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Nr. 22 PAPIER-ZEITUNG 763 förmigen Schwimmers s. Dieser ist durch einen lotrecht ge führten Stab mit dem Schieber des Frischwasserventils t ver bunden. Strömt weniger Abwasser zu, so sinkt der Wasser spiegel im Zylinderkasten und demzufolge auch im Zylinder, zugleich fällt auch der Schwimmer, und der mit herabgehende Schieber öffnet zum Teil das Frischwasserventil t. Durch das zuströmende Frischwasser füllt sich der Zylinder, zugleich auch der Zylinderkasten, und wenn der Schwimmer seinen nor malen d. h. höchsten Stand erreicht hat, ist auch das Ventil t geschlossen. Zu dieser Reglung wird also nur so viel Frischwasser verbraucht als unumgänglich nötig ist. Die erbauende Maschinenfabrik empfiehlt das Saugfilter im Holländersaal oder in dessen Nähe aufzustellen, damit man den Fangstoff bequem in die Holländer eintragen kann. Das Abwasser muss man dann in den Saugfilterkasten pumpen, und das gereinigte Wasser kann bei Bedarf wieder verwendet werden. Die Firma baut Saugfilter in sechs verschiedenen Grössen für Reinigung von 300 bis 2500 1 Abwasser in der Minute, auf Wunsch auch grösser. Der Zylinder hat bei allen Grössen 1200 mm Dm. und z. B. für 2500 1 Abwasser in der Minute 2100 mm Arbeitsbreite. Die von diesem Saugfilter ein genommene Fläche ist 3800 X 4800 mm gross. Herr Carl Eichhorn in Holland berichtet uns über ein von ihm in Betrieb besichtigtes Saugfilter dieser Art u. a. Folgendes: Ich besichtigte den Apparat in einer rheinischen Papierfabrik, wo man das Abwasser der Papiermaschine nicht direkt neben der selben aufpumpte, sondern in einen Kanal laufen liess. Der Apparat (1500 mm Arbeitsbreite) filterte in der Minute 1800 1 Abwasser ab solut rein, trotzdem das Wasser im Kanal mitunter sehr verschiedene Färbung hatte, da sich in dem Kanal und einem grösseren Reservoir, aus dem die Pumpe sog, eine Menge Schlamm auf dem Boden an gesetzt hatte. Man bekam vom Filtrirfilz den ganzen Stoff wieder zurück, hatte also keinen Stoffverlust mehr bei der Papiermaschine. Ich rate, das Saugfilter so hoch über den Holländersaal zu stellen, dass man das gereinigte Abwasser in ein Reservoir laufen lassen kann, aus dem man die Holländer speist. Man kann ohne Sorge auch dann das noch nötige Wasser für die Papiermaschine daraus entnehmen, da es rein, klar und ungefärbt ist. Die wiedergewonnene Stoffmenge konnte ich in der Zeit meiner Besichtigung nicht kon- trolliren, da der Stoff wie Schaberstoff herunterfällt. Dass man bei einem Papier mehr Stoff gewinnt als bei einem anderen — nament lich spielt hier der Gehalt an Erde und dergl. mit — ist klar. Das Filter arbeitet selbsttätig, bedarf keiner besonderen Wartung und ist solide gebaut. Stellt man den Apparat praktisch auf, d. h. pumpt man das Abwasser von der Papiermaschine direkt in denselben, dann ist er auch für Fabriken zu empfehlen, die viel farbige Papiere arbeiten. Man kann dann die Fangstoffe der Farbe nach auseinander halten, da der Apparat bei Farbwechsel in derselben Zeit wie die Papiermaschine ausgespült werden kann. Das uns von Herrn Carl Eichhorn gesandte filtrirte Ab wasser ist klar, nur am Boden des Glases befanden sich ge ringe Mengen zermahlenen Faserstaubs. Papiermacherei in Amerika Die Anfang der 1870er Jahre erschienene erste Ausgabe von Carl Hofmann’s Praktischem Handbuch der Papier- Fabrikation machte den Papiermachern klar, dass in Nord amerika die Papiermacherei bedeutende, in Europa unbekannte Fortschritte gemacht habe. Seitdem begann eine Wallfahrt der europäischen Papiermacher nach den Vereinigten Staaten. Ob wohl die Papier-Zeitung sowie die zweite Ausgabe von Hofmann’s Handbuch über die seitherigen Leistungen der Amerikaner aus führlich berichtet haben, bemühen sich doch vorwärtsstrebende europäische Papierfabrikanten die amerikanische Papiermacherei aus eigener Erfahrung kennen zu lernen. In Deutschland haben die amerikanischen Neuerungen wie Holländer mit grosser Eintragung, rasch laufende Papiermaschinen, grosse Trockner usw. durch Bemühungen der einheimischen Maschinenfabriken rascher Eingang gefunden als in England. Die alljährlich zu nehmende Menge des nach England eingeführten Papiers mahnt die dortigen Papiermacher, dass manches geschehen müsse, soll nicht England mit seinem Ungeheuern Papier bedarf mehr und mehr eine Domäne der ausländischen Papier fabrikation werden. Auch die in England stramm organisirte Arbeiterschaft der Papierfabriken fühlt sich durch die Ueber- flutung des Landes mit ausländischem Papier bedroht, und ihr Ver band »The Amalgamated Society of Papermakers« sandte kürzlich eine Abordnung mit dem Generalsekretär des Verbandes, Herrn William Dyson, an der Spitze nach Amerika, um äusser den dortigen Arbeiter-Verhältnissen die Ursachen der Ueberlegen- heit der amerikanischen Papiermacherkunst zu erforschen. Diese Abordnung ist kürzlich heimgekehrt, und Herr Dyson erstattete auf der am 26. Februar abgehaltenen Jahres- Versammlung des Vereins britischer Papierfabrikanten einen Bericht über die Ergebnisse der Reise. Wir entnehmen diesem Bericht Fo'gendes: Die durchschnittliche Bildung ist in Amerika viel höher als in England. Volks- und Mittelschul-Unterricht wird kosten frei erteilt, und wenn der amerikanische Junge die Schule ver lässt, besitzt er eine Menge technischer Kenntnisse, die ihn zu weiterer wissenschaftlicher Arbeit anregen. Hierzu bieten ihm zahlreiche technische Schulen und Abendkurse reichlich Ge legenheit. Redner besuchte Fabriken in den bedeutendsten Papier fabrikations-Gegenden der Vereinigten Staaten und war über rascht von den sehr grossen Wasserkräften, die im Dienst der Papierfabrikation stehen. Die Frachtsätze sind so billig, dass die Beförderung von Papier von den Vereinigten Staaten nach England nicht mehr kostet als vom Norden nach dem Süden von England. Die Einrichtungen der amerikanischen Papierfabriken sind durchschnittlich besser als in England, die arbeitsparenden Maschinen sind vollkommener, und die Zeit, die nötig ist, um aus dem Rohstoff fertiges Papier zu machen, ist bedeutend kürzer. Alle Einrichtungen streben diese Zeit möglichst zu verkürzen. Die Holländer sind besser gebaut und grösser als in England. Es gibt nur wenige unter 1000 Pfund Eintragung, in einer Fabrik fasst sogar jeder 2500 Pfund Stoff. Die Holländerwalzen laufen dank der reichlich verfügbaren Kraft schneller und werden schärfer ins Geschirr gelassen, um die Mahldauer zu verkürzen. Feinmühlen sind in fast jeder Fabrik in Betrieb. Die Papiermaschinen sind für raschen Lauf gebaut. Das Metalltuch ist meistens 60—70 Fuss lang, dadurch kann der Maschinenführer mit viel Wasser arbeiten, erzielt bessere Ver filzung und lässt die Sauger wenig ziehen, was die Lebens dauer der Metalltücher verlängert. Drei Nasspressen sind häufig, ausnahmsweise gibt es deren sogar vier mit guten langen Filzen, die man nicht oft zu wechseln braucht. Die obere Presswalze ist entweder aus Metall oder aus Holz ge baut, die unteren Presswalzen sind durchweg mit Kautschuk überzogen. Die Zahl der Trockenzylinder wechselt zwischen 24 und 30, ihr Durchmesser schwankt zwischen 31/2 und 41/2 Fuss. Für die ganze Reihe der obern und untern Zylinder wird nur je ein baumwollener Filz verwandt und die Spannung dieser Filze durch selbsttätig sich einstellende Spannwalzen geregelt. Die Mehrzahl der Maschinen ist über 100 Zoll breit. Eine vom Redner besichtigte Maschine hat 163 Zoll Breite. Die Geschwindigkeit der Papierbahn beträgt meist 400—440 Fuss in der Minute, auch bei Maschinen, die für 500 Fuss minütlicher Geschwindigkeit gebaut sind, denn bei 500 Fuss Geschwindig keit entsteht erfahrungsgemäss soviel Ausschuss, dass der Vorteil des raschen Laufs aufgewogen wird. Das bisher Gesagte gilt für Zeitungspapier-Maschinen, aber auch die Maschinen zur Herstellung von Feinpapieren weisen ähnliche Vorzüge auf und laufen rascher als in England. Die Bedienungsmannschaft der Papiermaschinen ist in beiden Ländern ungefähr gleich gross. Die Arbeit beim Filzwechsel und Siebeinziehen wird in Amerika durch vorzügliche Hilfsmittel zum Heben der Walzen erleichtert. Das Sieb einer 124 Zoll breiten Maschine wurde z. B. in einer Stunde und 20 Minuten, vom Aufhören bis zum Wiederbeginn des Papiermachens gerechnet, eingezogen. Die Rollapparate für endloses Zeitungspapier stehen am Ende der Papiermaschinen, man braucht also die Rollen nicht nach einem andern Raum zu schleppen. Grosse Sorgfalt wird auf die Beseitigung des Wasser dunstes über den Trocknern verwandt. Am zweckmässigsten erscheint folgende Vorrichtung: Ein Ventilator ist im Keller unter der Papiermaschine in der Nähe des Dampfkesselhauses untergebracht. Die von dem Ventilator angesaugte Luft wird an einer Reihe dampfgeheizter Röhren getrocknet und vor gewärmt, bevor sie in den Ventilator tritt. Von hier wird sie durch Rohre von 12—15 Zoll Durchmesser über den Trocknern der Papiermaschinen entladen. Diese warme und trockene Luft verschluckt den aus dem Papier entweichenden Dunst und führt ihn mit sich ins Freie. Dadurch werden die Trocken filze geschont, es fallen keine Tropfen auf das fertige Papier, und der Aufenthalt der Bedienungsmannschaft im Maschinen-