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Feuersicherheit von Dachpappe Einem Aufsatz vom Ingenieur Oswald Meyer in den »Mit teilungen des K. K. Technologischen Gewerbe-Museums in Wien«, XIII Jahrg., Heft 1 und 2, entnehmen wir folgenden Auszug: Nach Bestimmungen österreichischer Behörden dürfen Dachpappen nur dann als »feuersicher« in den Handel gebracht werden, wenn sie bestimmte, vom Techno]. Gewerbe-Museum festgesetzte Proben be standen haben. Verfasser berichtet über 13 derartige Proben. Sie wurden wie folgt ausgeführt: Ein kleines Probedach wird aus Brettern weichen Holzes ange fertigt, welche nebeneinander gelegt auf zwei Querleisten aufgenagelt werden. Ueber die Bretterverscbalung wird die zu prüfende Dach pappe gespannt und am Rande mit Nägeln befestigt. Man nimmt 3 cm dickes Holz und falzt die Bretter laut Skizze b 1 cm übereinander. Die Querleisten haben 5X8 cm Querschnitt. Auf der Pappe wird ein Holzfeuer angezündet und dieses solange erhalten, bis das Dach durchgebrannt ist. Dass das Feuer entsprechend starken Zug habe, wurde bei den Versuchen dadurch erzielt, dass das Probedach in einen sehr ge räumigen Kamin gestellt und die Zugluft über das Dach geleitet wurde. Dadurch wurde die Wirkung eines gleichmässigen, den Brand befördernden Windes nachgeahmt. Von der Unterseite des Daches her war auch Zug vorhanden, jedoch in geringerem Maasse, wie dies auch den Verhältnissen des Dachbodens entspricht. Für das Feuer wurde stets weiches, insbesondere Fichtenholz genommen und der Feuerherd auf eine Kreisfläche von etwa 40 bis 50 cm Durchmesser ausgedehnt. Von den 13 in der Abhandlung beschriebenen Versuchen sei hier nur einer wiedergegeben: 1. Versuch Antrag vom 23. August 1891 Mastix-Dachpappe von Paul Hiller in Brunn am Gebirge, Südbahn. Vor Beginn des Versuches wurde die Pappe mit feinem Sande abgerieben; alle nicht haftengebliebenen Teile wurden wieder entfernt. Verlauf des Versuches Ab Beginn des Brandes stand de» vereuches verflossene Zeit Stand des versuehes — Das Feuer wird entfacht. 2 Minuten Die Pappe beginnt zu brennen, Flammen lecken vom Feuerherde ausgehend nach allen Seiten. Das Feuer breitet sich jedoch nicht aus. 5 Minuten Die Bretter fühlen sich an der Unterseite noch kalt an, jedoch schlägt Rauch durch die Fugen nach unten; Pappe unter dem Feuer ist verkohlt. 15 Minuten Es wird frisch nachgeheizt. 20 Minuten Die Unterseite beginnt in der Mitte heiss zu werden. 87 Minuten Eine Fuge der Unterseite beginnt zu glimmen. 40 Minuten An der gleichen Fuge beginnt es an anderer Stelle zu glimmen. 45 Minuten Die Flamme schlägt an dieser Fuge durch. 50 Minuten Lebhaftes Brennen an der Unterseite. An der Stelle, wo es zu brennen begonnen hat, hört das Feuer auf, während es an anderer Stelle, nämlich an der zweiten Fuge, neu beginnt. 55 Minuten Das Feuer verbreitet sich unten, an der Oberseite bleibt es jedoch lokalisirt, trotzdem bereits die Mitte des Daches vollständig durch gebrannt ist. Uebersichtliche Nebeneinanderslellung aller Versuche: Material und Herkunft 5c g 8 • 8 bi 9 88 bo.2 8 öa.E Hg C 1 6+ Ö B A 8 • an © 8 38 nach Stunden (h) und Minuten (') 1 Mastix - Dachpappe von Paul Hiller & Co. in Brunn am Gebirge.... 2 5' 87' 45' 50' 2 Steindachpappe von Stalling, Ziem & Comp. in Wien 7' 14' 84' 86' 40' 8 Kautschuk-Dachpappe v. Posnansky & Strelitz in Wien 8' 35' 86' 38' 4 Dachpappe von Johann Bosch inWien 5' — 18' 22' 30' 5 Steindachpappe v.N.Schefftel inWien 8' 19' 38' 37' — 6 Dachpappe von Otto Grafes Nachfl. in Gänserndorf bei Wien 1 42' 48' 55' 7 Dachpappe von J. Diepold & Comp., Chem. Fabrik in Brunn am Gebirge 5' 12' lhl5' lhl5' 8 Asfalt-Dachpappe von August Rotsch in Karlsbad, Bahnhof 10' — lh24‘ lh80' lh80' Material und Herkunft nach Stunden (h) und Minuten () oge € 0 6o5 5 P 89 8 P o ö 83 s bß :c8 3 r greift nterseit ich A E O E 00 • •F 8 8 £ 8 hfl ® 2E 8 e " N - Belag bran e Fuge er Unte hes zu a Feuer dur is Feue der U: um s H ‘3 2 SgQ Q e □ Q 0 c 9 Asfalt-Dachpappe von August Rotsch in Karlsbad, Bahnhof Herkules-Dachpappe mit Gewebeein lage von Franz von Zdunowsky in Türnitz und Mariaschein: 6' — 1h 6' 1h11 lhl6' 10 a) mit Sandschichte überzogen 5' 10' 50' 59' 1h 5' 11 b) ohne Sandschichte 5‘ 15' lh20' lh25' lh80' 12 c) ohne Sandüberzug mit Dach- pappeneinlage in den Fugen 5' 7' lh24 lh27' lh27' 18 Holzverschalungs-Belag — 17' 20' 32' Verfasser zieht aus diesen Versuchen folgende Schlüsse: Die Pappe verbrannte in wenigen Minuten unter dem Feuerherd und in nächster Umgebung desselben und war alsbald verkohlt, ver hinderte jedoch die Verbreitung des Feuers eine beträchtliche Zeit lang. Dies tritt besonders hervor beim Vergleich mit Versuch 13 (Holzverschalung ohne Belag). Diese Probe wurde lediglich aus geführt, um Bretterdächer mit und ohne Belag zu vergleichen und um zu erfahren, ob der Belag wesentlichen Schutz gegen Feuers gefahr bietet. Selbst bei Versuch 18 griff der Brand an der Oberseite nur in beschränktem Maasse weiter. Nach und nach verkohlte eine Fläche, welche ungefähr der doppelten Fläche des Feuerherdes entspricht, also 10 bis 15 cm über dessen Umgrenzung hinaus, jedoch war der Brand nicht lebhaft, und das Feuer drang nicht tief in das Holz ein. Bei Bedeckung mit Pappe jedoch schien das Holz, nachdem das Dach unter dem Feuerherd bereits durchgebrannt war, in der Um gebung kaum oberflächlich angegriffen, da die Pappe und namentlich die Asche derselben einen Schutz gegen das Eindringen der Flammen bildete, solange die Asche ruhig liegen blieb und nicht durch ein fallendes Holzstück weggeschoben wurde; beim Abbrennen des Holz häufchens unter dem Feuerherde trat dies jedesmal ein, und dann wurde das Holz unter dem Feuerherde von den Flammen erfasst und verbrannte. Dies ging verhältnismässig langsam vor sich, solange das Holz noch nicht entsprechend durchwärmt war. Mit dem Momente, als der obere Falz abgebrannt war, drang gewöhnlich Rauch nach unten durch, worauf dann auch ein Glimmen an einer Fuge der Unterseite nicht mehr lange ausblieb. Auf den Beginn des Glimmens folgte alsbald die Flammenbildung an der Unterseite, mit welcher schnelles Umsichgreifen des Feuers verbunden war. Mit der Flammen bildung ist aber Ausbreitung des Brandes verbunden. Die Asfalt-Dachpappe von August Rotsch verzögerte den Brand derart, dass das Dach erst nach 1 Stunde 80 Minuten durchgebrannt war, während ein einfaches Holzdach bereits in 20 Minuten an der Unterseite Flammenbildung zeigte. Hier ist also der Einfluss der Pappe sehr gross. Dass dies nicht immer so ist, zeigt der Versuch 4, bei welchem kaum ein Unterschied gegenüber nackter Holzverkleidung zu bemerken war. Die Pappe gewährt im allgemeinen Schutz gegen das Feuer. Schon das Durchbrennen währt bei Pappenbelag länger als bei Holz ohne Verkleidung, weil das Holz erst dann angegriffen wird, wenn die Pappe verbrannt ist. Dann kommt in Frage, inwieweit die Asche der Dachpappe den Brand verzögert. Bei den Pappen Nr. 2 bis 5 scheint die Asche dem Holze in dieser Hinsicht wenig Schutz zu gewähren. Bei den Versuchen 1 und 6 ist ein solcher zwar möglich, aber nicht genügend erkennbar, während er bei den Versuchen 7 bis 12 deutlich hervortritt. Die Pappe verkohlt gewöhnlich innerhalb einer Viertelstunde. Fügt man die Zeit hinzu, welche der Versuch mit nicht bekleidetem Holze ergab, so erhält man ungefähr 35 Minuten. Demnach hatte dort, wo das Dach zum Durchbrennen wesentlich mehr Zeit benötigte, die Asche Schutz gewährt. Verschiedene Dachpappen haben sehr verschiedene Widerstands fähigkeit gegen Feuer. Viele Sorten Pappe werden mit Sand ab gerieben geliefert, jedoch ist es kaum denkbar, dass eine Sandschicht im Gebrauch lange darauf verbleiben kann, da der Sand vom Winde weggejagt wird. Bei Versuchen 10 und 11 ist die Pappe ohne Sand feuerfester als mit Sandüberzüg. Bei Versuch 12 wurde in die Fugen zwischen den Hölzern Pappe eingeklemmt. Diese Einlage gewährte keinen Schutz gegen das Fortschreiten des Feuers, sie scheint zwar das Eindringen der Flamme in die Fuge zu Beginn des Versuches verlangsamt zu haben, später jedoch fiel die Pappe aus der Fuge heraus, und nun verzehrte das Feuer umso schneller das Holz an der Fuge. Das Herausfallen der Pappe ist erklärlich, da der Teer, welchen sie enthielt, infolge der Hitze dünnflüssig wurde, ausrann, und der trockene Rest kleineren Raum einnahm. Sie konnte nun vom Holze, welches ebenfalls vom