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Berliner Papier- und Schreibwaren-Neuheiten Eigenbericht, Nachdruck verboten Unter den letzten Neujahrskarten verdienten die mehr eiligen Erzeugnisse noch erwähnt zu werden- Diese Bild werke, in allen Formen ausgestanzt, hübsch erdacht und sauber ausgeführt, lassen sich zu 3—5 Reihen auseinander ziehen und innerhalb einer Doppelkarte wieder Zusammen legen, die beim Aufstellen der feinen Formen als Unterlage dient und mit einem aufgedruckten Vers oder Glückwunsch versehen ist. Da sah man ein Mühlrad mit darüberhinstürzen dem Wasser unter blühenden Aprikosenbäumen, in 3 Reihen ausziehbar; kleine Schiffe, ganz plastisch geformt, mit Schorn stein und Segeln, die Umrisse durch Vergissmeinnicht hervor gehoben; niedliche Blumentische, angefüllt mit Veilchen, Rosen und anderen Blumen, zum Teil aus Atlas; Blumensträusse und Blumenkörbe mit verschiedenen Blumen in 5 Reihen — diese letztere Art sah man, vergrössert, auch in den Parfümerieläden, indem hinter den einzelnen Blumengruppen kleine Flakons eingesteckt waren — blühende Gärten mit Figuren in alt deutscher Tracht; die Laube aus dem Trompeter von Säckingen, in welcher dieser die Trompete blasend, Margarethen antrifft, und andere Szenen mehr. Auch die blaue Grotte auf Capri war dargestellt, ganz plastisch, indem man die Einfahrt durch ein blaues Gelatineblatt verklebt hatte; im Vordergrund lag ein Boot mit ausgeworfenem Anker. Durch weisse Gelatine blätter waren die Glaswände an einem kleinen goldenen Blumenwagen nachgeahmt, der von einem kleinen Mädchen gezogen wurde. Die Abreisskalender sind durch eine ganze Anzahl humor voller und hübscher Neuheiten vermehrt worden. Da steht z. B. ein Gnom, der den von einem Topf tropfenden Honig ableckt. Oder es ist ein mit Wasser gefüllter Glashafen, von Pergamentpapier bedeckt, dargestellt. Innerhalb desselben sitzt ein Laubfrosch auf seiner Leiter, »schön Wetter« fürs neue Jahr profezeiend. Sehr erheiternd wirkt auch ein älteres Fräulein, das in der Krinoline mit grossem Pompadour, langem Strickstrumpf und einem längst äusser Kurs gesetzten Kiepenhut auftritt. In ihrer Jugend offenbar unbegehrt ge blieben, gilt die alte Dame jetzt als durchaus »chic« und ist auch als Briefsiegel sehr gesucht. Beidiesen Kalender-Kartons ist der Abreissblock immer seitwärts auf den Figuren an gebracht. Neu sind auch die Kalender mit der Eieruhr. Auf einem länglichen grauen Kartonblatt, von ausgestanzten Schnörkeln umrandet, ist unten auf orangefarbenem Grund ein Schild gemalt, von blauem Flieder umgeben, mit der ge druckten Anweisung zum Gebrauch der Eieruhr. Diese, in der bekannten Form des Stundenglases, lässt sich mit Hilfe einer kleinen Metallscheibe umdrehen, damit der Sand, den sie enthält, aus der einen Birnenform in die andere laufen kann. Die Eier lassen sich nach diesem Maass hart oder weich kochen. Oberhalb dieser Vorrichtung ist auf gelbem Grundton der Abreissblock angebracht. Andere Kartons mit Abreiss kalendern, durch Blumenschmuck verschönert, werden auch mit Thermometer und Notiztafel versehen. Der Ratschlägekalender enthält allerlei praktische An weisungen fürs häusliche Leben. Um die Art derselben anzu deuten, ist auf dem Karton ein kleines Mädchen mit einer Giesskanne dargestellt, das die Blumen am Fenster pflegt; oder in dem Karton, der den Kalenderblock trägt, ist ein blau- sammtener Pompadour nachgeahmt, aus welchem oben ein Katzenkopf oder ein Mops hervorsieht. Von einer Herrnhut- schachtel lässt sich sogar der Deckel abheben, wobei zugleich ein kleiner Hund daraus empor steigt. Die Kalenderblöeke werden leider in vielen Fällen als Teile angesehen, die äusser allem Zusammenhang stehen mit dem Bildwerk, das sie umgibt, sodass sie sehr oft nicht an ihrem Platze zu sein scheinen; bei einem Konditorkalender war der Block jedoch durchaus als Mittelpunkt gedacht, dem sich die umgebende Ausstattung anzupassen hat, sodass er als Vorbild dienen könnte für die nächstjährigen Kalender. Es war nämlich ein kleiner Küchenschrank dargestellt. Die zum Oeffnen eingerichteten Türen liessen den Kalenderblock sehen, während über demselben auf einem Brett allerlei Speisen dar gestellt waren. An den Seiten und im Rücken des Schrankes standen drei lustige Konditorjungen, die mit Kasserolle, Sohaumbecken und Ofenblechen konzertirten. In ähnlicher Weise liesse sich der Block hinter einem Fenster, einer Haustür, in einer Grotte, von Gnomen umgeben, anbringen, indem man Plastik und Malerei miteinander verbindet. Eine ausgestanzte Viqline von fast 40 cm Länge, mit Flieder und Bandschleifen verziert, erinnert uns in den Versen seines Kalenderblocks, der auch ganz unpassend angebracht ist, daran, dass das Leben sich für jedermann »in Dur und Moll« abspielt, demzufolge dann auch die »Herzensklänge«, die ein anderer Kalender in Form einer Harfe mit Saiten aus Goldschnur und einem Notenblatt mit Text in uns anzuregen sucht, der Wehmut nicht entbehren. Einige ganz schlichte graue Kartons sind mit etwa 20 cm hohen Relief bildern aus Geweben beklebt, während die Ge sichter und Hände und manchmal auch die Füsse in Malerei ausgeführt wurden. Alle einzelnen Teile der Kleidung dieser Figuren wurden aus Pappstückchen mit umgelegtem Stoff zu sammengesetzt. Ein reisender Engländer mit blonden Koteletts trägt einen Kragenmantel, karrirte Hosen und Schirm, Damen in modernen Kleidern sind auch mit Hut und Muff aus Stoff ausgestattet. Auch ein protzenhafter Bankier ist dargestellt, ein Jockey, den das Pferd abgeworfen hat, und andere Figuren mehr, während der Kalenderblock ganz unvermittelt daneben angebracht wurde. Ganz plastisch, in allen Teilen ausgestanzt, gleich den mehrteiligen Neujahrskarten, war eine mittelalter liche Ritterburg gehalten. Oberhalb des Kalenderblocks sprang an der Burg ein Balkon hervor. Zwei Frauen in alter Tracht winkten von hier einem Ritter zu, der soeben auf einem vom Knappen geführten Pferde über die herabgelassene Zugbrücke die Burg verliess. Unter den Kalendern mit feststehendem Monatsverzeichnis waren folgende besonders originell: ein vierteiliger Eierständer. In dem aus Silberpapier gestanzten Halter hängen vier Delfter Becher mit halb zerbrochenen Eiern, aus welchen der Kopf eines Kükens hervorsieht. Während die beiden vorderen Teile doppelseitig sind, sieht man auf der Rückseite der beiden anderen flachen Teile das Kalendarium. Sehr komisch ist ein auf zwei Pfoten gehendes, vergnügt lächelndes Glücks schwein in gelbem Paletot, grauem Filzhut mit Eichenlaub, das unter dem Arm schwere Geldsäcke trägt, während seine Taschen mit Banknoten gefüllt sind. Der Paletot, der sich auseinanderschlagen lässt, ist auf der Innenseite mit dem Monatsverzeichnis bedruckt. Dieser Kalender gleicht auch wohl einer Mappe, in dem auf der Rückwand, in braunem Lederton gehalten und durch Gold schnörkel verziert, zwei schmale Seitenblätter und ein Vorder blatt angebracht sind, die an den Winkeln taschenartig durch ein Band zusammengehalten werden. Von diesen drei Teilen wird ein Stahlstich umrahmt, der in einer Landschaft die vier Jahreszeiten darstellt, während das Kalendarium, bei jedem neuen Blatt drei Monate umfassend, aus drei kleinen Oeff- nungen hervorsieht, die aus dem Vorderblatt der Tasche aus geschnitten sind. Den Lawntennis-Spielern ist der Kalender mit drei gekreuzten Schlägern gewidmet. Unter den zwölf Bällen, die nach Spielregeln darauf verteilt sind, befindet sich das Monatsverzeichnis. Sehr hübsch und eigenartig ist auch ein dreiteiliger Kalender in Fächerform. Das ganze Bildwerk »Auf rosigen Pfaden« stellt zusammengelegt einen Rosenstrauss in durchbrochenen Formen vor. Der feststehende, breite mittlere Teil zeigt eine von Rosen umgebene Landschaft in Schwarzdruck, die unterhalb von zwölf kleinen Monatetafeln begrenzt wird, während die beiden anderen Teile, lauter Rosen, unten am spitzen Ende des Strausses um einen Stift laufend, sich mit Hilfe einer Schnur, die oben angebracht ist, gleich einem Vorhang auseinanderziehen lassen und sich fächerartig der Landschaft zur Seite legen. H. P. Hausbesitzers Leid Zu Nr. 18 Wenn der Einsender Steuer-Erleichterung wünscht, und in seinem Orte tätige Offiziere und Andere nicht im Orte wohnen aber die Vorteile des Ortes geniessen, so muss Einsender dahin vorstellig werden, dass die Vororte einverleibt werden. Sollte dies aus verschiedenen Gründen nicht angängig sein, so mache er diesen auswärts Wohnenden die Schulen usw. teuer, wie es z. B. Dresden mit Blasewitz macht. Soviel mir bekannt, müssen die Blasewitzer Gymnasiasten, welche Dresdner Schulen besuchen, rund 60 pCt. Zuschlag bezahlen. Ebenso sollten die Beamten des Ortes verpflichtet werden, ihre Wohnungen in der Stadt zu nehmen. Dies und Aehnliches wird zwar nicht viel helfen, aber viele Wenige machen auch ein Viel, und die Vororts-Bewohner lernen Rücksicht auf den Ort nehmen, woher sie ihre Einkünfte beziehen. Dresdner Vbrortsbewohner