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764 PAPIER-ZEITUNG Nr. 22 saal wird behaglicher, was wesentlich erhöhte Leistungen er möglicht. Die Arbeitszeit ist in den amerikanischen Fabriken durch schnittlich länger als in England. Manehe Fabriken schliessen Sonnabend Abend um 6 Uhr, andere um 8, 10 und 12 Uhr, in manchen wird sogar bis 6 und 8 Uhr am Sonntag Morgen gearbeitet. In einzelnen Fabriken letzterwähnter Art ist an den Maschinen Achtstundenschicht, d. h. dreimaliger Schichtwechsel eingeführt und befriedigt die Besitzer, die Arbeiter aber würden lieber 12 Stundenschichten machen und an Sonnabenden um 51/2 Uhr abends aufhören, damit sie um 6 Uhr abends die Fabrik verlassen können. Allgemein wird die Arbeit am Montag früh um 6 oder 7 aufgenommen, aber die Arbeiter sind schon um 1/26 oder 1/27 zur Stelle. Die Lohnhöhe wechselt je nach den Gegenden. Der niedrigste Lohn für geschickte Handwerker und Maschinen führer beträgt 31/4 Dollar für 12 Stunden, der höchste 33/4 Dollar für 8 Stunden. 80 Pfennig die Stunde dürfte dem Durchschnitt- lohn dieser Klasse nahe kommen. Maschinengehilfen (Dryermen) erhalten 11/2 bis 2 Dollar den Tag, Umroller und Kalander führer ebensoviel. Tagelöhner erhalten 1 bis 11/4 Dollar den Tag, Heizer 2 Dollar bei fast durchweg achtstündiger Schicht. Frauen verdienen meist 1 Dollar im Tag. Im Allgemeinen ist die Papiermacherei in Amerika weiter fortgeschritten als in England. Dazu trägt äusser den erwähnten Vorteilen auch der Umstand bei, dass die meisten Fabriken verhältnismässig neu sind, und die alten Fabriken nicht zögern wenn es heisst, Maschinen durch bessere neuerer Bauart zu ersetzen. Die in der Versammlung anwesenden Papierfabrikanten knüpften an diesen Bericht zahlreiche Erörterungen und richteten an den Berichterstatter Fragen. Seinen hierauf erteilten Antworten entnehmen wir Folgendes: Die durchschnittliche Lebensdauer der Metalltücher ist in Amerika viel grösser als in England und beträgt durchschnittlich 11 bis 13 Wochen, auf den raschest laufenden Maschinen 9 bis 10 Wochen. Der amerikanische Papiermacher legt keinen Wert auf Filzwäscher. Die Fabrik, wo das Sieb, wie vorhin erwähnt, in 80 Minuten eingezogen wurde, ist »Fort Edward Mills«. Die Presswalzen, Gautsch walzen und der Formatwagen worden dort mittels Laufkrähnen hochgehoben. Die Mannschaft darf zum Siebeinziehen 11/2 Stunden verwenden, und sobald diese Zeit überschritten wird, muss sich der Maschinenführer im Kontor melden. Der amerikanische Arbeiter ist nüchterner als der englische, viel leicht zum Teil deshalb, weil geistige Getränke in Amerika viel teuerer sind als in England. Bier ist nicht nur teuerer, sondern enthält nur ein Drittel so viel Alkohol wie in England. Herr Henderson fügt dem zu, dass in vielen amerikanischen Fabriken das Hereinbringen alkoholischer Getränke während der Arbeitszeit verboten sei, und dass die Arbeiter in jeder Weise zur Enthaltsamkeit vom Alkohol ermuntert werden. Diesem Umstande schreiben amerikanische Fabrikanten zum grossen Teile ihre Ueberlegenheit in Bezug auf Menge und Güte ihrer Waren zu. Papiermarkt in Oesterreich-Ungarn Im »Centralblatt für die österr.-ungar. Papier-Industrie« er örtert ein anscheinend gut unterrichteter Fachmann die Ursachen, warum in Oesterreich trotz zur Zeit steigender Nachfrage die Papierpreise sinken. Er findet sie hauptsächlich im maasslosen Wettbewerb der Fabriken, die einander das Leben nicht gönnen. Manche kapitalkräftige Fabrik scheint Besserung vom Untergang des ärmeren Mitbewerbers zu hoffen, aber zu Unrecht, denn die Folge solchen Untergangs sei lediglich Wechsel in der Person des Besitzers. Als Mittel der Abhilfe wurden bisher verschiedene Arten des Zusammen schlusses versucht oder vorgeschlagen: 1. Das »Kreditanstalis-Projekt«, d. h. der nach mehr jähriger Arbeit gescheiterte Versuch der Kreditanstalt, die grössten Papierfabriken der Monarchie zu einer Aktiengesell schaft zu vereinigen. 2. Die »Papier-Union« in Wien, eine gemeinschaftliche Verkaufsstelle besserer Packpapiere, die durch Bekämpfung der ihr nicht beigetretenen Firmen die Preise heruntergebracht habe. 3. Der aussichtslose Vorschlag allgemeiner Betriebs-Ein schränkung. 4. Der ebenso undurchführbare Vorschlag, einen Teil der Erzeugnisse jeder Fabrik nach dem Ausland zu verkaufen, um den Inlandsmarkt zu entlasten. 5. Einen Teil der Papier- und Papierwaren-Einfuhr, die mit 27 Millionen Kronen jährlich bewertet wird, für die in ländische Industrie zu erobern. Dies könne nur im Lauf der Zeit durch Arbeit und Tüchtigkeit erreicht werden. Als rasch wirksames und durchführbares Mittel empfiehlt Verfasser, dass alle Fabriken mässige Jahresbeiträge zu einem Fonds steuern, aus welchem den Betrieb einstellende oder ab gebrannte Fabriken erworben werden sollen, damit sie äusser Betrieb bleiben. Er schildert den Plan etwa wie folgt: Man müsste eine Genossenschaft gründen, der zumindest alle grossen Fabriken angehören. Jedes Mitglied hätte die Verpflichtung, keine Vergrösserung seiner Produktion vorzunehmen. Verkaufen könnte jeder selbständig soviel und wie er will, nur müsste er von je 100 kg verkauftem Papier 1 Krone -an die Genossenschaft abgeben. Alle Rechnungen müssten durch ein Abrechnungsbureau gehen. Dieses Bureau würde unabhängig geleitet und zur Diskretion verpflichtet. Bei einem Jahresumsatz von nur 10 000 Doppelladungen hätte die Genossenschaft eine Einnahme von 1 Million Kronen, also genug, um eine Anleihe zu verzinsen und zu amortisiren, die bei gemeinsamer Haftung leicht zu kontrahiren wäre. Das gemeinsame Interesse an der Tilgung und Verzinsung der Schuld gäbe Gewähr gegen jede Umgehung, die Erhöhung der gegenwärtigen Preise um 1 Krone die 100 kg wäre kaum fühlbar und leicht durchführbar. Die Genossenschaft müsste in jedem Falle eines Brandes oder einer Zahlungs-Einstellung einschreiten und durch Ankauf Wieder aufnahme des Betriebes verhindern. Aus dem Verkauf der ar gekauften Werke zu anderen Zwecken wird die Genossenschaft ihren Gewinn schöpfen. Manche Fabriken würden ihre Anlagen auch freihändig verkaufen. Die Gefahr der Neugründungen wäre dann kaum grösser als jetzt, denn die Aussichten der Papierfabrikation üben keinen Reiz auf das Kapital. Vereinigung österreichischer und ungarischer Holzschleifereien. Die in Nr. 17 Seite 608 angekündigte Versammlung fand, wie »Centralblatt für die österr.-ungar. Papier-Industrie« mitteilt, am 5. März in Anwesenheit von 22 Fabrikanten in Villach statt. Unter dem Vorsitze des Herrn Alexander Diamantidi (Freiland) wurden einstimmig nachstehende Beschlüsse gefasst: 1. Bildung eines Verbandes sämtlicher Holzschleifereien Oester reichs-Ungarns nach Muster des süddeutschen Holzstoff-Syndikats. 2. Ausarbeitung eines Statuten-Entwurfs unter Zugrundelegung der Statuten des erwähnten Syndikats. 3. Die Waren-Abteilung der Anglo-österreichischen Bank in Wien soll zur Bildung einer Zentral-Verkaufsstelle aufgefordert werden. 4. Möglichst baldige Ausschreibung einer in Wien abzuhaltenden Plenarversammlung, der die Wahl eines Ausschusses aus den Ver- bandsmitgliedern vorbehalten bleiben soll. Diejenigen Firmen aus Kärnten, welche sich bis dahin diesen Bestrebungen ferngehalten hatten, erschienen in Villach bei der Sitzung und schlossen sich der Aktion an. Normalpapier Laut Protokoll der Vorstandssitzung des Vereins Deutscher Papierfabrikanten vom 27. Februar 1903, veröffentlicht im Wochenblatt für Papierfabrikation, hat diejenige Kommission des Vereins, die zur Beratung über die Anfrage der Königl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt betreffend den Ersatz der Handknitterung durch die Schopper’sehen Falzer (vergl. Nrn. 8 und 9 der Papier-Zeitung von 1902) eingesetzt wurde, mehrere Sitzungen abgehalten. Sie beschloss zunächst der Versuchs anstalt mitzuteilen, dass eingehende Prüfung und Beurteilung der Ergebnisse der mehrjährigen Versuche mit den Schopper- sehen Falzern, die von der Versuchsanstalt vorgenommen worden sind, ausgeschlossen wäre, und dass sie deshalb der Versuchsanstalt im Vertrauen auf die Zuverlässigkeit der Ver suche unter Abstandnahme von einem formellen Anträge den Ersatz der Handknitterung durch die Schopper’schen Falzer anheimstelle. Die Kommission sprach hierbei den Wunsch aus, dass die in § 4 der Vorschriften für Lieferung und Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken für Reisslänge und Dehnbarkeit gewährleisteten Vergünstigungen einer entsprechen den Abweichung nach unten auch bei den Ergebnissen der Schopper’schen Falzer, wenigstens für die mittleren und besseren Qualitäten, etwa von der Falzklasse 3 ab, gewährt werden möchten. Die Versuchsanstalt hat sich mit diesem Bescheid nicht zufrieden gegeben und eine Entscheidung des Vereins darüber verlangt, ob ein Antrag auf Einführung des Schopper’schen Falzers gestellt werden soll oder nicht. Infolgedessen hat die Kommission beschlossen, den Antrag auf Einführung der