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f Christian Braun Christian Braun wurde 1829 als Sohn eines Huf- und Waffenschmieds in Limbach, Voigtland, geboren, besuchte in Netzschkau im Voigtland, wohin sein Vater übergesiedelt war, die Volksschule und erlernte dann bei seinem Vater vier Jahre lang dessen Handwerk. Als sein Vater später auch Zeug schmiede-Arbeiten herzustellen begann, musste der inzwischen Geselle gewordene Sohn weitere drei Jahre die neue »Profession« erlernen, so wollten es die Zunftgesetze. Braun Vater hatte inzwischen sein Geschäft nach Reichenbach i. V. verlegt und betrieb auch Handel mit Eisenwaren. Auf Betreiben der dortigen Krämer-Innung musste nun der junge Christian Braun eine weitere vierjährige Lehre als Handelslehrling durch machen und zwei Jahre in einem fremden Geschäft als Gehilfe arbeiten, um Mitglied der Krämer-Innung werden zu können. Die Lobredner der guten alten Zeit und Gegner der heutigen Gewerbefreiheit können aus diesem Beispiel lernen. Das väterliche Zeugschmiedgeschäft hatte sich im Lauf der 1850er Jahre zu einer kleinen Maschinenfabrik entwickelt, die hauptsächlich für die aufblühende Textil-Industrie des Voigtlandes arbeitete. Die neuen Aufgaben machten dem nun mehr 38 Jahre alt Gewordenen den Mangel an technischer Fachbildung doppelt fühlbar, und so zog er 1867 mit Weib und Kindern nach Mittweida, wo er zwei Jahre lang wohl der fleissigste Schüler des Technikums war. In den dortigen Vorträgen wurde er auf die damals noch neue Herstellung von Papierstoff aus Holz aufmerksam und kaufte nach Beendigung seines Studiums eine in Niederrochlitz bei Tannwald in Böhmen gelegene bisherige Kupfer- und Silberbergwerksanlage, zu der eine ansehnliche Wasserkraft des Iserflusses gehörte. Im Herbst 1869 errichtete er dort eine Holzschleiferei und fand für seine Erzeugnisse raschen Absatz an die Papierfabriken in Hohenelbe und Arnau. Die widerwärtigen Streitigkeiten zwischen Tschechen und Deutschen verleideten ihm trotz guten Gewinns den Aufenthalt. Er übergab die Leitung des dortigen Geschäfts einem Teil haber und errichtete 1870 in Pischwitz in Sachsen am Zschopau fluss eine Holzschleiferei mit 250 PS Wasserkraft. Drei Jahre später kaufte er ein an der Zwickauer Mulde bei Rochsburg gelegenes Grundstück und baute dort von Grund auf eine Wasserkraftanlage von 1000 PS, mit der seitdem unter der Firma »Rochsburger Papierstoff-, Pappen- und Papierfabrik Christian Braun« Holzschleiferei, Pappen- und Papierfabrikation in immer steigendem Maasse betrieben wird. 1893—95 errichtete er in Colditz an der Zwickauer Mulde eine Wasserwerkanlage und Pappenfabrik mit 800 PS. Gegen August 1900 kam die nach einem Brande neu auf gebaute und mit allen Mitteln fortgeschrittenster Technik aus gestattete bedeutend erweiterte Rochsburger Fabrik wieder in Betrieb. Bis ungefähr 8 Tage vor seinem Tode war Christian Braun von früh bis abends rastlos tätig, immer bestrebt seine Unternehmungen, die seine ganze Freude und seinen Stolz bedeuteten, noch weiter auszubauen und zu vervollkommnen. Er war viele Jahre Vorsitzender des sächsischen Verbandes Deutscher Holzschleifer, des Vereins Deutscher Holzstoff- Fabrikanten, Vorstandsmitglied der 9. Sektion der Papier macher-Berufsgenossenschaft und Vorsitzender des Vereins Deutscher Pappenfabrikanten. Hohes Ansehn genoss er in der Geschäftswelt und war ob seines biederen, ehrlichen Wesens allgemein sehr beliebt und hochgeehrt. Er war stets für jeden seiner Arbeiter zu sprechen und wurde wegen seiner reichen Erfahrungen und praktischen Anschauungen oft um guten Rat angegangen, den er stets bereitwilligst erteilte. Auch die Behörden legten auf seine Erfahrungen Wert, und er war sehr oft als Sachverständiger tätig. Auch bei wichtigen volkswirtschaftlichen Fragen wurde er zu Rate gezogen, so bei den seit 1902 schwebenden Zoll verhandlungen. Sein Krankenlager war kurz, und bis zum letzten Augen blick hoffte er auf Wiederherstellung seiner Gesundheit. Am 20. Juli 1903 früh 3/9 Uhr endete eine Herzlähmung sein arbeits- und erfolgreiches Leben. Seine Unternehmungen werden in unveränderter Weise von seinen Söhnen und einem Schwiegersöhne fortgeführt werden. - August Keferstein August Keferstein, Begründer und früherer Inhaber der Firma A. Keferstein, Papierfabrik in Ilfeld, welche sich seit 1760 im Besitze der Familie befindet, starb am 13. Juli nach langem Leiden im Alter von 80 Jahren in Ilfeld. Wie uns einer seiner Söhne mitteilt, ist mit ihm ein alter Papiermacher aus dem Leben geschieden, der nach zurückgelegten Lehr jahren in der Cröllwitzer Papierfabrik noch nach der alten Sitte sein Gesellenstück machen und alsdann auf die Wander schaft gehen musste. Sein Weg hat ihn in verschiedene Papierfabriken des In- und Auslandes geführt; so war er längere Zeit in der früheren Patentpapierfabrik in Berlin unter dem damaligen Leiter Leinhaas und in der inzwischen auch eingegangenen Papierfabrik von Völters Söhnen in Heiden heim a. Br. tätig. In dieser Fabrik hat er auch im Verein mit den verstorbenen Völter und Kübler (Mitbegründer der Firma Kübler & Niethammer) an der Herstellung des ersten Schleif apparates gearbeitet; der erste Apparat in Preussen wurde in seiner väterlichen Fabrik in Sinsleben aufgestellt. Er war auch Soldat und machte 1848 den Feldzug nach Baden mit, um gegen die Freischärler daselbst zu kämpfen. 1852 übernahm er vom Bruder seines Vaters die alte Papiermühle in Ilfeld, welche er im Laufe der Jahre voll ständig um- und neugestaltete und erheblich vergrösserte. Vor 8 Jahren setzte er sich zur Ruhe. Die drei Söhne des Verstorbenen besitzen die Papierfabriken in Ilfeld, Sinsleben und Weddersleben.