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Buchgewerbe Buchbinderei * * M SS *** Buchhandel S r Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeitez und Berichterstattos erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme W Buchdruck * * * S *** Steindruck Freie Vereinigung Berliner Buchdruckereibesitzer In der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« finden wir folgende Notiz: »Die Berliner Handwerkskammer hat die folgenden Herren zu Beauftragten im Sinne der §§ 94c und 103n der Gewerbe ordnung ernannt: Julius Bahlke, Martin Franz in Fa. Liebheit & Tiesen, Ausust Hass, Gustav Horn, Hermann Klockow, Ernst Lichtwitz, Wilhelm Pilz, A. Stadthagen, Paul Starcke, Otto Walter und A. Winser. Diese Beauftragten haben, da sie zugleich von dem Bunde der Berliner Buchdruckereibesitzer für dieses Amt gewählt wurden, die Befolgung der gesetzlichen Vorschriften in bezug auf die Lehrlingsausbildung in allen dem Handwerksgesetz unterstellten Berliner Buchdruckereien zu überwachen; den legitimirten Beauftragten haben die Verpflich teten den Zutritt zu den Werkstätten und Unterkunftsräumen der Lehrlinge zu gestatten und ihnen Auskunft über alle Gegenstände zu geben, welche für die Erfüllung ihres Auf trages von Bedeutung sind, sie können hierzu auf Antrag des Beauftragten von der Ortspolizeibehörde angehalten werden. Befürchtet der Betriebsunternehmer von der Besichtigung durch den Beauftragten eine Schädigung seiner Geschäfts interessen, so kann er die Besichtigung durch einen anderen Sachverständigen verlangen, die indessen dann auf seine Kosten erfolgt.« Wir wollen unsere Mitglieder darauf aufmerksam machen, dass diese Bestimmungen nur für handwerksmässige Betriebe Geltung haben, und dass die »Beauftragten« also nicht berechtigt sind, fabrikmässig betriebene Druckereien zu überwachen, noch von deren Besitzern den Zutritt zu den Arbeitsräumen zu fordern. Der Vorstand Berliner Typographische Gesellschaft Für die Sitzung vom 10. März hatte der Verwaltungs- Direktor des Deutschen Buchgewerbe-Vereins Herr Wörnlein den Buchgewerbesaal mit einer reichhaltigen Sammlung von Reklame - Drucksachen aus den Schätzen des Buchgewerbe- Museums geschmückt und einen Vortrag über dieses Thema übernommen. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, begrüsste den Vortragenden und gab sodann folgende Eingänge bekannt: Von der Firma R. Boll zwei in Passepartouts gerahmte Drei farbendruckbilder aus dem Werke »Deutschlands Schiffsbau- Industrie«; von der Firma L. Gaben eine Mustersammlung von Umschlag- und Postpapieren; von der Firma A. Hamm ein Zirkular über die Zweigniederlassung in Berlin; von der Firma Scheiter & Giesecke eine künstlerisch ausgestattete Bildermappe mit Erzeugnissen der Kunstanstalt dieser Firma und zugleich der dort gebauten Maschinen; vom Deutschen Buchgewerbe- Verein ein Exemplar des neusten Bandes vom grafischen Muster-Austausch. Ferner wurde mitgeteilt, dass das Statistische Amt der Stadt Berlin einige Fragebogen zur Erhebung einer Statistik über die Lebenshaltung von Buchdrucker - Familien übersandt habe, welche solchen Mitgliedern, die zur gewissen haften Ausfüllung derselben bereit seien, zur Verfügung ständen. Der Jahresbericht des Deutschen Buchgewerbe-Vereins wurde zur Einsichtnahme ausgelegt. Allen freundlichen Gebern sprach der Vorsitzende den Dank der Gesellschaft aus. Als Mitglied wurde Herr Faktor Alfred Hohmann aufgenommen; zur Mit gliedschaft angemeldet die Herren Akzidenzsetzer Max Köbler, Glogauerstrasse 13 (in der Buchdruckerei H. Klokow) und Faktor Wilhelm Boldt, Simeonstr. 22 (in der Buchdruckerei Rud. Mosse). Hierauf erhielt Herr Arthur Wörnlein das Wort zu dem Vortrage über »moderne Reklame-Drucksachen« Der Redner betonte, dass er sich weniger mit der Technik der ausgestellten Arbeiten als mit der historischen Ent wicklung der Reklame beschäftigen wolle. Noch in den achtziger Jahren sei die Reklame in aufdringlicher Form an uns heran getreten, auch die zu diesem Zwecke geschaffenen Drucksachen seien schreiend und geschmacklos gewesen, und das Prinzip »billig und schlecht« habe auch auf diesem Gebiet geherrscht; man habe unter »Reklame« stets etwas Auffallendes und Aufdring liches verstanden. Dass eine Reklame auch ein Kunstwerk sein könne, diese Empfindung habe damals niemand gehabt. Der erste Versuch, die Kunst zur Reklame heranzuziehen, sei von England ausgegangen. Erst später habe man auch bei uns Künstler zur Herstellung von Plakaten für die Kunst-Aus stellungen herangezogen; diese Erzeugnisse hätten teils Auf sehen erregt, teils den Spott herausgefordert. Im allgemeinen habe man mit süsslichen Bildern den Gegenstand der Reklame zu verherrlichen gesucht, viel Geld für Farbendrucke, oft mit 12—14 Farben, aufgewendet und doch keine Fernwirkung er reicht. Das erste wirkungsvolle, künstlerische Plakat sei Franz Stuck’s Minervakopf gewesen, dann habe die Berliner Gewerbe- Ausstellung den Anlass zu künstlerischer Betätigung auf diesem Gebiet gegeben und viel Gutes zu Tage gefördert. Hierbei sei auch das bekannte Sütterlin’sche Plakat mit der aus dem Erdboden hervorragenden nervigen Faust entstanden. Seit jener Zeit datire die Bewegung zur Schaffung einer Volkskunst bei uns in Deutschland. Das Ziel sei zwar noch nicht erreicht, jedoch sei ein sehr erfreulicher Fortschritt zu ver zeichnen. Wenn auch heute England, Frankreich, Holland und Amerika uns voraus seien, so dürfe man nicht vergessen, dass das Publikum für die neue Geschmacksrichtung erst er zogen werden müsse, und die Künstler sich darauf einzurichten hätten. Auch die Berliner Kunsthändler beschritten die neuen Bahnen, auf denen man durch stilvolle Einfachheit zu wirken suche, sehr bald mit der Ausstattung ihrer Einladungen, und so gewannen die Künstler auch bald Einfluss auf die Typo grafie, indem besonders Titel und Umschläge des Buches mit künstlerischem Schmuck versehen wurden. Befremdlich ist es, dass diese Bewegung zunächst gerade auf die Kataloge der Kunstausstellungen ohne Einfluss blieb. Eine Ausnahme machte ein 1897 erschienener Katalog für eine Krefelder Aus stellung, an welchem Otto Eckmann beteiligt war. Im Jahre 1900 habe dann Pankok mit dem Katalog der deutschen Ausstellung in Paris eine ausgezeichnete Leistung geschaffen, auch der Katalog des deutschen Buchgewerbe -Vereins -mit Buchschmuck von Cissarz habe sich durch eine stilvolle Ausstattung ausgezeichnet. Die Verlagsbuchbändler, welche mit ihren Katalogen und Prospekten die Reklame lebhaft be treiben, hätten im Allgemeinen noch wenig Interesse für künstlerische Ausstattung gezeigt, der Anteil der Künstler be schränkt sich auf Titelblätter und Umschläge, und auch hier seien es meist nur Künstler zweiten und dritten Ranges, welche zur Mitwirkung herangezogen werden; darum seien viele Reklamedrucksachen als mangelhafte typografische Leistungen zu bezeichnen. Um so mehr fallen darum diejenigen Firmen auf, welche ihre Veröffentlichungen künstlerisch gestalten wie Eugen Diederichs, Rob. Voigtländer, Breitkopf & Härtel, J. J. Weber, der Insel-Verlag in Leipzig, Fischer & Francke, Schuster & Löffler, S. Fischer, Bruno und Paul Cassierer in Berlin, Alb. Langen, Georg Hirth in München. In das Gebiet der Reklame gehören auch die Kalender und Neujahrskarten; hier treten seit einer Reihe von Jahren die Firmen Jul. Sitten feld in Berlin und die Brühl’sche Universitätsdruckerei in Giessen mit hervorragenden Leistungen hervor, neben ihnen auch Otto von Holten in Berlin, L. Schwann in Düsseldorf u. A. Auch bei den Katalogen und Preislisten unserer grossen Ge schäftshäuser zeigen höchstens Titel und Umschlag künst lerischen Schmuck, während man in Amerika den Inhalt dem äusseren Gewände in vortrefflicher Weise angepasst findet. Adresskarten und Briefbogen lassen sich ebenfalls künstlerisch gestalten, so wenig Gelegenheit hierzu auch anscheinend ge geben sei, doch bewiese sich auch hier schon eine Besserung. Ganz vernachlässigt aber werde der gute Geschmack bei den