Volltext Seite (XML)
Nr. 53 PAPlER- den »Zweck des Vereins« so zu ändern, dass die Vertretung bei Zoll- und Handelsvertrags-Verhandlungen künftighin nicht mehr auf »gemeinsame« Interessen beschränkt bleiben solle. Zahlreiche Papiermacher eilten nach Eisenach, um diese Aen- derung der Satzungen zu bekämpfen, jedoch wurde eine grosse Zahl derselben, wie Redner in Nr. 50 der Papier-Zeitung be schrieb, an der Ausübung ihres Stimmrechts verhindert. Zwei von den — nach Redners Ansicht — zu unrecht aus geschlossenen Stimmen hätten genügt, um die zur Satzungs- Aenderung nötige Zweidrittel-Majorität zu vereiteln. Für die Mitglieder des V. D. Z. gebe es zwei Wege: aus dem P.-I.-V. auszutreten oder den offenbar ungesetzlichen Beschluss anzu- fechten und die Abhaltung einer neuen Hauptversammlung zu fordern. Redner empfehle den letztgenannten Weg, aber es sei abzuwarten, wie der Verein Deutscher Papierfabrikanten beschliessen werde, und mit diesem gemeinsam vorzugehen. Redner berichtet auch über Verhandlungen zwischen ihm und dem Vorsitzenden des P.-I.-V., die gemeinsame Beratungen zwischen Papiermachern und Papier-Verarbeitern in die Wege leiten sollten. Diese Verhandlungen hatten bisher kein Ergebnis. Römer hält jedes Paktiren in Zoll-Angelegenheiten für über flüssig und schädlich. Er empfiehlt den Mitgliedern, ihren Austritt aus dem P.I.-V. anzumelden. Dr. Gottstein würde es bedauern, wenn der P.-I.-V. ge sprengt werden müsste, aber es wird den Zellstoff-Fabrikanten kaum möglich sein, darin zu bleiben. Andernfalls könnte sich der P.-I.-V. bei Behörden als Vertreter der Interessen des ganzen Papierfaches ausgeben. Man müsste das Eisenacher Vorgehen des Vereins den Behörden in einer Denkschrift mit teilen. Diese Denkschrift sollte von den Vereinen der Papier- und Zellstoff-, vielleicht auch der Holzstoff-Fabrikanten ge meinsam eingereicht werden. Redner erwähnt, dass schon vor längerer Zeit gemeinsames Vorgehen mit den Papierverarbeitern von den Papiermachern angestrebt werde, aber immer fehl- schlug. Redner hält trotzdem gemeinsames Vorgehen noch immer für erwünscht und möglich, und ersucht den Verein, vorzuschreiben, wie sich etwaige Vertreter des Vereins bei solchen Verhandlungen verhalten sollen. Hofmann: Die Frage, die in Eisenach zur Verhandlung kam, ist 3—4 Jahre alt. Im Interesse des ganzen Faches, der Papiermacher wie der Verarbeiter, wäre es sehr erwünscht, bei dieser Frage alles Leidenschaftliche auszuschalten. Die Ausfuhr von Rohpapier aus Deutschland geht ständig zurück. Die deutsche Papiermacherei kann sich nur dann kräftig entwickeln, wenn wie bisher verarbeitetes Papier in grossen Mengen nach dem Ausland geht. Daher haben alle Zweige der Papiermacherei Interesse daran, die Papierverarbeitung zu fördern. Anderseits wissen die Führer der Papier-Verarbeitung, dass sie die Papiermacher stützen müssen, denn sie können nur durch gutes inländisches Papier ihre Erzeugung heben. Beide Gruppen sind unbedingt auf einander angewiesen, es ist schädlich, wenn sie einander bekämpten. Der Regierung wird ihre Aufgabe erschwert, wenn beide Gruppen wider sprechende Wünsche äussern. Auf Grundlage der jetzt be stehenden Zölle als Minimal-Sätze könnte wohl eine Einigung zustande kommen. Die Pressfehde sollte vergessen und die Arbeit für die Handelsverträge gemeinsam gemacht werden. Der Löwenanteil der Arbeit fällt dabei der Papier-Verarbeitung zu, weil die für ihre Waren nötigen Positionen sehr zahlreich und mannigfaltig sind, die der Papiermacherei dagegen einfach und wenig. Der Versuch einer Einigung sollte gemacht werden, und wenn er gelingt, finden alle anderen Zerwürfnisse und Beschwerden friedliche Lösung. Nach wiederholten Reden und Gegenreden von Beckmann, Dr. Gottstein, Graf v. Brockdorff, Geheimrat Hofmann und Dr. Müller wird beschlossen, sämtliche in Betracht kommende Behörden des Reichs und der Bundesstaaten zu benachrichtigen, dass etwa dort eingehende Anträge des Papier-Industrie-Vereins, soweit sie Zollfragen betreffen, nicht im Einverständnis mit den dem Verein angehörenden Papier- und Zellstoff-Fabrikanten gefasst worden sind, dass vielmehr die dem Verein angehören den Papier- und Zellstoff-Fabrikanten ausdrücklich dagegen Widerspruch erheben, dass der Papier-Industrie-Verein mit Zollfragen sich überhaupt beschäftigt. Ferner wurde beschlossen, etwaige Vorschläge des Papier industrie-Vereins zur Herbeiführung eines Einverständnisses in Zollfragen des Papierfachs abzuwarten und erst hiernach weitere Beschlüsse zu fassen. 5. Revision des Gefahren-Tarifs. Nach Darlegungen von Dr. Müller, Kommerzienrat Eppen und Schacht über die neuen ZEITUNG 1859 Gefahrenziffern wird beschlossen, in der Delegirten-Versammlung die Vorschläge des Genossenschafts-Vorstandes zu unterstützen. 6. Marktlage. Mitglieder aus allen Teilen des Reiches be richten über die Marktlage, und es geht daraus hervor, dass die Fabriken flott beschäftigt sind, und die Preise eine Auf besserung erfahren konnten. 7. Trockenzylinder-Prüfung. Vorsitzender verweist auf eine vom preussischen Handelsminister erlassene Verfügung, wonach für den Bau und die Ausrüstung von Trockenzylindern der in Zellstoff- und Papierfabriken üblichen Grösse verschärfte Bestimmungen eingeführt werden sollen. Der Verein will sich gegen unnötige Verschärfungen mit einer Eingabe an den Minister wenden. Der Geschäftsführer wird jedem Mitglied eine Abschrift der Verfügung senden, und der Vorstand wird mit dem Verein der Papierfabrikanten in dieser Frage Fühlung suchen. 8. Verschiedenes. Röm^r teilt eine ihm widerfahrene Be schränkung der Sonntugs-Arbeit mit, welche von allen an wesenden Mitgliedern als ungesetzlich bezeichnet wird. Vorsitzender schliesst um 111/4 Uhr die Sitzung. Papiermacher und -Verarbeiter In der Generalversammlung des Vereins Deutscher Papier fabrikanten, 24. Juni zu Dresden, an welcher auch Geh. Reg.- Rat Carl Hofmann teilnahm, wurden nach ausführlicher Aus sprache mit Bezug auf die Eisenacher Vorgänge (vergl. Nrn. 47 und 48) Beschlüsse gefasst, welche mit denen des Vereins Deutscher Zellstoff-Fabrikanten übereinstimmen. Es ist zu hoffen, dass hiernach gemeinsames Vorgehen der Papiermacher und -Verarbeiter bei den Arbeiten für die Handelsverträge möglich sein wird. Theodor Toelle Am 15. Juni 1903 verschied plötzlich in Frankfurt a. Main, wo er Heilung von seinem Leiden erhoffte, der Teilhaber der Firma Gustav Toelle, Herr Th. Toelle aus Wildenfels, dessen Bildnis wir nachstehend abdrucken. Geboren am 19. April 1865 in Niederschlema im sächsischen Erzgebirge als Sohn des Gründers der Firma, Herrn Gustav Heinrich Toelle, besuchte er zuerst seine Heimatschule, später die Realschule zu Schneeberg und mehrere Jahre das Tech nikum in Mittweida, bis er beim 2. Grenadier-Regiment zu Dresden seiner Militärpflicht genügte. Zu seiner praktischen Ausbildung hielt er sich längere Zeit in einer Papierfabrik Steiermarks auf und kam dann nach Hause, um in der von seinem Vater begründeten Papierfabrik unter dessen Leitung weiter zu lernen und ihn später in der Führung des schnell wachsenden Geschäftes zu unterstützen. Schon bei Lebzeiten des Firmen begründers, im Jahre 1896, übernahm Theodor Toelle in Gemeinschaft mit seinen 3 Brüdern die verschiedenen Abteilungen des Betriebes und führte sie mit ihnen im Sinne und Geiste des Vaters weiter. Infolge der immer grösseren Ausbreitung des Geschäftes und damit des Kundenkreises widmete sich der Ver storbene hauptsächlich dem Vertriebe der Erzeugnisse und der Pflege persönlicher Beziehungen zu den meist lang jährigen Abnehmern der Firma, unter denen sich viele der grössten und bedeutendsten Zeitungen Deutschlands befinden. Wie geachtet, beliebt und gern gesehen Herr Theodor Toelle bei seinen Geschäftsfreunden war, bezeugten die zahlreichen, herzlich gehaltenen Beileidsbezeugungen, Blumenspenden und die persönliche Beteiligung an seinem Begräbnis. Um den modernen Stand der Papierindustrie auch in Amerika kennen zu lernen, besuchte er in Begleitung seiner Frau wiederholt die grösseren Papierfabriken der neuen Welt; das letzte Mal vor wenigen Monaten. Mit seinen Brüdern eifrig vorwärtsstrebend und bemüht, die maschinelle Ein richtung ihrer verschiedenen industriellen Anlagen immer mustergiltig zu erhalten, war es ihm leider nicht mehr ver gönnt, den gegenwärtigen Vergrösserungsbau in der Papier fabrik vollendet zu sehen. Seit Gründung des Verbandes Deutscher Druckpapier- fabriken, G. m. b. H., Berlin, war er Mitglied des Aufsichtsa