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2148 PAPIER-ZEITUNG Nr. 61 Fabrik-Nachrichten aus Amerika Die Papierfabrik der in Konkurs geratenen White Mountain Paper Qo. in Portsmouth, N. H., soll nicht fertig gebaut werden. Wie in früheren Nummern erwähnt, musste der Bau dieser Papierfabrik, welche auf 500 Tonnen Tages-Erzeugung be rechnet war, wegen Geldmangels unterbrochen werden. Der Konkursverwalter und der Vorsitzende des Reorganisations- Ausschusses erklären im »Paper Mill«, dass der Bau 2’/ Millionen Dollar mehr kosten würde als geplant, und die Gründer keine Mittel mehr dafür einschiessen wollen. Dagegen sollen die Papierstoff-Fabriken im beabsichtigten Umfang ausgebaut und anstelle der Papierfabrik eine Sägemühle errichtet werden. Die Waldländereien der Firma sollen 6 Millionen Dollar wert sein. Der Arbeiter-Ausstand in Holyoke dauert noch an, aber ein grosser Teil der Arbeiter scheint Wiederaufnahme zu wünschen. Einzelne, die sich in den Fabriken zur Arbeit melden wollten, wurden daran nur durch die zahlreichen »Streikposten« ge hindert. Der Beschluss der Arbeiter-Verbandsleitung, die »Streikfabriken« auf die »Liste der Unlauteren« zu setzen, vergl. Nr. 51, konnte nicht durchgeführt werden. Arbeiter der verschiedensten Gewerbe sind in den feiernden Fabriken mit Verbesserungen und Erneuerungen beschäftigt. Dieser Miss erfolg der Arbeiter-Verbandsleitung erkläre sich dadurch, dass die Bevölkerung von Ho’yoke nicht auf Seite der Ausständigen stehe. In einigen Fabriken waren am 9. Juli gewisse Ab teilungen, z. B. Lumpensortirung und Papiersaal, schon in Betrieb. Die Arbeiter der International Paper Co. in der Druck papierfabrik Niagara Falls Paper Mill waren am 9. Juli noch nicht zur Arbeit zurückgekehrt. Vereinigung der Arbeitgeber. 24 Papierfabriken des Black- River-Tales im Norden des Staates New York, d. h. alle dortigen Papierfabriken mit Ausnahme der zur International Paper Co. gehörigen, waren am 7. Juli bei einer Beratung in Watertown vertreten, welche über die Abwehr unberechtigter Forderungen der Arbeitnehmer beriet. Es wurde beschlossen, dass alle Fabrikanten des Tales der Arbeiter-Bewegung gegen über einig und fest vorgehen sollen. Folgende Beschlüsse wurden zunächst gefasst: 1. In den Ausstand getretene Angestellte werden nur zu den alten Bedingungen wieder aufgenommen. 2. Kein Fabrikant stellt ausständige Leute anderer Fabriken an. Skandinaviens Naturschätze. Von einem hochangesehenen deutschen Papiermacher erhielten wir dieser Tage einen Post kartengruss aus Norwegen »von einer Studienreise aus dem Lande, das überreich an Holz und Wasserkräften ist und uns viel Sorge macht.« Japan Von einem deutschen Papier-Fachmann Schluss zu Nr. 57 2. Papierfach Besonders guter Entwicklung hatte sich in den letzten Jahren die Papierfabrikation zu erfreuen, und sie ist meiner Ansicht nach auch weiter ausdehnungsfähig. Leider fand ich, dass die deutsche Maschinen - Industrie hierbei nur schwach vertreten ist, da die meisten Fabriken mit Maschinen amerika nischen Ursprungs versehen sind. In vielen Fabriken wurde mir der Zutritt gestattet, obwohl der japanische Fabrikant nicht so zuvorkommend seine Fabrikation den Blicken eines Fremden preisgibt, wie es in Deutschland vielfach der Fall war und vielleicht noch ist. Einige Werke haben mir den Zutritt versagt. Im grossen und ganzen waren alle Fabriken, welche ich sehen durfte, sehr gut eingerichtet, ja ich sah sogar einige Muster-Fabriken. Ob die Maschinen in rationeller Weise ausgenutzt werden, kann ich nicht genau beurteilen, glaube es jedoch nicht. Als Rohstoffe kommen hauptsächlich zur Verwendung: Lumpen, Strohstoff und Holzzellstoff. Strohstoff wird in den Fabriken selbstigt, angefert Holzzellstoff wird zum grossen Teil eingeführt, Holzschliff wird nur von einer Fabrik zu eigenem Bedarf her gestellt und findet sonst keine Verwendung. Die maschinell erzeugten Papiere und Pappen beschränken sich auf wenige Sorten, woraus sich auch die verhältnismässig hohen Einfuhrziffern dieser Waren erklären lassen. Es werden angefertigt: Zeitungsdruck-,besseres Druck-japanisches Schreib papier. Ferner werden angefertigt: eine Art Seidenpapier für Papier - Servietten, farbig A’fischen, imitirt Lederpapier, eine Art Goudronne und gewöhnlich blau Pack. Von Pappe wird hauptsächlich Strohpappe fabrizirt und zwar in grosser Menge und guter Beschaffenheit. Diese Pappe findet zu Kartonnage-Zwecken Verwendung. Zur Ausfuhr nach Japan eignen sich folgende Papiere: Buchdruck-, Pack-, Buntpapier, Zigarettenpapier, grün Strohpapier, Äffischen, Prospekt, imitirt Pergament, Zeichen papier. Nur in Packpapier hat Deutschland bisher die führende Stellung gehabt, während es diese meines Erachtens in fast allen anderen Sorten haben sollte. Es wäre sehr empfehlens wert, besonders mit besseren Druckpapieren mal tüchtig ins Geschirr zu gehen. Ebenso sollte Deutschland den Markt von Holzzellstoff vollständig beherrschen. Sehr wichtig ist es, den Vertrieb auf richtige, den japanischen Verhältnissen Rechnung tragende Art aufzunehmen. Eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit für die Papier ausfuhr nach Japan liegt darin, dass in dem ganzen Lande kein europäisches Spezialgeschäft des Papierfachs existirt. Es gibt wohl grosse respektable japanische Papier handlungen, welche aber selten direkt mit Europa arbeiten. Die ganze Papiereinfuhr geht aber in der Hauptsache durch die Hände solcher Kommissionshäuser, welche alle möglichen Artikel vertreiben. Wenn es nun auch in Japan viele sehr angesehene grosse und respektable deutsche Firmen gibt, so ist doch gerade für das Papierfach zweifelsohne viel Fach kenntnis erforderlich, um das Geschäft nach jeder Richtung hin rationell für den überseeischen Lieferanten zu gestalten. Ich brauche nur an Bemängelungen zu erinnern, die leider Überall im Papierfach viel vorkommen und von jedem Käufer, der dazu neigt, leicht gefunden werden können. Wie in der ganzen Welt, so gibt es schikanirende Firmen auch unter dem japanischen Kaufmannsstand. Wenn man solchen Reklamationen nicht mit Nachdruck begegnet, wozu natürlich wieder gute Kenntnis des Papierfaches nötig ist, so muss man die bösen Folgen tragen. Die bekannten japanischen Papiere, zu deren Anfertigung spezifisch japanische Rohstoffe zur Anwendung kommen, sind alle von Hand geschöpft. Mit diesem seit langer Zeit bestehen den Handwerk beschäftigen sich viele Landleute, soweit es ihre Zeit erlaubt. Von regelmässigem Betrieb kann hierbei keine Rede sein, daher dürfte es schwierig werden, grosse Mengen zu beschaffen, jedenfalls würde der Preis für grosse Mengen teurer sein als für kleine — eine Erscheinung, auf die man in Japan sehr oft stösst, weil eben sehr viele Waren der Haus- Industrie entstammen. Als Beweis für die Entwicklung der Papier - Fabrikation möge die Tatsache dienen, dass die Erzeugung vom Jahre 1899 bis 1901 um 14 Millionen Kilo gestiegen ist; 1899 wurden fa brizirt 38 Millionen und 1901 52 Millionen Kilo. An Papier wurde eingeführt; 1899 für etwa 2 000 000 Yen) 1900 „ „ 4 400 000 „ (1Yen=2M. 1901 „ „ 2 300 000 „ ) An der Einfuhr von 1901 waren die am meisten ein- führenden Staaten wie folgt Deutschl. beteiligt: Yen Oesterr. Engi. Belgien Frankr. Zigarettenpapier 7 400 30 000 12 400 — 107 000 Zeichenpapier »3 6 7C0 3 000 16 200 — — Glanzpapier n 103 500 17 000 2 200 89 000 — Zündholzpapier 'grünes Strohp.) »> 120 000 12 000 700 — — Packpapier »1 88 500 59 000 5 000 8 000 — Pergament » 42 200 --- — — —— Fotogr. Papiere n 49 000 8 SCO 50 000 — — Druckpapier 87 000 188 000 826 000 — 91000 Nicht bezeichnete „ 303 C00 109 C00 67 000 — —- Im Jahre 1901 wurde Holzzellstoff eingeführt aus: England für 4 200 Yen Deutschland „ 117 800 „ Belgien „ 5 200 „ Oesterreich „ 6 800 „ Schweiz „ 2 400 „ Schweden „ 42 200 „ Verein. Staaten „ 18 700 „ Kanada „ 8 300 „ 206 600 Yen Die Einfuhr von Papier und Holzzellstoff hat im Jahre 1901 gegen die früheren Jahre merklich nachgelassen, was zum Teil