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Nr. 26 PAPIER-ZEITUNG 909 Witwenstand erhoben wird. Der Verein, welcher knapp 350 Mitglieder I zählt, hat 72 Witwen zu unterstützen, also auf kaum 5 Mitglieder eine Witwe! Möge dieser Hinweis wenigstens ein neuer Ansporn sein, in dem Bestreben nach Durchführung weiterer Verbesseruigen unermüdlich auszuharren. Nebenbei bemerkt, verfügt der Verein über ein Vermögen von rund 16 000 M. und zahlt an Witwen seiner Mitglieder eine jährliche Unterstützung von je 72 M., welche Leistung unter den obwaltenden Umständen ausserordentlich anerkennenswert ist. In Hirsclberg hat in den letzten Wochen eine Drucksachen-Ausstel- lung stattgefunden, welche hauptsächlich von niederschlesischen Fach leuten beschickt war und auch in Laienkreisen rege Beachtung fand. In Gleiwitz ist die Gründung einer Vereinigung der oberschlesischen deutschen Presse erfolgt, wohl hauptsächlich zu dem Zwecke, um dem Wettbewerbe der polnischen Presse, welche in neuerer Zeit bemerkens werten Aufschwung nahm, wirksamer begegnen zu können. Sch. Buchführung in Steindruckereien In meinem Betriebe fertige ich für meinen eigenen Verlag Litho grafien, wie Titelbilder, Innenbilder, Modeilirbogen usw. an. Wie sind derartige Arbeiten, die nur für die erste Auflage erforderlich sind, zu verbuchen? Werden die rohen Steine auf Stein-Konto, und die auf die Lithografien verwendeten Löhne direkt dem Verlags-Konto belastet und der ganze Betrag bei der ersten Auflage in die Kalku lation eingestellt? Oder muss für solche Lithografien ein besonderes Platten-Konto, worauf jährlich eine bestimmte Abschreibung gemacht wird, geführt werden? Ich bitte um Aussprache aus Fachkreisen. Antwort eines Betriebsleiters: In unserm Betriebe werden die rohen Steine auf das Stein- Konto gebucht, von dem jährlich ein Prozentsatz je nach Ab gang durch Bruch, Abschleifen usw. abgeschrieben wird. Alle Auslagen und Kosten, die bei Anfertigung einer Lithografie entstehen, werden der ersten Auflage berechnet. In manchen Anstalten, wo Verlag und Steindruckerei in den Büchern als zwei getrennte Geschäfte geführt werden, wird ein Aufschlag auf die ausgeführten Arbeiten als Geschäftsgewinn der Stein druckerei dem Verlag in Anrechnung gebracht. Ein Platten- Konto anzulegen halte ich für verfehlt, weil sich dadurch die allgemeinen Geschäftsunkosten sehr erhöhen würden, ohne dass man dafür ersichtliche Deckung gewänne. Nur einen Teil der Kosten zu Lasten der ersten Auflage zu buchen ist sehr be denklich, da es sehr häufig vorkommt, dass eine weitere Auf lage nicht mehr erscheint, beim Verkauf der ersten Auflage aber der Stückpreis infolge der zu gering angesetzten Selbst kosten zu niedrig bemessen wird. * ♦ * Weitere Aussprache erbeten. Schriftleüung Die Berliner Fachklasse für Typografen an der I. Handwerkerschule hält im Sommer-Halbjahr 1908 besondere Kurse in folgenden Fächern ab: Zeichnen von Schriften, Ornamenten und lebenden Pflanzen, Ent werfen und Skizzieren von Drucksachen unter Benutzung von Licht bildern, Grundzüge der typografischen Flächeneinteilung, Buchaus stattung, Fotografie und Zink-Aetzung. Ferner wird die betriebs technische Arbeit in der Druckerei, Materialkunde, Farbenlehre, Maschinenkunde und rationeller Maschinenbetrieb gelehrt. Der Unter richt findet Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag abends von 7—9 und Sonntags von 8—12 Uhr statt. Anmeldungen werden im Schullokale Lindenstr. 97 entgegengenommen. Das Schulgeld beträgt für 8 wöchentliche Stunden 6 Mk., für 12 Stunden 9 Mk, für mehr als 12 Stunden 12 Mk. pro Halbjahr. B. Die Kunst Chinas und Japans Im Lichthof des Kgl. Kunstgewerbe-Museums in Berlin ist eine mit besonderer Rücksicht auf den Abendbesuch veranstaltete Ausstellung »Die Kunst Chinas und Japans« eröffnet worden. Sie veranschaulicht das hohe technische und künstlerische Können der beiden ost asiatischen Kulturvölker auf dem Gebiete der Keramik, der Glas- und Metallindustrie u. a. Bei dem bedeutenden Einfluss, den sowohl China wie Japan auf die neuzeitigen Kunstbestrebungen genommen haben, dürfte diese geschlossene Vorführung ausgewählter Beispiele ostasiatischer Kunst besonderes Interesse erwecken. Die Ausstellung umfasst Gegenstände aus den Sammlungen und der Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums, aus dem Museum für Völkerkunde, hervor ragende Stücke aus der Sammlung des Herrn Moritz Lewy, aus dem Besitz der Herren W. Kimbel und, Kimbel & Friederichsen, und der Kunsthandlungen D. Pergamenter, Rex & Co., J. Salomonson, J. C. F. Schwartze und R. Wagner, Berlin. Es ist beabsichtigt, im weiteren Verlauf der Ausstellung einzelne Gruppen durch andere Gegenstände aus Privatbesitz zu ergänzen. Die Ausstellung ist zu den üblichen Tagesstunden, sowie an den Abenden mit Ausnahme des Sonntags und Montags von 7-91/ Uhr geöffnet. Verein der Fachpresse. Dieser Verein versandte kürzlich einen Geschäftsbericht über das Jahr 1902. Darin wird erwähnt, dass der Verein jetzt 10 Jahre besteht. Er wurde am 18. Mai 1892 auf Anregung der Herren Dr. G. Hasse, Verleger der deutschen Hutmacher - Zeitung und Geh.-Rat Carl Hof mann, Verleger der Papier-Zeitung, gegründet. Aus der Schilderung der Vereinstätigkeit im Verlauf dieser Zeit geht hervor, dass er seit jener Zeit an Mitgliederzahl bedeutend ge wachsen ist und für die Fachpresse erspriesslich gewirkt hat. Stellvertretender Vorsitzender des Vereins, an den alle Zu schriften in Vereins-Angelegenheiten erbeten werden, ist z. Zt. Herr B. Johannesson, Berlin NW, Bugenhagenstrasse 3. VereindeutscherSteindruckerei-Besitzer In Leipzig (Buchgewerbe haus). Der Verein versandte kürzlich seinen ersten Jahres bericht. Der Inhalt besteht im Wesentlichen aus einem aus führlichen Bericht über die am 3. November 1902 in Leipzig stattgefundene gründende Hauptversammlung des Vereins. Diesem Bericht sind beigefügt die Eingaben, die der Verein infolge der Beschlüsse jener Generalversammlung an ver schiedene Behörden in Zoll- und Gewerbe-Angelegenheiten gerichtet hat, ferner die Geschäfts-Ordnung für das Ehren- und Schiedsgericht des Vereins. Der Jahresbericht wurde in grösserer Auflage gedruckt und allen Steindruckerei-Besitzern Deutschlands zugesandt. Er soll dazu dienen, dem Verein neue Mitglieder zuzuführen. Mark Twains versiegeltes Buch. Mark Twain hat, wie ein englisches Blatt erzählt, den Plan zu einer Bildergalerie seiner Zeitgenossen gefasst, die »zu seinem eignen Vergnügen und mit dem einzigen Zweck, die Wahrheit zu sagen«, entworfen ist. Diese wird versiegelt, und das Siegel soll erst hundert Jahre nach seinem Tode erbrochen werden. Das Werk, versichert er, geht seiner Vollendung entgegen. Jeder kann in hundert Jahren berühmt sein, wenn er in Mark Twains versiegeltes Buch kommt. »Während des Restes meines Lebens«, sagt er, »will ich noch neue Porträts hineinschreiben, wenn sie leb haft vor meinem Geiste stehen. Um dieses Buch für die sofortige Veröffentlichung interessant zu machen, müsste ich mich auf berühmte Männer beschränken. So aber wählte ich aus meinem ganzen Be kanntenkreise, und die Unberühmten wie die Berühmten haben die gleiche Aussicht, hineinzukommen. Der einzige Geleitbrief zu einem Platze in meiner Galerie ist, dass der betreffende Mann oder die Frau in hohem Maasse mein Interesse erregt. In hundert Jahren werden alle, wenn sie gut und treu geschildert sind, interessant sein. Wir haben in der Vergangenheit viel verloren durch einen Mangel an Büchern, die in dieser Art für eine ferne Nachwelt geschrieben sind.« g. (Leipz. N. Nachr.) Der Vorsatz, ernst und gut, getreu und reif erwogen, Gleich führ’ ihn aus, eh’ Dich der Aufschub drum betrogen, Er raubt Dir Zeit und Raum, er raubt Dir Lust und Mut: Aufschub, das Teufelskind, das viel des Argen tut. Büchertisch Jahrbuch der Photographie und der photographischen Industrie für das Jahr 1903. Verlag von Gustav Schmidt, Verlag für fotografische Literatur, Berlin. Preis geheftet 2 M. 50 Pf., ge bunden 3 M. Der bereits Anfang Januar erschienene, etwa 400 Seiten starke Oktavband wurde von dem Vorsteher der Münchener Lehr- und Ver suchsanstalt für Fotografie, Herrn Direktor G. H. Emmerich, heraus gegeben. Die »Referate«, mit denen das Buch beginnt, sollen den Leser mit den technischen Fortschritten des letzten Jahres bekannt machen. Sie sind ziemlich reichhaltig .und füllen etwa 85 Seiten, auf denen über die meisten Vervollkommnungen in der fotografischen Chemie, Optik und Mechanik berichtet wird. Das »Rezeptbuch des Photographen« wurde von H. Spörl bearbeitet, dann folgt eine Chemikalientabelle von Wilhelm Urban und ein »juristischer Ratgeber«, in welchem entsprechend den mannigfaltigen Erwerbs- und Arbeits verhältnissen äusser der Gewerbeordnung auch die Gewerbekammern, Handwerkskammern und über das Urheberrecht an Werken der Fotografie abgedruckt sind. Die Patenterteilungen des Jahres, ein Verzeichnis fotografischer Lehranstalten und statistische Nachrichten über Zeitschriften, Vereine und dergl., sowie ein Bezugsquellen- Register bilden den weiteren Inhalt. Das Buch ist gut ausgestattet und mit vielen Bildern geschmückt.