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834 PAPIER-ZEITUNG Nr. 24 Ich bitte die Herren Kollegen im Genossenschafts-Vorstand sich mit vorstehenden Vorschlägen freundlichst einverstanden erklären zu wollen. Hochachtungsvoll Der Genossenschafts-Vorstand Albert Niethammer Amsterdamer Papiermarkt Schon mehrere Male wurde Preiserhöhung für Papier in Aussicht gestellt, aber bisher wurde solche nicht durcbgeführt oder nach ganz kurzer Zeit wieder zurückgezogen. Jetzt glaube ich jedoch bestimmt, dass binnen kurzem Preiserhöhung sämtlicher Papiersorten eintreten wird. Von fast jeder deutschen, österreichischen, nordischen und belgischen sowie von den inländischen Fabriken kommen Erhöhungs- Anzeigen. Mehrere Fabriken von Seiden- und Packpapier haben ihre Preise bereits etwas erhöht. Jedermann ist dieser Ansicht, daher haben Einkäufe in den letzten Wochen sehr flott und zu guten, öfters schon zu erhöhten Preisen stattgefunden. Mehrere Anfragen nach Schlüssen und Jahreslieferungen von Druck- sowie anderen Papieren wurden von ausländischen Fabriken zurückgewiesen, da man im Allgemeinen über die Gestaltung der Marktlage in der Zu kunft zu wenig orientirt zu sein scheint. Durch den immer noch drohenden allgemeinen Arbeiter-Ausstand wird in Amsterdam auch das Papiergeschäft geschädigt. Besonders die Druckereien klagen über verminderte Beschäftigung. Auch können die Amsterdamer Grosshändler keine bestimmten Liefertermine angeben, da sie nicht wissen können, ob und wann der befürchtete Arbeiter-Ausstand ausbrechen wird. Das Ausfuhrgeschäft ist etwas besser geworden, lebhafter gefragt sind holzfreie sowie holzhaltige Post- und Schreibpapiere sowie bessere Packpapiere. Die gebotenen Preise waren jedoch bisher noch in manchen Fällen zu niedrig. Der holländische Strohpappenmarkt ist wieder einmal äusserst gedrückt, von England sowie von den sonstigen Ausfuhrhändlern kommen dafür wenig Aufträge Der Strohpapiermarkt ist unverändert, vergl. Nr. 17. A Holländer - Regler Von Dipl. Ing. Karl Ereky in Wien Herr Carl Eichhorn in Nr. 13 und ein unbenannter Herr in Nr. 15 kritisirten meine Arbeit über die Holländer-Regler in Nr. 5, welche Kritik mich veranlasst, über das Thema meine Anschauungen näher zu erklären. I. Walze mit Gegengewicht Das Gegengewicht der Holländerwalze ist jedenfalls unnötig. a) Wenn die Walze in zwei Lagern hängt, so wird sie durch die Lager entlastet, kann also auf den teigförmigen Stof keinen Druck ausüben. In Nr. 5 bewies ich aber an einem Zahlen - Beispiel, dass auch die Beschaffenheit des Stoffes einen Druck ausschliesst. Die Bemerkung in Nr. 15, dass die 65fache Sicherheit ein Irrtum sei, hat keine Begründung, weil ich wörtlich schreibe: »Wenn die Walze in einer Entfernung von 5 mm vom Grund werke rotirt, so werden die Fasern garnicht gedrückt, Der Sicherheits-Koöffizient wird aber in keinem Fall kleiner als 20 bis 80 sein.« b) Wenn die Walze auf dem Grundwerk liegt, so kann zwischen den Grundwerk- und Walzen-Messern kein Stoff vorhanden sein, der Stoff steckt in den Messerzellen der Walze, und nur die Zentrifugal kraft zwingt einzelne Fasern herauszuhängen, welche dann auch nach Bild 3 in Nr. 5 zerschnitten werden. Die heutige Holländer -Walze mit ihrer grossen Wucht, kann weder wenn die Walze aufliegt, noch wenn sie vom Grundwerk 2 bis 8 mm entfernt rotirt, mahlen. In dem ersten Fall machen die 50—60 Walzen-Messer und 10—20 Grund werk-Messer 50—100 000 Schnitte in der Minute, sodass sehr wenig Fasern schnittfrei bleiben oder gemahlen werden können, und in dem zweiten Fall entweicht der teigförmige Stoff dem Messerdruck. Die alten Holzwalzen, auf dem Grundwerk aufliegend, konnten sehr gut mahlen, weil sie auch bei grosser Tourenzahl kleines Trägheitsmoment und kleine Wucht besassen. In Nr. 15 wird auf diese Behauptung bemerkt, es sei haltlos und unmöglich, den Mahlprozess mit dem Trägheitsmoment in Zusammenhang zu bringen. Die Erfahrung gibt aber mir Recht. Die Wucht der Holländerwalze addirt sich aus dem Trägheitsmoment und der Winkelgeschwindigkeit der Walze. Wenn die heutige schwere Eisenwalze auf dem Grundwerk aufliegend mit der Hand langsam ge dreht wird, so ist die Winkelgeschwindigkeit und damit auch die Wucht der Walze sehr klein, die Walzen-Messer können die Faser nicht zerschneiden, und die Walze hopst ebenso wie die schnell ro- tirende Holzwalze in die Höhe. Wenn das Gewicht der Walze unab hängig von der Wucht den Mahlprozess beeinflussen könnte, so müsste die sich langsam drehende Eisenwalze die Faser ebenso zerschneiden wie die schnell rotirende Eisenwalze es tut, dies ist aber nicht der Fall. Das Totmahlen (den Scheerprozess) kann man entweder durch Reglung der Walzen-Geschwindigkeit oder durch Verkleinerung des Trägheitsmoments (Holzwalze), aber nie durch ein Gegengewicht ver hindern. II. Regulirsohuh vor der Holländerwalze Meine Versuchsergebnisse stimmen mit denen des Herrn C. Eich horn überein. Der Regulirschuh kann nur in einem Holländer, welcher verhältnismässig schlecht zieht, also vor der Walze höheren Stoffstand hat, angewendet werden. In Nr. 15 wird aber bemerkt, dass die von mir angegebenen Verhältnisse zwischen Schuhregulirung und Stoff strömung mit den in der Papier-Zeitung besprochenen Anschauungen des Herrn Professors Alfred Haussner in Widerspruch stehen. Dem gegenüber verweise ich auf Folgendes: Vor der Walze (Bild 1) wirken folgende Kräfte auf ein in der Messerzelle befindliches Stoffteilchen: Das Eigengewicht ff, die Zentri fugalkraft Z des Stoffes und die Spannung B der in der Zelle ein geschlossenen Luft. Diese drei Kräfte trachten den Stott aus der Zelle zu treiben. Der atmosfärische Luftdruck A, die durch die Stoff höhe hervorgebrachte Stoffspannung K, die der Zuströmungs - Ge schwindigkeit des Stoffes entsprechende Spannung S und die Reibung R zwischen Messer und Stoff trachten dagegen, den Stott in die Zellen zu pressen oder nicht herausfliessen zu lassen. In einer Messer- zelle befindet sich immer soviel Stoff, wie es das Gleichgewicht dieser sieben Kräfte bedingt. Der Regulirschuh beeinflusst die Gleich gewichts - Bedingungen dieser Kräfte in einzelnen Holländern vorteil haft dadurch, dass durch ihn die Kraft S grösser wird, und die Kräfte Z und ff nur dann wirken können, wenn der Regulirschuh das Ein strömen des Stoffes in die Zellen erlaubt. Herr Haussner geht in seiner Arbeit von der irrigen Annahme aus, dass der Stoff nur auf der Oberfläche des Holländer-Inhalts in die Zellen strömen kann, und berechnet in einer 50 mm tiefen Zelle 11/2 mm Stofftiefe. In weiteren Berechnungen beweist Herr H, dass man die Zentrifugalkraft und das Gewicht des Stoffes vernach lässigen darf, und die anderen fünf Kräfte erwähnt er nicht. Aus diesem Grunde schliesst der Regulirschuh nach der Haussner'sehen Auffassung die Stoffeinströmung in die Zellen der Walze aus. Die Vernachlässigung mehrerer Kräfte liefert Herrn H. Gleichungen, welche mit den Versuchsergebnissen des Holländer-Regulirschuhes nicht in Einklang stehen. III. Kropfhut als Holländer Regler Der Kropfhut kann ohne Hilfsmittel nur in der Form gut sein, wie ich es in Nr. 5 Bild 3 angab. Ich kann nicht wie Herr Eichhorn der Ansicht sein, dass der Kropfhut höher als die Walzenmitte kommen soll. Die Holländerwalze treibt in der «Wanne soviel Stoff herum, wie in ihre Zellen einströmt. Das Hinaufwerfen des Stoffes auf einen Kropf ist für das Stoffumtreiben eine Kraftverschwendung, weil die Holländerwalze (Bild 2) ohne Kropf ebensoviel Stoff von Seite A auf Seite B fördert, wie mit Kropf. Die ältesten Holländer, die mir aus Bild 2 dem »Essai sur l’histoire du papier, par Blanchet, Paris 1900«, bekannt sind, waren entweder mit Kropf ohne Grundwerkmesser, oder mit Grundwerk ohne Kropf ausgeführt, also einmal haben die Grundwerk messer und ein andermal hat der Kropf den Stott' zurückgehalten, damit er nicht mit der Geschwindigkeit der Walze die Walzen-Messer passiren kann. Es war eine höhere Entwicklungsstufe des Holländers, als