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Nr 21 PAPIER-ZEITUNG 735 Moderne Grafik Schwarz-Weiss-Ausstellung bei Amelang Das moderne Kunstgewerbe hat mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass die Original-Lithografie oder der Holzschnitt geringer einzu schätzen sei, als etwa ein Oelhild, Aquarell oder Pastell. In dem einen Fall wird mit Pinsel auf Leinwand oder Papier oder mit Farb stiften gearbeitet, bei der Lithografie dagegen mit Pinsel, Feder und Kreide auf Stein, Zink oder Aluminium. Dass dann von der Platte eine beliebig grosse Anzahl von Drucksachen hergestellt werden kann, tut dem Wert des Werkes keinen Eintrag und verbilligt nur die einzelnen Blätter. Mit dieser Erkenntnis feierten Lithografie und Holzschnitt ihre künstlerische Auferstehung, und wieder wie in den dreissiger Jahren des vorigen Jahrhunderts sind sie ein beliebtes Ausdrucksmittel künstlerischer Empfindungen geworden. Die gewerbliche Lithografie hat allerdings von dem Aufleben der Künstler-Steinzeichnung keinen direkten Vorteil; aber die bei den einzelnen Arbeiten angewendete Technik ist hier wie dort gleich, und deshalb müssen die Arbeiten des Künstler-Steinzeichners auch für den Fachlithografen von Interesse sein. Für die Kenntnis der modernen Künstler-Lithografie ist nun die Schwarz-Weiss - Ausstellung beachtenswert, die gegenwärtig im Berliner Kunstsalon Amelang stattfindet. Obgleich es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, meist einfarbige Steinzeichnungen und Algrafien sind, kommen doch die grossen Vorzüge der lithografischen Technik voll zur Geltung. Für diese Grafiker ist die Lithografie mehr Malerei als Zeichnung. Man sieht daher in dieser Ausstellung manches für den Fachmann auch in technischer Beziehung sehr lehr reiche B'att. So bietet Kappstein ein prächtiges Bild eines Entenjägers, Eugen Bracht ein paar herrliche Landschaftsstudien und Engel eine ausgezeichnete farbige Lithografie »Heimkehr«. Der bekannte Tiermaler Friese hat einen Vierzehnender lithografirt, während Hans Schmidt eine Reihe ungemein fein beobachteter Tierstudien zeigt. F. Laten dorf bringt zwei Algrafien zur Ausstellung, H. Struck und Reiffer- scheidt gute Studienköpfe und Porträts. Technisch sehr interessant ist auch des Letzteren Lithografie, »Schlafendes Kind«, die in Wisch manier ausgeführt würde. Franz Hoch führt dem Beschauer interessante Baumstudien und Landschaften vor, ebenso Wieland, der ausserdem ein interessantes Selbstporträt und eine Aktstudie ausstellt. Von Holzer sehen wir lustige Bauernszenen und von Kanoldt ein paar Landschaften mit prächtiger Flächenwirkung. Interessant ist ferner ein lithografirter Negerkopf von M. Wenzel wegen der flotten Technik, eine Federzeichnung von Vorgang und ein paar feine Radirungen von Mayer. Die Zeichenklasse der Berliner Akademie ist durch eine Anzahl Schülerarbeiten vertreten, die den Beweis liefern, dass die ver schiedensten lithografischen Techniken eifrig gepflegt werden. Interessant sind hier die Studienköpfe in Kreide von Müller, Meillard, Hermann, Specht (Tuschzeichnung, geschabt) und Homburg. Der Letztere bringt auch eine recht gute Aktstudie zur Ausstellung. Äusser diesen Lithografien bringt die Ausstellung noch zahlreiche Radirungen, Aquarelle und Zeichnungen. Unter den letzteren fesseln hauptsächlich die Blätter von Paul Meyerheim und Imre Simay. Besonders des Letzteren Affenbilder sind meisterhaft gezeichnet. Auch die Bleistiftzeichnungen von Thielmann und Seydels sind vor züglich. Im Interesse der leider lange nicht genug gewürdigten grafischen Künste ist zu wünschen, dass diese Schwarz-Weiss-Ausstellungen noch mehr als bisher beim grossen Publikum Beachtung fiuden; sind doch besonders die Porträt Studien geeignet, für eine grössere An wendung der lithografischen Technik zu Bildnissen Propaganda zu machen und so die Alleinherrschaft der Fotografie auf diesem früher ganz der Lithografie gehörigen Gebiete zu durchbrechen. Denn eine gute Lithografie ist besser und nicht teuerer als eine fotografische Wiedergabe. Fritz Hansen Buchausstellung in Kopenhagen Der Verein für Buchhandwerk brachte kürzlich eine auserwählte Sammlung seltener Bücher aus verschiedenen Ländern zur Aus stellung; ein wesentlicher Teil der Sammlung bestand aus letzten Erwerbungen der Königlichen Bibliothek und der Bibliothek des Kunstmuseums in Kopenhagen. England war am besten vertreten, vor allem durch eine neue und musterhafte Faksimile-Ausgabe des Foliobandes der Schauspiele Shakespeare’s aus dem Jahre 1628. Das Buch ist in der »Clarendon Press« in Oxford hergestellt, und aus dieser Druckerei lagen auch einige sehr schöne kritische Ausgaben von griechischen Klassikern vor. Hieran schlossen sich schön illustrirte Werke über altes und neues Kunsthandwerk: »Ancient Coffers and Cupboards, Bookbindings of to Morrow« usw. Von Walter Crane war ein Bilderbuch »Masque of Days« und von Anning Bell ein Buch: »Ödes of John Keats«, beide vorzüglich ausgestattet, ausgelegt. In einer Ausstattung, die sich dem Buchkarakter der Kelmskott-Press anschliesst, hat die Witwe Burne-Jones 25 seiner hinterlassenen bibli schen Zeichnungen herausgegeben. Zwei Freunde und Mitarbeiter von Morris haben begonnen, ebenso wie er, Bücher auf der Handpresse zu drucken. Ihre Druckerei ist die »The Doves Press« und ihre Er zeugnisse, von denen ein Exemplar ausgestellt war, werden von Lieb habern bereite stark gesucht. Eine andere Privatdruckerei »Essex House Press«, hatte ein kleines, auf Pergament gedrucktes und mit handgemalten Initialien versehenes Buch, enthaltend Robert Burns’ Gedicht »Tam O’Shanter«, ausgestellt. Der hübsche weiche Leder- Einband kann aber über die mangelhafte typografische Arbeit nicht hinwegtäuschen. Ferner lag auch von dem Buchdrucker Th. de Vinne in New York eines seiner gediegenen Bücher über die Technik der Buchdruckerkunst vor: »A Treatise on Title Pages«. Aus Deutschland und Frankreich lagen mehrere Bücher vor, deren moderne Bestrebungen wenig Beifall fanden. Ein Schriftprobenbuch der Schriftgiesserei von Genzsch & Heyse fand gebührende Be achtung. Von der »Imprimerie Nationale« in Paris war der 2. Band des monumentalen Werkes: »Histoire de l’Imprimerie en France« von A. Claudin, prachtvoll gedruckt und mit ausgezeichneten Bildern aus gestattet. vorgelegt. Ein schönes architektonisches Werk aus Krakau erregte Aufmerksamkeit, und ein ausgezeichnet ausgeführtes, in Prag ge drucktes Werk, enthaltend Nachbildungen von Miniaturen und dekorirten Textseiten aus einem alten Evangelienbuch, gehörte zu den besten Auslagen. Zu erwähnen sind noch zwei in deutscher Sprache ver fasste, von dem schwedischen Museums-Beamten und Kunstsammler Martin herausgegebene Werke: »Kupferarbeiten aus dem Orient« und »Die persischen Prachtstoffe im Schloss Rosenberg in Kopenhagen«, beide reich illustrirt und schön gedruckt. F. Bedrucktes Packpapier 123. Schiedspruch Wir sind mit unserm Kunden Herrn L. in R. in Differenzen ge raten wegen eines für ihn bewerkstelligten Aufdrucks auf Packpapier. Herr L. bezweifelt, dass der Aufdruck auf dem Papier genau an der Stelle steht, wo er seiner Korrektur nach hätte stehen müssen. Dies ist aber, wie wir durch seine mit diesem Brief gesandte Korrektur beweisen können, der Fall. Da wir die Beweispapiere nicht aus der Hand geben, erklärte uns Herr L., dass er nur dann den Druck be zahlt, wenn ihm von Ihrer Seite die genaue Ausführung des Druckes bescheinigt wird. Wir bitten Sie also, sich an Hand der Korrekturen von der Richtigkeit unseres Standpunktes zu überzeugen und uns entsprechende Mitteilung zukommen zu lassen. Buchdruckerei. Laut Bestellung sollte der Satz auf der obern Hälfte des Bogens stehen. Diesem Erfordernis entsprach der Probedruck in Bezug auf den grösseren Bogen, während er auf dem kleineren Bogen unter die Mitte ging. Auf der Korrektur wurde vom Besteller gezeichnet, dass der ganze Satz, der sonst gut sei, um etwa 3 Konkordanzen tiefer gestellt werden solle. Dies hat die Druckerei befolgt. Bei der Bestellung war nicht angegeben, dass der Satz auf dem grossen Bogen anders stehen soll wie auf dem kleinen. Demnach war auch der Buchdrucker be rechtigt aut dem grossen Bogen dieselbe Entfernung des Satzes von der obern Kante zu wählen, wie auf dem kleinen, den er zur Korrektur sandte. Er durfte dies umsomehr tun, als bei Bestellung vorgeschrieben war, dass der Satz sich auf der obern Hälfte befinden solle, was bei der gewänlten Satzstellung für den grossen Bogen zutraf. Wir entscheiden daher, dass Fragesteller der Bestellung und der Korrektur gemäss richtig geliefert hat. Etiketten auf Abruf. Nachbildung lithografirter Briefköpfe Aus Baden Wir hatten einen ähnlichen Fall wie der in Briefkasten-Frage 4182 in Nr. 12 behandelte. Eine Grosabrauerei, deren jährlicher Bedarf an Bier-Etiketten eine Million und mehr war, bestellte bei uns wieder eine Million, »auf Abruf nach uns. Belieben«. Da die Brauerei nach Verlauf von 2 Jahren erst die Hälfte abgenommen hatte, verklagten wir sie auf Abnahme des Restes, dabei von dem Standpunkte aus gehend, dass wir bei der Bestellung »auf Abruf nach uns. Belieben« nur annehmen konnten, die Brauerei würde die Million Etiketten in beliebigen Mengen und Zwischenräumen innerhalb eines Jahres ab nehmen, umsomehr als die Brauerei bei einer früheren Bestellung schon mal »auf Abruf nach uns. Wahl« bestellte. Trotzdem die Brauerei eich auf den Standpunkt stellte, auf die Abmachung »nach uns. Belieben« könne eie zur Abnahme der Etiketten auch 8, 4 und mehr Jahre gebrauchen, und trotzdem durch die Zeugen aussagen der Angestellten der Brauerei bezeugt wurde, dass während dieser Zeit Etiketten von anderer Seite nicht bezogen wurden, er hielten wir in dieser Sache ein obsiegendes Urteil. (Vergl. »Etiketten auf Abruf« in Nr. 14 Seite 480. Schriftleitung.) Nun einen Fall von Nachahmung eines von uns in Lithografie hergestellten Kopfes für Briefbogen: Wir lieferten einen solchen Kopf, bestehend aus Fabrikansicht mit landschaftlicher Staffage, Gruppirung des Textes und einzelnen Erzeugnissen der bestellenden Firma. Trotz wiederholter Besuche und schriftlicher Anfragen be kamen wir schon seit 2 Jahren keine Nachbestellung, was uns auffie 1