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1864 PAPIER-ZEITUNG Nr. 53 leicht Fächer bilden, indem man über die abgebogenen Lappen Blechklammern oder auch Stückchen Holzleiste schiebt. Die an mehreren aufgestellten Steckschriftkästen angebrachte Neuerung wurde von den Anwesenden eingehend besichtigt. Die Typografische Gesellschaft veranstaltete zusammen mit dem hiesigen Maschinenmeister-Verein an den Sonntagen 7., 14. und 21. Juni in Tütje's Etablissement eine Ausstellung hamburgischer Buchdruck-Erzeugnisse. Viele Druckereien und Fachgenossen stellten ihre Drucksachen und Entwürfe den Veranstaltern bereitwilligst zur Verfügung, und wenn auch gerade nicht alles Eingesandte würdig erschien, der Oeffentlichkeit dargeboten zu werden, so gab die Aus stellung doch dem vorwärts strebenden Fachmanne durch reiche Auswahl vieler guter, zum Teil hervorragender Arbeiten dankens werte Anregung. Die ausgelegten Prüfungsarbeiten der in diesem Jahre ausgeschriebenen Setzer- und Maschinenmeister - Lehrlinge waren ebenfalls ausgestellt, über den Wert solcher Arbeiten wurden aber recht verschiedene Meinungen laut. Im Ganzen gab die gut besuchte Ausstellung ein schönes Bild von dem Fleisse und Können des hamburgischen Buchdruckgewerbes. Wilhelm Rathol Buchhandel in Ostdeutschland Die kgl. Regierung in Bromberg hat verfügt, dass die Kreisschul- Inspektoren bei Beschaffung von Lehr- und Lernmitteln, zu der staat liche Beihilfen gewährt werden, vorzugsweise die deutschen Buch händler in kleinen Städten berücksichtigen möchten. Zentralverein Deutscher Kolportage-Buchhändler Die 17. Generalversammlung dieses Vereins fand in Dresden statt und begann am 28. Juni mit drei Anträgen auf Abänderung der Satzungen. Der erste Antrag lautete auf Auflösung sämtlicher Kommissionen, mit Ausnahme der Zeitungskommission. Alle Arbeiten der bisherigen Kommissionen, sowie diejenigen des 1. Schriftführers, sollen, ebenso wie alle Beschlüsse der Generalversammlung, unter Anweisung des engeren Vorstandes von der Geschäftsstelle der Ver einszeitung ausgeführt werden. Der Antrag wurde mit der Ein schränkung angenommen, dass die schriftlichen Arbeiten des 1. Schrift führers und das Inkasso der Mitgliederbeiträge vom 1. April 1904 dem Geschäftsführer der Geschäftsstelle übertragen werden. Die Kommissionen bleiben bestehen und zwar die Verkehrskommission mit dem Sitz in Leipzig, die Rabattkommission in Dresden und die Lesezirkel- und •Zeitungskommission in Berlin. — Ein zweiter An trag bezweckt Umgestaltung des § 1 der Geschäftsordnung der Unter- stützungs- und Sterbekasse dahingehend, an die Hinterbliebenen eines jeden Mitglieds nach zweijähriger Mitgliedschaft ein Drittel, nach vierjähriger Mitgliedschaft zwei Drittel und nach sechsjähriger den vollen Betrag des von der jeweiligen Generalversammlung festzu setzenden Sterbegeldes zu zahlen. Wer dem Verein 10 bis 15 Jahre ununterbrochen angehört hat, soll 50 M., und wer 15 Jahre und länger Mitglied ist 100 M. mehr erhalten; der Höchstbetrag soll danach für Unterstützung in Sterbefällen 300 M. betragen. Der Antrag wird an genommen. — Der Verein Erzgebirgischer Kolportage-Buchhändler in Chemnitz beantragt, Mitglieder, welche bisher einem korporativen Verein angehört haben und sich als Einzelmitglied beim Zentralverein anmelden, mit dem Hinweise auf den Lokalverein des Ortes oder Kreises, in welchem der Bewerber seinen Wohnsitz hat, zurück zuweisen. Damit soll eine Erstarkung der Lokalvereine erstrebt werden; der Antrag wird in namentlicher Abstimmung mit 250 Stimmen gegen 143 angenommen. — Ein Antrag, betreffend so fortige Bekanntgabe in Deutschland beschlagnahmter Bücher und Zeit schriften, ebenso der wieder frei geg ebenen, in der »Deutschen Kolportage- Zeitung«, wird, nachdem die Versammlung lebhaft dagegen Stellung genommen, zurückgezogen. — Vom Verein der Kolportage-Buch händler in Leipzig war beantragt, zu Anfang jeden Jahres einen Vereinskalender herauszugeben, der die Interessen des Kolportage- Buchhandels nach allen Seiten hin vertrete. Der Antrag wird an genommen mit der Maassnahme, dass der Kalender in tausend Exem plaren gedruckt, gratis verteilt werden und am 1. Oktober d. J. erst malig erscheinen soll. Lebhafte Diskussion rief der Antrag des Münchner Vereins hervor, dass die Verleger von Modejournalen veranlasst werden sollen, an ge eigneter Stelle ihrer Zeitschrift deutlich und auffallend den Vermerk anzubringen, dass je nach Erscheinen eine gewisse Zustellungsgebühr pro Quartal erhoben wird. Der Antrag wurde der Rabattkommission zur weiteren Behandlung überwiesen. Ausserdem beschloss die Ver sammlung, dass vom 1. Oktober an von sämtlichen Mitgliedern des Zentralvereins auf Zeitschriften und Modezeitungen im Preise bis zu 8 M. vierteljährlich Bestellgeld erhoben wird und zwar bei wöchent lichem Erscheinen 15, bei vierzehntägigem u_d monatlichem Er scheinen 10 Pf. Zum Vorsitzenden der neuen Lesezirkel-Kommission wurde Herr Schild-Beilin, zum Vorsitzenden der Verkehrskommission . Herr C. Pröhl-Leipzig gewählt. Auf Anregung des Lokalvereins Frankfurt a. M. wurde es als wünschenswert bezeichnet, dass der Zentralverein in Sachen des Kolportagebuchhandels als Sach verständiger bei Gericht anerkannt wird und nicht nur, wie bis her irrtümlich geschehen, der Börsenverein deutscher Buchhändler. Als Sachverständige für Sachsen wurden bestimmt Herr Domschke- Leipzig, für Leipzig die Herren Pröhl und A. Lindner, und für Dresden Herr Bohlandt. Der Geschäftsführer des Vereins, Herr Müller-Berlin, soll bevollmächtigt werden, in Zeitungsangelegenheiten gerichtliche Prozesse selbständig zu führen. Als Ort der nächsten Generalversammlung wird Erfurt gewählt. Die ausschei lenden Vor standsmitglieder C. Schöps-Berlin, Franken-Köln, Süssmilch-Hamburg und der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses Siegesmund-Danzig, wurden wiedergewählt. Hierauf wurde die 17. Generalversammlung geschlossen, g. (Dresdner Nachrichten) Städtische Druckarbeiten. Der Magistrat zu Frankfurt a. M. hatte der Stadtverordnetenversammlung die Mitteilung gemacht, dass er bei der bevorstehenden Vergebung städtischer Druckarbeiten nur solche Druckereien berücksichtigen wolle, die der Tarifgemeinschaft angehören. Eine gleiche Absicht hatte schon vor fünf Jahren be standen, sie war aber damals von den Stadtverordneten nicht ge billigt worden. Jetzt wurde dem Anträge ohne Widerspruch zu gestimmt, da sich erwiesen habe, dass die Tarifgemeinschaft keine vorübergehende Erscheinung sei, und der allgemeine deutsche Buch drucker-Tarif eine immer allgemeinere Verbreitung gefunden hsbe. CI. Der »Gutenbergbund«, die Organisation von Buchdruckern, die nicht dem Verbände angehören, nahm im vergangenen Jahre an Mitglieder beiträgen usw. 89 818 M. 44 Pf. ein. Die Ausgaben beliefen sich auf 79 916 M. 8 Pf., darunter 24 898 M. für Kranken-Unterstützung und 28 321 M für Arbeitslosen-Unterstützung. Tarifbewegung der Geschäftsbücherarheiter. Eine öffentliche Ver sammlung der Geschäftsbücherarheiter, die auch von den Arbeiterinnen zahlreich besucht wa-, fand am 22. Juni im Gewerkschaftshause zu Berlin statt, um über die an die Arbeitgeber zu stellenden Tarif forderungen zu beraten. Der Tarifvertrag der Geschäftsbücher- Fabrikation, der ebenso wie der eigentliche Buebbindertarif im Jahre 1900 geschlossen wurde, läuft am 80. September 1903 ab. Die Tarifkommission dieses Geschäftszweigs hat sich, wie ihr Obmann August Wagner berichtete, eifrig bemüht, einen einheitlichen Tarif entwurf zu schaffen, der auch für Hannover, den Hauptplatz der Geschäftsbücher-Fabrikation, gelten sollte. Es zeigte sich jedoch, dass die Arbeitsweise und die technischen Einrichtungen dort von den in Berlin üblichen so verschieden sind, dass es unmöglich war, für die Akkordlöhne gleiche Forderungen aufzustellen. Dagegen wurden in Bezug auf die allgemeinen Bestimmungen des Tarifes ziemlich über einstimmende Forderungen für beide Städte aufgestellt. Danach soll die neunstündige Arbeitszeit, wie sie jetzt in Berlin besteht, bei behalten werden, jedoch mit der Einschränkung, dass Sonnabends nur 81/2, an den Vorabenden vor den drei grossen Festen nur 8 Stunden gearbeitet werden soll. Bezüglich der Stundenlöhne wird durch schnittlich eine Erhöhung um 3 Pfennig verlangt, sodass dann der Mindestlohn für männliche Arbeiter 47 Pf., für Ausgelernte 48 Pf., für geübte Arbeiterinnen 26 Pf., für ungeübte der Anfangslohn 17 Pf. betragen würde. In gleichem Maasse wird eine Erhöhung der Löhne für Spezialarbeiter und -Arbeiterinnen verlangt, ebenso eine Erhöhung der Zuschläge für Ueberzeitarbeit. Sodann wird unter anderm die Anerkennung des paritätischen Arbeitsnachweises ver langt. Die Vorschläge der Tarifkommission wurden mit kleinen Abänderungen von der Versammlung gutgeheissen. Sie sollen nun samt dem Akkordtarif, der unter Beihilfe der in Betracht kommenden Spezialarbeiter sehr genau ausgearbeitet wurde, der Vereinigung der Berliner Geschättsbücher-Fabrikanten übermittelt werden. (Vorwärts, Berlin) Büchertisch Kiesslings Grosse Spezialkarte vom Grunewald in Farbendruck. Verlag von Alexias Kiessling, Berlin SW, Kleinbeerenstrasse 26, Preis 1 M. Diese Karte entspricht einem Bedürfnis, denn sie zeigt alle seit den letzten Jahren durch Wegebauten und Strassenanlagen hervor gerufenen Veränderungen des Grunewalds. Der Wildzaun mit seinen 18 Eingängen ist deutlich kenntlich, ausserdem sind die Gestellnummern in der Karte verzeichnet. Im Norden ist noch Spandau und die Jungfernhaide auf der Karte, im Süden schliesst eie mit dem Bahnhof Wannsee und dem Bahnhof Gr.-Lichterfelde-Ost ab. Nicht nur die Chausseen, sondern auch die übrigen Pflasterwege sowie Touristen wege sind durch Farbe kenntlich. Ausserdem sind dreissig Vorschläge zu grösseren Grunewaldwanderungen der Karte vorgeheftet. Die technische und Druckausführung ist vorzüglich. Wissen ohne Genie ist eine Art beschränkten, mechanischen Wesens. Wolzogen