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PAPIER-ZEITUNG Theodor Dentgen über, der sie in einen Eisen- und Stahl hammer umbaute. 1784 kauften Gebt. Sohoeller die Mühle und wandelten sie in eine Papiermühle um. Bei der Bedeutung, die der Name Schoeller für die Dürener Industrie hat, erscheint es angebracht, auf die Familiengeschichte der Schoeller mit einigen Worten einzugehen. Geschichte der Familie Schoeller. Der älteste Schoeller in Düren war Heinrich von Schoeller (geb. 1581). Sein gleich namiger Sohn starb 1701 zu Düren und hinterliess einen Sohn Franz Caspar (1685—1755). Von dessen Söhnen war Jacob Nik. Ant. Jos. Schoeller Amtsverwalter des Amtes Düren und 1777 Bürgermeister dieser Stadt. Die heutige Fabrikanten familie Schoeller stammt von Dietrich Schoeller ab, der in Gmünd ansässig war. 1721 liess sich sein Nachkomme Johann Paul in Düren nieder, erwarb hier das Bürgerrecht 1724 und vermählte sich mit Magdalena von Scheben, der Tochter des erwähnten Rütger von Scheben. Johann Paul starb 1754 als angesehener Kaufmann, von seinen Söhnen besassen Philipp Rütger und Paul die bis dahin der Familie Kaiser gehörige sogen. Kaisersmühle auf dem Lendersdorfer Teiche. Philipp Rütger besass ferner die sogen. Gerstenmühle auf dem Dürener Teiche, wo er bis 1814 Papier herstellte. Die Gebr. Schoeller, die den Hammer ankauften, waren Phil. Rütger, Johann Paul, Johann Arnold und Heinrich Wilhelm. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts finden wir Heinr. Wilhelm als alleinigen Inhaber des Hammers. 1817 traten seine Söhne Heinr. August und Louis Schoeller, sowie sein Schwiegersohn Carstanjen in die Firma ein. 1819 schied Louis Schoeller durch Ankauf der Altenmühle aus, 1821 trennten sich auch Heinr. August und Carstanjen, indem letzterer die Gelbe Mühle übernahm. 1823 beschäftigte Heinr. August auf dem Hammer gegen 80 Arbeiter. Er nahm seine Söhne Julius, Felix Heinrich und Benno sowie seinen Schwiegersohn Ernst Grebel in die Firma auf. Felix Heinrich trat 1857 aus und kaufte die an der Grenze des Dürener Gebietes gelegene Walzmühle an, um dort seine eigene Firma zu errichten. Seit 1817 firmirte man auf dem Hammer Heinr. August Schoeller Söhne. 1866 wurde die Fabrik durch Ankauf der Altenmühle erweitert, wo später eine Strohstofffabrik angelegt wurde. Julius Schoeller starb 1876, und Benno Schoeller übernahm, nachdem auch Ernst Grebel 1891 ausgeschieden war, beide Fabriken. Die jetzigen Inhaber sind Benno Schoeller, dessen Söhne Carl und Hugo sowie der Schwiegersohn Gustav Renker. Auf dem Hammer wurde anfangs mit 4 Bütten gearbeitet, deren Zahl später auf 8 erhöht wurde. Jede Bütte erzeugte angeblich in der Schicht 12 Ries Kanzlei oder 6 Ries Post papier, das Ries zu 540 Bogen. 1841 wurde die erste Papier maschine aufgestellt, die englisches Fabrikat war. Der Firma wurde die Hälfte des Zolles gegen Gestattung der Besichtigung der Maschine durch Staatstechniker erlassen. 1851 folgte die zweite Papiermaschine. Welch sonderbare Vorstellung die Arbeiter von einer Papiermaschine hatten, beweist folgende Erzählung eines alten Meisters, der damals schon in der Fabrik beschäftigt war. Man stellte sich unter einer Papiermaschine Automaten von der Form grosser eiserner Männer vor, die nunmehr das Schöpfen der Bogen besorgen würden 1 Die erste Dampfmaschine wurde 1847 aufgestellt, und daran knüpft sich folgende Erinnerung: Die Maschine war fertig aufgestellt und sollte in Betrieb gesetzt werden, aber sie ging nicht. Die Monteure meinten, die Zylinder seien zu klein, aber der Maschinenfabrikant Erkens aus Niederau sagte, die Kessel anlage sei nicht hinreichend. Sein Rat wurde jedoch nicht gehört, und man brachte neue Zylinder an. Als nun noch immer zu wenig Dampf war, musste man notgedrungen neue Kessel anlegen. Hoeschmühle. Zwei Jahre nachdem die Gebr. Schoeller den Hammer übernahmen, tritt uns am Dürener Teiche ein neuer Papiermaoher entgegen, dessen Familie heute noch mit an der Spitze der Dürener Fabrikanten steht: Eberhard Hoesch. Er erbaute 1786 die heutige Hoeschmühle und schloss zwei Jahre nachher mit den unterhalb liegenden Müllern einen Vertrag, wonach er die Instandhaltung des Wehres übernahm. Später ging die Mühle auf seine Söhne über, doch lautete die Firma im Gegensatz zu dem auf der anderen Seite der Ruhr liegen den Eisenwerk derselben Besitzer nicht E. Hoesch & Söhne, sondern Hoesch & Söhne. Nachher erwarben Ludolf und Emil Hoesch die Fabrik, und Emil verband sich nach dem Tode seines Bruders mit Felix Schleicher. In den 80er Jahren trat letzterer wieder aus, und seither heisst die Firma Emil Hoesch. Unter Emil Hoesch, der zum Kommerzienrat ernannt wurde, I nahm das Geschäft so gedeihliche Entwicklung, dass bei seinem Tode gegen 250 Arbeiter dort beschäftigt wurden. Die jetzigen Inhaber sind seine Söhne Robert und Max Hoesch. Walemühle. Wie der Hammer, so diente auch die von Fel.. Hoh. Schoeller angekaufte Walzmühle zuerst anderen industriellen Zwecken. Sie war 1752 von Tilmann Günther □nd Everh. Deutgen auf städtischem Grunde erbaut worden. Später war sie in den Besitz von Hoesch & Comp. über gegangen. Mitte der 1830er Jahre war Ludolf Jeremias Hoesch Besitzer der Mühle, die er zu einem grossartigen Walzwerk eingerichtet hatte. Als Felix Heinr. Schoeller sie am 28. No vember 1856 kaufte, war Ludolf Adolf Hoesch Eigentümer. Felix Heinrich hatte als Sohn Heinr. Augusts auf dem Hammer reiche Erfahrungen gesammelt, die ihn befähigten, eine Papier fabrik unter seinem Namen zu begründen. Seiner Umsicht und Energie gelang es, sein Unternehmen bald auf die Höhe zu bringen. Bereits nach wenigen Jahren, 1867, gliederte er seiner Papierfabrik eine eigene Strohstofflabrik an, 1869 und 1870 nahm er seine Söhne Guido und Heinrich in die Firma auf. Fel. Heinr. Schoeller war ein Mann von rastloser Tätig keit, der sich mit Erfolg an vielen Unternehmungen beteiligte. So rief er mit Theodor Bausch die Papierfabrik zu Dömitz i. M. ins Leben. 1880 folgte eine weitere zu Offingen i. B. unter der Firma Fel. Schoeller Söhne & Co., 1882 erriohtete er zu sammen mit dem Ingenieur G. Schultz eine Zellstofffabrik in Gernsbach i. B. Inzwischen hatte sich auch die Strohstoff fabrik so erweitert, dass er sie 1886 seinem Sohn Felix Her mann Maria als eigene Fabrik unter der Firma Hermann Maria Schoeller & Co. übertragen konnte. In Anerkennung seiner industriellen Verdienste wurde er zum Kommerzienrat ernannt. Er konnte am Ende seines Lebens mit Befriedigung auf seine Erfolge zurückblicken, und Düren verlor in ihm 1893 einen seiner hervorragendsten Industriellen. Seine Söhne führten das Geschäft bis 1895 weiter, wo Felix Hermann Maria Schoeller sich nach Osnabrück wandte, um daselbst eine neue Papier fabrik unter der Firma Felix Schoeller jr. in Gretesch zu be gründen. 1898 folgte der älteste Sohn Guido seinem Vater im Tode nach, und Heinrich Schoeller übernahm die beiden Fabriken, an denen Felix Schoeller in Osnabrück noch als Kommanditär beteiligt ist. Papierfabrik Boisdorf. Auch die gewerblichen Einrichtungen am Lendersdorfer Teiche blicken auf hohes Alter zurück. Die dort liegenden Eisenwerke interessiren uns hier nicht, wir richten unser Augenmerk zunächst auf die Boisdorfer Papier mühle. Nach Aufzeichnungen im Pfarrarchiv zu Lendersdorf bestand sie schon 1695 als Papiermühle. 1717 arbeitete dort, wie bereits erwähnt, der aus der Pfalz eingewanderte Michael Strepp. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts treffen wir dort einen Papiermacher Holmann, der auch noch in den Akten des Jahres 1785 erwähnt wird. Jacob Holmann fertigte dort bessere Schreibpapiere an, die 1740 bei einer Ausschreibung der Düsseldorfer Hofkanzlei mitkonkurrirten. Die Boisdorfer Mühle ist jetzt Packpapierfabrik im Besitze von N. Knipprath in Kreuzau. Farbmühle. Die Familie Lennenschloss hat ehemals im industriellen Leben Dürens eine bedeutende Rolle gespielt und scheint sich auch in der Papier-Industrie versucht zu haben. Sie besass auf dem Lendersdorfer Teiche eine Farbmühle, welche jetzt durch die Firma Eug. Hoesch & Orfhaus der Papierverarbeitung dienstbar gemacht wird. Nach einem Kon- zessionsgesuche aus 1785 zu urteilen wollte J. J. Lennenschloss in der Nähe dieser Farbmüble eine Papiermühle erbauen, es sind jedoch nirgends Anzeichen vorhanden, dass dieser Plan zur Ausführung gekommen wäre. Am Lendersdorfer Teiche stossen wir ferner auf die Kaisersmühle, auf der gegen 1820 Johann Caspar Loesch Papiere hergestellt hat. Fortsetzung folgt Packseidenpapier — Unlauterer Wettbewerb Vpm Main Packseidenpapier (sogen. V-Stoff) ist in den letzten Jahren derart heruntergekommen, dass manche Händler nicht einmal 5 pCt. daran verdienen. Doch ein Konkurrent hat sich nicht damit begnügt, das Format fortwährend zu verkleinern, sondern auch die Bogenzahl eines Ballens von 4800 Bogen auf 4200 Bogen vermindert, indem er die Zahl der Bogen im Buch von 24 auf 21 herabsetzte. Jenem Konkurrenten schrieb ich, dass derartiges Manöver Betrug oder unlauterer Wettbewerb sei, und dass ich die Leute, die bereits herein gelegt wurden, aufgeklärt habe. Ich erklärte ihm ferner, dass ich bei der ersten Wiederholung dieses Betrugs Anzeige erstatten, und