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2188 Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck *** * * * Steindruck Nr. 62 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Berliner Typographische Gesellschaft Am Sonntag, 9. August, vormittags, veranstaltet die Gesell schaft in Gemeinschaft mit dem Berliner Faktoren-Verein einen Spaziergang längs der Oberspree und nachmittags ein Garten fest im Restaurant Kohlhase (Schloss-Strasse) in Friedrichsfelde. Treffpunkt für den Spaziergang: Ringbahnhof Treptow morgens 8/49 bis 1/410 Uhr. Das Gartenfest beginnt um 3 Uhr im Restaurant Kohlhase in Friedrichsfelde. Anmeldungen der Erwachsenen und Kinder zur Teilnahme am Spaziergang bezw. am Gartenfest haben bis 4. August bei Herrn Obermaschinen meister Spatt, Wilhelmstrasse 10, zu erfolgen. Der Vorstand Englische Kunstzeitschriften und Lieferungswerke Von W. von Knoblauch In keinem Lande wird soviel Wert auf »angewandte Kunst« gelegt wie in England. Der Schrei nach technischer Aus bildung und künstlerischer Eigenart ist ins Volk gedrungen und hat ein weitverzweigtes Verlangen nach Belehrung in Wort und Bild hervorgerufen. Die vielen neu gegründeten technischen Schulen und Institute, »The Art and Science Classes« mit eingeschlossen, tragen dazu bei, diese Bewegung in Fluss zu erhalten und zu verstärken. Äusser den vielen kleineren Ausstellungen von modernen Kunsterzeugnissen zeigt sich das wachsende Interesse an dieser Bewegung in dem Entstehen und Aufblühen vieler künstlerisch angelegten Zeitschriften und Lieferungswerke, die die Meisterwerke der alten und modernen Kunst dem Publikum zu mässigem Preise vor zuführen versuchen. Die Fortschritte in den fotomechanischen Prozessen und dem Dreifarbendruck ermöglichen es den Ver legern, die Zeitschriften und Sammelwerke mit vielen und guten Abbildungen auszustatten. Im grossen und ganzen kann man Zeitschriften und Lieferungswerke in zwei Klassen einteilen: Die erste Klasse umfasst die Zeitschriften, die für Kunstkenner, Sammler und künstlerisch geschultes Publikum bestimmt sind; die zweite Klasse umfasst die Lieferungswerke und Zeitschriften, die der grossen Masse das Gebiet der Kunst erschliessen wollen. Unter den künstlerischen Fachzeitschriften steht das in der ganzen Welt durch seine grossartigen Leistungen bekannte »Studio«, dessen 28. Band im Erscheinen begriffen ist, oben an. Das »Studio« widmet sich der hohen Kunst in der Malerei, Architektur, Skulptur und zieht das Handwerksmässige der Gold- und Silberschmiederei, Holzschnitzerei, Buchbinderei usw. ebenfalls in seinen Bereich. Das »Studio« ist das anerkannte Organ der »Arts and Crafts Society«. Der billige Preis des Hettes (1 Shilling = 1 M.) ist bei der Fülle der ausgezeich neten Aufsätze und den vielen künstlerisch ausgestatteten Illustrationen äusserst niedrig. Die typografische Ausstattung eines jeden Heftes ist vorzüglich. Vor mir liegt die April- Nummer 1903 dieser Zeitschrift. Dieses Heft gibt einen besseren Eindruck der Vielseitigkeit als die vierteljährlichen Sondernummern, die meistens einem Künstler geweiht sind, wie z. B. die um Weihnachten letzten Jahres veröffentlichte Corot-Nummer. Das Papier ist Kunstdruokpapier, durch dessen Anwendung die verschiedenen fotomechanischen Prozesse, die zur Herstellung der Bilder verwandt werden, zur vollen Geltung kommen. Sehr zu loben sind die farbigen Tafeln, die dem Aprilhefte eingefügt sind. Z. B. ist Frederic Houbron’s Gemälde »Paris« in einer ausgezeichneten farbigen Lithografie dem Hefte beigefügt, während andere Bilder des selben Malers im Texte autotypisch wiedergegeben sind. Diesem Aufsatz über die Malerei folgt ein Artikel über die Architektur und Ausstattung eines modernen Wohnhauses mit vielen Abbildungen. Hervorzuheben ist die farbenfreudige Darstellung des Speisezimmers. Auch die übrigen Bilder dieses Artikels sind klar und anschaulich. Eine lithografische Abbildung einer Vase E. Galle’s erläutert in kunstverständiger Weise den Bericht über die kunstsinnigen Handwerker von Nancy. Selbstverständlich bringt auch diese Nummer eine ausführliche reich illustrirte Abhandlung der jetzt geschlossenen Arts and Crafts Exhibition, über die den Lesern der Papier- Zeitung seinerzeit berichtet wurde. Die drei Faksimile der von G. Reuter im alten Chronikenstil verfertigten Manuskripte mit ihren vielen künstlerischen Initialen und Randverzierungen verdienen volle Beachtung und Bewunderung. Von den farbigen Lithografien sind wohl die des Cappucino in Amalfi und der Long Border bei Holme Lacy am besten gelungen. Lesenswert sind die Kunstberichte aus London, Glasgow, Florenz, Genf, Stockholm, Madrid, aber es wirkt auf den deutschen Leser befremdend, dass keinerlei Berichte aus irgend einer deutschen Kunststadt, wie Berlin, Dresden, Düsseldorf, München vorliegen. Fast scheint es, als sei auch die Redaktion des Studios von dem in England augenblicklich stark grassiren- den Deutschenhass ergriffen. Den Schluss des Heftes macht ein Bericht über die von der Redaktion des Studio preis gekrönten Arbeiten mit vielen Abbildungen. Mehr für die edle Zunft der Sammler ist die im zweiten Jahrgang stehende Zeitschrift »The Conoisseur« berechnet. Diese Zeitschrift ist für den gewerbetreibenden Sammler von Kuriositäten und den kunstverständigen Laien, der sich eine Privatsammlung wertvoller Gemälde oder Kuriositäten schaffen will, beinahe unentbehrlich. Vom typografischen Standpunkt aus ist der Connoisseur gut ausgestattet. Die scharfe, klare Antiqua, mit schwarzer, aber nicht glänzender Druckerschwärze gedruckt, ist für den Leser sehr angenehm. Vor mir liegt die elfte Nr. (Juli 1902). Derselben sind einige gute Farbendrucke, wie z. B. The Dymoke Suit of Armor aus dem königl. Schlosse Windsor beigegeben. Auch der Chromodruck »Perdita von Oh. Bestland« dürfte durch seine äusserst sorgfältige Farben gebung und Ausführung den Beifall des Lesers gewinnen. Von den übrigen ganzseitigen Bildern sind noch die hübschen Lithografien, die heilige Familie nach Rubens und Lady Duncannon von John Downman zu erwähnen. Die fotogra fischen Wiedergaben der alten Krönungsmedaillen und Marken haben für Numismatiker Wert. Die Artikel Pictorial Golf, English Delft, Englische Krönungs-Trachten und -Medaillen usw. sind sämtlich mehr oder minder für Antiquitäten-Sammler ge schrieben. Der Laie wird das Studio dieser Zeitschrift unbe dingt vorziehen müssen, aber der Connoisseur füllt eine grosse Lücke aus. Der taubengraue Umschlag, dessen Vorderseite das Bild eines mittelalterlichen Trödlers bringt, gibt der ganzen Zeitschrift ein eigenartiges Gepräge. Fortsetzung folgt Ein neuer selbsttätiger Bogen-Anleger Den verschiedenen bereits in die Praxis eingeführten auto matischen Anlege-Apparaten hat sich ein neuer hinzugesellt, der selbsttätige Bogen-Anleger »Dux« der Firma König & Bauer, Maschinenfabrik, Kloster Oberzell b. Würzburg, der zur Zeit in Berlin in den Geschäfsräumen der Firma in der Handelsstätte Belle-Alliance im Betriebe besichtigt werden kann. Die schwierige Aufgabe der Konstruktion einer Abhebe vorrichtung, welche nur einen Bogen auf einmal vom Papier stosse abnimmt, wurde bisher in verschiedener Weise zu lösen gesucht: durch das pneumatische System bei dem Apparat der Firma Kleim & Ungerer in Leipzig, das Wellsystem, bei welchem der Papierstoss durch eine Pressvorrichtung fest gehalten wird und ein beweglicher Kautschukfinger oder der gleichen den ersten Bogen aufwellt, und schliesslich das Aus streichsystem, bei welchem der Bogen durch ein Rad oder einen hm- und hergehenden Arm, wie beim Anlegen mit der Hand, durch das Falzbein ausgestrichen wird, und das Ans streichen durch Zuhilfenahme des elektrischen Stromes geregelt