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74 .e Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 13. Januar 1903, abends 9 Uhr pünktlich im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstrasse 231, stattfindenden ordentlichen Generalversammlung werden die geehrten Mitglieder mit der Bitte um pünktliches und zahlreiches Erscheinen ergebenst eingeladen. Der Vorstand TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftliches. Eingänge. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Erstattung des Jahresberichts seitens des Vorstandes. 8. Erstattung des Kassenberichts und Entlastung des Kassirers. 4. Wahl des Vorstandes. 5. Wahl einer technischen Kommission. 6. Erledigung etwaiger Anträge. 7. Fragekasten. Die eingegangenen Entwürfe zu dem Wettbewerb für ein Ex-libris der Typographischen Gesellschaft werden an diesem Abend im Buchgewerbesaale ausgestellt, ebenso eine Sammlung von Neujahrs-Drucksachen. Die neuesten Fachzeitschriften liegen von 8 Uhr ab im Vereins lokale aus. Kunstdruckpapier in Buchbindereien Von F. Feilhack. Nachdruck verboten Das Verarbeiten von bedrucktem Kunstdruckpapier in Buch bindereien wird vielfach nicht in der Weise ausgeführt, wie es den Eigenschaften des teuren feinen Papiers entspricht. Da dieses Papier deshalb verwandt wird, um dem Katalog oder der Broschüre ein vornehmes Aussehen zu geben, so ist es notwendig, auch auf die Buchbinderarbeit die grösste Sorgfalt anzuwenden. Die erste Sünde wird häufig schon bei der Preis stellung begangen, denn man nimmt in Druckereien für die Buchbinder-Arbeit häufig einen Preis an, welcher für gewöhn liches Papier entsprechend sein könnte, aber für Kunstdruck papier nicht einmal annähernd genügt. Schon seit Jahren ist es aus verschiedenen Gründen zur Notwendigkeit geworden, in Buch- und Steindruckereien Buch binderei einzurichten, heut kann in mittleren und grossen Druckereien garnioht mehr anders gearbeitet werden. Schere reien, Verdruss und Unannehmlichkeiten, welche man früher dadurch hatte, dass man Buchbinder-Arbeiten aus dem Hause gab, wie zu späte Lieferung, unvollständige Auflage u. dergl., fallen in eigenen Buchbindereien fast ganz weg, aber man hat da für vielfach andere Uebel eingetauscht. Aus übel angebrachter Sparsamkeit stellt man möglichst billiges Personal ein und sucht die Ware recht billig herzustellen, was meist zum Gegenteil führt. Es ist nicht ratsam, an besseren Druckerzeugnissen, wie solchen auf Kunstdruckpapier, ungeübtes Personal in der Buchbinderei zu beschäftigen oder auch nur mithelfen zu lassen. Man nimmt zwar an, vier Hände schaffen mehr als zwei, das erweist sich aber in diesem Falle als falsch. Bei gewöhnlichen Prospekten ist es nicht gefährlich, wenn Anlegemädchen mitfalzen, obgleich bei der Ablieferung auch selbst der Laie die von geübter Hand hergestellte Arbeit heraus findet. Auch der Hausdiener darf mal mit seiner kernigen Faust mitfalzen, obgleich nie etwas dabei herausspringt. Aber bei besseren Arbeiten heisst es: Hände davon lassen. Ist der Druck fertiggestellt, und wird die Auflage an die Buchbinderei abgeliefert, so soll sich der Buchbinder von Folgendem überzeugen: • 1. Stimmt die Auflage? 2. Ist der Druck sauber? 3. Ist der Druck soweit trocken, dass er zur Verarbeitung fähig ist? 4. Wie ist der Stand des Umschlags? 5. Können ohne Gefahr des Abschmutzens die Bogen in der Maschine zum Falzen durchgeschnitten werden? 1. —3. Nachdem Alles durcbgezählt ist, und die Auflage sich als vollständig erweist, prüft man den Druck auf seine Sauber keit. Sind schon abgescbmutzte Stellen vorhanden, so muss man die Buchbinder-Arbeiten mit erhöhter Sorgfalt vollziehen. Um zu ermitteln, ob der Druck gut eingezogen ist, streift man ein wenig mit dem Finger über fettgedruckte Stellen, oder man legt über den Druck ein weisses Blatt Papier und reibt es mit dem Fingernagel. Findet sich auf der Rückseite des weissen Papiers der Abzug der Schrift, so tut man gut, die Arbeit noch einige Stunden liegen zu lassen. Je trockener der Druck, desto mehr Zeit gewinnt der Buchbinder, denn die Arbeiten gehen viel schneller vor sich, wenn man nicht alle möglichen Vorsichtsmaassregeln anzuwenden braucht. 4. Ferner ist es nötig, rechtzeitig nachzusehen, ob der Stand des Umschlags richtig ist, d. h., ob der Umschlag so passt, dass der Katalog nach dem Beschneiden sein richtiges Aussehen hat. Sollte der Titel auf dem Umschlag zu hoch stehen, so hilft man sich beim Einbängen, indem man den Umschlag oben etwas von der Kante des Kopfes ablegt. Steht der Satz des Umschlags zu niedrig, so wird der Umschlag oben entsprechend abgeschnitten, wenn das Papier unten lang genug ist. 5. Bevor man die Bogen, wenn es nötig ist, durchschneidet, überzeugt man sich genau, ob nicht durch den Pressbalken der Schneidemaschine der Druck abziehen kann, hier sei man be sonders vorsichtig, jede Hast rächt sich hier bitter. Zum Schutz macht man sich eine Pappleiste, etwa 1 cm breit und 6—7 mm dick, welche man an den Pressbalken der Schneide maschine klebt, um nicht die ganze Pressfläche auf den frischen Druck zu bekommen. Durch die Leiste verlegt man den Druck des Balkens auf unbedruckte Stellen, und so ist jede Gefahr ausgeschlossen. Zum Falzen nimmt man ein grosses, gleichmässig ge formtes Falzbein, welches stumpfe abgerundete Spitze hat. Bogen mit 8 Seiten lassen sich ganz sauber von geübter Hand falzen, aber bei Bogen mit 16 Seiten mache man vorerst nur die ersten zwei Brüche, der dritte Bruch kann erst ge macht werden, wenn der Bogen aufgeschnitten ist, sonst ent stehen Falten im Papier. Nachdem zwei Brüche gefalzt sind, schneidet man also die Bogen oben auf und zwar bis eine Kleinigkeit über die Mitte. Das Aufschneiden der Bogen ist nicht kostspielig, es kostet auf 1000 Bogen höchstens 75 Pf. Beim Falzen muss für gute glatte Unterlage gesorgt sein, als solche dient starke, gut satinirte, mit Talkum abgeriebene Pappe. Die Pappe muss aber so gut abgerieben werden, dass kein Talkum daran haften bleibt. Das Abtalkumiren hat nur den Zweck, die Pappe glatt zu machen und Unreinheiten zu entfernen. Jeder Bogen wird vom Stoss, welcher unmittelbar zur Hand liegt, einzeln heruntergenommen, es wäre gefehlt, gleich einige Hundert Bogen zu nehmen und auf diesem Stoss einen nach dem andern herunterzufalzen, wie es bei gewöhnlichen Druck bogen geschieht. Dies würde zum Beschädigen der Bogen Anlass geben, denn durch den Druck mit dem Falzbein würde der nachfolgende Bogen abschmutzen. Nach der Falzarbeit überzeugt man sich, ob alle Bogen richtig, d. h. mit der richtigen Seitenzahl nach aussen gefalzt sind, diese Prüfung muss vor dem Einstecken (Zusammen tragen) vorgenommen werden. Während die Hände falzen, sollen die Augen des Falzers über jeden Bogen hinweggleiten, um etwa fehlerhafte Bogen ausschiessen zu können. Werden die Bogen vom Drucker in Makulatur, also unausgeschossen geliefert, so empfiehlt es sich, dieselben wie oben angegeben einzeln herauszunehmen und nicht etwa alle vorher auszu schiessen, sonst läge wieder die Gefahr des Abziehens vor. Hat der Druck des Katalogs oder des Heftes Einfassung oder Umrahmung, so falzt man nach dieser, sonst immer nach dem Register oder der Seitenzahl. Es kommt vielfach vor, dass durch das Falzen selbst mit nur einem Bruch Falten entstehen. Der Nichtfachmann steht