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2076 PAPIER-ZEITUNG Nr. 59 606,5 + 0,305. 150 = 652 Wärmeeinheiten, während reines Wasser unter 760 mm Q.-S Luftdruck bei 100 0 siedet, also nur 606,5 + 0,305. 100 = 637 Wärmeeinheiten zur Verdampfung von 1 kg Wasser bedingt. Der Mehrverbrauch an Wärme für die Wasser Verdampfung aus dicker Lauge von 150 0 Siede temperatur beträgt 652—637 = 15 Wärmeeinheiten, mithin nur etwa 21/2 pCt. Es gelingt aber nicht, alle zugeführte Wärme ausschliesslich als Verdampfungswärme zu verwerten. Ein erheblicher Teil geht durch Ausstrahlung der Verdampfanlage verloren, und zwar umsomehr, je höher das Wärmegefälle von der heizenden zur beheizten Materie ist, welches Gefälle wiederum mit der Dichte der Lauge steigt. Der Verdampfung des Wassers entgegen wirkt die An ziehung der gelösten Stoffe auf die lösenden Wasserteilchen, und es ist klar, dass diese Gegenwirkung der in unverminderter Menge bleibenden, gelösten Stoffe auf die stetig abnehmenden Mengen des lösenden Wassers im Fortschritt der Verdampfung sich zunehmend mehr geltend machen muss. Ebenso wie die in den Langen gelösten Körper die Verdampfung des Wassers erschweren, so ziehen dieselben auch, soweit sie selber nicht brennbar sind, durch Wärmeentziehung die Wärme Wirkung der brennbaren Bestandteile herab, und gleichwie unreine Kohle die Wärmewirkung derselben weit über den Verun reinigungsgrad hinaus durch Schlackenbildungen herabzieht, kommt auch von den Brennwerten der Laugen ein umso kleinerer Teil der Wärme zur Nutzwirkung, je mehr nicht brennbare Stoffe in den Laugen gelöst oder schwimmend vor handen sind. Dass man trotzdem durch Wiederbenutzung der Wärme unter entsprechender Teilung des Druck- und Wärme gefälles auch die Sulfitlaugen ohne Aufwendung anderen Brennstoffes eindampfen und verarbeiten kann, unterliegt keinem Zweifel. Eine andere Frage ist es, ob die Sulfitzellstoff-Fabrikation die Kosten für eine solche Laugeneindampf-Anlage und deren Betrieb tragen kann. Sehr richtig wird daran erinnert, dass für die Vernichtung der schädlichen Abfalllaugen der Sulfitzellstoff-Industrie grosse Kosten nicht auferlegt werden dürfen, wenn sie an diesen nicht zugrunde gehen soll. Die Abwärme der Kocher und Holzputzerei, auf welche hingewiesen wird, dürfte relativ hohe Anlagekosten und kleine Nutzerträge ergeben. Für die Technik bleibt bei dieser Sach lage nach wie vor die Aufgabe, fortgesetzt auf Mittel zu sinnen, welche die Sulfitzellstoffablaugen ohne Aufwendung ruinöser Kosten mit gegebenen Mitteln entwässern und transportfähige Rückstände erwarten lassen. Die Abwärme der Kocher ist nur in grossen Zwischen räumen und dann nur kurze Zeit während des Abblasens verfügbar. Dabei ist die Wiedergewinnung des mitgerissenen Stoffes Hauptsache, die Nutzung der Wärme bei der stetigen Abnahme der Spannung und Temperatur des ausblasenden Dampfes beschränkt. Die Abdampfwärme der Holzputzerei-Antriebsmaschine ist in einem kleinen Apparat des Schreibers dieser Zeilen in der Zellstoff-Fabrik Altdamm schon vor Jahren in der Weise aus genutzt worden, dass der Abdampf in einem Rieselkondensator kondensirt wurde, an dessen so beheizten Rohrflächen Lauge in dünner Rieselschicht verdampfte. Es kann hierdurch die ganze Abwärme des Betriebsdampfes genutzt werden. Weitere Nutzung der Abwärme ist durch Verdampfung und Verdunstung der Laugen in meinen Rieselapparaten möglich, welche durch Abgase der Dampfkessel-Feuerungen und der Laugenverbrennungsöfen beheizt werden. Dabei wird auch der grösste Teil der Wärme wiederholt verwertet, welche bisher als Dampfwärme mit den Abgasen der Laugen-Ver brennungsöfen verloren ging. Anfänglich noch auftretende Ungleichheiten der Berieselung der Rohre und Stoffverluste im Luftstrom wurden später durch geeignete Einrichtungen vermieden, sodass die jetzigen Ausführungen tadellosen Betrieb bekunden. Es sind also Einrichtungen vorhanden, welche auch für die Sulfitzellstofflaugen-Eindampfang gute Dienste ver sprechen und den Vorzug haben, nicht sehr teure Anlagekosten zu erfordern. Das Ziel der Eindampfung der Sulfitlaugen ist dadurch in greifbare Nähe gerückt, und fortgesetzte Versuche werden auch für die Rückstände geeignete Verwendung ergeben; wo ein Wille, ist auch ein Weg! Berlin, 9. Juli 1903 Julius Schwager, Zivilingenieur Der Wärmeverbrauch beim Eindampfen von Sulfit-Ablauge wird auch dadurch erhöht, dass sich die Ablauge bei steigender Eindickung mit einer harzigen Haut bedeckt, welche die Ver dampfung sehr verzögert. Die Ueberhitze von Rauchgasen wird ohnehin zum Vorwärmen von Speise- und Fabrikations wasser soweit als möglich ausgenutzt, sodass unseres Erachtens die Einäscherung von Sulfit-Ablaugen nicht durchführbar sein wird, bevor man nutzbringende Verwertung für die Asche von Sulfit-Ablaugen findet. Schriftleitung Papierfabrikation in Schottland. Nach dem Jahresbericht 1902 der Handelskammer von Edinburgh hat die Papierfabri kation der Umgebung Edinburghs ihren Sitz in den Tälern des Esk und des Water of Leith. Im erstgenannten Tale gibt es 7, im zweiten 9 Papierfabriken. In den 9 Fabriken des Water of Leith-Tales arbeiten 12 Papiermaschinen und er zeugen jährlich 15 000 Tonnen Papier im Wert von 5 000 000 M. Im Esktal erzeugen 17 Papiermaschinen 25 000 Tonnen Papier im Wert von 15 000 000 M. Die ungewöhnlich flaue Geschäfts lage nach dem südafrikanischen Krieg hat stetigeren Verhält nissen Platz gemacht, und der jetzige Zustand des Papier marktes ist befriedigend. Auch die Aussicht für die Zukunft ist gut. Die Papierpreise zeigen keine Neigung zum Fallen und die Rohstoffpreise keine zum Steigen. Die Fabriken sind mit Aufträgen gut versehen. Die Papierindustrie von Düren und Umgebung von Jos. Bongartz aus Düren. Fortsetzung zu Nr. 56 Die Neumühle. Der erste Papiermüller am Dürener Teiche, von dem wir bestimmte Nachricht erhalten, ist Rütger von Scheven, der 1711 die sogen. Altemühle, die jetzige Neumühle, erbaute. Sein Name wird zuerst 1714 in den Akten über Wassergerechtsame erwähnt. 1727 ersuchte er den Dürener Rat um Ausstellung eines Zeugnisses über die Qualität seiner Papiere. Dieser Bitte kam der Rat durch folgendes Antwort schreiben nach: „TTachdemahlen hisiig Unger mittbürger Undt Kaufherr Röttger Don Scheben Dor Tüngeren jähren betäubter Ding actua papiermühle midt schweren Fosten aufgerichtet, solche and; nac Undtern Fbris bes Jahr 1711 erhaltener ggstr concessionsfreyheit vndt 16 jahr midt guthem ab- gang gebrauchet Unbt bergt, papier darauf als in hiesiger nachbabrschaft fein beszeres zu bekommen gemacht zu haben angezeigt, alßo hat auc bürgermeister ündt rath ber ftabt Deuren belangt ibm bar. ber schein Unbt zeugnis auszustellen, welchen belang bau uns in aller billigfeibt bestehendt demselben wir nicht abschlagen, sondern 311 fterf ber wahrheit attestiren sollen, das abbemeldeter Scheben in Dorerwehnts beffen papiermühl den gleic fein unbt eigens papier Perfertig läge, das in hieselbstdig bergleid; mühl Unseres wiszens bisher fein beszeres 31t bekommen gewest. urkundlic mit Unseren ftabtfiegel unbt Unseres stadtsecretariy hand unterschrift. Deuren, bett’ 18. Martiy 1727." Einen weiteren Beweis dafür, dass Schebens Papiere gut waren, können wir darin erblicken, dass wir in den Archiven zu Düsseldorf und Düren seinen Fabrikaten am häufigsten be gegnen, wie auch von ihm die meisten Wasserzeichen gefunden wurden. Für die spätere Entwicklung der Altenmühle war es von grosser Bedeutung, dass Rütger von Scheben seine Tochter an den nach Düren eingewanderten Joh. Paul Schoeller ver heiratete. Die Mühle blieb während des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie Scheben, 1819 ging sie an Louis Schoeller über, der sie bis 1844 inne hatte. Er beschäftigte dort un gefähr 55 Arbeiter. Von 1844 bis 1866 war die Mühle im Besitz von Fritz Schoeller, und seither bildet sie als Neumühle einen Bestandteil der Firma Heinr. Aug. Schoeller Söhne. Diese hat die Fabrik bedeutend vergrössert und 1874 durch Angliederung einer Strohstofffabrik erweitert. Schoellerhammer. Unter den Akten des Jahres 1720 finden wir auch ein Konzessionsgesuch des Erbförsters Huppertz, der die Absicht hatte, vor dem Philippsthor eine Papiermühle zu erbauen. Ob dieser Plan verwirklicht worden ist, lässt sich nicht feststellen. Den Namen Huppertz treffen wir jedoch bei einer andern, für die Dürener Papier-Industrie wichtigen Mühle an, nämlich bei der Papierfabrik Hammer, die ebenso wie die Neumühle heute im Besitz der Firma Heinr. Aug. Schoeller Söhne ist. Am 17. Dezember 1760 erhielt der Erbförster Adam Houpertz die Einwilligung des Kurfürsten Carl Theodor zur Anlage einer Gerstenmühle auf dem Dürener Teich. Diese Mühle war bis 1780 im Besitz des Houpertz und ging dann an