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Nr. 22 PAPIER-ZEITUNG 765 Schopper’schen Falzer schon mit Rücksicht auf die Tatsache zu stellen, dass die erste Anregung zur Einführung derselben seiner Zeit vom Verein Deutscher Papierfabrikanten aus gegangen ist. Dieser Beschluss ist der Versuchsanstalt als Antrag des Vereins mitgeteilt worden. Hierauf hat die Versuchsanstalt erwidert, dass sie den Antrag des Vereins dem Minister zur Entscheidung vorlegen werde mit dem Vorschlag, vor der endgiltigen Einführung des Falzwiderstandes eine Uebergangszeit zu gewähren und zwar vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1904. Während dieser Zeit wird bei den amtlichen Prüfungen sowohl die Widerstands stufe als auch die Falzklasse ermittelt. Entspricht letztere der ersteren nicht, so ist das günstigere Ergebnis ausschlaggebend. Vom 1. Januar 1905 ab wird nur noch die Falzklasse bestimmt. Die Kommission hat sich mit diesen Vorschlägen ein verstanden erklärt. 22. Leipziger Frühjahrs-Papier-Messe des Mitteldeutschen Papier-Industrie-Vereins in Leipzig Die Beschickung war diesmal viel grösser als bisher. Nicht allein der bisher benutzte 3. Stock im Leipziger Messpalast, Petersstrasse 44, sondern auch der 4. Stock war gefüllt. Auch der Besuch war bedeutend stärker als im Vorjahre, es wurden weit über 1000 Messfreunde mehr als bisher amtlich festgestellt. In den ersten drei Tagen, 2. bis 4. März, war die Kauflust rege, später flaute sie etwas ab. Im 3. Stock waren fast dieselben Aussteller an denselben Plätzen wie im vorigen Frühjahr. Die Postkarten überwogen weitaus die übrigen Ausstellungsgegenstände. Zu den Post karten - Ausstellern gehörten die Firmen Andelfinger & Co., München; »Aristophot« photographische Maschinendruck-Anstalt m. b. H., Leipzig, deren zahlreiche Bromsilberpostkarten und sonstige Erzeugnisse später besonders besprochen werden sollen; Paul Bayer, Kunstverlag, Dresden, mit flotten Künstlerkarten; Berliner Luxuspapiermanufaktur A. Eberenz, Stetten b. Lörrach i. B. mit Trachtenpostkarten auf Seide; S. Blüh, Wien I, Hoher Markt 3; Borck & Hilliger, Braunschweig; Chromolithogr. Kunst- anstalt Paul Finkenrath G. m. b. H., Berlin SO; Gebt. Deyhle & Wagner, Berlin SW, Lindenstr. 101; G. Eisler, Budapest VI; Paul F ink Kommandit-Ges., Chemnitz i. 8.; Gretschel & Ulbrich, Dresden-A., Rosenstr. 39, die auch sonstige Luxuspapiere wie Glückwunsch-, Trauer- und Blankokarten führten; Kathmann & Co., Leipzig, Elisenstr. 29, die auch sonstige Luxuspapiere wie Patenbriefe führten; Louis Koch, Halberstadt; Koch & Bitriol, Dresden, zeigten reizende Künstlerkarten; Koch & Palm, Elber feld, hatten äusser Postkarten noch eine grosse Auswahl feiner Ausstattungs-Etiketten, Reklameplakate usw. ausgestellt. Brüder Kohn, Wien I, Teinfaltstr. 5; Gebr. Kornioker, Breslau, Nicolaistr. 65/68, pflegen ausserdem die Herstellung von Kalendern, Reklameartikeln, Bilderbüchern, Zugabeartikeln, von welchen eine grosse Auswahl zu sehen war; Lederer & Popper, Prag, Tuchmachergasse 4; Gustav Liersch & Co., Berhn SW, Friedrichstr.; P. Michaelis, Berlin SW, Alexandrinen- Strasse 118a, führte in der Hauptsache Papierausstattungen vor, deren grosse Musterzahl für jeden Geschmack und Geldbeutel Geeignetes bot; neben Postkarten führt die Firma auch Gratulationskarten in flotten Prägungen. C. W. B. Naumburg, Leipzig, zeigte als Neuheit Muster von Zugkarten, die an sich und durch den humoristischen aber nicht anstössigen Aufdruck viele Liebhaber finden werden. Nach Ausführung der Muster werden wir die Karten besprechen. Nenke & Ostermeier, Dresden-A., erregten durch die vornehme Anordnung ihrer künstlerisch ausgeführten Fotochrom-Drucke auch zu Einrahme zwecken Aufsehen, die Einkäufer haben viel Interesse dafür bewiesen. Walther Neumann, Berlin SW, Kochstr. 22 (Vor sitzender des Schutzverbandes der Postkarten-Industrie), war wieder mit einer grossen Musterkollektion künstlerisch aus geführter Genrekarten vertreten, die flott bestellt wurden. Albert Oesterreicher, Leipzig, Karolinenstr. 15, zeigte auch Postkarten, hauptsächlich aber Gratnlationskarten, Trauer papiere, Loxus-Ausstattungen usw. Seine reichhaltigen Muster wurden in der Papier-Zeitung kürzlich besprochen. Julius Pollak, Wien IX, Frankgasse, führte leichte österreichische Genrekarten; Regel & Krug, Leipzig - Reudnitz, verteidigten wirkungsvoll ihren Ruf als leistungsfähige Verleger feiner Künstlerkarten. Rühlmann & Co., Altenburg S.-A. und 8. & G. Siulsohn, Berlin C, Kaiser Wilhelmstr. 19 a, führten neben Luxuspapierwaren feine Künstler karten nach eigenen Originalen. Auch Schaar & Dathe, Trier, konnten mit den Erzeugnissen ihrer Kunstanstalt erfolgreich in Wettbewerb treten, und Edgar Schmidt, Dresden, von dem man behauptet, dass er die grösste Musterkollektion besitze, zeigte eine grosse Auswahl feiner Künstler- und Genrepostkarten in den verschiedensten Ausführungsarten, die eingehend be sichtigt wurden. Hugo Schuster, Leipzig-Gohlis, führte auch Reklame- und Bäderartikel; Karl Seyd, Boppard a. Rhein, hatte viel Erfolg mit seinen Serien Neu-Heidelberg, Blick durchs Schlüsselloch und Humperdincks Märchenkarten »Dornröschen«; Silbermann & Co , Berlin SO, Köpenickerstr. 71a, pflegen die feinen Landschaftskarten, für deren Vorlagen sie eigene Künstler beschäftigen, auch Luxuspapierwaren und Gratnlationskarten bilden Zweige ihrer Geschäftstätigkeit. Stern & Löb, Frank furt a. Main; Emil Storch, Wien VI, Mariahilferstr. 7 und Oskar Tratst, Berlin 8, Bukowerstr. 6, waren mit gefälligen Karten vertreten. Dr. Trenkler & Co., Photochemisches In stitut, Leipzig-Stötteritz, zeichneten sich wieder durch eine grosse Auswahl von Kunstdrucken, auch von Plakaten und Reklame- Drucksachen aus. Völker & Schneider, Leipzig - Neustadt, zeigten auch Diaphanien und Postkarten; H. Wassmund, Berlin NO, Neue Königstr. 5, war ebenfalls mit reicher Kollektion vertreten. Nach der Zahl der hier angeführten Firmen, die lange nicht das ganze Postkarten-Gewerbe in Deutschland vorstellen, kann man sich ein Bild von dem Umfang dieser für das Papier- und Druckfach sehr wertvollen Industrie machen. Die meisten Firmen stellten mehrere hundert Muster aus. Eine hervor ragende Druckanstalt dieses Faches erklärte schon vor fünf Jahren, dass die Postkarten - Industrie im Verschwinden be griffen sei, in Wirklichkeit befindet sie sich in voller Blüte. Die Sammelwut ist enorm, mancher Sammler besitzt über 5000 Postkarten, und es gibt Sammlungen, die durch ihre systema tische Anordnung grossen Wert besitzen. Von der kleinen Stadt Altenburg S.-A. gibt es, wie ein sorgsamer Sammler fest stellte, über 290 Ansichtspostkarten, danach kann man sich vorstellen, in welcher Mannigfaltigkeit grössere Städte dar gestellt sind. (Fortsetzung folgt) Schutzverband für die Postkarten-Industrie Sitz Berlin Am 3. März, abends 9 Uhr, fand anlässlich der Oster-Vor messe in Leipzig im Restaurant Mariengarten eine Versammlung statt, die von 75 Personen besucht war. Der Vorsitzende, Herr Walther Neumann-BeTXio, welcher die Versammlung leitete, begrüsste die Anwesenden und gab seiner Freude über die grosse Beteiligung Ausdruck. Nach Vorlesung des Protokolls der schwach besuchten Berliner Januar-Ver sammlung wurde zum wichtigsten Punkt der Tagesordnung »Nachdruck fremder Originale« geschritten. Der Vorsitzende stellte fest, dass nur wenig Material ans Fachkreisen einge gangen sei, aber dieses genüge, um die Frage des Nachdrucks vor die Gerichte zu bringen und Entscheidungen herbeizu führen, die Klarheit auf diesem viel umstrittenen Gebiet schaffen sollen. Er fordert auf, wo immer sich ein Nachdruck fest stellen lasse, zur Wahrung berechtigter Interessen Strafver folgung zu beantragen, denn das Piratentum werde zu dreist. Bromsilberkarten werden in grossen Mengen durch Lichtdrucke nachgebildet, und es wurden einige Firmen genannt, die diese Tätigkeit ohne Scheu ausüben und den Markt für Lichtdruck karten durch Preisunterbietungen schädigen. Redner empfahl, dass an Nachdrucker keine vertraulichen Auskünfte des Schutz verbandes ausgefolgt werden sollen. In der Besprechung stellte sich heraus, dass über den Begriff des Originals Zweifel vor handen waren, und ein Redner bemängelte besonders, dass einer Firma allein die Reproduktion von staatlichen Gemälde-Galerien übertragen wurde. Redner mache sich kein Gewissen daraus, diese Karten nachzudrucken und erwarte einen .diesbezüglichen Prozess. Diese (nach Ansicht der Schriftleitung unrichtige) Anschauung fand von vielen Seiten Zustimmung. Ein Verleger lässt alle seine Erzeugnisse beim Königl. Amtsgericht in die Musterrolle eintragen und hat noch nie über Nachdruck zu klagen gehabt. Von anderer Seite wurde empfohlen, der Schutzverband soll eine Matrikel einrichten, in der alle Neu heiten eingetragen werden. Hierdurch wäre ein späterer Nach druck der eingetragenen Neuheiten leicht nachweisbar, und der Strafrichter hätte eine Handhabe zum Einschreiten. Der anderwei gemachte Vorschlag, die Gesetzgebung zur Ergänzung des Ge setzes zum Schutze der Werke der bildenden Kunst mit Rück