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2038 PAPIER ZEITUNG Nr. 58 Preisarbeiten der Papier-Zeitung Verbessertes Verfahren zum Trocknen von Pappen Von Ingenieur F. Hiorth in Kristiania Vom Preisgericht mit 200 M. bedacht Schluss zu Nr. 57 Nachstehende Zeichnungen zeigen in Auf-, Grund- und Kreuzriss einen Turm zum kontinuirlichen Trocknen von Holz schliff, Pappen, Karton, Garn usw. nach Patent F. Hiorth. Die Trockenluft wird durch einen Kalorifer erwärmt, der durch Dampf oder freie Flamme geheizt wird. Wie aus den Zeichnungen ersichtlich, ist der Turm durch Wände in drei senkrechte Kanäle geteilt, die oben und unten mit einander kommuniziren. Der Kalorifer C wird gewöhnlich zwischen diesen Wänden, im mittleren .Kanale, angebracht. Die zum Trocknen bestimmte feuchte Masse wird auf den Boden des Kanals B gebracht, aufwärts und über die Ketten scheibe des oberen Raumes 1 und herunter in den Kanal D geführt, wo der Stoff im getrockneten Zustande wieder heraus genommen wird. Der Luitweg ist wie folgt: Frische Luft tritt in den Turm durch das Jalousieventil L unter dem Dach ein, worauf sie , durch die Regeneratorrohre geht und hier von der um die Rohre herum aufsteigenden entweichenden Luft Wärme auf nimmt. Von dem Regenerator R geht die frische Luft durch die Oeffnung N, durch den Kanal M und den Raum 0 nach den Bodenkanälen und den Oeffnungen P, worauf sie unter dem Kalorifer C sich mit dem grössten Teil der aus dem Ven tilator V kommenden Luft vermischt. Die Mischung wird von dem Ventilator V durch den Kalorifer C in den Zwischen kanal G geblasen. Ein Teil der aus dem Ventilator V kommen den Luft geht durch die Regulirungs-Oeffnung A in den Trockenkanal B, aus welchem sie aufwärts steigt. Bei Oeff nung E verlässt ein Teil dieser Luft den Trockenkanal B, um in den Regenerator R den grössten Teil ihrer Wärme an die durch die Regeneratorrohre einströmende frische Luft abzu geben. Die im Regenerator R abgekühlte entweichende feuchte Luft verlässt den Turm durch Rohr F. Ein Teil der aus dem Kalorifer C kommenden warmen Luft geht durch die Oeffnungen H in die Trockenkanäle B und D. Der grösste Teil der gewärmten Luft steigt aufwärts in den Zwischenkanal G nach dem oberen Raume I, wo sie sich mit der aus dem Trockenkanal B kommenden Luft ver mischt, ehe .die Mischung durch Trockenkanal D vom Ven tilator V angesaugt wird, um den Kreisgang fortzusetzen. Ein Teil der Mischungsluft in dem oberen Raume I geht, wenn es gewünscht wird, durch die Seitenkanäle S und die Regulirungs-Oeffnungen K an den Ventilator V, um den Kreis lauf fortzusetzen. Die warme Luft vom Kalorifer wird also durch den Ven tilator V in den zwei linken Kanälen aufwärts und in dem dritten (rechten) abwärts — zwischen das Trockengut, mit immer wachsender Geschwindigkeit, — wodurch sie ihre grösste Trockenfähigkeit am Ende der Trocknung erreicht, ga- sogen. Dadurch wird rationelle Trocknung ohne Anwendung zu hoher Lufttemperatur erreicht. Oben im Turme befindet sich ein Paar Kettenräder, über welche zwei endlose, lang- gliedrige Ketten laufen in eingemauerten U-Eisen gelührt. Die Kettenbolzen tragen Zapfen, die in die hervorstehenden Haken der Wagen eingreifen. Wenn ein Wagen in den Schacht links, wo sich die Ketten aufwärts bewegen, eingerollt ist, wird er von den Kettenbolzen ergriffen und zum Gipfel mitgenommen, dann in den Schacht rechte hinunterbewegt, bis er an dessen Ende an der Schiene stehen bleibt. Sogleich ertönt eine elektrische Klingel, die Tür wird geöffnet (wenn gewünscht selbsttätig), und der Wagen mit den fertig getrockneten Pappen wird her- ausgenommen. Die Geschwindigkeit der Ketten wird so ge regelt, dass das Trockengut bei nur einem Gang durch die Kanäle fertig getrocknet wird. Die Kette setzt ihre Bewegung weiter fort. Die Bewegung der Kettenräder erfolgt durch Schneckenrad und Schnecke, und jeder Wagen hat vom Einsetzen bis zum Herausnehmen zur völligen Trocknung 4 bis 6 Stunden Ze.t. Sicherheitsklappen — in leicht schmelzbarem Metall auf gehängt — sind in den Warmluftkanälen angebracht und sperren, sobald sich die Temperatur über Gebühr erhöht, durch sofortiges Herabfallen alle Luftwege ab, wodurch sie j edes möglicherweise entstehende Feuer augenblicklich löschen. Sowohl die Geschwindigkeit der Ketten als auch Geschwindig keit, Menge und Temperatur des Luftstromes lassen sich genau und leicht regeln. Zweckmässig gebaute Wagen, welche eigenartige Klammer kämme tragen, sind je mit vier kleinen Rädern versehen, um leicht auf Schienen gesetzt und herausgenommen werden zu können. Die Klammerkämme, DRGM. Nr. 87766, bestehen aus einem gebogenen Blech, in dem der Klemmzylinder durch einen Drahtbügel beweglich befestigt ist. Durch das Gewicht der Pappe drückt der Klemmzylinder den Bogen fest an, und zwar Bogen jeder Stärke mit der selben Kraft. Der Klemmzylinder macht keinen schädlichen Eindruck in den Bogen, und dieser wird während des Trock nens nicht faltig, da die Klammerkämme beim Zusammenziehen der Bogen seitlich nachgeben. Vorteile meines Apparats sind: 1. Billige Trocknung. Eingehende Versuche (mit direkt gefeuertem Gusseisen-Kalorifer) zeigen, dass 1000 kg trockener Pappe oder Holzschliff mit einem Brennstoffverbrauch von 11/2 cbm Tannenholz getrocknet wurden, d. h. weniger als 200 kg gute Kohle auf 1000 kg Trocken-Ware. Dieser Ver such wurde im Winter bei einer äusseren Lufttemperatur von — 5° C. erreicht. 2. Billige Wartung. Ein Mann und zwei junge Mädchen können leicht in einem Apparat 8 bis 9000 kg trockener Ware in 24 Stunden handhaben. In einer Fabrik, wo bei einem alten Trockner ein Mann und zwölf Knaben mit dem Trockner beschäftigt wurden, genügen jetzt ein Mann und ein Knabe. 3. Kleiner Kraftverbrauch, da alles genau balanzirt ist. Zu heben ist nur die Gewichtsdifferenz zwischen der nassen Masse des linken Schachts und dem trocknen Stoff des zweiten. Ein Turm beansprucht zum Betrieb der Kette rund 2 PS eff., die Exhaustoren je nach der Leistung des Turmes 5 bis 20 PS eff. 4. Kleine Schmierungs- und Unterhaltungskosten, da alle sich bewegenden Teile sehr langsam gehen. 5. Billige Anlage- und Betriebskosten im Vergleich zur grossen Leistung und zum billigen Betrieb. 6. Aeusserst kleiner Platzbedarf. Ein Turm für 8000 kg trockener Ware in 24 Stunden beansprucht eine Fläche von nur 30 qm. Ein Kanaltrockner mit derselben Erzeugung bean sprucht mehr als 450 qm. 7. Die Arbeiter sind immer in frischer Luft und brauchen nie die schädliche Trockenluft einzuathmen. 8. Leichte Reglung des Trocknens. 9. Sehr gleichförmiges Trocknen. Die Bogen sind senk recht angebracht und die Luft, die sich parallel dieser Richtung bewegt, muss die ganzen Flächen bestreichen. Man läuft hier nicht Gefahr, wie bei horizontalen Kanälen, dass die heisse, trockene Luft sich am oberen Ende des Schachtes sammelt, wodurch ungleichförmiges Trocknen erfolgt. Luft getrockneter Zellstoff und Holzschliff sind zäher und weisser als zylindergetrockneter. 10. Wartung leicht und sauber. Die Bogen werden auf demselben Boden — in einem Abstande von nur 6 m — ein gesetzt und ausgenommen und werden während des Trocknens nicht in die Hand genommen, daher sehr wenig Ausschuss. 11. Absolute Feuersicherheit. Norwegische und schwe dische Versicherungs-Gesellschaften schätzen die mit diesen Türmen versehenen Schleifereien nicht höher ein als solche ohne Trockenanlage. So wurde bei den drei Schleifereien von Grubbe Bruk, H. C. Hansen und Th. v. Schiött in Skien, die Prämie, die bei dem älteren Trockner 371/2 pCt. betrug, bei Einführung meiner Apparate auf 4 pCt. herabgesetzt. Um die Versicherung dieser Fabriken annehmen zu können, war von dem Feuerversicherungskomitee (24. November 1894) eine gänzliche und sehr kostspielige Veränderung der früheren Trocken-Anlage vorgeschrieben worden. In meinem Apparate werden jetzt etwa 70000000 kg Ware jährlich getrocknet. Die Apparate sind in den meisten Industrie- Ländern patentirt. Kanaltrocken-Apparate können mit demselben System der Luftströmungen versehen werden wie der beschriebene Trocken- türm. Aeltere Kanaltrocken-Apparate können leicht für dieses Verfahren geändert werden. Bericht über die Ermittlung des Brennstoff- Verbrauchs bei dem älteren Trockenturm einer Holzschleiferei Skandinaviens: Die Probe dauerte 8 Stunden 45 Minuten, von 7 Uhr abends bis 33/. Uhr morgens in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1896. Es herrschte Schneewetter.