkulation, die niemals äusser acht gelassen werden darf, selbst wenn es sich um blosses Beschneiden einfacher Rechnungsformulare handelt; denn auch dies kostet Zeit und Geld, namentlich wenn man, vom Buchbinder gleichzeitig den fertigen Druck sorgfältig durchsehen und etwa entdeckte Makulatur-Exemplare heraus werfen lässt. Handelt es sich um umfangreichere Arbeit des Buchbinders, etwa Falzen, Heften, Perforiren, Paginiren usw., so sollte man sofortige Preisabgabe stets ablehnen, um zuvor vom Buchbinder genauere Angaben einzuziehen; andernfalls kann es vorkommen, dass man sich zum Schaden seines Chefs gründlich verrechnet. Ich kann jedem, der mit Kundenverkehr beauftragt ist, raten, einen Block bereit zu halten, der folgende wenige Zeilen in Vordruck enthält: Summe Selbstkosten Verkaufspreis Satz Stunden Druck „ Papier Bogen Buchbinder . . . Stunden Auslagen Sonstiges ...... Einige Zeilen mehr für Sonderwünsche sind nötig, die Hauptsache ist aber, dass nichts zu veranschlagen übersehen wird, was für Ausführung des Auftrages erforderlich ist; beispielsweise etwa zu liefernde Klischees, Zeichnungen usw. Auch wird man die Kosten der Farbe in solchen Fällen be sonders veranschlagen müssen, wo ungewöhnlich grosse Druck flächen zu decken sind. Die einzelnen im obigen Schema angedeuteten Posten sind wie folgt anzusetzen: Angenommen, es handelt sich um ein einfaches Zirkular, Postquart, einseitig in einer Farbe ge druckt, und der Setzer braucht 4 Stunden zum Satz, der Druck soll auf der Tiegelpresse ausgeführt werden, als Papier ist 20 kg Post zu 10 M. für 1000 Bogen gewählt. Wenn der Setzer 4 Stunden zum Setzen gebraucht, so dauert das Auf räumen der Arbeit, das mitzurechnen ist, eine Stunde mehr; man rechnet also entweder 5 Stunden zum einfachen Setzer lohn oder 4 Stunden zum Sl4 fachen Setzerlohn als Selbstkosten. Der Minimallohn beträgt an Orten ohne Lokalzuschlag rund 40 Pf. stündlich. Nehmen wir der Einfachheit halber diesen Satz als Grundlage für unser Beispiel, so ergibt obige Kalku lation folgendes Bild: Selbstkosten Verkaufspreis Satz 5 Stunden Druck ..... 2 » Papier .... 180 Bogen Buchbinder . . . 1/2 Stunde Fahrgeld des Boten. . . . 2 M. — Pf. 2 „ n 1 » 30 , - „ 25 » — ,20. 4 M. — Pf. ° » » 1 „ 75 „ — » 50 » — , 50 „ Summe .... 6 M. 25 Pf. 11 M. 75 Pf. Die zur Deckung der Geschäftsspesen erforderlichen Auf schläge sind aus vorstehendem Beispiele ersichtlich: aut Satz- und Druckkosten je 100 pCt., auf Papierkosten 25 bis 33 pCt., Buchbinderarbeit ebenfalls 50 bis 100 pCt., je nach den ört lichen Verhältnissen. Hier ist nicht zu übersehen, dass saubere Verpackung auch zu Buchbinderarbeiten gehört! Bei Kalkulationen von Werkdruck müssen die Aufschläge meist niedriger angenommen werden und dürfen gewöhnlich nur 60 pCt. oder auch 50 pCt. bei den Löhnen und 10 pCt. bei den Papierkosten betragen; die Ausrechnung ist hier in dessen einfacher, weil Werke gewöhnlich im Berechnen her gestellt werden, es also nur darauf ankommt, den Umfang des Werkes richtig zu berechnen, was meist durch den Metteur oder auch den Setzer selbst zuverlässig ausgeführt wird. Anderseits darf bei Werkdruck nicht übersehen werden, die Kosten des Korrekturlesens mit 10 pCt. des Satzpreises und das mehrmalige Ausschiessen einzurechnen, namentlich aber nicht zu unterlassen, dem Besteller die Kosten der vom Setzer nicht verschuldeten Autor-Korrekturen von vornherein als ver gütungspflichtig zu bezeichnen; andernfalls schafft man sich eine dauernde Quelle von Streit und Aerger. Die mit dem