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Buchgewerbe Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung i Buchbinderei ** 333332 * * * Buchhandel 402 Sachliche Mitteilungen Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 10. Februar, abends 9 Uhr pünktlich im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstrasse 231, stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches Erscheinen ergebenst eingeladen. Der Vorstand TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftliches. Eingänge. Aufnahmen. 2. Bericht über die im Buchgewerbesaal ausgestellten Gegen stände von der Turiner Ausstellung. 3. Ein neues Preisausschreiben. 4. Technische Neuerungen. 5. Fragekasten. Gäste sind willkommen! Berliner Buchgewerbesaal Pflegschaft des Deutschen Buchgewerbe-Vereins, Friedrichstr. 231 Die vom Deutschen Buchgewerbe-Verein veranstaltete Ausstellung von Gegenständen aus der deutschen buchgewerb lichen Gruppe auf der I. Internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902 ist zu folgenden Tagesstunden geöffnet: Montag, 9., Mittwoch, 11., Freitag, 13. und Sonnabend, 14. Februar, abends von 6—9 Uhr, Dienstag, 10., Donnerstag, 12. Februar, vormittags 11—3 Uhr und nachmittags von 6—9 Uhr, Sonntag, 15. Februar, von 11—2 Uhr mittags. Der Eintritt ist frei. Englische Weihnachts-Nummern Von W. von Knoblauch Der Krieg ist verstummt, und die Weihnachtsbotsohaft »Friede auf Erden« tönt freudig durch alle Länder britischer Zunge. Auch die diesjährigen englischen Weibnachtsnummern geben Zeugnis von der hoffnungsvollen Stimmung und dem Gefühle der Freude und Erleichterung, mit denen man überall den ersehnten Frieden begrüsste. The Jule Tide, die Weihnachts- Nummer der»Sporting und Dramatic News«, in ihrem bekannten roten Umschlag, durch wirkt mit goldenen Stechpalmenblättern, bringt dies Gefühl in dem Bilde »Peace on Earth«, Pretoria: Christmasday 1902 schön zum Ausdruck. Britische Offiziere trinken diesen Toast inmitten einer gastfreundlichen Buren familie. Auch der schwarze Diener scheint voller Entzücken mit einzustimmen. Das Heft ist auf gutem Papier mit hübscher klarer Schrift gedruckt. Viele ganzseitige Bilder, von Autotypien gedruckt, sind durch das Heft verteilt. Die Haupterzählung »The Shoulder Ornament« von Mason ist durch zwei Holzschnitte verziert. Hervorzuheben sind die lustigen Katzenbilder von Louis Wain, dessen besonderes Studium das Leben der Katzen bildet. Diese lustigen Karrikaturen dürften auch dem düstersten Pessimisten ein Lächeln entlocken. Eine Menge Anzeigen sind dem letzten Teile des Hefts bei gefügt. Als Prämienzugabe ist ein Riesengemälde des Sehlachten- bilder-Fabrikanten Caton Woodville in Oelfarbendruck hinzu gefügt worden. Das Bild stellt eine englische Heldenschar dar, die sich der Uebermacht der Buren nicht ergeben will. »No Surrender« lautet der Ruf des jungen Offiziers. Der ganze Aufbau des Bildes ist hölzern und von theatralischer Mache; er erinnert an die letzte Szene im letzten Akt eines Heiden- Schauspiels, bevor der Vorhang endgiltig fällt. Das Bild ist gut gedruckt, das Farbenregister gut eingehalten und die Farbengebung tadellos. Sehr modern und eigenartig ist der Umschlag der »Gentle- woman.« Die Vorderseite des Umschlages ist in drei Teile geteilt. Der grössere mittlere ist von einer Schneelandschaft bedeckt. Der Weihnachtsmann (Father Christmas) sitzt auf einem von einer jungen Dame gelenkten Schlitten. Hinter ihm liegen grosse Säcke mit Geschenken. Knecht Ruprecht sitzt als Diener und Wächter hinten auf. Neben dem Pferde laufen zwei bellende Hunde. Der untere Teil stellt eine Zierleiste dar. Der Weihnachtsmann ist abgestiegen und trägt einen schweren Sack einem hell erleuchteten Häuschen zu, aus dessen offener Haustüre ihm 5 Kinder, Knaben und Mädchen, mit Willkommen- Geschrei entgegeneilen. Der obere Teil des Umschlags trägt in kühnen Buchstaben den Titel »Gentlewoman« und Christmas 1902 Die Rückseite des Umschlags ist mit der unvermeid lichen Seifen-Anzeige bedeckt. Der hübsche, stilvolle, in kräftigen Farben ausgeführte Umschlag spannt die Erwartungen für den Inhalt des Heftes vielleicht zu hoch. Jedenfalls war Schreiber dieses sehr ent täuscht, als er den Inhalt des Heftes einer näheren Prüfung unterwarf. Die Bilder sind mittels der bekannten fotochemischen Verfahren hergestellt und gehen durch nichts über das Mittel- maass hinaus. Der Text ist für zartbesaitete Gemüter und ge fühlvolle Seelen ausgewählt und macht auf literarischen Wert keinen Anspruch, Wie in den Vorjahren, so gibt auch diesmal die »Gentlewoman« ein auf weisser Seide gedrucktes Farbenbild als Prämie. Die Farben kommen prächtig zur Geltung. Nur scheint das Bild selber in der Zeichnung und Perspektive ver fehlt zu sein. Eine Edelfrau in mit Hermelin verbrämtem Pelz mantel mit ihrem Töchterchen bringt Weihnachtsgaben nach der kleinen schneebedeckten Hütte. Die beste Weihnachtsnummer dieses Jahres hat unbedingt »Black and White«. Schon der bunte, im Jugendstil gehaltene Umschlag mutet uns festtäglich und freudig an. Ein jugend liches, den Kinderschuhen noch nicht entwachsenes Pärchen saust auf Schlittschuhen über das glatte, schwarze Eis, während die umgebende Schneelandschaft hierzu einen wirksamen Gegensatz bildet. Die Rückseite des Umschlags dient als Reklame für Seife. Der auf dem Umschlag versprochene Humor kommt auch im Heft selber zur Geltung. Schon das Titelbild, »Beim Geflügelbändler« entlockt uns ein Lächeln. Die junge Frau scheint der Versicherung des listig zwinkernden Händlers, dass der angepriesene Truthahn der zarteste Bissen in England sei, nicht recht Glauben zu schenken, während ihr dabei stehender Mann mit einem unsäglich dummen'Gesicht an seiner Stockkrücke kaut. Die meisten schwarzen Bilder sind mittels Fotografie von der Firma Annan & Co. hergestellt und zeichnen sich durch Klarheit aus. Sehr zu loben sind die dem Hefte beigegebenen Farbendrucke. Die Farbengebung ist entschieden gut und lebhaft. Eine recht englische Szene aus dem Volksleben Londons ist der Market-Day von Raven Hill. Leider ist dieses Bild nicht ganz gelungen, die oberste Platte hat nicht recht gedeckt, daher bleibt der Eindruck des Bildes ziemlich verwischt. Besser ist das humoristische Bild »Have we met before« ge lungen. Ein Betrunkener ist in den Schnee gefallen, und eine kleine Ratte spielt mit der ihm entschlüpften Branntweinflasche. Sehr gut ist der Farbendruck »Running the Blockade« nach dem Gemälde von S. M. Laurence. Zwei grosse Kriegsschiffe sind im Kampfe begriffen. Das Genrebild »A Marriage in the Fleet Prison« von D. Downing wird schon des Gegenstands halber bei den weiblichen Lesern Anklang finden. Die Szene spielt in dem so berüchtigten Schuldgefängnis Londons. Das neu vermählte Paar wird von den dort eingesperrten Schuldnern mit vollem Jubel empfangen. Der hübsch ausgeführte, klare Farbendruck »Jack Sprat« stellt eine groteske Szene dar, wie sie das englische Publikum um die Weihnachtszeit liebt. Noch wollen wir die Prämienzugabe »Theodora« erwähnen. Dieselbe ist bezüglich Farbengebung und Druck ausgezeichnet gelungen. Nur zu bedauern ist es, dass bei dem grossen Format dieses hübschen Kopfes kein besseres Papier gewählt wurde. Die Fleischfarbe des stolzen Gesichts mit den verächtlich gehobenen Lippen ist lebenswahr, und der Ausdruck der Augen ist äusserst wirkungsvoll. Auch die Farben der reichen Kleidung sind sehr gut zur Geltung gebracht. Schluss folgt