Volltext Seite (XML)
2002 PAPIER-ZEITUNG Nr. 57 nach der Oberfläche. Mit anderen Worten: Die Verdampfung des Wassers an der Oberfläche braucht nicht mehr Zeit, als erforderlich ist, damit die Feuchtigkeit im Innern sich den Weg nach der Oberfläche bahnen kann. Hierdurch wird die Pappe in der kürzestmögliohen Zeit getrocknet, und ihre Güte bleibt ungeschmälert. Aller überhitzte Wasserdampf und alle Trockenluft, die im Kreislauf durch den Apparat gehalten wird, hat somit ver hältnismässig niedrigen Feuchtigkeitsgehalt bei Temperaturen, die in den verschiedenen Teilen des Apparates zwischen 70 und und 90° C. schwanken. Die Verhältnis mässig kleine Menge Wasserdampf, welche aus dem Apparat herausgeleitet werden soll, hat hohe Temperatur. Um indessen den relativen Feuchtigkeitsgehalt oder Sättigungsgrad des verbrauchten Wasserdampfes zu erhöhen und gleichzeitig seine Temperatur zu verringern, wird er durch einen Regenerator oder Vor wärmer geführt, ehe er ins Freie gelassen wird. Dieser Regenerator ist im Grunde so gebaut wie ein Vorwärmer für einen Dampfkessel und besteht aus galvanisirten Eisenröhren. Der verbrauchte Wasserdampf und die Trockenluft kreisen ausser halb der Röhren, während frische atmosfärische Luft durch die Röhren geleitet wird, wodurch der Wasserdampf abgekühlt, teilweise kondensirt und ein Teil der latenten Wärme frei gemacht wird, während gleichzeitig die durch die Röhren ge leitete frische Luft aufgewärmt wird, um dann dem überhitzten Wasserdampf im Kreislauf zugeführt und mit ihm vermischt zu werden. Hierdurch wird ein grosser Teil der latenten Wärme für die Trocknung zurückgewonnen. Das warme Kondensationswasser wird von dem Boden des Regenerator raums zum Kesselhaus geleitet und kann zur Kesselspeisung angewendet werden, was Brennstoff sparen hilft. Die verschiedenen Mengen der Trockenluftmischung stellen sich ungefähr wie folgt: während in dem Kreislauf stets zum Beispiel rund 500 cbm überhitzter Wasserdampf und Luft zirkuliren, werden nur rund 100 cbm Wasserdampf und Luft per Minute aus dem Apparat heraus geleitet und rund 50 cbm frischer vorgewärmter Luft dem Apparat zugeführt. Mittels der in den verschiedenen Kanälen angebrachten Oeffnungen können die Mengen geändert werden. Aus der Zeichnung geht hervor, dass die verbrauchte Trockenluftmischung erst die feuchteste und kälteste Pappe passiren muss, ehe sie nach dem Regenerator geleitet wird. Wie gleichfalls aus der Zeichnung hervorgeht, ist die Be wegungsrichtung der Pappe parallel derjenigen der Trocken luft, man arbeitet also mit Gleichstrom. Hierbei wird die meistempfindliche nasse Pappe der geringsten Menge über hitzten Wasserdampfs und Trockenluft von der niedrigsten an gewandten Temperatur ausgesetzt, und die beinahe trockene Pappe der grössten Menge Trockenluft von höchster Tempe ratur. Der Unterschied der Temparaturen ist 10, höchstens 20° Celsius. Die Geschwindigkeit des Trockenluftgemisches ist bei dieser Arbeitsweise grösser bei den trockenen Pappen als bei den empfindlichen nassen Pappen. Die Temperatur darf jedoch, wie vorerwähnt, als konstant bezeichnet werden. Nirgends ist die Trockenluft absolut trocken, und sie kann keinen schäd lichen Einfluss auf die Qualität der Pappe ausüben. Die Pappe kann so getrocknet werden, dass Satinirung unmittelbar nach dem Trocknen möglich ist. Man hat also hier Gleichstromprinzip durchgeführt mit wenig steigender Temperatur, aber steigender Menge und Ge schwindigkeit des Trockenluitgemisches. Gleichzeitig ist die Trockenluftmischung relativ feucht, während der Teil derselben, welcher ins Freie geleitet wird, die niedrigste Temperatur und den grösstmöglichsten Sättigungsgrad besitzt. Bei diesem Prinzip sind sämtliche Vorteile des Gegenstromprinzips bei behalten, während die Nachteile vermieden worden sind. Bei denjenigen Apparaten, welche umgeändert und im Prinzip übereinstimmend mit obigem System eingerichtet wurden, hat man Produktionserhöhung bis zu 50 pCt. erzielt. Der Verbrauch an Heizstoff für Holzschliff, getrocknet von 55 pCt. bis zu 10 pCt. Wassergehalt, stellte sieh auf rund 4 cbm Fichtenholz, entsprechend rund 200 kg guter englischer Kohlen, für 1000 kg trocknen Holzschliffs. Für die Trocknung von Pappen und Karton sind zur Zeit (Dezember 1902) mehrere Trockner der beschriebenen Bauart in Norwegen, Schweden und Finland in Betrieb und in Frank reich, Italien, Oesterreich und Schottland im Bau. Zahlreiche Atteste von Firmen, die solche Apparate an wenden, liegen vor. (Schluss mit genauer Beschreibung des Trockenturms folgt.) Meine Reagentien für Oxydation und Reduktion Vortrag, gehalten von Dr. Casimir Wurster auf dem 5. Inter nationalen Kongress für angewandte Chemie in Berlin, 8. Juni 1903 Bekanntlich geben die methylirten Derivate des Para phenylendiamins, mit Oxydationsmitteln behandelt, rote, violette und blaue Farbstoffe. Diese Farbstoffe sind in essigsaurer Lösung beständig und gehen durch Reduktion direkt in die ursprünglichen Basen zurück. Ich habe deshalb sowohl das Dimethylparaphenylendiamin als das Tetramethylparaphenylen diamin seit Jahren benutzt, um Oxydations- und Reduktions- Vorgänge nachzuweisen, besonders wo es sich um sehr geringe Mengen von aktivem Sauerstoff oder reduzirenden Stoffen handelte, die mit anderen Mitteln, besonders mit Jodstärke- Papier, keine oder nur sehr langsam auftretende Reaktion zeigten. Bewährt hat sich das Tetramethylderivat in Papierform unter dem Namen »Tetrapapier«. Dieses Papier ist einige Monate haltbar, muss dann aber durch neues ersetzt werden. Das Ozon der Luft, das Wasserstoffsuperoxyd des Speichels färben Tetrapapier intensiv blau. (Wie ich nachwies, oxydirt das in so vielen Pflanzensäften vorkommende Wasser stoffsuperoxyd das im Speichel enthaltene Ammoniak in wenigen Minuten zu salpetriger Säure und Salpetersäure.) Da diesem Papier eine Skala beigegeben wird, so lassen sich sogar die Mengen des vorhandenen aktiven Sauerstoffs ziemlich genau abschätzen. Bewährt hat sich die Lösung des Dimethylparaphenylen-