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Nr. 18 PAPIER-ZEITUNG 645 Vereinigte Bautzner Papierfabriken. Dem Ge- schäftsbericht über das Betriebsjahr 1902 entnehmen wir Folgendes: Gegen Schluss des verflossenen Geschäftsjahres hatten wir den Tod unseres technischen Direktors, des Herrn Ludwig Porzig, zu be klagen, dem wir auch an dieser Stelle noch für seine 13jährige pflicht treue Mitarbeit in unserm Unternehmen den schuldigen Dank nach rufen. Unsere Fabriken waren im vergangenen Jahre voll be schäftigt. Unser fortdauerndes Bestreben, das Fabrikat zu ver bessern, war insofern von Erfolg begleitet, als es uns durch Verzicht auf die Herstellung solcher Papiersorten, welche im scharfen Wett bewerbe eine wesentliche Preiseinbusse erlitten, ermöglicht wurde, ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahre zu erzielen. Die Unter- haltungs- und Reparaturkosten im Gesamtaufwande von 80 804 M. 41 Pf. wurden, wie seither, aus dem Betriebe gedeckt. Die Inventur bestände sind den gesetzlichen Vorschriften gemäss bewertet. Neu anschaffungen von Maschinen, Verbesserung bestehender und Er weiterung maschineller Einrichtungen und Bauten verursachten Aus gaben für die verschiedenen Fabriken in nachstehend verzeich neter Höhe: Bautzen: Diverse Bauten und maschinelle Ein ¬ richtungen usw 35 182 M. 79 Pf. Obergurig: Kesselanlage usw 25 252 M. 43 Pf. Doberschau: Maschinelle Einrichtungen usw. . . 3 769 M. 80 Pf. Der Eftektenbesitz blieb unverändert im Bestände des Vorjahres und beziffert sich auf 103 000 M. nominal. An gesetzlichen Leistungen zur Berufsgenossenschaft, Kranken kasse und Invaliditätsversicherung unserer Angestellten und Arbeiter machte sich eine Ausgabe von 20 164 M. 85 Pf nötig. Das Vermögen der ausserhalb des Geschäfts verwalteten Beamten- Pensionskasse ergab am 31. Dezember 1902 einen Bestand von 168 850 M. 31 Pf., während die Unterstützungskasse für Arbeiter und deren Witwen und Waisen nach Auszahlung von 6930 M. 21 Pf. in 1902 ein Vermögen von 39 074 M. 28 Pf aufweist. Wir beantragen, den nach Absetzung der Abschreibungen ver bleibenden Betrag von 211043 M. 62 Pf. wie nachstehend zu ver wenden: 4 pCt. Dividende auf 2700 000 M. Aktienkapital 108 000 M., Tantieme des Aufsichtsrats 5841 M. 50 Pf., 2 pCt. Superdividende 54 000 M., Zuweisung zur Beamten-Pensionskasse 5000 M., zur Unter stützungskasse für Arbeiter und deren Witwen und Waisen 5000 M., und den Rest von 83 702 M. 12 Pf. auf neue Rechnung vorzutragen. Cellulose-Fabrik Feldmühle in Breslau. Dem Bericht des Vorstands über das Betriebsjahr 1902 entnehmen wir Folgendes: Die am Beginn des Jahres 1902 vielfach geäusserte Ansicht, dass der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Depression überwunden sei, und nunmehr eine Zeit der Aufwärtsbewegung folgen würde, hat sich leider nicht bewahrheitet. Wenn es auch im Anfänge des Berichts jahres schien, als ob eine mässige Erhöhung der Preise durchführbar wäre, so erwies sich diese Hoffnung sehr bald als trügerisch. Um die namentlich für Zellstoff und Holzschliff' in Deutschland stark be merkbare ausländische Konkurrenz wenigstens einigermaassen zurück zudämmen, mussten die inländischen Halbstoff-Fabriken ihre Preise bedeutend herabsetzen, hierdurch aber wurde der heimische Papier markt weiter und weiter deroutirt, während die Pflege des Exporte ebenfalls Nachgiebigkeit und Opfer erforderte. Diejenigen Fabriken, welche ihre Halbstoffe nicht selbst herstellen, arbeiteten unter solchen Umständen nicht viel ungünstiger als früher, da der Abschlag im Papierpreise beinahe durch das Sinken des Halbstoffpreises ausge glichen wurde. Wir dagegen hatten uns mit dem Totalabschlag des Papieipreises abzufinden, ohne die Selbstkosten unserer Zellstoff- und Holzschliff-Fabrikation erheblich reduziren zu können, da die für unsere Fabrikation geeigneten und für das vergangene Jahr wie ge wöhnlich schon im Voraus gekauften Hölzer nicht billiger als in früheren Jahren zu erstehen waren. Die Herabsetzung der Kohlen preise war recht unbedeutend, dagegen stellte sich der Preis des Schwefels, der ganz von den Beschlüssen des anglo-sizilianischen Syndikats abhängig ist, wiederum höher. Unsere Gesamterzeugung von Zellstoff wurde mit Ausnahme geringer Mengen, die an fremde Abnehmer verkauft wurden, in unsern eigenen Papierfabriken, deren Erzeugung eine weitere Steigerung erfuhr, verwendet. Das von uns hergestellte Papier fand willigen Absatz, allerdings zu den der Marktlage entsprechenden überaus ge drückten Preisen. Das Verhältnis von Export und Inlandsverkauf blieb gegen früher ziemlich unverändert. Da Bestellungen und Ab forderungen seitens der Konsumenten zumeist mit kurzer Lieferzeit erfolgen, so ist anzunehmen, dass die Läger bei Grosshändlern und Verbrauchern sehr zusammengeschrumpft sind, eine Sachlage, welche auf den Absatz der nächsten Zeit, namentlich sofern sich die all gemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse bessern sollten, einen günstigen Einfluss ausüben könnte. In das neue Jahr traten wir mit einem gegen das vorangegangene etwas erhöhten Auftragsbestand. Für Steuern, Beiträge zur Krankenkasse sowie zur staatlichen Arbeiterversicherung verausgabten wir 59 948 M. 72 Pf. Als Rest beträge für Bauten des Jahres 1901 tilgten wir 33 368 M. 68 Pf., während für Bauten und maschinelle Anlagen der Berichtsperiode 142 889 M. 25 Pf. verbucht wurden. Für Reparaturen und Instand haltung unserer verschiedenen Anlagen wurden ebenso wie in früheren Jahren bedeutende Beträge aufgewendet und zu Lasten des laufenden Betriebes verrechnet. Von dem Bruttogewinn von 488 683 M. 89 Pf. zu welchem noch 20 863 M. 14 Pf. Vortrag aus 1901 treten, bringen wir für Abschreibungen in Abzug 252 465 „ 60 „ sodass ohne den Vortrag verbleiben 281218 M. 29 Pf. Hiervon gehen ab: Tantieme für Vorstand und Beamte 28121 » 83 „ 4 pCt. Vordividende an die Aktionäre von 8000000 M. 120 000 » — „ statutenmässige Tantieme für den Aufsichtsrat . . 8 809 „ 65 „ 79 286 M. 81 Pf. Hierzu tritt der Vortrag des Vorjahres ... 20 868 » 14 „ I99 649 M. 95 Pf. Hiervon 21/2 pCt. Superdividende auf 3000000 M. 75 000 „ — „ Somit wären auf neue Rechnung vorzutragen 24 649 M. 95 Pf. Mit vorstehendem Bericht sowie mit der Bilanz erklärt sich der Aufsichtsrat einverstanden und befürwortet die Anträge des Vorstandes betreffend die Verwendung des Gewinnes. Clemens Landgraf Nachfolger, Buchdruckerei in Potschappel bei Döhlen. Herrn Redakteur Emil Otto Land graf wurde Prokura erteilt. K. 8. Bing, Lithografische Kunstanstalt in Fürth (Baiern). Der bisherige Prokurist Herr Hermann Ehrlich ist als persön lich haftender Gesellschafter in die Firma eingetreten. K. f Am Herzschlage gestorben ist dieser Tage Herr Pappen fabrikant Theodor Thiemei in Plauen i. V., langjähriger Mitinhaber der Firma Schmidt & Sammler Nachfolger. K. (V. Anz., Plauen) f Am 23. Februar starb in Penig, Sachsen, nach langem, schwerem Leiden im 62. Lebensjahre Herr Heinrich Hause- mann, Inhaber der Firma Heinr. Hausemann, Papierhandlung und Akzidenzdruckerei. Das Geschäft geht nunmehr in Be sitz der Kinder über und wird vom ältesten Sohne des Ver storbenen, Herrn Fritz Hausemann, in bisheriger Weise unter der alten Firma fortgeführt. f In Würzburg ist dieser Tage Herr Buchbindermeister Karl Mueller gestorben. K. Brände. In Tetschen brach am 19. Februar im Trocken boden der gräflich Thunschen Holzstoff- und Pappen fabrik, Schlossmühle 7, Feuer aus, welches in wenigen Stunden das grosse Gebäude bis auf die Grundmauern einäscherte. Das Feuer ergriff auch die daselbst befindliche Blechemballagen fabrik von Zucker, welche teilweise vernichtet wurde. Der Schaden ist bedeutend, g. In Scheuerfeld bei Betzdorf a. d. Sieg brach am 17. Februar, abends 11 Uhr, in der neuen Papierfabrik von Berger & Gissler Feuer aus. Der Brand entstand im Trockenraum, wo grosse Pappenvorräte lagerten. An eine Rettung der etwa 40 000 kg Lederpappe war nicht zu denken; die Fabrikgebäude konnten jedoch geschützt werden. Explosion eines Holzdämpfers. Eine Kocher - Explosion er folgte am 21. Februar, nachmittags 4 Uhr, in der Holzstoff fabrik Scheibenmühle E. O. Knauthe in Heeselicht bei Stolpen, Sachsen. In der genannten Mühle, in welcher Holz stofffabrikation betrieben wird, war der Ingenieur Herr Paul Hartig vom Emallirwerk Radebeul bei Dresden an einem neu zur Aufstellung gelangten, etwa 5 m langen Holzdämpfer oder in dessen Nähe beschäftigt, als der letztere unter starkem Knall zersprang. Der Kocher war zum erstenmal in Gebrauch genommen. Die Hälfte des Kochers wurde durch die Wand und das Fenster auf den Hof geschleudert. Das Gebäude so wie die angrenzenden Baulichkeiten weisen erhebliche Be schädigungen auf. Der genannte Ingenieur erlitt bei dem Un glück schwere Brandwunden am gesamten Körper und wurde nach dem Stadtkrankenhause zu Pirna überführt. (Pirnaer Anzeiger) Beendeter Ausstand. (Vgl. »Ausstand« in Nr. 16, Seite 570.) Der Ausstand der Schriftgiesser in Frankfurt a. M. und Offen bach ist zu Ende gegangen. Sämtliche Forderungen der Ge hilfen mit Ausnahme der Lehrlingsskala wurden bewilligt, auch die verkürzte Arbeitszeit für die Arbeiterinnen. Die Prinzipale stellten jedoch erneut den Antrag, dass die Kündi gungszeit wegfallen solle, wogegen sich die Gehilfen energisch wehren. Herr Berkhahn, der Vorsitzende des deutschen Schrift- iesser-Verbandes, wurde beauftragt, über diesen Punkt mit den rinzipalen zu verhandeln. K. (Generalanzeiger Frankfurt a. M.)