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auf das sehr schlechte Geschäftsjahr 1900 zurückzuführen ist. Anfangs 1901 dürften sehr grosse Läger vorhanden gewesen sein. Wenn auch der Japaner in den meisten Fällen fest ge kauft hat, so nimmt er doch nicht ab, wenn es ihm nicht passt. Kartonnagen - Fabriken gibt es hier nicht, die Anferti gung von Schachteln ist Haus- und Handarbeit. Zigarettenschachteln werden wohl auf mechanischem Wege hergestellt, und vor nicht langer Zeit wurde hierfür eine grosse Fabrik errichtet. Diese arbeitet nur mit in Amerika patentirten Spezial - Maschinen und gehört einer Zigarettenfabrik, deren es sehr bedeutende hier im Lande gibt. Ich verweise zum Schluss auf einen Bericht, der am 9. November 1901 von dem General-Konsulat in Yokohama herausgegeben und von Herrn Dr. Specka, dem Dolmetscher des General-Konsulats, ausge arbeitet wurde. Der Bericht ist sehr gut und schildert die Verhältnisse richtig. Auskünfte In Nrn. 52 und 57 werden unter »Auskunfts-Erteilung« und »Un zweckmässige Bitten um Referenzen« verschiedene Ansichten über ein und denselben Gegenstand dargelegt. Meiner Ansicht nach wird den besseren beiufsmäsigen Auskunftsbureaus in den kauf männischen Kreisen zu wenig Hilfe zuteil. Wenn jeder Kaufmann die Auskunfteien, bei welchen er abonnirt, seine Erfahrungen über seine Kundschaft wissen liesse, so könnten die Auskunfteien infolge dieser Unterstützung ihre Preise vermindern, da sie nicht mehr so viel auf die Erlangung zutreffender Nachrichten zu verwenden brauchten. Viele Kaufleute meinen, die von ihnen entrichtete Gebühr sei genügendes Entgelt für die Auskünfte. Selbst die mit den besten Hilfskräften ausgerüsteten Auskunfteien sind nie so genau über die Eigenschaften der Firmeninhaber, über deren Kreditfähigkeit sowie darüber unterrichtet, ob Neigung zu Schikanen usw. vorhanden ist, wie der ständige Lieferant. Wenn aber der Kunde diesen als Referetz aufgibt, so hütet sich dieser, dem Anfragenden Alles genau zu sagen, da der Kunde in solchen Fällen einige Kontrolle über die Art der erteilten Auskünfte hat, oder weil er über seinen direkten Konkurrenten Auskunft erteilen soll. Soweit es mir bisher möglich war, habe ich die den Auskunft heften für vertrauliche Mitteilungen der Abonnenten an die Aus kunftei beigegebenen Zettel stets benutzt, und die Auskunftei hat sich durch ausführliche Ergänzungen ihrer Auskünfte erkenntlich gezeigt, auf schriftliches Verlangen Monate nach der Auskunft- erteilung sogar kostenlos. Durch solches Vorgehen wird auch ver hindert, dass die Berichterstatter der Auskunfteien am Platze des jenigen, über welchen Auskunft eingeholt werden soll, den Tatsachen widersprechend an die Auskunfteien berichten. Ich entsinne mich aus vorigem Jahr eines Falles, in welchem über eine Firma die Auskunft erteilt wurde, die Herren wären gut für jeden Kredit, welchen sie beanspruchten, während nach einigen Tagen der Konkurs angemeldet wurde. Jedenfalls waren die von Herrn E. R. in Nr. 57 bezeichneten Kreditsucher ebenso helle wie diejenigen, welche ich erwähne: sie kannten die Berichterstatter der Auskunfteien und wirkten auf diese, also auch auf die Auskunftei zu ihren Gunsten ein. Dies wäre unmöglich gewesen, wenn die Lieferanten oder Gläubiger ihre Erfahrungen über schleppende Zahlungsweise, protestirte Akzepte usw. den Auskunfteien mit geteilt hätten. Das Einholen von Referenzen über neue Kunden wird von diesen auch vielfach als Misstrauen aufgefasst und erschwert daz Zustande kommen des Geschäfts ungemein. Will man aber davon abseben und aus Geschäfts-Adressbüchern Gewährsleute suchen, so muss man sich fragen, ob die Herausgebar solcher Bücher mit grösster Vorsicht zu Werke gegangen sind. Häufig wählen sie Herren, die zugleich Be richterstatter für Auskunfteien sind. Trifft die anfragende Firma einen Gewährsmann, der dem Kreditsuchenden freundlich gesinnt ist, so hat sie dasselbe Risiko wie bei einer Auskunftei, die durch un richtige Berichterstattung nicht auf dem Laufenden ist. Ich war früher bei einer Firma angestellt, deren Inhaber in einem Adress buch als Gewährsmannn genannt war. Seine Gebühren stellten sich etwa auf die Hälfte der Kosten einer guten Auskunft. Jedoch fragten häufig Firmen über Kaufleute an anderen Plätzen, und solche An fragen mussten zurückgeeandt werden. Da dies annähernd bei der Hälfte aller Anfragen vorkam, so erwuchsen den Anfragenden — ab gesehen von der Verzögerung — soviel Kosten, dass sie dafür eine Auskunft eines guten Bureaus erhalten hätten. Hat aber eine Firma oder ein Geschäftshaus an einem Platze be reits gute Verbindungen und will daselbst einen neuen Kunden er werben, über dessen Verhältnisse erst die früheren Geschäftsfreunde befragt werden sollen, so sind dies doch gewöhnlich Konkurrenten, bei denen man auch nicht immer auf unbefangene Auskunft rechnen kann. Selbst bei den glaubwürdigsten Firmen kann Täuschung durch das Auftreten der Kreditsucher hervorgerufen werden, wenn keine direkte Geschäftsverbindung besteht. Ich fand folgende Einrichtungen bewährt: Man hält sich an ein gutes Institut und holt zur Kontrolle der von diesem erteilten Aus künfte, sobald es sich um hohe Kredite handelt, Auskünfte von einer zweiten Stelle ein. Die in solchen Fällen gemachten Erfahrungen sollte man seiner regelmässigen Auskunftei mitteilen. Man sollte die Auskunftserteiler stets rügen, wenn sich ihre Aus künfte als unrichtig erweisen. Dann würden die geschäftlichen Aus künfte weniger von Gunst oder Missgunst abhängig Buchhalter Postkarten der Reichspost Aus Sachsen Seit einigen Wochen liefert die hiesige Postanstalt 5 Pfennig- Postkarten, deren Karten so schwach geleimt sind, dass die Kopir- tinte ausläuft, und keine oder unleserliche Kopien zu erzielen sind. Falls in anderen Teilen des Reichspostgebiets ähnliche Erfahrungen gemacht worden sind, sollten sie an dieser Stelle mitgeteilt werden, damit der Uebelstand beseitigt wird. Der Karton zu den von der Reichspost herausgegebenen Post karten ist immer ordinärer geworden. Könnte das vielleicht daran liegen, dass hier durch Anlegung zu niedrigen Preises am falschen Orte gespart wird? Papierfabrik-Buchhalter Wir liessen uns vom Einsender Postkarten der bemängelten Art vorlegen und fanden deren Leimung nicht so gut, wie man es von einem behördlich vertriebenen Schreibpapier verlangen darf. Die Schreibseite ist ziemlich rauh, die Tintenstriche verbreitern sich darauf und erhalten beim Kopiren ausgefranste Ränder. Die Tinte dringt so stark ins Papier, dass man keine guten Kopien erhält. Hüte und Schirme aus Papier Das Pergamentpapier dürfte sich recht gut zur Kopf bedeckung eignen, namentlich als Regenhut, da es gegen Regen zweifellos ebenso widerstandsfähig, wenn nicht noch dauerhafter ist als Strohgeflecht, jedenfalls aber weniger durch lässig. Es sind doch auch schon Trinkbecher aus Pergament- Papier in Gebrauch. Gegen die Hitze aber würden Hüte aus derartigem Papier schon darum zu empfehlen sein, weil Weiss die Sonnenstrahlen nicht einsaugt, sondern abprallen lässt, weshalb ja auch die Tropenkleidung namentlich der Europäer, stets aus weissen Stoffen hergestellt wird. Diese Hüte wären ausserdem sehr leicht, zweckmässige Ventilation liesse sich aber herstellen, indem man. den Kopf, wie dies auch bei an deren Hüten geschieht, an zwei Seiten durchlocht. Auch für Damen, in der Form der Matrosenhüte hergestellt, würden solche Papierhüte wohl geeignet sein. (Vergl. »Hüte aus Papier« in Nr. 13. Schriftleitung.) Anderseits könnte man mit ein wenig Fantasie auch zu reicheren Ausführungen ge langen. So war auf der Ausstellung von Frauenarbeiten, die zu Pfingsten in der Philharmonie zu Berlin stattfand, ein Hut zu sehen, den eine Dame in sehr geschmackvoller Weise aus Papier hergestellt hatte. Sie nahm Papier, das zäh und hart, ähnlich wie Pergament, aber undurchsichtig und kreide weiss war, schnitt es in kleine, etwa 10 mm breite Streifen und befestigte diese schleifenartig, wie dies bei Strohhüten vorkommt, dicht mit Hilfe einer kleinen schwarzen Perle auf einer festen Unterlage in der Form der breitrandigen Damen hüte. Diesem, mit seidenen Blumen und Band garnirten Kunst werk war es gar nicht anzusehen, dass es in der Hauptmasse aus Papier bestand. Man könnte auch Pergamentpapier in so feinen Röhrchen herstellen, wie sie zu den Fliegenq rasten Verwendung finden. Diese werden so dicht nebeneinander gelegt, als ob es dicke Strohhalme wären, und durch starken Zwirn in gleichmässigen Zwischenräumen mit einander ver knotet, wie man dies auch bei Strohhüten macht. Ebenso könnte man Papierstreifen zu Flechtarbeiten für Hüte benutzen. Inbezug auf Sonnenschirme ist ebenfalls bereits der Anfang gemacht worden; das können wir den Chinesen ja auch gerne nachmachen. Die »fliegenden« Strassenhändler in Berlin bieten zurzeit eine Papierware aus, die sowohl als Fächer wie als Schirm benutzt werden kann. Die Fächerform dient als Grund lage. Ein grosses, in Zacken ausgestanztes und mit Löchern ver sehenes Mittelblatt aus buntfarbigem Seidenpapier, das auf beiden Seiten mit gezackten und durchlochten Puffen besetzt, aber auch zu einer glatten Fläche zusammenlegbar ist, lässt sich mit Hilfe zweier kurzer Handhaben aus Pappe, zu einem grossen Rad auseinanderschlagen. Will man diesen Fächer als Schirm benutzen, so bindet man die bereits durchlochten Handhaben mit einem seidenen Bändchen zusammen, steckt einen Stock durch die Mittelöffnung, und der Schirm ist fertig. Man kann zur Herstellung dieses Schirmes einen Spazierstock benutzen oder einen im Freien geschnittenen schlanken Zweig. Praktisch wäre es vielleicht, ein leichtes Metallrohr zu ver wenden, das sich zwei- bis dreimal in einander schieben lässt, ähnlich wie die Trinkbecher, um besser transportabel zu sein, und es wäre nicht schwierig, das Rohr so einzurichten, dass man den ganzen Fächerschirm hineinschieben kann. H. P.