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Nr. 59 PAPIER-ZEITUNG 2075 vorsichtig bei etwa halbgesenkter Walze gemahlen werden, damit derselbe genügend schmierig wird. Auf alle Fälle ver trägt Chinagras im Ganzzeugholländer bei weitem nicht die starke Mahlung wie gute Hanf- und Leinenstoffe. Die aus Chinagras erzeugten Papiere sind ausserordentlich fest, griffig und zähe und besitzen einen ungewöhnlich hohen Widerstand gegen Falzen und Zerknittern. In letzter Zeit gelingt es einigen speziell eingerichteten Papier- und Halbstoff-Fabriken, aus Rohfasern von Hanf und Leinen einen Halbstoff zu erzielen, welcher in Festigkeit, Rein heit und Verwendbarkeit dem sehr teuren Stoff aus Chinagras kaum nachsteht und dabei sehr viel billiger ist, da der aus den Spinnereien abfallende Rohstoff von Ramie oder China gras kaum unter 90 M. die 100 kg zu haben ist. 4. Bereitung des Ganzzeugs Für alle Lumpenstoffe, die zur Herstellung von festen Papieren dienen sollen, gilt die Vorschrift, dass die Ganzzeug holländer in vorzüglich gutem Zn stände sein müssen, und dass der Stoff so dick wie irgend möglich einzutragen ist. Hierzu ist es erforderlich, dass die einzelnen Holländer alle einen guten, möglichst gleichmässigen Zug haben. Ist dies nicht der Fall, dann müssen die Holländer ungleichmässige Beschickung erhalten, wodurch der mit dick er er Eintragung erzielte Stoff andere Festigkeits- und Dehnungseigenschaften erhält als der Stoff, welcher dünner eingetragen wurde. Streng genommen ist kein einziger Holländer in seinen Leistungen dem andern genau gleich, immer besteht ein gewisser Unterschied in der Mahlung, und der eine Holländer muss anders behandelt werden als der andere. Auch verändern sich infolge von Abnutzung der Walzen und Grundwerksschienen mit der Zeit die Leistungen der Holländer. Nie soll man die Grundwerke bei mehreren Holländern zugleich erneuern, sondern ein neues Grundwerk einige Tage einlaufen lassen, ehe man zur Erneuerung eines andern Grundwerks übergeht. Ein erfahrener Holländerführer kennt die Eigen schaften seiner Maschinen sehr genau und weiss es ein zurichten, dass der Stoff aus den am besten arbeitenden Hol ländern in richtigem Verhältnis zu dem Stoffe abgelassen wird, welchen mangelhaft arbeitende Holländer ergeben haben. Auf diese Weise gelingt es ihm, den Stoff in den Zeugbütten so gleichmässig zu erhalten, dass an der Papiermaschine stets gleichmässige Festigkeit, Dehnung, Zähigkeit, Griff und Durch sicht des Papiers erzielt werden kann. Einige grössere Papier fabriken arbeiten ihre Papiere in der Weise, dass sie für die festen Faserarten besondere Holländer benutzen und die festem Stoffe mit den schwächeren in grossen Mischholländern ver mengen, leimen und färben. Manche Fabriken besitzen Feinmühlen für einmaligen Durchgang des Stoffes. Man erzielt mit der Marshall- oder Jordanmühle vorzügliche Ergebnisse, weil sich diese Mühlen während des Ganges genau regeln lassen, und nur ein be stimmtes Vermahlen des Stoffes in den Ganzzeugholländern erforderlich ist. Die meisten deutschen Fabriken besitzen keine Feinmühlen, diese eignen sich auch mehr zur Herstellung grosser Papiermengen aus gleichartigen Rohstoffen. Für kleine Anfertigungen und für öftern Wechsel der Zusammensetzung, Stärke und Farbe sind gewöhnliche, nicht zu grosse Ganzzeng- holländer vorzuziehen. Es empfiehlt sich, feste Faserstoffe etwas vorzumahlen, indem man den Holländer nicht ganz füllt. Später können dann die erforderlichen sohwächern Fasern bei gefügt und der Stoff, nachdem der Holländer voll geladen wurde, fertig gemahlen werden. Auf diese Weise erhält jede Faserart genügende Mahlung, und ist kein Totmahlen schwächerer Fasern auf Kosten der stärkeren, und keine un genügende Ausnutzung der bessern Fasern zu befürchten. Nur die Erfahrung kann in jedem einzelnen Falle lehren, wann die festen Fasern genügend vorgemahlen sind, denn hierbei sind die Eigenschaften der festen Stoffe sowie der schwächeren Faserarten zu berücksichtigen. Baumwolle, Esparto, Strohstoff und Laubholzzellstf können z. B. viel später beigegeben werden als fester Nadelholzzellstoff, weil dieser viel stärkere Mahlung erfordert und verträgt. 5. Arbeit auf der Papiermaschine Wenngleich gute Mahlung der Rohstoffe die Hauptsache zur Erzielung bester Normalpapiere ist, so muss man doch auch die Arbeit der Papiermaschine wohl überwachen, denn auch hier können Fehler vorkommen, auch kann die Papier maschine manchmal Fehler der Mahlung ausgleichen und trotz dieser Fehler vorschriftsmässiges Papier erzeugen. Vor allem soll der zu Normalpapier dienende Stoff in möglichster Ver dünnung auf die Papiermaschine gelangen. Je mehr Wasser der zufliessende Stoff enthält, desto besser passirt er die Schlitze der Knotenfänger, und desto länger bleibt er der Ein wirkung der Sehüttelung auf dem Siebtisch ausgesetzt. Hierauf ist stets ein besonderes Augenmerk zu richten. Auf dem Sieb tisch wird ja das Gewebe, woraus das sich bildende Papier- blatt besteht, hergestellt, und die Sehüttelung bewerkstelligt hauptsächlich das Verfilzen und Ineinanderschlingen der Fasern. Je länger die Fasern der Sehüttelung ausgesetzt sind, desto besser kann die Verfilzung erfolgen. Sitzen die Fasern infolge Wasserverlustes auf dem Metalltuch fest, so kann die Schütt- lung nichts mehr ausrichten. Damit die Fasern auf dem Metalltuch möglichst lange in Schwebe und der Einwirkung des Schüttelns ausgesetzt bleiben, hat man unter dem Metalltuch, dort wo es das Siebleder ver lässt, Platten aus Metall, Hartholz, Hartgummi usw. angebracht. Diese Platten bewirken, dass hier nur ein kleiner Teil Fasern entwässert wird und sich auf dem Metalltuch festsetzt, während die übrigen Fasern sich weiter umschlingen und verfilzen können. Die erste der sich hier bildenden Schichten des Papierblatts ist am wenigsten verfilzt, und das Papier wird umso fester, je dünner die untere und je dicker die obere Lage des in Bildung begriffenen Papierblattes ausfällt. Zahl und Stellung der Sehaumlatten tragen wesentlich zu guter Verfilzung bei, weil sich hier die Fasern stossen und quer legen müssen und sich infolgedessen in- und umeinander schlingen können. Bei bessern Papieren sollten nie weniger als drei Schaumlatten vorhanden sein. Bei genügender Sieb- länge sollte man deren Anzahl noch vergrössern, weil sie auch zur Entwässerung der Papiermasse beitragen und zugleich be wirken, dass das Papierblatt sich aus mehreren unter sich genau abgegrenzten Schichten zusammenfügt, wodurch klare Durchsicht des Papiers und dabei — als Folge besserer Ver filzung — auch grössere Festigkeit entsteht. Der für beste Normalpapiere erforderliche schmierig ge mahlene Stoff lässt sich auf dem Siebtisch manchmal schwer genügend entwässern. Deshalb muss man möglichst lange Siebtische einrichten, nnd ist rasches Arbeiten besserer Papiere ausgeschlossen. Zur Entwässerung der Masse sind möglichst viele Siebwalzen sowie genügende Zahl von Saugern erforder lich. Der gewöhnliche Kaufmann’sche Sauger genügt hier in der Regel nicht, weil er sich nicht ausreichend regeln lässt und bei sehr schmierigem Stoff manchmal versagt, wodurch viel Ausschuss entstehen und selbst das Metalltuch verderben kann. Man bringt daher die Sangkasten, namentlich die beiden letzten, am besten mit einer Luftpumpe in Verbindung. Man kann dann gleichmässige und sichere Entwässerung erzielen, weil man bei jedem Sauger den Zutritt der Luft und infolge dessen die Wirkung der Luftpumpe genau regeln kann. Zur Erzielung guter Wasserzeichen in schmierigem Stoff sind Luft- pumpen unentbehrlich, weil man das Papierblatt genügend feucht unter die Vordruckwalze bringen und nachher dem Blatt genug Wasser entziehen kann, damit das gebildete Wasserzeichen in den Nasspressen nicht wieder verschwindet. Zur besseren Entwässerung empfiehlt sich Einführung direkten Dampfes in dünnem Strahl in die Masse vor deren Auffliessen auf das Metalltuch, da sich leicht erwärmter Stoff besser ent wässert. In der Gautschpresse wie in den Nasepressen soll das Papierblatt möglichst stark gepresst und von Wasser be freit werden. Die bei stark feuchter Papierbahn notwendige übermässige Erhitzung der Trockenzylinder beeinflusst die Reisslänge, die Dehnung und namentlich den Widerstand gegen Zerknittern sehr nachteilig. Das Papier soll wohl vollkommen trocken, aber nicht über- trocknet von der Papiermaschine laufen. Uebermässige Satinage hat auch schädlichen Einfluss auf die Festigkeitseigenschaften der Normalpapiere, weshalb bei diesen Papieren leichte oder mittelstarke Satinage anzuraten ist. -i- Schluss folgt Sulfitlaugen-Eindampfung In Nr. 54 der Papier-Zeitung d. Js. wird anlässlich eines Artikels der Nr. 18 des »Centralblattes für die österreichisch- ungarische Papier-Industrie« daran erinnert, dass zur Ver dampfung von 1 kg Wasser aus Sulfitlauge mehr Wärme ver braucht werde, als wenn die Verdampfung aus reinem Wasser erfolge. Ganz allgemein giltig dient als Anzeiger für den Mehraufwand an Wärme das Steigen des Siedepunktes mit der Zunahme der Dichte von Laugen und Lösungen. Liegt der Siedepunkt einer Lösung bei 150 °, so beträgt die zur Ver dampfung von 1 kg Wasser aus dieser Lösung nötige Wärme