Volltext Seite (XML)
2222 PAPIER-ZEITUNG Nr. 63 Es wäre Zeit, dass die Herren Fabrikanten des Papierverarbeitungs faches nicht nur danach trachteten, eine recht grosse Fabrik zu be sitzen, sondern lieber dem' Grundsatz huldigten, welchen auch ich stets auf meine Fahne geschrieben: Klein aber mein! S. Internationaler Kongress der Papierfabrikanten. Herr A. Kaindler, Herausgeber des »Moniteur de la Papeterie Franaise«, Organs des Vereins französischer Papierfabrikanten, regt die Abhaltung eines Internationalen Papiermacher-Kon gresses im Juni 1904 in Paris an. Dieser Kongress soll sich mit Fragen befassen, welche von allgemeinem Interesse für das Papierfach sind, z. B. mit dem Feuchtigkeitsgehalt lufttrockener Papierstoffe und der Probenahme von Papierstoff für Feuchtigkeits - Bestimmung. Die in Nr. 60 angeregte Gründung eines internationalen Schiedsgerichts für das Papier fach könnte dort gleichfalls zur Sprache kommen. Inter nationale Papiermacher - Kongresse fanden bereits anlässlich der Weltausstellung in Antwerpen und der Pariser Weltaus stellung 1900 statt. Manila-Streichpapier 163. Schiedspruch Im Einvernehmen mit der Papierfabrik X. in A. haben wir Sie zum Schiedsrichter in folgender Angelegenheit gewählt: Am 9. Mai d. Js. besuchte uns Herr Y. der genannten Firma und bot uns nach den einliegenden Originalproben Manila - Streich Nr. 5896 zu 42 Pf. das Kilo „ „ 5397 II zu 47 Pf. das Kilo und Manila-Streich mit 12 pCt. Glyzerin 5397 II G zu 53 Pf. das Kilo an. Wir bestellten bei ihm auf diese Muster hin je 1000 kg zur Probe. Die Lieferungen erfolgten am 16. Juni, und wir übersenden Ihnen einliegend die Ausfallproben. Wir haben am 25. Juni die Sendung beanstandet und senden Ihnen einliegend die Kopie des Schreibens sowie des darauf folgenden Briefwechsels. Wir behaupten, dass die Lieferung in Qualität, besonders Zähig keit und Glätte, nicht der Probe entspricht. Für die Glätte war die Probe Nr. 5397 II als maassgebend mündlich bei dem damaligen Be suche vereinbart. Wir bitten Sie, die Papiere zu prüfen und Ihr Urteil abzugeben. Buntpapierfdbrik Z. in B. * * * Buntpapierfabrik Z. hat in ihrer Darstellung des Streitfalles ver schwiegen, dass sie die Bestellung in Format und Gewicht irrtüm licher Weise falsch aufgegeben hat, was ich durch beifolgende Belege beweise. Es macht mir den Eindruck, dass der Fehler, der dort be gangen wurde, durch Beanstandung meiner Lieferung gut gemacht werden soll. Wenn das Papier in 51 em-Rollen für die Buntpapier fabrik unbrauchbar ist, so ist es für mich auch unverkäuflich, da diese Papiersorte stets in 62 cm breiten Rollen verwendet wird. Die Bestellung wurde von mir ordnungsgemäss bestätigt, und die Bunt papierfabrik hätte mich damals noch rechtzeitig von ihrem Fehler in Kenntnis setzen können, was aber unterlassen wurde. Papierfabrik X. Aus der beglaubigten Abschrift des Bestellscheins sehen wir, dass die Buntpapierfabrik Z. irrtümlich 51 cm breite Rollen (statt 62 cm breiter) bestellte. Hierauf kommt es aber bei Ent scheidung obiger Streitfragen nicht an, sondern lediglich darauf, ob das gelieferte Papier mustergetreu ist. Das nach Muster 5396 gelieferte Papier ist an Faserfestigkeit etwas geringer, die Farbe ist etwas dunkler, der Griff etwas härter und rauher. Diese Unterschiede liegen wohl hart an der Grenze, aber unseres Erachtens noch innerhalb des Zulässigen, und wir entscheiden, dass Z. das Papier übernehmen, X. aber vom Preis 10 pCt. nachlassen muss. Zwischen der Vorlage 5397 II und dem danach gelieferten Papier finden wir die vorhin erwähnten Unterschiede an Glätte, Bauschigkeit und Faserfestigkeit in etwas stärkerem Maass. Auch hier entscheiden wir auf Uebernahme durch Z. gegen 10 pCt. Preisnachlass. Dasselbe gilt für das mit Glyzerin getränkte, anscheinend aus gleichen Stoffen wie die zwei erwähnten Partien be stehende Papier, das nach Muster 5397 II G geliefert wurde. Bambus-Papier Zu Nr. 60 Aus Brasilien, Staat Rio Grande do Sui, 1. Juli 1903. Anschliessend an mein Schreiben vom 12. Juni sende ich Ihnen unter Kreuzband 2 Papiermuster, welche aus Bambus hergestellt sind, und zwar auf einer Papiermaschine mit Selbstabnahme. Ein Papier ist aus wildwachsendem Bambus (tacquara assü) hergestellt, das andere aus Schösslingen von hier angepflanztem indischen Bambus. B. Wir überwiesen auch diese Muster, für die wir dem ge schätzten Sender bestens danken, der Sammlung der kgl. Papierprüfungsanstalt in Gross-Lichterfelde-W. Das ans den Schösslingen hergestellte Papier ist heller gelblich, unterscheidet sich aber sonst kaum vom andern Muster. Die Papierindustrie von Düren und Umgebung von Jos. Bongartz aus Düren. Fortsetzung zu Nr. 59 Gürzenicher Mühle. Wo jetzt die Papierfabrik von Gebt. Hoffsümmer liegt, stand ehemals eine Oelmühle, welche einem Herrn von Obbendorf gen. Schellard auf Burg Gürzenich ge hörte. Die Mühle ging dann in den Besitz einer Familie Hansen aus Düren über. Später kaufte die Firma H. E. Deutgen die Mühle und das anstossende Gelände auf der rechten Teiehseite und legte daselbst ein Walzwerk an, welches bis Ende der 1870er Jahre in Betrieb war. 1871 kauften Gebt. Hoffsümmer von der Firma Deutgen die Mühle auf der linken Teichseite und stellten dort eine Papiermaschine auf. 1883 kauften sie das Walzwerk auf der rechten Seite, er richteten hier die zweite Papierfabrik und verlegten ihre Brief umschlagfabrik, die sie seit 1865 in Düren betrieben, dorthin. Auch in Mariaweiler befand sich eine Papiermühle. Im Jahre 1791 melden uns die Akten, dass ein Franzose auf der Mühle des Mathias Vassen falsche französische Assignaten (Papiergeld) angefertigt hat. Die französische Agentur in Lüttich kam dieser Fabrikation auf die Spur, und auf ihren Antrag belegte der Dürener Rat die Form und Presse nebst 8000 Assignaten mit Beschlag. Der Assignatenfabrikant war entflohen. Merkener Mühlen. Von den übrigen Papierfabriken liess sich die Entwicklung nur bei derjenigen von Gebr. Schmitz in Merken verfolgen. Johann Arnold Schmitz kaufte 1797 vom Freiherrn von Goldstein die sogen, untere Merkener Mühle, um hier mit 2 Bütten Papier herzustellen. 1816 erweiterte er den Betrieb durch Ankauf der nahegelegenen oberen Merkener Mühle, die er von der Witwe des Freiherrn von Pelzer-Berens berg übernahm. 1823 beschäftigte er in seiner Mühle 70 Ar beiter. Zwei Jahre nachher trat sein Sohn Arnold mit der Firma Adolf Oechelhäuser in Siegen in Unterhandlung behufs Anlegung einer Papiermaschine. Diese wurde auch geliefert und war die erste Papiermaschine, die auf einer Dürener Fabrik aufgestellt wurde. Aber man war mit ihrer Leistung nicht zu frieden, die Entwässerung auf dem groben Metalltuch war sehr mangelhaft. Da man Sauger noch nicht kannte, konnte man nur sehr wenig pressen, so dass das Papier noch sehr nass dem Trockenzylinder zugeführt wurde, an diesem festklebte und nur mühsam herunter zu bekommen war. Nach langen Ver suchen kam einigermaassen brauchbares Papier heraus. Im Bau der Papiermaschinen hatte man inzwischen Fortschritte ge macht, und die in England gemachten Erfahrungen wurden bei neueren Maschinen verwertet. Die Inhaber der nunmehrigen Firma Gebr. Schmitz, Arnold und Ignatz Schmitz, entschlossen sich daher, eine zweite Papiermaschine aufzustellen, die 1852 in Betrieb kam. Kurze Zeit nachher trat die Züricher Firma Escher, Wyss & Co. mit neuen Papiermaschinen auf den deutschen Markt. Da die erste (1823 er) Maschine noch immer nicht nach Wunsch arbeitete, entschloss sich die Firma, eine neue, von Escher, Wyss & Co., an deren Stelle zu setzen. Seitdem hat sich die Fabrik, der in jüngster Zeit noch eine Filialfabrik in Brohl a. Rh. angegliedert wurde, sehr entwickelt. Sie erzeugt hervorragende Spezialitäten und arbeitet mit drei Papiermaschinen. Auf folgender Seite sind einige Wasserzeichen zur Hälfte verkleinert abgebildet, die teils von Dürener Firmen herrühren, teils Akten entnommen sind, die in Düren beschrieben wurden. Die Nummern 1—13 sind den Rechnungen des Amtes Düren vom Jahre 1465 bis 1670 entnommen, die bei den Nummern 14 bis 17 angebrachten Buchstaben lassen darauf schliessen, dass sie Dürener Erzeugnissen angehören, denn es gab in Düren im 18. Jahrhundert Papiermacher namens Jacob Holmann und Hoesch. Am häufigsten begegnen uns die Wasserzeichen des Rütger von Scheben, sie stammen aus der Zeit von 1724 bis 1800. (Fortsetzung folgt.) * * * Berichtigung zu Nr. 59: In der »Geschichte der Familie Schoeller« muss es heissen: Der Vorfahr der Familie Schoeller war in Gemünd (Eifel) ansässig (nicht im schwäbischen Gmünd). Ferner firmirt man auf dem Hammer nicht seit 1817, sondern seit etwa 1857, nämlich seit dem Tode Heinr. Aug. Schoellers, »Heinr. August Schoeller Söhne«.