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Nr. 10 PAPIER-ZEITUNG 325 Arbeiterverhältnisse in nordamerikanischen Papierfabriken Ziemlich genau vor einem Jahre entstand in den Papier fabriken des Staates Wisconsin eine Arbeiterbewegung, die mit Hilfe lang andauernden Ausstandes Verkürzung der Arbeits zeit bei gleichbleibendem Lohne zu erringen suchte. Die Firma Kimberly and Clark Co., die in den Staaten Wisconsin und New York 9 Papierfabriken betreibt, war die erste, die den Forderungen der Arbeiter entsprach und die von der Brüderschaft der Papiermacher geforderte Ruhe von Sonnabend Abend 6 Uhr bis Sonntag früh 6 Uhr einführte. Sie erklärte aber damals ausdrücklich, dass diese Einführung nur dann in Kraft bleiben solle, wenn es der Brüderschaft gelinge, auch die andern grossen Papierfabriken des Staates Wisconsin zur Annahme der wöchentlich 60stündigen statt der 72 stündigen Arbeitszeit zu bewegen. Am 1. Januar 1903 erklärte nun die Firma ihren Arbeitern, dass die Brüderschaft dieser Erwartung nicht entsprochen habe, da kaum in der Hälfte der grossen Papierfabriken im Staate Wisconsin die neue Ordnung eingeführt sei. Die Firma empfahl den Arbeitern, aus eigenem Antrieb zur 72stündigen Arbeits woche zurückzukehren. Die Firma sei im Wettbewerb mit denjenigen Firmen, die länger arbeiten lassen, so sehr im Nachteil, dass sie die Aenderung nicht länger hinausschieben könne. Die Arbeiter der einzelnen Fabriken der Firma hielten hierauf Versammlungen ab, und nach den bis jetzt vorliegenden Berichten hat es den Anschein, als würden sie sich mit der Verlängerung der Arbeitszeit einverstanden erklären. Es fehlt zwar nicht an Einzelnen, die zum Ausstand raten, aber den Arbeitern sind die Bedrängnisse des letzten Ausstandes noch so lebhaft in Erinnerung, dass sie deren Wiederholung ver meiden wollen. Pappen In Amerika. Der Verband der Schachtelpappen- Fabriken (United Box Board and Paper Company) hat zu Beginn dieses Jahres die Preise für Pappen um 2 bis 5 Dollar die Tonne (etwa 1 M. bis 2 M. 50 Pf. die 100 kg) erhöht. Der Verband gibt als Grund an, dass Kohlen in fast allen dem Verband gehörigen Fabriken so knapp und so teuer geworden sind, dass mit diesem Aufschlag die Erhöhung des Brennstoff preises noch nicht gedeckt erscheine. Die Kohlennot rühre nicht so sehr von der Unfähigkeit der Bergwerke her, genug Kohlen zu fördern, als von dem beständigen und in nächster Zeit kaum zu beseitigenden Mangel der Eisenbahn-Gesell schaften an Frachtwagen und Lokomotiven. Wechsel-Vordruck In einer Ihrer früheren Nummern gaben Sie eine genaue Vor schrift der jetzt zu verwendenden Wechselformulare laut inliegendem. Muster kund, und ich habe daraufhin eine grössere Anzahl von diesen Formularen fertigen lassen. Der Vordruck lautet: Fällig am in den 19 Für Mark Am zahlen Sie für diesen Wechsel an selbst oder Verfügung Herr Heute nun wird mir von einem Kunden aus Belgard die Mit teilung, dass die dortige Reichsbanknebenstelle den Text als nicht zulässig beanstandet hat, und derselbe richtig heissen muss: »am zahlen Sie für diesen Wechsel an die Ordres oder »am zahlen Sie mir für diesen Wechsel« Ich wäre Ihnen nun sehr dankbar, wenn Sie mir hierfür eine Er klärung geben können. H. Der beanstandete Wechselvordruck kann nicht nach der Empfehlung der Papier-Zeitung gedruckt sein, denn wir haben schon dutzendemale auf ähnliche Fragen und auf weitergehende Verdeutschungs-Vorschläge mitgeteilt, dass wir nur den von unserm rechtskundigen Mitarbeiter in Nr. 48 der Papier-Zeitung von 1901 vorgeschlagenen Vordruck empfehlen können, welcher lautet: 3 (Ort), den 190 Für Mark E su g 8 Am 190 zahlen Sie gegen diesen Wechsel 8 an die Order von selbst 3 E Mark E ■ — =E E= g A 3 An E (Name oder Firma des Ausstellers) o 5 in ■■ ... o (2 Zeilen leer für etwaige Domizilvermerke) Jede weitere Aenderung, Kürzung oder Verdeutschung kann zu Unzuträglichkeiten führen. Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Belehrungskurse Den nächsten Vortrag hält Herr Otto Altmann von der Firma Eduard Büttner & Co. am Dienstag, 3. Februar, abends 8 Uhr, (wie bisher im grossen Hörsaale des Postgebäudes, Artilleriestrasse 10) über die »Entwicklung der Chromo-Litho grafie« unter Vorführung von Platten und Mustern. Zutritt steht allen Fachgenossen und deren Angestellten frei. Probenschau Menü- und Tischkarten der Bürener Papierwaren-Fabrik Her mann Grüttner, G. m. b. H. in Büren. Die uns gesandten Muster zeigen grosse Mannigfaltigkeit in Format und Schmuck. Der Raum für die Schrift ist auf allen Karten von Verzierung frei geblieben, während der Rand zum Teil mit einer recht breiten Einfassung, die durch Prägung hergestellt ist, ausgestattet wurde. Diese Prägung stellt auf genarbtem oder geriffeltem Grunde Blumengehänge vor, die meist in hellen Farben kolorirt sind, so dass sie sehr zart aussehen. Bei den grossen Karten, welche das Wort Menu am Kopf tragen, ist die Schrift gut lesbar. Im Ganzen zeigt sich bei den Mustern dieser Firma eine angenehme Zurückhaltung in der Verzierung der Karten, und diese sehen umso besser aus, als der Schmuck wenig Raum einnimmt. Parole-Postkarten von W. Bohlig's Verlag in Nürnberg. Bei den Angehörigen des Heers und der Marine ist es häufig Ge brauch, das ersehnte Ende der Dienstzeit in Form von Strichen, deren Zahl den noch zu dienenden Tagen entspricht, an einer Wand oder in einem Notizbuch zu bezeichnen und diese grosse Zahl von Strichen täglich um einen zu vermindern. Einer ähn lichen harmlosen Spielerei sollen die Parole-Postkarten dienen, deren Rückseite einen Soldaten darstellt, welcher mit ausge strecktem Arm auf einen Wegweiser zeigt, dessen Schild das Wort „Heimat“ trägt. Der daran vorbeiführende Weg endigt in einem Städtchen am Horizont. In der Mitte des oberen Randes der Karte sind drei Pappscheiben auf kleinen Metall splinten drehbar befestigt. Jede von ihnen trägt die Ziffern reihe 1—0, und man kann durch Drehung dieser Scheiben eine dreistellige Zahl von beliebiger Höhe zusammenstellen. Ueber dem kreisförmigen Ausschniit, in dem diese Zahl sichtbar wird, steht das Wort „Parole“! Die Karte besteht aus einer doppel ten, an den Rändern geklebten Kartonlage und bietet der postalischen Behandlung keine Schwierigkeit. Für den Ver trieb bei den verschiedenen Truppen ist die betreffende Uniform durch Druck und Kolorit genau nachgebildet. Die Ausführung der uns gesandten Muster ist für die geringen Ansprüche der Soldaten wahrscheinlich noch genügend.