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Nr. 16 554 .C Buchgewerbe f Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchbinderei ** *** Buchhandel B W Buchdruck * * * B *** Steindruck Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 24. Februar 1903, abends 9 Uhr pünktlich im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstr. 231, stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches Erscheinen ergebens! eingeladen. TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftliches und Bekanntgabe von Eingängen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. Anmeldungen. 3. Die Formen des gemeinen ß und des Versal SZ, sowie der Versal-Umlaute: Ä Ö Ü in der neuen Rechtschreibung. Bericht erstatter: Herr C. Kulbe. 4. Erledigung des Exlibris-Wettbewerbes. 6. Die Weihnachtsnummern illustrirter Zeitschriften. 6. Sonstiges. — Fragen. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften im Vereins lokale aus. Gäste willkommen! Diejenigen Mitglieder, welche noch Bücher aus der Bücherei der Gesellschaft in Händen haben, werden um Rück gabe derselben in obiger Sitzung dringend ersucht. Der Vorstand Englische Weihnachts-Nummern Von W. von Knoblauch Schluss zu Nr. 12 Einen etwas freien Charakter hat die Weihnachtsnummer der »Sketch*. Der Umschlag zeigt auf der Vorderseite eine nach der neuesten Mode gekleidete Dame, die inmitten einer von der untergehenden Sonne beleuchteten Schneelandschaft lustwandelt; die Rückseite des Umschlags preist die be währte Seife an. Das Titelbild der Sketch ist sehr hübsch. Eine Tänzerin auf rotem Grunde hält mit ausgespannten Armen zwei Federhalter, von denen je ein breites Band flattert. Auf dem einen Bande ist die Inhaltsangabe des Textes, auf dem andern die Anzahl der Bilder angegeben. Die Illustrationen sind zum grösseren Teil mit Hilfe fotografischer Verfahren hergestellt, zum Teil sind sie Farbensteindrucke. Hervorzuheben ist das Bild von 0. Wilson >A Quandarye. Eine junge Dame in winterlicher Gewandung betrachtet einen Wegweiser, dessen Zeiger den Weg nach Liebe, nach Rang und Ansehen und nach Reichtum weisen. Auch die satyrische Darstellung eines in Weihnachts-Be trachtungen versunkenen Mönches von Phil May wird Vielen ein Lächeln entlocken. Das Farbenbild »Die erste Anstellung* stellt eine junge Schauspielerin dar, die mit ihrer ersten Rolle aus dem Tneater tritt. Grotesk komisch wirken die beiden farbigen Bilder »Weihnachtsmorgen auf dem Zuyder-See* und »Im Hydepark«. Das Bild »La Cigale« erinnert an Bilder der Sezession und stellt eine Studie in der Disharmonie der Farben dar. Rot, weiss, schwarz und grau stehen ohne Uebergang und feine Schattirung neben einander. Der Eindruck des Bildes ist, gelinde gesagt, verblüffend. Die Zugabe ist ein grosses Farbendruckbild »His Fortune«. Eine junge Dame im Ballkleid sitzt auf einem mit einem prächtigen Tigerfell bedeckten Sofa und legt auf einem Nipptischchen ihrem Geliebten die Karten. Die Zuschauer sind in dem oben hängenden runden Spiegel sichtbar, darunter auch der, dessen Geschick die listige Kartenlegerin verkündet. Das Bild ist eine Musterleistung der Firma Gilbert Whitehead and Co. in New Eltham. Auf die peinlich genaue Wiedergabe der Stickerei des schweren hellen Seidenkleides braucht der Fachmann nicht aufmerksam gemacht zu werden. Der Verlag der Sketch und der Illustrated London News ist derselbe. Die Illustrated News bleiben ihrer alten Richtung getreu. Auf der Vorderseite des Umschlags steht ein hübscher Damenkopf mit moderner Haarfrisur und roten Rosen an der Brust. Das Gesicht der jungen Schönheit ist ansprechend und von lebhaften Farben. Die Rückseite des Umschlages bedeckt wieder eine Seifenannonce. Das Titelbild führt den französischen Titel Noel und zeigt zwei schlafende Kinder, denen Engel eine himmlische Musik Vorspielen. Die Bilder sind meist Autotypien und appelliren an die englischen Gefühle zur Weihnachtszeit. Gespensterschiffe, Engländer, die in fernen Landen einen Toast auf die Lieben m Alt-England ausbringen, sind darunter nicht vergessen. Der Text ist ähnlich. Neues enthält er nicht. Die zur Krönung des Königs Eduard herausgegebene Festnummer in ihrem reichen Gewände, vielfarbigen Illustrationen und reichem Gold- schmuck war im Vergleich zur Weihnachtsfestnummer ein wahres Kunstwerk von feinem Geschmack und künstlerischer Aus stattung und bewies, was englische Drucker zu leisten vermögen, während diese allerdings viel billigere Festnummer kaum mehr als eine mittelmässige Leistung darstellt. Die Zugabe der Illustrated London News ist ein grosses schmales Farbendruck bild längsten Formates. Dasselbe ist von der schon erwähnten Firma Whitehead & Co. mit bekannter Meisterschaft hergestellt. Eine junge, dem Riesengeschlechte angehörige Dame lehnt sich an eine mächtige Eiche und vergiesst ein paar wehmütige Tränen um den verlorenen Geliebten. Mr. Marcus Stone, der Maler des Bildes, scheint sich die längste seiner Landsmänninen als Modell ausgesucht zu haben. Das schönste an der jungen Dame sind das goldbraune, geflochtene Haar und die Hände. Die Büste ist für eine Engländerin zu stark und wird durch das Empire-Kleid gar zu sehr entblösst. Der »Graphic« ging für den Umschlag seiner Weihnachts nummer auf die holländischen Maler zurück. Die Vorder seite schmückt das Porträt des lachenden Kavaliers von Franz Hals, dessen Original sich in der berühmten Samm lung des Wallace-Museums befindet. Die Rückseite hat wieder Pears Soap in Anspruch genommen. Der Inhalt der Nummer ist, was die schwarzen und farbigen Illustrationen anbetrifft, sehr mässig. Die komisch sein sollenden illusttirten Abenteuer sind so gezwungen, das sie an das Burleske streifen, und man kann sich nur fragen, ob denn die Redaktion ihren Humor ganz eingebüsst hat, dass sie solche Kindereien dem Publikum anzubieten wagt. Alte abgeklapperte Kalauer sind in naivster Weise illustrirt. Sehr störend sind auch die Anzeigen, die überall zwischen den Text geheftet sind. Von den diesjährigen Weihnachtsnummern ist die des Graphic, was Text und Bilder anbetrifft, die allerschwächste. Die Herstellung und der Druck der Illustrationen ist von fachmännischem Standpunkt aus als recht gut zu bezeichnen. Die Prämie ist eine Wiedergabe des berühmten Bildes von George Romney »Lady Craven«. Das Original befindet sich in der National Gallery. Da keine englische Firma auf diesem vorzüglichen Farbendruck an gegeben ist, darf man wohl annehmen, dass derselbe auf dem Kontinent hergestellt wurde. Die zweite Prämie versetzt uns in die Zeit der Postkutschen. »Eingeschneite ist ein burleskes Gemälde von Cecil Aldin. Die Passagiere müssen des grossen Schneefalls halber das Weihnachtsfest in einem ländlichen Wirtshaus verbringen. Der Wirt hat ein grosses Weihnachts mahl veranstaltet, und die Gesellschaft sieht dem Wirt zu, wie er den grossen brennenden Plumpudding in das Zimmer trägt. Der Ausdruck der freudigen Ueberraschung, mit dem die aus allen Lebensaltern bestehende Tischgesellschaft dem Wirt ent gegensieht, ebenso die Gesichter der weinseligen Herren, sind ausgezeichnet getroffen. Auch ein 10jähriger Junge bietet ein ergötzliches Bild, wie er eiligst den Rest einer Portion zu ver schlingen sucht, um bei dem Plumpudding nicht zu kurz zu kommen. Das Bild wurde in kräftigen Umrissen gezeichnet, und die Farbengebung ist durchweg ausgezeichnet gelungen. Die letzte Weihnachtsnummer, die eine eingehende Besprech ung verdient, ist Pears Annual, wohl die beste Reklame, die diese Seifenfabrik gemacht hat. Die Vorderseite schmückt