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476 PAPIER-ZEITUNG Nr. M Funkenfänger für eiserne Schornsteine Bei niedrigen Schornsteinen, namentlich auch bei Loko mobilen und Lokomotiven, geben die herausfliegenden Funken leicht zu Bränden Anlass, und daher sollten solche Schornsteine stets mit Funkenfängern versehen sein. Die Firma W. Hanisch & Cie. in Berlin C bringt jetzt einen Funkenfänger »System Prinz« auf den Markt, der sich laut uns vor gelegten Gutachten angesehener Firmen sehr gut bewährt. Sein wesentliches Merkmal ist, dass er nicht auf den Schornstein aufgesetzt, sondern, wie nebenstehendes Bild zeigt, in ihn hinein gehängt wird. Er besteht aus einem sehr spitzen Siebkegel, der aus einem Drahtgerippe hergestellt und mit eng maschigem Drahtgewebe überzogen ist. Bei sehr schwer arbeitenden Lokomotiven kann er zur weiteren Sicherung mittels einer an der Spitze angebrachten Oese und eines Drahtes in der Rauchkammer befestigt werden. Wirkungsweise: Die Funken prallen an den schrägen Drahtwänden des Funken fängers ab und fallen in die Rauch kammer, aus welcher die Asche täglich entfernt wird. Der Zug im Schornstein wird nicht beein trächtigt, weil die Summe der sehr engen Maschenöffnungen grösser ist als der Querschnitt des Schornsteins. Infolge der Trichterform prallen selbst sehr kleine Aschenteilchen an der schrägen Fläche ab und fallen in die Rauchkammer zurück. Kocher-Explosion. Die Ursache der in Nrn. 11 und 12 ge schilderten Sulfitkocher-Explosion in Dexter bei Watertown, V. St. v. Amerika, war nach Aussage zweier Sachverständiger zu rasches Anheizen. Es gehören nach Aussage der Sach verständigen 2 bis 3 Tage dazu (? Schriftleüung), um die Temperatur des Kochers auf diejenige Höhe zu bringen, die er zur Zeit der Explosion hatte, und die in diesem Fall bedeutend rascher erreicht wurde. Die innere Mauerschicht wurde dadurch schneller heiss und dehnte sich rascher aus als der äussere Stahlmantel, infolgedessen musste dieser zer springen. Beide Sachverständigen waren der Ansicht, dass im Kocherraum zur Zeit der Explosion zu niedrige Temperatur, nämlich nur + 1 bis 2 0 C., herrschte, wodurch der Temperatur unterschied zwischen der Innen- und Aussenwand so be deutend wurde, dass die Aussenwand springen musste. Der Kochermeister sagte demgegenüber vor dem Untersuchungs richter aus, dass die Temperatur im Kocherraum im allgemeinen 12 bis 14 0 C. betragen habe und wahrscheinlich auch zur Zeit der Explosion nicht auf 2 • C. gesunken sein könne. Die Sachverständigen stellten ferner fest, dass der Kocher schon einmal vor 10 Jahren gesprungen war und geflickt wurde. Auch damals sprang der Kocher infolge zu rascher Erhitzung und weil der Kocher kalt war, als der Dampf eingelassen wurde. Der eine Sachverständige glaubt, dass diesmal die Explosion an der vor 10 Jahren gesprungenen Stelle einsetzte. Die Besitzer der Fabrik geben an, dass der Schaden nur 300 000 M. betrage, und die Fabrik voraussichtlich in 6 Wochen wieder in Betrieb sein werde. - Kommerzienrat Ernst Mey gestorben in Leipzig am 30. Januar 1903. In Nr. 11 Seite 382 brachten wir einen kurzen Abriss seines Lebens. Gespinste und Gewebe aus Papierstof Im Hannövrischen Bezirksverein deutscher Chemikerh ielt am 3. Dezember 1902 Herr Dr. Asbrand in Vertretung des verhinderten Herrn Dr. Süvern-Berlin einen Vortrag über diesen Gegenstand. In der Zeitschrift für angewandte Chemie wird darüber wie folgt berichtet: Diese Gespinste, zu denen Sulfitholzzellstoff verarbeitet wird, wurden einem grösseren Publikum zuerst auf der Düsseldorfer Aus stellung bekannt, wo Garne und Gewebe von der Niederrheinischen Zellstoff-Aktiengesellschaft, Walsum am Rhein, ausgestellt waren. Hergestellt werden dieselben jetzt von der Patentepinnerei A.-G. in Altdamm bei Stettin. Die patentirten Verfahren haben das Gemein same, dass der möglichst gleichmässig in Wasser verteilte Papierstoff in Streifen auf ein Sieb gebracht wird, und dass die Streifen, die eich durch Ablaufen der Flüssigkeit verfilzen, zusammengerollt werden, sodass ein Faden entsteht, der dann entsprechend seinem Verwendungs zweck weiter behandelt wird. Die so gewonnenen Gespinste dienen zum Ersatz von Hanf, Jute, Baumwolle usw. und werden zu Geweben, meist in Gemisch mit Gespinsten anderer Fasern, verarbeitet. Ausser dem hatte die Altdammer Fabrik entzückende Proben von Viscose- seide, Strähne, Ausfärbungen und Ballkleiderstoff mitgesandt. Wasserlösliche Viscose entsteht durch die Einwirkung von Natron lauge auf Zellstoff, gleichfalls gewöhnlichen Holzzellstoff, und Be handlung des gebildeten Natronzellstoff’s mit Schwefelkohlenstoff unter Druck. Aus Viscose lassen sich in bekannter Weise Fäden herstellen, die durch Behandlung mit Salmiaklösung wasserunlöslich werden und Seidenglanz besitzen. Kohlenmangel in Amerika. Kohlenmangel macht sich in den amerikanischen Papierfabriken immer mehr fühlbar. Einige Fabriken arbeiten nur mit einem Teil ihrer Anlagen, andere stehen tagelang still, wieder andere sind gezungen, mit neuen Kohlensorten zu heizen, die sich bisweilen als für die Heiz anlagen ungeeignet erweisen. Die Erzeugungskosten sind durch Kohlenteurung und Kohlenmangel so gestiegen, dass der für einzelne Papiere und alle Pappen bereits eingetretene geringe Preisaufschlag zum Ausgleich nicht genügt. Russischer Goldstaub. Die Riga’sche Rundschau druckt in ihrer Nr. 17 vom 30. Januar 1903 die in Nr. 2 der Papier- Zeitung von 1903 unter obigem Titel enthaltene Mitteilung ab und bemerkt dazu: »Aus zuverlässigster Quelle können wir mitteilen, dass eine Persönlichkeit namens Fr. Seemann weder im angegebenen Hause noch überhaupt in Riga existirt, und dass der einen ganz anderen Namen tragende Empfänger von Briefen auf die Adresse von Fr. Seemann bereits ermittelt ist.« Strich für Glace-Papier Ich bin hier als Werkführer beschäftigt und habe die Farben küche wie auch die Zusammenstellung der Farben zu besorgen. Jetzt soll ich ein Glac-Papier für Kartonnage erzeugen, habe mir schon auf jede Art und Weise Mühe gegeben, es heraus zu finden, es will mir aber nicht gelingen, und ich bin so weit, dass mein Posten in Frage gestellt ist. Vielleicht können Sie mir durch Rat helfen. Ich kann nicht glauben, dass beiliegendes Vorlage-Muster Glace ist, ich meine, das Muster ist nicht gebürstet und kalandert, sondern mittels Friktions-Kalanders erzeugt. Papier wie Vorlage soll in mehreren Buntpapierfabriken in Sachsen erzeugt werden. Die Farbe soll wasserabstossend sein. Wenn man es befeuchtet, soll das Rohpapier nicht zum Vorschein kommen, und das Papier soll den ursprünglichen Glanz wieder erhalten. Bitte um recht baldige Auskunft über die Farbenzusammenstellung. Antwort unseres Fach-Mitarbeiters: Das vorgelegte Muster ist allem Anschein nach gestrichen mit Streichmasse etwa folgender Mischung: 16 1 Wasser, 40 kg China-Clay, 75 kg Satinweiss, 4 1 Bienenwachslösung und 25 1