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schwemmt werden, sieh in aufdringlichster Weise bemerkbar machen. Ich erinnere nur an »Lysistrata«, »Monna Vanna« und »Nachtasyl«, Bilder, die in fast allen Läden hängen und das Publikum anlocken, die Vorstellungen zu besuchen. Ebenso aber, wie es Pflicht wäre für die Theaterdirektoren, diese so genannten »Zagstticke«, welche pestartig auf die deutsche Ge sittung wirken, von den Bühnen verschwinden zu lassen, ebenso erscheint es auch als eine berechtigte Forderung an die Karten fabrikanten, dass sie es vermeiden, dem Publikum derartige Zeichen der Berliner Theaterkorruption auch noch im Bilde vorzuführen und die Provinzen damit zu überschwemmen. Berlin ist ohnehin schon im Reiche verrufen genug. Fototypien besserer Art stellen in grosser Anzahl Szenen aus dem Liebes- und Eheleben dar. »Am Telefon« ist z. B. eine derartige Reihenfolge benannt. Rechts und links auf der Karte sind »sie« und »er« am Telefon dargestellt, während in der Mitte ein oberhalb von den Telefondrähten überspannter Platz frei ist. Auf den Drähten sitzt Cupido, und darunter stehen Verse, nach welchen das Paar sich kennen lernt und schliesslich verlobt. „In luftiger Höh’« stellt ein Liebesidyll dar im Luftballon. »Der erste Zwist« veranschaulicht das Zer würfnis eines jungen Ehepaares und ihre Versöhnung. Auch die Karten mit Illustrationen der Berliner Zeitungsanzeigen sind nach fotografischen Aufnahmen hergestellt. Die Anzeige lautet z. B.: »Umständehai. w. Herr gute Mandoline geg. Regenschirm zu vertäu.« Das Bild stellt einen verhärmten, offenbar brotlosen Künstler dar, der, seine Mandoline im Arm, schutzlos gegen Wind und Regen ankämpft. Auch die anderen Bilder, welche Anzeigen illustriren, wie: »Geld und Hypo theken«, »Heiratsgesuch« usw., sind satyrisch-humoristisch ge halten. Unter den Ansichtskarten mit landschaftlichen Motiven ist vor allen die Reihenfolge zu nennen, die dem »Sang vom Havelstrand« zur Erläuterung dienen. Die kleinen Bilder: Pfaueninsel, Schloss Babelsberg, Kirche von Nikolskoe, Heilands kirche in Sakrow, Marmorpalais usw., nach der Natur aufge nommen und leicht kolorirt, sind von einem leichten Rahmen in schwungvollen Stielwindungen umgeben, deren Blumen zu den Landschaften in Beziehung stehen. Die Bilder sind bald linksseitig, bald am oberen Rand der Karte angebracht und gelegentlich auch durch eine symbolische Figur oder einen Frauenkopf charakterisirt. Ebenso sind die von warmer Vater landsliebe zeugenden Verse von Hans Ritter umrandet. Auch die Karten, die nach den Gemälden Hermann Hendrichs in der Sagenhalle des Riesengebirges zu Mittel-Schreiberhau herge stellt wurden, verdanken der nationalen Gesinnung eines reich begabten Künstlers ihren Ursprung. Die einzelnen Gemälde: »Der Donnergott« (Schneegrube), »Die Riesenburg«, »Die Frühlingsgöttin«, »Die Nebelfrauen« (Zackenfall) usw. sind wunderbare Gestaltungen einer kraftvollen Fantasie, voll hoher Begeisterung und Poesie. Neu s'nd auch die »röhrenden Pano rama-Postkarten«. Auf diesen Karten ist, umgeben von grünem Klee, Glückskäfern, Eichenlaub und deutschen Fahnen, in dem Rundbogen eines Hufeisens eine Fächerform ausgeschnitten und rot konturirt, während eine rote Schleife das untere spitze Ende umgibt, wo ein Stift die rotirende Scheibe hält, deren Fotografien sich hinter dem Ausschnitt vorüberführen lassen. Die Bilder auf der Scheibe sind ja nach dem Aufdruck ver schieden. Der »Gruss aus Berlin« ist von Ansichten der Reichshauptstadt begleitet; »Im Reiche der Kunst« werden uns die Bildnisse verschiedener Künstler und Künstlerinnen vom Theater vorgeführt, während die Fotografien der kaiserlichen Familie von dem Spruch umgeben sind: »Gott schütze das deutsche Herrscherhaus«. H. P. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren - Fache» die Neue» oder Bemerkenswertes bieten, kostentrei beschrieben Ansichtskarten von Carl Seyd, Kunstverlagsanstalt in Boppard am Rhein. Wie bereits öfter erwähnt, fertigt die Firma Licht druckkarten nach Fotografien, die von sogen, lebenden Bildern gewonnen sind. Unter den neu erschienenen Serien, welche sämtlich sowohl einfarbig wie kolorirt angeboten werden, be finden sich bereits Neujahrs- und Weihnachtskarten; besonders die ersteren sind recht gut gelungen. Eine andere Serie heisst »Italienische Typen« und trägt Bilder eines italienischen wandernden Sängerpaares. Besonders reich und vielseitig ist die Serie »Hochzeitsreise«, die ihres Themas wegen viele Freunde finden dürfte. Auch eine Kinderserie unter dem Namen »Unser Liebling« ist recht hübsch. Während früher die Kolorirung der Ansichtskarten aus diesem Verlag recht einfach und ohne Sorgfalt ausgeführt war, sind die bunten Karten unter den erwähnten Neuheiten sehr sauber kolorirt, und die Farben wurden etwas sparsamer aufgetragen, was wesentlich zur Verbesserung beitrug. Briefumschlag mit doppeltem Verschluss und Fadenöffnung, DRGM von Max Pecher in Crimmitschau. Dieser Umschlag soll dem Versender und Empfänger grössere Sicherheit vor unbefugtem Oeffnen bieten, zugleich soll er sich bequemer und sicherer öffnen lassen als der gewöhnliche Briefumschlag. Nachstehende Skizzen lassen die Einrichtung deutlich erkennen. Bild 1 zeigt das fertig ausgestanzte Blatt mit den durch punktirte Linien angedeuteten Falzen. Die Seitenklappen B B werden zuerst geknifft und dann die Unterklappe C darüber geklebt. Diese Form zeigt Bild 2, während in Bild 3 der ver schlossene und versandbereite Umschlag dargestellt ist. Bild 3 lässt erkennen, dass am oberen wie am unteren Falz das Papier doppelt liegt und auch an den seitlichen Fälzen schützen die breiten Umschläge gegen unbefugtes Oeffnen. Damit die Festigkeit des Umschlages aber für den Empfänger kein Hindernis beim Oeffnen bilde, ist ein Faden in den in Bildern 1 bis 3 rechten Seitenfalz eingelegt. Auf den Bildern ist der Faden durch eine punktirte Linie neben dem Seitenfalz an gedeutet. Der fertige Umschlag wird aussen an der rechten oberen Ecke mit einem schrägen Strich und mit der gedruckten Aufforderung versehen, die durch den Strich bezeichnete Ecke in der Richtüng des Pfeiles (Bild 3) abzureissen. Wenn der Empfänger dies tut, so zeigt sich ihm der eingelegte Faden, welcher schnelle und einfache Oeffnung gestattet. Bisher hat man sich allerdings vergeblich bemüht, Umschläge mit Faden öffnung einzuführen, denn der Käufer musste dabei stets einen Vorteil des Empfängers bezahlen. Vielleicht hat dieser Sicherheitsumschlag, der sowohl dem bezahlenden Absender wie dem Empfänger Vorteile bietet, besseren Erfolg. Nach schweren Leiden entschlief heute früh sanft meine innigst geliebte, brave Frau Nur wer die Entschlafene gekannt, wird meinen tiefen Schmerz ermessen können. [160070 Buokow, Bez. Frankfurt-O., den 6. August 1903 Reinhold Hetzer