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Nr. 9 PAPIER-ZEITUNG 320 Vignette verziert. — Der Wandkalender von F. A. Günther & Sohn in Berlin W zeigt äusser einem schönen Akzidenz satz in fünf Farben die geschickte Benutzung des farbigen Papiertons. Der braunrote Karton bildet für die Umrahmung in Grün und Gold einen wirksamen Grund, und für das scheinungen der belebten Welt gebildet, einheitlich erscheint, werden wohl nicht überall recht gewürdigt werden. Vogeler ist bei seinen Arbeiten meist bemüht, dem Beschauer nicht S blos einen Sinnenreiz zu bieten, sondern ihm auch irgend ein hübsches, einfaches Märchen zu erzählen. Einem solchen Bestreben mag auch der Kalenderentwurf entstammen, der in seinen lebhaften, frischen Farben weit anmutiger aussieht, als in der schwarzweissen Abbildung. Die Symbolik bedarf keiner Erklärung, da sie einfach und ungekünstelt ist. Die technische Herstellung geschah auf der Buchdruckpresse mit der bei dieser Firma bekannten Sorgfalt. — Der Abreiss-Kalender von Gebr. Jänecke und Fr. Schneemann, Farbenfabriken in Hannover, wurde mit besonderer Sorgfalt ausgestattet, da er zugleich als Probe der bunten Buchdruckfarben der Firma dient. Die Rück wand des Kalenders wird von einer fantastischen Huldigung an Gutenberg und Senefelder zum grössten Teil gefüllt, den verbleibenden Raum oben und unten füllen die Firma und Fabrik-Ansichten. Die ganze Rückwand ist auf der Buchdruck presse unter Benutzung des Dethleff’schen Zurichte-Verfahrens bunt gedruckt und nachträglich lackirt. Da wahrscheinlich Dreifarbendruck angewendet wurde, konnte man mit weit ge ringeren Kosten die gleiche farbensatte Wirkung erreichen, die früher nur durch Anwendung der Chromolithografie möglich war. Wie bei früheren Jahrgängen dieses Kalenders, sind auch dies mal die Tagesblätter zur praktischen Reklame für die Erzeug nisse der Herstellerin ausgenutzt. Im oberen Drittel der Zettel ist der von Th. Goebel zusammengestellte Text angeordnet, welcher 144 Jubelfeste im Buchgewerbe aus den Jahren 1899 bis 1901 beschreibt, und ausserdem Gerichts-Entscheidungen, gewerbliche Streitigkeiten, neue Verfahren, und ausgewählte Poesie enthält. Wie die früheren Jahrgänge, hat auch der neue Kalender durch seinen Text bleibenden Wert. Kalendarium wurde der Karton erst mit einem weissen Grunde bedruckt, der die gute Lesbarkeit der Schrift sichert. Die gedruckte Widmung zeigt modernes Material in gefälliger und sinngemässer An wendung. Ausserdem wurde noch ein Wand kalender von derselben Firma hergestellt, der ausschliesslich prakti schen Bedürfnissen dienen soll. Er ist praktisch eingerichtet und bietet genügenden Raum für Vermerke. — Einen besonders kost bar ausgestatteten Ka lender fertigte auch in diesem Jahre die grosse Firma J. V. Socecu in Bu karest an. Der Abreiss block hat goldenen Schnitt und ist am Kopfe in eine Kappe von grü nem Plüsch gefasst. Die Rückwand aus starker Pappe ist ausgestanzt und mit dem gleichen Plüsch am Rande überzogen, während die Fläche über dem Block ein auf Seide gedrucktes Bild der ru mänischen Kronprinzes sin zeigt. Das Ganze ist mit einer Stütze ver sehen, sodass der Ka lender auf dem Schreib tisch stehen kann. — Die Buchdruckerei Julius Sittenfeld in Berlin W legt seit vielen Jahren be sondere Sorgfalt auf die künstlerische Ausstattung ihrer Wandkalender. In diesem Jahre hat sie den bekannten Maler und Zeichner Heinrich Vogeler, Worpswede, mit dem Entwurf betraut, und dieser Künstler lieferte den vorstehend abgebildeten Kalender, welcher im Format von etwa 40X40 cm ausgeführt ist. Die eigentüm- ichen Formen und die naive Art, Pflanzen und Tiere zu stilisiren, d. h. zu geeigneten Schmuckformen umzuschaffen, sodass das Ganze, obwohl aus den mannigfaltigsten Er Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer (Innung) In der ersten diesjährigen Versammlung am 26. Januar gab der Vorsitzende Herr Kommer zienrat Büxenstein, nachdem er die Freisprechung der Lehrlinge vollzogen hatte, einen Bericht über das abge laufene Geschäftsjahr. Das selbe habe zwar unter dem Druck ungünstiger Ver hältnisse zu leiden gehabt, doch dürfe man jetzt hoffen, dass der tiefste Stand er reicht sei, und eine Bele bung des Geschäfts bevor stehe. Ein Grund für den wenig erfolgreichen Betrieb der Druckereien liege in der unaufhaltsamen Ver mehrung der Druckereien und der Druckmaschinen, zum Teil vielleicht auch in dem Umstande, dass manche Grossbetriebe wie Aktien gesellschaften und andere grosse Unternehmungen nicht von Inhabern, son dern von verantwortlichen Leitern geführt werden, die im Bewusstsein ihrer grossen Verantwortung in erster Linie darauf bedacht seien, die Ma schinen im Gange zu erhalten und nicht so leicht einen Druckauftrag wegen schlechter Bezahlung zu rückweisen, wie es der Be sitzer einer Druckerei wohl tue. Das Jagen nach Ar beit höre nicht auf, und ungeachtet der gesteiger ten Betriebskosten sei eine angemessene Erhöhung der Preise nicht zu erzielen. Eine Besserung der Verhältnisse sei nur durch Hebung des Korps geistes und der Standesehre unter den Buchdruckereibesitzern zu er reichen. Es sei eine bedauerliche Tatsache, dass da, wo das Gewerbe den Mann nicht mehr ernährt, auch die Festigkeit der geschäftlichen Grundsätze leicht ine Wanken gerate. Der Vorsitzende des Aus schusses für das Lehrlingswesen berichtete, dass im Jahre 1902 446 Knaben ärztlich untersucht und von diesen 86 als untauglich für den Buchdruckerberuf befunden wurden, weitere 49 seien wegen un genügender Schulbildung zurückgewiesen. 94 Setzer- und 50 Drucker-