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Nr. 20 699 .e Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck #** *** Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Berliner TypographischeGesellschaft Zu der am Dienstag, 10. März, abends 9 Uhr pünktlich im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstr. 231, stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder hiermit ergebens! ein geladen. Der Vorstand TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftliches. Eingänge. Anmeldungen. 2. Vortrag des Verwaltungsdirektors des Deutschen Buchgewerbe- Vereins in Leipzig Herrn Arthur Woernlein über »Moderne Rehlame-Drucksachew. Der Vortrag wird durch eine grosse Anzahl ausgestellter Drucksachen erläutert 3. Vorführung interessanter Kalligrafien durch Herrn Leop. Stern. 4. Die Weihnachtsnummern illustrirter Journale. 5. Beschlussfassung über ein Wettbewerbsausschreiben für die Mitglieder der Gesellschaft. 6. Technische Neuerungen. Fragen. Äusser den Reklame-Drucksachen des Vortragenden sind im Saale ausgestellt: Neuheitenproben und Anwendungsblätter von Berliner Schriftgiessereien — Akzidenzen von Nah und Fern — Illustrationsdrucke. Unter Hinweis auf den Vortrag eines auswärtigen Referenten glaubt der Vorstand einen recht regen Besuch der Sitzung erwarten zu dürfen. Der Buchgewerbesaal ist von 8 Uhr ab geöffnet, Sonntags von 1/211—1 Uhr vormittags. Künstlerische Buchausstattung Ausstellung im Hohenzollern-Kunstgewer behaus Von Carl Matthies In den vornehmen Räumen des Hohenzollern-Kunstgewerbe- hauses, Berlin W, Leipzigerstrasse 13, wurde eine Ausstellung für künstlerische Buchausstattung veranstaltet. Leider scheint das Interesse vom Publikum sowohl wie von den in Frage kommenden Firmen gering zu sein. Oder ist für Bekannt machung nicht genügend Sorge getragen worden? Es hätte hier etwas geschaffen werden können, was dringend not tut um dem grossen Publikum endlich einmal die Augen zu öffnen, damit es unterscheiden lerne zwischen Kunst und Schund in den Erzeugnissen der Verlagsfirmen, der Schrift giessereien, Buchdruckereien, Buchbindereien, Papierfabrikation usw. Es ist geradezu erschreckend, was dem Laien heut oft für viel Geld als Kunst oder künstlerisches Erzeugnis in die Hand gelegt wird. Der Kreis derer, die schlecht ausgestattete Bücher und überhaupt Drucksachen zurückweisen, ist doch noch sehr beschränkt. Haben wir nicht so viele Kunst- und Literatur-Vereine, die ihre Drucksachen, Bücher und Zeit schriften immer noch »billig« herstellen? Es kommt ihnen nicht darauf an, wie es sonst ausschaut; in verblüffender Rulturfeindlichkeit hören sie ihr künstlerisches Gewissen nie schlagen und balgen sich lieber um einen Pfennig, ehe sie ihn ihren Drucksachen im eigenen Interesse sowohl wie in dem der Kunst zugute kommen lassen. Solchen Leuten hätte in dieser Ausstellung in möglichst weitem Umfänge das Be schämende ihrer Denk- und Handlungsweise klar gemacht werden müssen, wie die vollendete Tatsache, dass es seit 500 Jahren jederzeit Druckereien und Verlagsfirmen gegeben hat, deren Erzeugnisse nicht nur der Kunst dienstbar waren, sondern die selbst mit vollem Recht das Prädikat Kunst ver dienten. Und ringt nicht in unseren Tagen Schulter an Schulter mit der Kunst gerade der Buchdruck mit seinen ver wandten Gewerben um einen künftigen deutschen Suil, um eine Veredlung des Formensinns? Und ist es wirklich nicht nötig, diese »Kunst« zu unterstützen und zu fördern? Wer noch im Zweifel darüber sein sollte, der kann auf dieser Aus stellung Fleiss und liebevolle Versenkung mancher Firmen in die künstlerischen Aufgaben bewundern. Zu bemängeln ist nur, dass die Üebersicht über das Wirken und Verhältnis, über die künstlerischen Beziehungen der einzelnen Firmen nicht klar genug herausgearbeitet worden ist. Dann müsste es meines Erachtens auch, so schädlich es für einzelne Werke an sich ist, gestattet sein, die ausgelegten Bücher usw. zu durch blättern. Beteiligt haben sich unsere ersten und besten Ver lagsbuchhandlungen. Um keine zu übergehen, was sehr leicht ist, will ich Namen nicht nennen. Von den Buchkünstlern sind die besten vertreten. Recht selten begegnet man Fidus, der doch ohne Zweifel mit an erster Stelle marschiren sollte. Es ist mir unerklärlich, wie diesem tiefinnerlichen Künstler, der die Seele des Menschen und der Natur sowie ihre engen Beziehungen zu einander mit der Naivität seines Herzens durch die einfache keusche Linie des Menschenleibes zu deuten weiss, wie kein zweiter, der Vorwurf des Backfisch zeichners gemacht werden konnte. Nur die ihn kennen, wissen, was Fidus der deutschen Kunst bedeutet und noch bedeuten wird. Es würde zu weit führen, einzelne der Werke eingehend zu würdigen oder sie auch nur anzuführen. Wir können mit dem Eindruck, den das deutsche Buchgewerbe macht, dank der Tatsache, dass einzelne Verleger, z. B. Diederichs, mehr das ideelle als das geschäftliche ihrer Unternehmungen im Auge haben, sehr zufrieden sein. Wir dürfen sogar mit Stolz in die Zukunft sehen, denn wir haben ein Buchgewerbe, das es mit der Kunst ernst nimmt. In der grafischen Abteilung interessiren von Drucksachen wohl zumeist die Kunstblätter exotischer Schritten von Drugulin-Leipzig und die japanischen Vorsatzpapiere. Schöne Papiere, Ersatz- und echt Bütten, in wunderfeinen Farben- lönungen, hat Berthold Siegismund zur Verfügung gestellt. Gebt. Feil und die Steglitzer Werkstatt sind eigenilich nicht so vertreten, wie man es von diesen rührigen Oifizinen hätte erwarten sollen. Die ausgestellten Bucheinbände und Entwürfe zu solchen von G. Belwe und Paul Kersten zeigen wenig neues. Sie bieten äusser der sattsam wiederholten Anwendung m Linie und Ornament Erfreuliches nur in der Abstimmung der Farben. Von Schriftgiessereien hat sich Rudhard in Offenbach a. M. ganz hervorragend beteiligt. Den ersten Rang, den sie in der Ausstellung einnimmt, dürfte ihr auf künstlerischem Gebiete überhaupt keine andere Firma streitig machen können. Es ist bedauerlich, dass das Schriftgiesserei-Gewerbe der Sache so ablehnend gegenübersteht, dass es die geschäftliche Kon kurrenz dem idealen Wettstreit vorzieht. In Rahmen und Pulten, die, wie ich erfahre, von Entwürfen des unglücklichen Patriz Huber herrühren, gibt die Firma ein umfangreiches Bild ihres ernsten Schaffens. In klarer Üebersicht zeigt sie den Gang der Galvanos und Typen von der Zeichnung bis zum Klischee und Komplettguss. Es ist auch interessant, die von der Rudhard’schen Giesserei ausgestellten Zeichnungen von Otto Eckmann, Robert Engels, Peter Behrens, Döpler, Hans Fechner, Heinz König usw. im Original kennen zu lernen. Wenn man über einen solchen Stab von Künstlern verfügt, ist es allerdings nicht zu verwundern, dass die Erzeugnisse dieser Firma Eigenart und Schönheit besitzen. Für die Eckmann braucht die Kritik nicht mehr zu kämpfen. Auch die Peter Behrens-Schrift hat sich schon Boden errungen. Ihre herbe Linie und Geschlossenheit hat sie auch als Buch schrift in dem ausgelegten Prachtwerk »Manfred« bewiesen. Äusser der Offenbacher Schwabacher, die schon allgemein ein geführt ist, dürfte für das deutsche Buchgewerbe eine neue Schrift der Rudhard’schen Giesserei ein wahres Geschenk sein: die Offenbacher Fraktur, die einen neuen Typus für Fraktur schriften schafft, und die wohl als Grundlage lür die deutsche Buchschritt dienen wird, wenn sie es nicht schon ist. Auch in dem zur Schrift ganz vortrefflich passenden Schmuck hat diese unermüdlich schaffende Firma etwas neues Individuelles ge schaffen. Möge ihr der Lohn nicht ausbleiben. An zweiter Stelle sind Genzsch & Heise zu nennen, die in der