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668 PAPIER-ZEITUNG Nr. 19 Revision sofort weitergedruckt werden kann. Nutzt der Maschinen meister in geschilderter Weise seine Zeit aus, so ist er auch imstande »schnell« zu drucken. Hauptsächlich achte er auf guten Zustand der Maschinen und der dazugehörigen Geräte. Jedes Suchen verzögert die Arbeit. Zum »sauberen« Druck gehört vor allen Dingen eine gute Deckung der Druckform bei geringer Farbegebung und gleichmässiger Farbe- haltang während der ganzen Auflage. Die volle Deckung der Druck form bei geringer Farbegebung bedingt genauesten Stand der Auf tragwalzen sowie tadellose Zurichtung. Druckt der Maschinenmeister mit viel Farbe und wenig Zurichtung, so ist der Druck unsauber und verschmiert und sieht stets gequetscht aus. Die Maschine muss stets tadellos sauber sein, innen wie aussen und um dieselbe herum. Zum Schlüsse wird noch erwähnt, dass alle Makulaturbogen während des Druckes zu entfernen sind; auch das gehört zu einem sauberen »Druck«. Sämtliche drei Referate fanden den Beifall der zahlreich ver sammelten Mitglieder, und jedem Referate folgte eine lebhafte Aus sprache. r. Am 27. Februar, abends, tagte im Buchgewerbehause zu Leipzig der deutsche Buchgewerbeverein in seiner XV. ordentlichen General- Versammlung. Zunächst begrüsste der 1. Voreteher, Herr Dr Volk mann, die Erschienenen und eröffnete die Versammlung. Nach dem von demselben erstatteten Jahresbericht betrug die Mitgliederzahl Ende 1901 einschliesslich der Ehrenmitglieder 697. Ausgeschieden hiervon sind 80, während 202 Neuaufnahmen stattfanden, sodass die Mitgliederzahl Ende 1902 auf 769 gestiegen ist. Das seit Begründung des Vereins dem Vorstände angehörende Mitglied, Herr Heinrich Flinsch-Leipzig, wurde zum Ehrenmitgliede ernannt. Auch von einigen neuen Stiftungen könne mit Freude berichtet werden. Das bedeutsamste und grösste Ereignis des verflossenen Jahres jedoch ist der Besuch des deutschen Buchgewerbehauses durch Seine Majestät den König Georg von Sachsen. Von den Veranstaltungen des Ver eins sind äusser der alljährlich stattfindenden Ostermess- und Weih nachtsausstellung eine Anzahl grösserer und kleinerer Sonderaus- stellungen zu erwähnen, unter anderen diejenige von Farbendrucken, eine solche von modernen Buntpapieren, Ostermess- und Jahresaus- Stellung, von deutschen Holzschnitten des 19. Jahrhunderts, Ausstellung zur Geschichte der Notenschrift und des Notendrucks, Weihnachts ausstellung. Eine weitere Aufgabe des Vereins war die Durchführung der buchgewerblichen Abteilung auf der I. Internationalen Ausstellung für moderne Kunst und Dekoration in Turin 1902. Diese Sammel ausstellung wurde mit der höchsten Auszeichnung, dem Ehrendiplom, prämiirt. Einen durchschlagenden Erfolg hatte die in verschiedenen grösseren Städten zur Schau gebrachte Wanderausstellung: »Die Kunst im Leben des Kindes«. Dieselbe fand überall ungemein grossen An klang und äusserst beifällige Aufnahme. Der Buchgewerbevereiu veranstaltete auch im vergangenen Jahre wiederum eine Serie von Vorträgen, unter anderen über »Technik und Geschichte des Farben drucks«, »die Möglichkeit und Notwendigkeit einer künstlerischen Fort bildung der Lithografen-Lehrlinge und Gehilfen«. Der Hauptwert wurde im deutschen Buchgewerbemuseum im vergangenen Jahre auf den Ausbau und den Abschluss der Ordnungsarbeiten gelegt. Leider verliert dasselbe am 1. April seinen verdienstvollen Direktor, Herrn Dr. Kautzsch, welcher einem Ruf als ausserordentlicher Professor für Kunstgeschichte an die Universität Halle a. S. folgt. Anstelle des Genannten ist Herr Dr. Eduard Tönnies aus Berlin berufen worden. Ferner führt der Bericht aus, dass auch im vergangenen Jahre die planmässig betiiebene Organisationsarbeit erfolgreich gewesen ist. Der Jahresbericht fand einstimmige Annahme. Nun folgte seitens des Schatzmeisters Berichterstattung über die Kassenführung. Hiernach betragen die Ausgaben 102 681 M. 76 Pf., die Einnahmen 94 468 M. 3 Pf. Die hieraus resultirende Minder-Einnahme wurde durch Ab schreibung auf Immobilien gedeckt. Dem von den Rechnungsprüfern gestellten Antrag gemäss wurde die Kassenführung richtig gesprochen und dem Schatzmeister Entlastung erteilt. Sodann gab der Vorsitzende bekannt, dass verschiedene Mitglieder aus Privatmitteln die Summe von 1016 M. gezeichnet hätten, da dieses Jahr die Zuwendung des Buchhändlervereins ausgefallen sei. Dem vom Schatzmeister erstatteten Bericht über den Haushaltplan 1903, dessen Voranschlag 60238 M. 15 Pf. Einnahmen und 66 060 M. Ausgaben aufweist, wurde zuge stimmt. Kg. Rollendruckpapier Zu Nr. 11 Die Druckerei ist nicht berechtigt, wegen der vorgekommenen Gewichtsschwankung das Papier als unverwendbar zur Verfügung zu stellen; denn dass richtig wiegende Bogen, ferner leichtere Bogen, aber auch wieder schwerere Bogen in den Rollen enthalten sind als bestellt, lässt sich bei Rollenpapieren nicht ändern. Derartige Ge wichtsdifferenzen können unmöglich Veranlassung geben, die ganze Sendung oder einen Teil des gefertigten Papieres zur Verfügung zu stellen, weil es keine Fabrik gibt, welche Papiere dieser Schwere ganz gleichmässig und ohne jede Gewichtsschwankung herzustellen imstande ist. Jeder Fachmann und Druckereibesitzer muss mit diesen Ab weichungen und Gewichtsschwankungen rechnen und bei Kalkulation oder Festsetzung des Gewichts darauf Bedacnt nehmen. Langjähriger Papierfachmann *** Ich lege gegen die Ausführungen des Herrn A. S. über Rollen druckpapier in Nr. 14 vom Standpunkte des Verbrauchers entschieden Verwahrung ein. Stärkeunterschiede von 10 pCt. sind unstatthaft. Wohin käme eine Zeitung mit grosser Auflage, wenn sie sich Papier gefallen lassen müsste, das bis zu 10 pCt. schwerer ist als bestellt, sie also 10 pCt. mehr Papier verbrauchen und bezahlen müsste als sie will und kann und laut Abmachung müsste? Wenn ein Papiermacher die Herstellung so wenig beherrscht, dass Gewiehtsschwankungen von 20 pCt. vorkommen können, dann scheint er sein Geschäft nicht am besten zu verstehen. Wenn die Mehrzahl der Verbraucher solche Differenzen ruhig hinnehmen, so ist dies kulant und rücksichtsvoll, sie müssen aber auch seitens des Fabrikanten die höchste Kulanz und Sorgfalt vor- aussetzen können. Herr A. S. mutet aber dem Verbraucher zu, sogar unter Androhung eines Prozesses, mit Allem zufrieden zu sein, was er ihm liefert, damit ihm nur »das Leben nicht sauer gemacht wird«. Die Scherereien aber, die dem Drucker durch ungleiches Papier entstehen, und die Mehrkosten für Abrisse oder Uebergewicht lassen ihn kalt. Wenn bei diesen Prinzipien Herr A. S. mit seinem Papier so fest im Sattel sitzt, dass er nicht fürchten muss seine Kunden zu ver lieren, umso besser für ihn. Wir unserseits wissen, dass heute die Verbraucher leichter tadelloses Papier von zuverlässigen und kulanten Fabriken beziehen können, als der Fabrikant dauernde und kulante Kunden zu schaffen und zu erhalten vermag. Ebenso halten wir es tür Ehrensache des Fabrikanten, seine Energie weniger darauf zu verwenden, wie er sein mangelhaftes Papier mit Hilfe eines Prozesses dem Verbraucher aufzwingen kann, als vielmehr darauf, seine Ab nehmer zuverlässig und zuvorkommend zu bedienen. Traurige Ge schäftsverbindung mit einem Fabrikanten, dessen ultima ratio der Prozess ist. F. D., Kbg * * * Im Anschluss an unsere mit S. gezeichnete Anfrage in Nr. 1t Seite 366 bitten wir noch folgende Fragen zu beantworten: 1. Wenn beim Kaufe des Papiers ausdrücklich ein nicht zu über schreitendes Maximalgewicht per Quadratmeter also kein mittleres oder durchschnittliches qm-Gewicht zur Bedingung gemacht und wegen dieser Bedingung ein entsprechend höherer Preis bezahlt wird, ist der Fabrikant trotzdem berechtigt, das Maximalgewicht zu über schreiten? 2. Wäre es nicht angebracht und dem Brauch entsprechend, wenn in Fällen, wie in Nr. 11 erwähnt, bei ausbedungenem nicht zu überschreitendem Maximalgewicht der Fabrikant das mittlere oder durchschnittliche qm-Gewicht des Papieres um den erforderlichen üblichen Spielraum unter der ausbedungenen Maximalgrenze hielte? S. Antwort eines befreundeten Facnmannes: Der Auftraggeber hat bei Bestellung ausdrücklich eine nicht zu überschreitende Gewichtsgrenze vereinbart. Dafür bewilligte er dem Fabrikanten einen höheren Preis und liess ihm bei Anfertigung des Papiers freien Spielraum im Gewicht nach unten. In der Gewährung des höheren Preises ist eine Entschädigung für das eventuell geringere Gewicht pro Quadrat meter als vereinbart zu erblicken. Aus diesem Grunde halte ich eine Beanstandung der Ueberschreitung des Höchsgewichts für berechtigt, besonders wenn der Verbraucher das Papier nicht verwenden kann, andernfalls müsste der Lieferant das durch das Uebergewicht entstandene Minder - Ergebnis an fertigem Druck tragen. 50 jähriges Geschäftsjubelfest der Verlagsbuchhandlung Alphons Dürr in Leipzig. Am 21. Februar 1903 konnte der Begründer Herr Stadtrat Alphons Friedrich Dürr in Gemeinschaft mit seinem Sohne und Teil haber Herrn Dr. phil. Alphons Emil Friedrich Dürr auf das fünfzig jährige Bestehen der Firma zurückblicken. Die Buchhandlung Alphons Dürr hat sich aus der Firma Carl Twietmeyer, Buchhandlung für aus ländische Literatur, entwickelt, letztere wieder aus der Firma Alexander Duncker in Berlin. Als Fünfundzwanzigjähriger übernahm Alphons Friedrich Dürr am 21. Februar 1863 die Twietmeyer’sche Buchhandlung in Leipzig, nachdem er am gleichen Tage das Leipziger Bürgerrecht erlangt hatte. Anfänglich widmete Alphons Dürr, der zu Beginn seines eigenen Unternehmens bis zum 1. Dezember 1864 die Firma C. Twietmeyers Buchhandlung, Alphons Dürr, führte, dem so genannten »Ausländischen Sortiment« seine Tätigkeit. Das Geschäft blieb zunächst noch in Twietmeyers seitherigem Lokale auf der Kirch- gasse, bis es am 28. Mai 1861 in das alte, dem Brockhaus’schen be nachbarte Familiengrundstück Nr. 80 auf der Querstrasse, jetzt Nr. 14. verlegt wurde. Alphons Dürr hatte eine starke Neigung zu eigener Verlagstätigkeit und gab das ganze ausländische Sortimentsgeschäft der Familie seines verstorbenen Begründers Twietmeyer am 1. Januar 1873 zurück. Er verlegte u. a. »Die Insel Capri«, »Sizilien in Wort und Bild«, »Michelangelos Gedichte«, »Italienische Landschaften« usw. Durch nähere persönliche Verbindung mit einer Reihe hervorragender deutscher Meister konnte Alphons Dürr im Laufe der Jahre eine grössere Zahl bedeutsamer Werke herausgeben. In diese Blütezeit des Verlages fällt auch die Herausgabe der Werke von Bonaventura Genelli, weiter derjenigen von Friedrich Preller, Moritz von Schwind, Ludwig Richter und Joseph Ritter von Führich. Später fügte sich der Kinderbücher- und Jugendschriftenverlag an.