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Nr. 18 PAPIER-ZEITUNG 627 Anlagen, in welchen der Füllschacht (Einschüttöffnung) durch die Decke geführt ist, sodass die Beschickung von einem anderen, ebenfalls gut gelüfteten Raum erfolgt, kann von dem vorbezeichneten Spielraum von 1,5 m abgesehen werden. Unzulässig ist die Aufstellung in Kellern, welche kein direktes Tageslicht oder weniger als 8 m lichte Höhe haben oder unter Durch fahrten liegen. 8. Die Betriebsräume der Gaserzeugungsanlage müssen so gross sein, dass die einzelnen Apparate, Leitungen und sonstigen Aus rüstungsgegenstände bequem und sicher erreicht und bedient werden können. Insbesondere sind die Rohrleitungen so zu verlegen, dass durch sie der Verkehr und die Zugänglichkeit der Apparate nicht beeinträchtigt wird. 4. Ein Zusammenhang dieser Betriebsräume mit Wohnräumen ist nicht zulässig. Ebenso ist zu verhindern, dass etwa über der Kraft gasanlage liegende Wohn- oder Arbeitsräume durch heisse Luft oder Dünste belästigt werden. 5. Die während der Anheizperiode, ebenso auch die während des Stillstands der Gasmaschine entstehenden Verbrennungsprodukte des Gaserzeugers sind durch ein genügend weites Rohr oder durch einen gut ziehenden Schornstein bis über die Dachfirst der benachbarten Gebäude hinauszuführen. Dasselbe gilt von den Auspuffgasen der Gasmaschine, welche ge räuschlos abzuführen sind. 6. Es sind Einrichtungen zu treffen, welche während der Anheiz periode und während des Stillstands der Maschine den Eintritt von Gasen aus dem Gaserzeuger in die Kühl- und Reinigungsapparate (Wäscher, Reiniger und dergleichen) verhindern. 7. Ebenso sind Vorkehrungen zu schaffen, welche bei Fehlzünd ungen oder bei anderen Störungen den Rücktritt von Explosivgasen aus der Gasmaschine in die Gaszuleitung unmöglich machen. 8. Ferner sind Vorkehrungen zu treffen, welche die Belästigungen während des Reinigens der Gaserzeugerfeuerung (Ascheziehen, Aus schlacken) auf das Mindestmaass herabdrücken. Gebotenenfalls sind die heissen Dämpfe und Gase an den Räumungsöffnungen abzufangen und fortzuleiten. 9. Die Gas-, Wasch- und Reinigungsapparate, ebenso die Gas leitungen sind mit Vorrichtungen auszustatten, welche den jeweiligen Druck erkennen lassen. 10. Durch die vorstehenden Gesichtspunkte werden etwa schon bestehende ortspolizeiliche Bau- oder sonstige Vorschriften nicht berührt Volkstümliche Kunst Die Tätigkeit der »Lehrer - Vereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung« und der Vereinigung »Die Kunst im Leben des Kindes« haben der Anschauung Bahn gebrochen, dass eine nach Schönheitsrücksichten zusammengestellte Um gebung sowohl in der Schule wie zu Hause belehrend und veredelnd auf das Kind wirke, d. h. also Geist und Gemüt günstig beeinflusse. Grosse Verlagsanstalten und tüchtige Künstler vereinigten sich und schufen sowohl ausschliesslich für den kindlichen Gesichtskreis als auch für Zimmerschmuck, an dem Erwachsene wie Kinder gleichmässig Freude empfin den, eine stattliche Reihe grosser und kleiner, meist farbiger Bilder, die neben der belebten und unbelebten Natur auch die Ergebnisse der Kultur, grosse Bauwerke, Ozeandampfer und Aehnliches in malerischen Ansichten zeigen. Auch die Be schäftigungen des Landmanns, welche dem Kinde des Städters so leicht fremd und unverständlich bleiben, fanden unter den Künstlern beredte Dolmetscher, welche nicht nur die Nützlich keit, sondern auch die eigenartige Schönheit des Ackers dem Empfinden des Städters nahe brachten. Trotz der kurzen Zeit, welche diese Bewegung hinter sich hat, kann sie heute schon auf ein schier unübersehbares Feld von Kunsterzeugnissen blicken, welches nicht blos in Rück sicht auf die Erziehung des Kindes durch Kunst emporge wachsen ist, sondern dessen einzelne Blätter mit vollem Rechte diesem Zwecke dienen, weil sie ihrem Gegenstände und ihrer grosszügigen Technik nach hierher passen. Die überwiegende Mehrzahl der als Wandschmuck für Schule und Haus bestimmten Blätter sind farbige Steinzeichnungen, doch finden sich unter den Blättern kleineren Formats auch Drucke nach Feder- und Tuschzeichnungen älterer Künstler, wie Ludwig Richter, Füh rich usw., die für Schulzwecke auf fotolithografischem Wege vergrössert wurden. Auch die Meisterbilder des Kunstwart, und die vielen anderen Nachbildungen von Kunstdrucken, die zu ausserordentlich wohlfeilen Preisen angeboten werden, so wie die Jugendbücher der Verlagsfirmen Schafstein & Co. und Gerlach gehören zu den hierhier zu rechnenden Erzeugnissen des Kunstgewerbes. Wer ein oder mehrere solcher Bilder oder Bücher kaufen wollte, war bisher genötigt, verschiedene Buchhandlungen auf zusuchen, und dort wurden ihm dann je nach dem besonderen Kundenkreis des Geschäfts einige Exemplare vorgelegt, die sich meist in einem mehr oder weniger beschädigten Zustande befanden, weil sie viel gezeigt und selten verkauft werden. Die Bücher haben in dieser Richtung etwas weniger zu leiden, weil sie geringeren Umfang mit grösserer Widerstandsfähigkeit verbinden. Im besten Falle wurde dem Käufer etwas vorgelegt, was ihm gefiel, und er kaufte es. Dagegen war es bisher nicht möglich, das ganze Feld der gleichartigen Kunstbestreb ungen mit einem Mal zu überschauen, da der Käufer in müh seligem Wandern von Buchhändler zu Buchhändler doch nur einen Teil des gesuchten Schmuckes für sein Haus oder seine Schule zu Gesicht bekam. Das Albrecht-Dürer-Haus, Sütterlin & Schöll, in Berlin W, Kronenstr. 18, will diese Lücke ausfüllen, indem es eine ständige Ausstellung sämtlicher grafischen Kunsterzeugnisse, die in dieses Gebiet fallen, veranstaltet. Die grossen Räume sind mit den von Voigtländer und Teubner verlegten Lithografien, mit den Er zeugnissen des Karlsruher Künstlerbundes, mit Steinzeichnungen von Ludwig Thoma geschmückt, und in den Schränken lagern die ungerahmten Blätter und die Spruchbilder, Nachbildungen Ludwig Richter’scher Zeichnungen mit Sprüchen oder Ge dichten, die für Prämien empfohlen werden. Die Ausstellung, welche Werke oder deren Nachbildungen von der Hand der besten jüngeren Maler Deutschlands enthält, bietet ein sehr erfreuliches Bild von der Reichhaltigkeit des bearbeiteten Feldes, und die vielseitigen Fähigkeiten der Künstler kommen umso deutlicher zum Ausdruck, als die Technik der Stein- Zeichnung sich dem Geschmack des jeweiligen Künstlers ge fällig anpasst. Man merkt hier deutlich, dass der Stein wirklich das geduldigste und ausgiebigste Zeichenmaterial ist. Neben diesen Erzeugnissen der grafischen Kunst bietet das Albrecht - Dürer - Haus eine Sammlung von Vorbildern für den Zeichen - Unterricht. Darunter sind in Holz geschnitzte Ornamente, Erzeugnisse der Industrie, z. B. Eisengussstücke, messingene Kannen, irdene Krüge und besondere Ständer zum Zeichnen nach lebenden Pflanzen, die den einzelnen Teilen der welkenden Pflanze Halt bieten ohne eine unnatürliche Stellung derselben hervorzurnfen. Alle für den Zeichen-Unterricht an gebotenen Stücke sind dem Rohstoff und der Bearbeitung nach echt, sie zeigen den jeweiligen Stoff in seiner charakteristischen Form und Farbe und lassen häufig auch die Art der Bear beitung erkennen. Der Schüler wird durch das Zeichnen nach solchen Gegenständen, die durch allerlei Gebrauchsgerät ver vollständigt werden können, schneller und besser an das Sehen der Farben in der umgebenden Natur gewöhnt. Eine dritte Gruppe unter den Waren des Albrecht-Dürer- Hauses bilden die zoologischen Unterrichtsgegenstände, welche in meisterhafter Vollendung und überraschend reicher Auswahl ausgestellt sind und zu verhältnismässig niedrigen Preisen an geboten werden. Fische, Vögel, Säugetiere in prächtig lebens wahren Stellungen wurden in solcher Weise präparirt, dass von einem Bildhauer ein festes Tonmodell nach dem abgehäuteten Tier-Kadaver unter genauer Beobachtung der Maasse gefertigt wurde. Dann zog man den gereinigten Balg über dieses Ton modell. So wurde es möglich, den Tieren jede, auch schwierige Stellung zu erteilen. Um den Schülern eine deutliche Vor stellung von den Flugbewegungen der Vögel zu geben, sind z. B. fünf oder sechs ausgestopfte Möven zu einer Serie ver einigt, in welcher jedes Tier eine andere Flugbewegung aus führt. Neben den vollständigen Tieren sind auch einzelne Teile, z. B. eine Sammlung von verschiedenen Vogelfüssen und eine andere von Flügeln in verschiedenen Stellungen vorhanden und bieten die grösste Anschaulichkeit bei vorzüglicher Aus führung. Das Unternehmen des Albrecht-Dürer-Hauses ist in]Berlin neu. Die beschriebenen Lehrmittel mussten bisher durch Ver mittlung der königl. Kunstschule von verschiedenen Fabrikanten bezogen werden, während jetzt die mannigfachsten Gegenstände in der Ausstellung vereinigt sind. Typographische Gesellschaft zu_Leipzig In der Sitzung vom 18. Februar berichtete der Vorsitzende mit kurzen Worten über die 270 ausgestellten Entwürfe zu einem Preis ausschreiben der Schweizer Graphischen Mitteilungen für einen Um schlag. Es wurde bemerkt, dass die Schrift in den meisten Ent würfen zu kurz gekommen ist, und das Ornament vorherrsche. Man hat im allgemeinen mehr eine Einbanddecke geschaffen als einen Umschlag, der in klarer und übersichtlicher Anordnung Titel, nähere Bezeichnung und Verleger erkennen lässt. Hierauf folgte die zweite Beratung der revidirten ^Allgemeinen Satzregeln^, wobei die Teilung der