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871 Gemeinsamer Rohstoff-Einkauf französischer Papier- Fabrikanten Der Verein französischer Papierfabrikanten hatte zum 7. März seine Mitglieder zu einer ausserordentlichen Ver sammlung einberufen. Der Vorsitzende, Herr Outhenin- Chalandre, legte in dieser Versammlung den Mitgliedern den Plan zur Gründung gemeinsamer Einkaufsstellen vor und be gründete seinen Vorschlag u. a. wie folgt: Der Vorstand war bemüht, die Anregungen der vorjährigen Hauptversammlung auszuführen. Die Not der Zeit fordere möglichst innigen Zusammenschluss der Fabrikanten, und wenn schon die Gründung gemeinsamer Verkaufsstellen für die Fabriken, die gleichartige Papiere erzeugen, zur Zeit noch nicht durchführbar erscheine, so sei es doch möglich, durch gemeinsamen Einkauf der Rohstoffe Vorteile für die Beteiligten zu erzielen. Täglich erstehen Verbände der Rohstoff-Erzeuger und -Verkäufer, welche den Papierfabrikanten Bedingungen und Preise vorschreiben. Derartige Verbände beherrschen den Markt für Chemikalien, Kohlen, schwefelsaure Tonerde, Stärke und Harz. Kürzlich vereinigten sich auch die Ver sicherungs-Gesellschaften. Man weiss nicht, ob sich nicht auch die deutschen Papierstoff-Erzeuger zu Verbänden vereinigen und den Abnehmern Gesetze machen. Skandinaviens Papier stoff-Vereine beraten über die Bedingungen zu einem Kartell. Die Vereinsamung und Einzelstellung der französischen Papier fabriken stärke diese Verbände. Der Vorstand schlägt vor, für folgende Gruppen von Fabrikbedarf gemeinsamen Einkauf einzurichten: 1. Rohstoffe, (Lumpen, Holzschliff und Zellstoff verschiedener Art) 2. Chemikalien (Aetznatron, Soda, Chlorkalk, Säuren). 3. Be- schwerungs- und Leimstoffe (Harz, schwefelsaure Tonerde Kaolin, Pulverit und Asbestine). 4. Brennstoffe. 5. Ver schiedenes (Stärke, Leim, Siebe, Filze, Riemen, Farbstoffe, Be leuchtungsstoffe, Schmierstoffe, Versicherungen, Frachten und Pensionskaese). Nach Landesteilen sollen 5 Abteilungen gebildet werden. Innerhalb jeder Abteilung soll ein Fabrikant damit betraut werden, die Papierfabriken des Gebietes zum Beitritt aufzu fordern. Ihm soll der Jahresbedarf jeder Fabrik an den ver schiedenen Stoffen mitgeteilt werden, ebenso die bisherigen Bezugsquellen und Preise und die Zeit, bis zu welcher die jetzigen Verträge laufen. In mehreren Gebieten bestehen be reits derartige Vereinbarungen der Papierfabrikanten. Jeder Landesteil schickt seinen Delegirten, nachdem die Vorarbeiten erledigt sind, nach Paris zu gemeinsamer Beratung mit den andern Delegirten. In dieser gemeinsamen Beratung wird eine Uebersicht der gesamten Marktlage und des Bedarfs gewonnen, und man kann über die zweckmässigsten Bezüge Beschlüsse fassen. Nicht immer wird der Kauf durch die in Paris zu er richtende Zentralstelle besorgt werden, oft werden die land schaftlichen Verbände ausreichen. Es sei auch nicht nötig, dass jedes Mitglied alle 5 Gruppen von Fabrikbedarf durch die Zentralstelle beziehe, nötig sei aber, dass alle Abschlüsse und Käufe dieser mitgeteilt und durch sie geprüft werden. Die Verkaufsstelle wird den Mitgliedern Vorteile bringen, denn eine Körperschaft, die von einem Stoff jährlich Hunderttausende von Tonnen kauft und die Preise aller Lieferanten kennt, unterhandelt mit viel besserer Aussicht auf günstigste Preis stellung als eine einzelne Firma. Die zahlreich besuchte Versammlung genehmigte diesen Plan einstimmig und beschloss folgende 8 landschaftlichen Abteilungen zu bilden: Name der Ab teilung Der Vertrauensmänner Wohnort Name Sud-Ouest Angoulöme Lucien Lacroix Ouest Tours Chauvin Vosges Epinal Mauban und Claudel Isere Lyon Berges und Lafuma Paris Larnaude, von den Papeteries du Marais in Ballancourt Nord Dalle Centre St.-Junien Trapinaud und Labrousse Midi Toulouse Lacroix fils Die Vertrauensmänner werden die vorhin geschilderten Arbeiten so leisten, dass sie schon zum 2. Mai eine gemein same Beratung in Paris abhalten können. Die endgiltige Schaffung der Verbände soll der zum 6. Juni einberufenen ordentlichen Hauptversammlung des Vereins französischer Papierfabrikanten vorbehalten bleiben. (Moniteur de la Papeterie Franaise) Tarifirung von Papierhülsen und holzschliffhaltigem Beklebepapier In der LXXIX. (74. gemeinschaftlichen) Sitzung der ständigen Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen und des Ausschusses der Verkehrs-Interessenten zu Berlin, am 6. und 7. Februar 1903, wurde u. a. über folgende Anträge ent schieden: Aufnahme von Papierhülsen unter die Position »Papieren des Spezial- tarifs 1. Da im Spezialtarif I unter der Position »Papiere der Artikel »Papierhülsen« nicht aufgeführt ist, so sind bezüglich dessen Tarifirung Meinungsverschiedenheiten entstanden. Zur Behebung der selben beantragte die Kgl. Eisenbahn-Direktion Frankfurt a. M., die Position »Papier« Ziff. 1 des Spezialtarifs I am Schluss wie folgt zu ergänzen: »auch die aus diesen Papieren gefertigten Düten und Hülsen«. Entsprechend dem Antrag der Berichterstatterin, der Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen, erklärten sich der Ausschuss der Ver kehrs-Interessenten und die Tarifkommission für den Antrag. Tarifirung von Holzstoffpapier zum Bekleben von Strohpackpappen. Die Papierfabriken in Friedland (N.-Schl.) versenden Holzstoffpapier, das ausschliesslich zum Bekleben von Strohpackpappen verwendet wird. Dieses Papier muss, nach Meinung der Kgl. Eisenbahn-Direktien Breslau, nach den allgemeinen Wagenladungsklassen tarifirt werden, da nach der Güterklassifikation Holzstoffpapier nur dann zu den Gütern des Spezialtarifs I gehört, wenn es als Packpapier anzu sehen ist. Nachdem feststeht, dass andere Verwaltungen dieses Holzstoff papier zum Bekleben von Strohpackpappen als Packpapier nach den Sätzen des Spezialtarifs I abfertigen, beantragte die Kgl. Eisenbahn- Direktion Breslau zur Klarstellung, dass in der Position »Papiere« des Spezialtarifs I hinter Ziffer 1 als neue Ziffer 2 aufgenommen werde: »2. Holzstoffpapier zum Bekleben von Strohpackpappen«. Die bisherigen Ziffern 2 bis 4 haben die Ziffern 3 bis 5 zu erhalten. Die Berichterstattung hatte die Kgl. Bisenbahn-Direktion Elberfeld übernommen. Der Ausschuss der Verkehrs-Interessenten stimmte dem Antrag einmütig zu, die Tarifkommission lehnte ihn mit zwölf gegen zwei Stimmen ab. Neue Londoner Schreibtischgeräte Eigenbericht. Nachdruck verboten Grosse Ereignisse werfen nicht nur ihre Schatten voraus, sondern die Schatten bleiben noch längere Zeit bemerklich, wenn die Ereignisse bereits der Vergangenheit angehören. Ein Beispiel dafür liefert die Krönung des englischen Königspaares, deren Einfluss auf Gegenstände, welche der Mode unterworfen sind, noch jetzt sehr kenntlich ist. Dies äussert sich u. a. bei zahlreichen neuen Schreibtischgeräten, z. B. auch bei einem Papiermesser, das gleichzeitig als Lesezeichen dient. Die sechs Zoll lange Klinge des Geräts besteht aus Elfenbein, und an ihrem Griffe befindet sich eine Denkmünze aus Bronze, die das Doppelbildnis des englischen Herrscherpaares nach dem Entwurf von G. Frampton trägt. Die Münze ist von einem silbernen Rahmen Bild 1 eingefasst, der am oberen Ende einen Ring bildet, durch den eine Seiden schnur mit Quaste gezogen, das Lese zeichen bildet. In ähnlicher Aus führung zeigt man Papiermesser mit zwei weiteren Verwendungszwecken: die aus Silber gefertigten Klingen sind als Zollmaass und Lineal ausgestattet, nämlich mit Maassangaben, sowie an einer Seite mit einer erhöhten, schrägen Kante versehen. Eine weitere Neu heit, an der sich der Einfluss der Krönung wahrnehmen lässt, ist ein Federwischer aus sechs runden, bogen förmig ausgezackten Lederstücken, deren oberstes hübsch gepresst und mit einer Bronzekrone zum Aufassen versehen ist. Recht gefällig nimmt sich ein unten aus Filz, oben aus Leder bestehendes Eichenblatt aus, das dem gleichen Zweck wie der soeben be-