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40 PAPIER-ZEITUNG Nr. 2 Füllung in manchen neueren deutschen Werken den Leser zur Verzweiflung bringt. Scheint es doch in diesen Werken die Hauptsache zu sein, jede leergelassene Stelle mit irgendwelchen niedlichen, aber mit dem Inhalt des Werkes in keinem Zu sammenhänge stehenden Spielereien auszufüllen. Ein Beispiel für diese Behauptung ist das gut gedruckte und interessante Buch von Ernst Schur, Grundzüge und Ideen zur Ausstattung des Buches. Ein jeder Absatz schliesst seine Endzeilen mit einer Reihe komischer, kleiner Fische, welche die Aufmerksam keit des Lesers vom Texte ablenken und ihn zwingen, das vorher Gelesene zu wiederholen. Das Hauptverdienst von William Morris besteht wohl in dem nachhaltigen Einfluss, den er auf die Gestaltung der neueren englischen Type gehabt hat. Nicolas Jenson war bekanntlich sein Vorbild. Nach dem Bei spiele von W.’ Morris bemühten sich die englischen Schrift giesser breite, fette, leicht leserliche Schriften zu schaffen. Viele gingen auf die Italiener, andre auf ältere englische Schriften, wie die der beiden Caslon zurück. Die »Vale Press«, eine Nachahmung der Kelmscott Press, fand heraus, dass der grosse Dürer eine wunderschöne Schrift geschaffen und geradezu Mustergiltiges für die Antiqua und Fraktur geleistet habe. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, dass gerade die nicht für den Büchermarkt sondern für den Hausgebrauch einzelner reicher Herren arbeitenden sog. Privat-Pressen in England in der Benutzung schöner und klarer Schriften vor bildlich wirkten. Die bedeutendsten Privatdruckereien waren die des bekannten Baskerville und die des berühmten Walpole. Die von Egerton Brydges gegründete »Lee Press« war eigent lich nur durch die Arbeiten des Fachschriftstellers John Johnson berühmt geworden. Seine Typografia wird heute noch von englischen Druckern als klassisches Meisterwerk betrachtet. Die von Thomas Philipp um 1820 errichtete »Middle Hill Press« hat wenig Gutes geleistet, auch die von einem Geistlichen Daniels gegründete Druckerei scheint nur Dilettanten-Arbeiten hervorgebracht zu haben. Einen nachhaltigen Einfluss hat erst die von W. Morris gegründete Kelmscott Press, nicht bloss in England, sondern auch in Schweden, Holland, Italien und vor allem in Deutschland und Amerika gehabt. Die schon er wähnte Vale Press und die weniger bekannte Dove’s Press traten erst nach der Auflösung der Kelmscott Press ins Leben. Sie ahmen das Ziel und die Richtung der Kelmscott Press in fast sklavischer Weise nach. Im Gegensatz zu diesen Handpressen-Druckereien stehen die grössten englischen und schottischen Druckereien, die mit Setz- und Giessmaschinen und Rotationspressen neuester Konstruktion arbeiten. Die Bücher, die nicht als Luxus-Ausgaben erscheinen, sind klar und ohne jede Verzierung gedruckt. Die Abstände der Buchstaben, der Worte und Zeilen untereinander sind sehr genau. Die Schriften sind fett und breit und die Drucker farbe meistens tiefschwarz. Die Wirkung der gedruckten Seite wird durch gefälligen Aufbau des Satzes und geschickte Verteilung der Absätze gehoben. Das Auge gleitet ohne zu ermüden über einen solchen Druck hinweg, und die Auf merksamkeit wird nicht durch unnötige Spielereien abgelenkt, englische Romane, wissenschaftliche Werke, Schulbücher sind meist Musterleistungen. Die illustrirten und dekorirten Werke, die mit den Errungenschaften der neuesten Technik hergestellt werden, stehen den nur mit Handarbeit gedruckten Werken durchaus nicht nach, sie übertreffen sie sogar durch die grössere Sauberkeit der Ausführung. Dem Preise nach sind sie um 75 pCt. billiger, dies fällt bei dem grösseren Leserkreis schwer ins Gewicht. Sehr zu loben ist die mehr und mehr sich ein bürgernde Gewohnheit, die Illustrationen aut abgesonderten Blättern zu drucken und vom Text getrennt dem Buche ein zuverleiben. Wenn sich aber Text und Illustration auf der selben Seite befinden, legt man Wert darauf, das Bild als Flächenornament in dem Seitenbilde zu verwerten. Ganz neuerdings verwendet man auch farbige Verzierungen und Illustrationen, hauptsächlich in Kinderbüchern und Monats schriften. Diese Bilder sind meist durch Dreifarbendruck oder Lithografie hergestellt. Das englische Publikum steht bis jetzt diesen Versuchen ziemlich kühl gegenüber. Es zieht das einfache aber klar gedruckte Buch allen übrigen vor und be weist darin einen gesunden, der Kunst nicht abholden Geschmack. Farbe und Papier für Steindruck Wir bitten Sie, über folgende Fragen Auskunft zu geben: a) Wir senden Ihnen einen Aufleger (farbig bedruckte Tabak packung) und bitten zu untersuchen, ob das Blau, das wir mit + be zeichnen, Sikkativ oder sonstige Trockenstoffe enthält. Der Drucker, der diese Auflage herstellte, behauptet, der Farbe Trockenstoffe zu gesetzt zu haben. Allein sie trocknet nicht, und wir glauben auch, dass sie keine Trockenstoffe enthält. b) Ferner übersenden wir Ihnen einen Druckbogen und bitten um gefällige Aufklärung, ob das Papier oder die Farben daran Schuld tragen, dass diese auf dem Papier nicht halten, obwohl Trockenstoffe zugegeben worden sind. Besonders die strengeren Farben müssen mit Petroleum, Terpentinöl u. dgl. verdünnt werden, damit glatter Druck erzielt wird, und um zu verhüten, dass das Papier aufreisst. Dies macht sich ganz besonders bei einem etwas raschen Gange der Pressen bemerkbar. Die leichteren Farben, z. B. das Blau bei der Etikette S., drucken sich leicht, weil die Farbe nicht so schwer verarbeitet werden muss. Das Rot der Sorte 86 ist, wenn sie in der Makulatur nach dem Drucke liegen bleibt, nicht trocken zu bekommen. Liegen die Bogen nur kurze Zeit an der frischen Luft, dann ist die Farbe bald verharzt, während das Rot bei der Umhüllung »6 Tage« auch nach dem Ausschlagen und Liegen an der frischen Luft immer noch abzieht, wie Sie aus mitfolgendem Bogen ersehen. Steindruckerei. Antwort eines Steindruck-Maschinenmeisters: a) Zur Prüfung des Auflegers legte ich ein Stück Papier auf die mit + bezeichnete blaue Druckfarbe und drückte mit dem Finger fest auf. Hierbei löste sich die Farbe teilweise schwach ab. Hieraus ist zu ersehen, dass die Farbe zwar angetrocknet war, somit Trockenstoff enthält, aber zu wenig, um in einigen Tagen vollständig trocken zu werden. b) Das Ergebnis der Prüfung des Druckbogens war, dass das Rohpapier stark holzschliffhaltig, gut vermahlen, von mittel zäher Faserfestigkeit und mit Harzseife ganzgeleimt ist. Die auf dem Bogen aufgetragene Chromoschicht ist gut saugfähig und mit Kaseinleim (waschbares Chromo) gut geleimt, schön glatt satinirt ohne sichtbare offene Poren, welchen Uebelstand zu vermeiden bei der Fabrikation dieser Papiersorte manchmal viel Schwierigkeiten bereitet. Die gute Beschaffenheit der Chromoschicht zeigt sich an den sehr sauberen Drucken der schwarzen Autotypie-Bildnisse. Auf Grund dieser Gesamt prüfung muss ich das Papier als für Mehrfarbendruck gut ge eignet bezeichnen. Allerdings wäre ein Chromopapier, dessen Farbschicht durch tierischen Leim gebunden ist, für diese Druckarbeit geeigneter gewesen, weil im Bild dunkelrot ge druckte, grosse, schwere Druckflächen vorkommen, und Kasein strich mehr Druckfarbe erfordert als tierischer Leimstrich. Was die Druckfarben und deren schlechtes Trocknen anbelangt, ist zu bemerken, dass Petroleum in nur ganz geringem Maasse den Druckfarben zugesetzt werden darf, weil es das Trocknen er schwert. Besser ist es, ab und zu während des Ganges der Maschine, sobald bemerkt wird, dass die Farbe anfängt auf den Walzen zu trocknen, einige Tropfen auf die Verreibungs walzen zu spritzen, was bei einiger Vorsicht ohne Nachteil für die Zeichnung oder das Trocknen der Farben geschehen kann. Terpentin darf jedoch weder den Druckfarben beigemischt noch auf die Walzen gespritzt werden, weil es schnell verdunstet und hierauf die Farbe zähe und holzig macht. Es ist zu em pfehlen, als Trockenstoff für Druckfarben nur flüssiges, zum grössten Teil entfettetes Sikkativ zu verwenden. Alle auf den bemusterten Bogen gedruckten Farben ent halten ersichtlich zu wenig Trockenstoff, da keine der Farben sich als gut trocken erweist. Ich halte jedoch nicht für aus geschlossen, dass durch zu reichliche Zugabe von Petroleum der Trockenstoff den grössten Teil seiner Binde- und Klebkraft eingebüsst hat. Auch scheint die hellrote Druckfarbe der Worte »6 Tage« minderwertig zu sein. Um recht strenge Druckfarben geschmeidiger zu machen, damit sie das Druckpapier nicht aufreissen, empfiehlt es sich, eher dünnen als strengen Firnis zu verwenden. Um das Ab ziehen der Druckfarben, welche mit flüssigem Sikkativ gemischt sind, zu vermeiden, müssen die Druckbogen zwischen Makulatur papierbogen gelegt werden, welche auf beiden Seiten mit Farbe vollgedeckt bedruckt und gut trocken sind. (Vergl. »Trocknen der Druckfarbe auf Chromo- und Rohpapieren« in Nrn. 90 und 92 von 1901.) h. Nachbildung von Fotografien auf Ansichtskarten Unter dem in der Papier-Zeitung schon oft besprochenen Uebel stande des unberechtigten Benutzens von Fotografien und Licht drucken durch fremde Firmen habe auch ich zur Zeit empfindlich zu leiden. Wie Sie aus beiliegenden Mustern ersehen, benutzt die Firma A. & B. in C. meine scharfen Lichtdruckkarten zur Wiedergabe ihrer bunten Karten. Auf eine diesbezügliche Rücksprache mit meinem Anwalt erhalte ich den Bescheid, dass das Gesetz, welches mich in diesem Falle schützen könne, die Angabe des Kalenderjahres auf den Fotografien oder Lichtdrucken vorschreibt. Da ich mich nicht ent-