Volltext Seite (XML)
875 Nr. 25 © Buchgewerbe I i Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel *** Steindruck F Eingesandte Werke finden Besprechung 3333333333 g.si--eae 33333333333323 11^1 Mitarbeitei und Berichtorstates erhalten angemessene Bezahlung Sachliehe Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Das Grafische Gebiet 1902 Bei Beginn eines neuen Zeitabschnittes sollen unsere Blicke in die Zukunft gerichtet sein, um die grafischen Künste immer mehr zu fördern und zu vervollkommnen; dazu ist es erforder lich die Leistungen der Gegenwart zu kennen, denn das Neue baut sich meist auf dem Alten auf. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit als an Hand des prächtig ausgestatteten Bandes des Klim&ch’sehen Jahrbuches 1902 eine zusammenfassende Ueber- sicht der Errungenschaften auf allen grafischen Gebieten zu geben, und jedem Fachmanne kann das eingehende Studium dieses erschöpfenden Werkes als reiche Wissensquelle aufs wärmste empfohlen werden. Zur Erläuterung des Gesagten sind dem Werke vortreffliche Bilder jeder Art beigegeben, wo durch ihm ein besonderer Reiz verlieben wird. Im Buchgewerbe spielt zunächst das typografische Orna ment eine grosse Rolle. Während man sich in früheren Zeiten oft mit einfachen Linienstücken, Eck Verzierungen und Initialen half, genügt das heutigen Ansprüchen nicht mehr. Die Schwierigkeiten der technischen Herstellung solcher Schmuck stücke standen auch hier früher im Wege. Zur hohen Blüte kam das typografische Ornament zur Zeit der Renaissance in Italien, als die Deutschen den Buchdruck dort einführten. Es war ein Auf- und Absteigen der Leistungen zu bemerken. Den niedrigsten Stand hatte der Buchschmuck im Anfang des 19. Jahrhunderts. Erst ums Jahr 1830 fingen einige Schriftgiessereien wieder an, sich mit einer besseren Ausstattung ihrer Erzeugnisse zu beschäftigen, denen der da mals herrschende französische Geschmack maassgebend war. Später folgte dann der gotische Stil, welcher sich ziemlich lange behauptete und hübsche Erzeugnisse brachte. Einer ums Jahr 1890 einsetzenden Modebewegung folgte der Rokoko stil, bis dann die »freie Richtung« vorherrschend wurde. Aber auch hier führten Uebertreibung und Unverstand zu argen Auswüchsen. In den letzten Jahren ist der »Jugendstil« stark in Aufnahme gekommen; aber dieser klärte sich, und die Buchausstattung hat in Ornament wie in Schrift durch die moderne Kunstbewegung sehr gewonnen. Künstler wie kunst sinnige Verleger haben viel dazu beigetragen, das Buch ein heitlich zu gestalten und Bücher zu schaffen, welche als typo grafische Kunstwerke betrachtet werden können. Bei solchen Bemühungen dürfte das typografische Ornament einer nauen Blüte entgegen geführt werden. Die Logolypenfrage steht seit einiger Zeit wieder auf der Tagesordnung. Die ersten Versuche, den Handsatz zu beschleunigen, datiren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Neuerdings wurde nun von einwandfreier fach männischer Seite festgestellt, dass das schwierige und zeit raubende Ablegen von Silbentypensatz mit vielen Siibentypen stets die Einführung derselben gehindert hat. Wenn man den Gang einer Flachdruck-Schnellpresse mit dem einer Zwillings-Rotationsmaschine für Druck und Falz 16 seifiger Zeitungen vergleicht, so erscheint die Leistungs fähigkeit unserer neueren maschinellen Einrichtungen sehr gross. Der Höhepunkt der 32 Kolumnen-Zwillingsmaschine schien im Jahre 1895 im Rotationsmaschinenbau erreicht zu sein. Aber, wo in wenigen Stunden hunderttausende von Zeitungen zu drucken sind, da reichen selbst solche Riesenmaschinen nicht aus, und Aufgabe der Schnellpressen fabriken bleibt es, auch diese immer mehr zu vervollkommnen. Tatsächlich wurde schon eine sogenannte Dreidecker- oder Mehrdecker-Rotationsmaschine konstruirt, bei welcher nicht nur die Menge, sondern auch die Güte der Leistung wesentlich in Betracht kommt. Es erübrigt noch, der automatischen Bogenzuführungsapparate für Schnellpressen zu gedenken. Die Aufgabe scheint jedoch noch keine vollkommene Lösung ge funden zu haben. Auch die Künstler-Lithografie hat wesentliche Fortschritte zu verzeichnen, seitdem sich eine grosse Anzahl jüngerer Künstler damit befassen. Während die Franzosen und Eng länder in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hierin schon Erkleckliches leisteten, begann in Deutschland A. von Menzel seine Laufbahn als Künstlerlithograf. Erst in den achtziger Jahren haben die Plakatkunst und die moderne Richtung viel zur Förderung beigetragen. In Leipzig bei B. G. Teubner & R. Voigt länder erscheinen schon seit Jahren grosse Anschauungsbilder für den Schulunterricht, der Karlsruher Künstlerbund stellt alle möglichen lithografischen Arbeiten und ausserdem Künstlerlitho grafien her, und neuerdings erscheint in Hamburg ein Mappe, »Heimat« betitelt, bei F. W. Köblers Erben, welche volle Aner kennung verdient. Wohl entstanden in den letzten 30 Jahren viele ganz wunderbare Chromolithografien, welche besonders für die Ausfuhr nach England bestimmt waren, aber die Origi nallithografie bedurfte der Tätigkeit der Künstler selbst, die ihr jetzt glücklicherweise zu Teil wird. Die Herstellung von Farbenteilplatten für den Mehrfarben druck wurde schon Ende der siebziger Jahre von einer nam haften Hamburger Firma versucht, indem man mosaikartige Platten herstellte, um mit einem Druck mehrere Farben zu drucken. Neuerdings hat man diese Versuche wieder aufge griffen. Als Mittelding ist wohl der fotomechanische Dreifarben druck anzusehen, welcher auf der indirekten Farben-Fotografie beruht. Mi'.tels Durchdruckzeichnung erhält man ohne Fotografie auf billige Weise schnell drucktähige Platten, die vom Künstler selbst hergestellt sind. Für grafische Anstalten sind diese Verfahren insofern praktisch, als ihre Einführung keinerlei Neuanschaffungen bedingt, und so mag diese Erfindung immer hin nutzbringend sein. Uebrigens hat schon Senefelder in seinem 1818 herausgegebenen Lehrbuche auf ein ähnliches Verfahren hingewiesen. Die Besorgnis vor Erschöpfung der Lithografiesteinbrtiche und das Streben nach Verbilligung des Steins haben allerhand Erfindungen gezeitigt. Schon der Erfinder des Steindrucks dachte an einen Steinersatz, um wieviel mehr dürfte sich heute das Bedürfnis danach bemerkbar machen. Man versuchte es anfangs mit Kalksinterplatten und künstlichen Steinen, dann mit präparirten Zinkplatten, beide sind mit einer ganz dünnen Lithografie-Steinschicht überzogen. Jetzt berichtet man von reinen Zinkplatten und wiederum von einem neuen Steinersatz. Auch das Aluminium wird als Steinersatz verwendet, dazu kommt das Wiener Steinpapier, kurzum alles Erfindungen, die dem »guten, alten, tüchtigen, doch nie zu entbehrenden Litho- grafiestein« zu Leibe gehen. Die Vorzüge dieser Ersatzmittel sind billigerer Preis, leichtere Handhabung, geringerer Umfang bei der Aufbewahrung. Der Druck von Zinkplatten scheint noch die grösste Zukunft zu haben, und seit langer Zeit sind schon vortreffliche Originallithografien auf Zink entstanden, und in den letzten Jahren wurden auch grosse Auflagen von Zink gedruckt, die im allgemeinen befriedigend ausgefallen sind. Chemiker und tüchtige Fachleute befassen sich mit der Ver vollkommnung der Steinersatzmittel, und somit ist zu hoffen, dass dem Flachdruck noch schöne Erfolge bevorstehen. Trotzdem wird man den Solnhofener Kalkschiefer wohl nie voll ständig entbehren können. Wie man durch Steindruck das Aeussere von Holz, Leder, Pflanzenfasern, Tierhäuten und noch manchen anderen Stoffen nachahmt, so auch die Porzellanmalerei. Das Verfahren be ruht darauf, dass der Druckfarbe eine geringe Menge Anilin zugefügt wird. Beim Lackiren mit Spiritus läuft die Farbe dann aus und ergibt auf diese Weise die verschwommenen Konturen der Delfter Meister. Was man bei allen übrigen Drucksachen ängstlich zu vermeiden sucht, wird bei dem Druck der Porzellan-Imitationen erstrebt. Die Zeichnungen müssen natürlich von vornherein dafür hergestellt werden. Bei der Herstellung dieser Imitationen können alle Farben zur Ver wendung gelangen, nur die Bronze muss aus verschiedenen Gründen möglichst vermieden werden. Verschwommene Konturen und weiche Zeichnungen liefert