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842 PAPIER ZEITUNG Nr 24 Feder- und Rollen-Liniatur Manchem Kaufmann oder Buchhalter ist es gewiss schon anfgefallen, dass die Liniatur besserer Geschäftsbücher nicht mehr so zart ist wie vor Jahren, die liebliche Zartheit der Linien hat stärkeren, das Papier z. T. eindrückenden Strichen Platz gemacht. Dies liegt an der Einführung von Rollen- Liniirmaschinen anstelle der früher allein herrschenden Feder- liniirmaschinen. Dieser Unterschied hat zwar bei Partiearbeiten wenig zu bedeuten, umsomehr ist er bei besseren, auf Bestel lung eigens gearbeiteten sogen. »Extrabüchern« zu bedauern. Bei diesen bietet nämlich die Rollenliniatur gegenüber der Federliniatur keinen Vorteil, denn der Zeitverbrauch ist für komplizirte Liniaturen bei beiden Systemen derselbe, ja be sonders schwierige Liniaturen lassen sich sogar auf der Feder maschine amerikanischen Systems schneller herstellen als auf einer Rollenmaschine. Wie kommt es, dass die Fabrikanten trotzdem meistens zur Anschaffung von Rollenliniirmaschinen geschritten sind? Die erste Anregung zu brauchbaren Rollenmaschinen gab die Firma Brissard in Paris, ihre Maschinen wurden haupt sächlich in Papierfabriken bald beliebt, namentlich zum Liniiren von Postpapier, sie fanden jedoch weniger Verwen dung in Geschäftsbücherfabriken, denn diese waren noch nicht für Rollenliniatur eingenommen, und die Maschinen waren auch noch nicht iür Geschäftsbücher-Fabrikation reif. Da bauten Förste & Tromm in Leipzig eine Rollenmaschine, welche den Fehler der Pariser Maschinen ausmerzen und die Vorteile der amerikanischen Federmaschinen übernehmen sollte, gleichzeitig brachte auch die Firma E. C. H. Will in Hamburg gut gebaute Rollenmaschinen auf den Markt. Die Erlernung der Arbeit an der Rollenmaschine war viel leichter als an der Federmaschine, und bald liefen Arbeitsburschen oder Lehrlinge, die eine halbjährige Lehrzeit hinter sich hatten, davon und gaben sich als Liniirer aus. Infolgedessen trieben sich in kurzer Zeit eine Menge solcher unausgebildeten jungen Leute in der Welt herum, überschwemmten den Arbeitsmarkt und fanden Anklang, da sie für niedrige Löhne arbeiteten. Dadurch ging aber auch der Lohn der Federliniirer so zurück, dass viele dies Geschäft verliessen und etwas Anderes ergriffen. Infolge dieses Arbeitermangels haben leider viele Geschäfts- büoherfabrikanten die Federliniirmaschinen äusser Tätigkeit gesetzt. Es ist schade darum! Jeder Fabrikant, welcher noch Federmaschinen besitzt, oder dem es noch um zarte, gediegene Liniatur zu tun ist, sollte versuchen, sich einen tüchtigen Federliniirer zu verschaffen und durch gewissenhafte Lehr lings-Ausbildung für Ersatz zu sorgen, dann werden sich unsere Augen auch wieder an sauberer, zarter Federliniatur erfreuen können. Die Rollenliniatur soll damit nicht etwa herabgedrückt werden. Jedes an seinem Platze! Wir brauchen die Rollen maschine wie die Federmaschine. In einer Geschäftsbücher- fabrik oder Liniir- Anstalt, die Gutes leisten will, müssen beide Systeme Hand in Hand arbeiten. Es gibt sehr viele Rollen- liniirer, welche von Federarbeit keine Ahnung haben und über die Federmaschinen schimpfen. Auch das Umgekehrte ist häufig der Fall. Am besten ist es, man stellt eine tüchtige Kraft an, welche beide Systeme beherrscht. Liniirer Jubelfeste. Fünfundzwanzig Jahre waren am 13. März verflossen, seitdem der Chef der Firma E. Baensch jun., Grafische Kunstanstalt, Buch- und Steindruckerei in Magdeburg (gegr. 1817), Herr Emanuel Baensch, die Leitung derselben übernahm. Seine Angestellten ver anstalteten zu diesem Ehrentage eine besonders schöne Feier. Am frühen"Morgen wurde der Jubilar durch eine Morgenmusik der 26 er Kapelle begrüsst, worauf der Prokurist, die Beamten und die Abtei lungsvorsteher des Geschäftes ihre Glückwünsche darbrachten. Dann folgten verschiedene Deputationen, Vertreter von Behörden und Vereinen, u. A. eine Abordnung der Stadtverordneten-Versammlung, deren zweiter Vorsteher Herr Baensch ist. Die Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, deren Ehrenmitglied Herr Baensch ist, überreichte eine Adresse, ebenso der Buchdruckerverein zu Magdeburg und viele andere Vereine. Unter zahlreichen schriftlich glückwünschenden Behörden und Korporationen seien genannt die Kaiserliche Ober- Postdirektion, die Deutsche Reichsfechtschule, die Innung des Buch- druckgewerbes in Magdeburg, der Syndikus der Handelskammer und verschiedene Berufsgenossenschaften. Persönlich brachten unter anderen auch der Königliche Staatsminister und Oberpräsident v. Boetticher mit Gemahlin, Herr Oberbürgermeister Schneider mit Gemahlin und Herr Geh. Oberpostrat Wächter Glückwünsche dar. Um die Mittagsstunden glich das geräumige Privatkontor des Jubilars einem Blumengarten. Zu der Festfeier hatten sich am Abend die Angestellten des Geschäftes, sowie Freunde desselben mit ihren Angehörigen so zahlreich eingefunden, dass der grosse Saal der Nationalfestsäle von über 760 Personen dicht besetzt war. Der Festabend wurde mit einer Fest-Ouverture eingeleitet. Nach verschiedenen Ansprachen, Ueberreichung von Geschenken und nach der Vorführung eines gut gelungenen grossen Festspiels verkündete der Jubilar, dass seine Gattin aus Anlass des heutigen Tages 6000 M. als Grundstock einer Witwen-Unterstützungskasse der Firma gewidmet habe, während er selbst im benachbarten Badeort Eimen ein Erholungshaus für die Angestellten bauen lasse. Nach einem Hoch auf den Jubilar nahm das Fest seinen Fortgang als Ball und endigte erst gegen Morgen. Der Text des Festspiels wurde den Teilnehmern in Form eines sorgsam ausgestatteten Quartheftes überreicht, welches das Personal der Firma dem Jubilar widmete. Sein 25 jähriges Jubelfest als Lithograf in der lithografischen An stalt und Notenstecherei von Moritz Dreissig in Hamburg feierte am Sonnabend, 7. Februar, Herr Theodor Jacobs. — Das 26jährige Ge schäftsjubelfest beging am 10. März der Inhaber der Buchdruckerei H. C. Meyer & Kabel in Hamburg, Herr C. Meyer, Knochenhauerstr. 8. Zahlreiche Aufmerksamkeiten von Seiten des Prinzipals und der Mit arbeiter gaben Zeugnis von der Achtung und Beliebtheit beider Jubilare. W. P. Schwedischer Verein für Buchhandwerk. In der am 2. März in Stockholm abgehaltenen Jahresversammlung des Vereins war eine Sammlung von Vorsatzpapieren ausgestellt, die sehr beachtet wurde. Diese Vorsatzpapiere waren in verschiedenen Ländern, grösstenteils in Italien, im 16 bis 18. Jahrhundert erzeugt. Unter den 900 Blättern waren viele besonders kostbar; für mehrere derselben waren hundert Kronen das Stück geboten worden. Die Sammlung dürfte einzig in ihrer Art sein; sie ist von einem Buchauktionskommissar zusammen gebracht und von einem schwedischen Sammler in Mailand gekauft worden. Ferner hatte die Königliche Bibliothek eine Sammlung ihrer ältesten Drucksachen ausgestellt, welche verschiedene Typenschnitte vom 16. Jahrhundert an enthielten. F. Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache. Dieses auf Anregung und unter Mitwirkung des Deutschen Buchdrucker-Vereins, des Reichsverbandes Oesterreichischer Buchdruckereibesitzer und des Vereins Schweizerischer Buchdruckereibesitzer vom Bibliographischen Institut in Leipzig herausgegebene und vom Geh. Regierungsrat Dr. Konrad Duden bearbeitete Werk wird Ende April erscheinen. Wie der Vorstand des Deutschen Buchdrucker-Vereins mitteilt, er wiesen sich die Arbeiten zur Fertigstellung des über 58 000 Wörter umfassenden Buches als so umfangreich und zeitraubend, dass früheres Erscheinen nur auf Kosten der Gründlichkeit möglich ge wesen wäre. Büchertisch Deutschlands Schiffsbau - Industrie. Herausgegeben von G. Lehmann-Felskowski. Verlag von Boll & Pickardt in Berlin NW. Preis geb. 8 M. Der Verfasser, ein früherer Seeoffizier, schildert in diesem 80 Quartbogen umfassenden Werke, das als eine Fortsetzung des 1899 im gleichen Verlage erschienenen Werkes »Volldampf voraus« angesehen werden kann, die hauptsächlichste Industrie Deutschlands, welche mit ihren Erzeugnissen den Schiffbau und die Flotte versorgt. In besonderen Abschnitten werden eingehend behandelt: Eisen industrie und Schiffsbau, Schiffs-Ausrüstung und Armirung, das Draht seil im Dienste der Schifffahrt, das Kabelwesen, die Elektrizität an Bord und auf See, die Schiffsmotore, die maschinellen Hebezeuge für Werft- und Hafenbetrieb. Gegen 260 in Autotypien hergestellte Illustrationen und 11 Kunstbeilagen, zum Teil, in Dreifarbendruck ausgeführt, dienen zur Veranschaulichung des Inhalts und führen u. A. die hervorragendsten Stahl- und Eisenwerke, welche für den Schiffsbau tätig sind, nebst ihren Erzeugnissen sowie Schwimm- und Trockendock-Anlagen, sehenswerte Gebäude und interessante Ur kunden im Bilde vor. Der Verfasser zeigt, wie gerade das Innere Deutschlands, nicht etwa nur die Küste, an den Lieferungen für die Flotte beteiligt ist, und welch bedeutende Summen der binnen ländischen Industrie durch blühenden Schiffsbau und die Weiter entwicklung der vaterländischen Flotte zuteil werden müssen. Der typografischen Ausstattung des Werkes wurde die gebührende Sorgfalt zugewendet; die Autotypien und Farbendrucke zeigen klaren Druck, der alle Einzelheiten der Bilder zur vollen Geltung kommen lässt; zum Text wurde eine offene, gut lesbare Antiqua verwendet; die grau bezogene Einbanddecke trägt in schwungvoll geschnittenen, zweifarbig gedruckten Buchstaben die Titelzeilen, darüber hebt sich in weisser Farbe von dem dunklen Grunde das Bild eines in voller Fahrt befindlichen Riesendampfers ab. Um den Gesamt-Eindruck des Buches harmonisch zu gestalten, wurde das Vorsatzpapier mit einer symbolischen Zeichnung verziert, welche in ununterbrochener Wiederkehr den Adler der kaiserl. Marine, mit Tauwerk umflochten, darstellt. B.