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Nr. 7 PAPIER-ZEITUNG 219 über die von der Firma Keller & Reiner veranstaltete Otto Eekmann-Ausstellung, und Herr Philipp Wilhelm, Dennewitz- Strasse 25, erläuterte sein gesetzlieh geschütztes Verfahren des Linoleumschnitts. Herr Albin Weber berichtete über den Inhalt der Fachpresse. Am 13. Dezember feierte die Gesell schaft im Deutschen Hof ihr 23. Stiftungsfest; um eine recht zahlreiche Beteiligung zu ermöglichen, war dasselbe derart vor bereitet worden, dass den Teilnehmern nur ganz geringe Kosten erwuchsen; dessenungeachtet war der Besuch auf fallend mangelhaft. Dies ist umso mehr zu bedauern, als gerade diese geselligen Zusammenkünfte dazu beitragen sollen, die Mitglieder einander näher zu führen, und der Festaus schuss Alles aufgeboten hatte, um den Teilnehmern einen an genehmen Abend zu bereiten. Es gewinnt hiernach den An schein, als ob Veranstaltungen, welche den Einzelnen nichts kosten, nicht die gebührende Würdigung erfahren. Vielleicht war auch der Zeitpunkt des Festes, weil dem Weihnachtsfest zu nahe, nicht recht geeignet für die Feier. In der Regel wurde das Fest erst am Anfang des kommenden Jahres abgehalten, und hieraus erklärt es sich auch, dass im Jahre 1902 zwei Stiftungsfeste gefeiert wurden. Hoffen wir, dass die Beteiligung im nächsten Jahre zahlreicher sein möge. Im Anschluss hieran bemerkte der Vorsitzende mit be sonderer Genugtuung, dass die Gesellschaft jetzt ein volles Jahr im Buchgewerbesaal, jener für ihre Arbeiten geeignetsten Stätte, habe tagen können. Wenn auch die Entwicklung der Gesellschaft einen weiteren erfreulichen Fortgang genommen habe, so müsse er doch den Wunsch aussprechen, dass die Miglieder noch mehr als bisher sich an dem Meinungsaustausch beteiligen und ihre Erfahrungen zum besten geben, dass ferner die Benutzung der Sammlungen reger werden möge, und dass schliesslich alle Mitglieder auch das in der Gesellschaft finden, was sie suchen. Bedauerlich sei die geringe Beteiligung am Stiftungsfest, es werde sich in Zukunft kaum noch Jemand finden, der die Vorbereitungen zu einem solchen Feste über nehmen wolle. Hierauf erstattete der Kassirer, Herr Stadt hagen, den Kassenbericht. Anfang des Jahres 1902 war ein Bestand von 353 Mk. 73 Pf. vorhanden, eingenommen wurden 1561 M. 50 Pf., ergibt zusammen 1915 M. 23 Pf. Ausgegeben wurden 1656 M. 77 Pf-, sodass ein Bestand von 258 M. 46 Pi.' verbleibt. Nachdem Herr Krüger namens der Kassenrevisoren berichtet, dass bei der Revision Ades in bester Ordnung ge funden sei, wurde dem Kassirer Entlastung erteilt. Aus der Mitte der Versammlung wurden mehrseitig Klagen darüber laut, dass die Haustür des Grundstücks Friedrichstrasse 231 an den Sitzungsabenden wiedeiholt um 10 Uhr und früher ge schlossen worden sei, sodass den Mitgliedern der Zutritt zum Buchgewerbesaal unmöglich gewesen sei. Der Schriftiührer, der zugleich die Aufsicht über den Buchgewerbesaal führt, wurde ersucht, für Abhilfe zu sorgen. . Während der sodann stattfindenden Neuwahl des Vorstandes übernahm Herr Erler den Vorsitz. Zum ersten Vorsitzenden wurde Herr Gustav Könitzer einstimmig wiedergewählt, zum zweiten Vorsitzenden Herr Paul Filzhuth, der indessen die Wahl aus Gesundheitsrücksichten ablehnte. An seiner Stelle wurde Herr Georg Erler zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Zum Kassirer wurde Herr A. Stadthagen und zum ersten Schriftführer Herr E. Baumeister einstimmig wiedergewählt. Da Herr C. Kulbe eine Wiederwahl entschieden abgelehnt hatte, wurde Herr Albin Weber zum stellvertretenden Schriftiührer gewählt. Zu Beisitzern bezw. Verwaltern der Sammlungen wurden die Herren W. Hartmann, G. Taubei und Bruno Senf einstimmig wiedergewählt. Die Wahl einer technischen Kommission wurde vertagt. Ein Antrag des Vorsitzenden, den Beitrag in Rücksicht auf das in zwei Jahren stattfindende 25jährige Jubiläum der Gesellschaft von 2 M. auf 2 M. 50 Pf. zu erhöhen, wurde ab gelehnt, zumal ein solcher Beschluss eine Statutänderung be dingen würde. Zur Mitgliedschaft angemeldet wurde Herr Carl Kleinknecht bei der Firma F. A. Güntner & Sohn und hierauf die General- Versammlung um 12 Uhr geschlossen. B. Wertvolle Kalender-Sammlung. Eine vollständige Sammlung des Gothaer Hofkalenders aus dem Besitz des Grafen Desauvage, die dieser Tage in Paris versteigert wurde, erzielte 6500, d. h. mit dem Kostenzuschlage 7150 Frank. K. Neuer Titelschriftkasten Herr Theodor Klaas in Hohenlimburg erfand eine neue Ein richtung für den Titelschriftkasten, um das Umfallen der Schrift zu verhüten. Die durch DRGM 179 731 geschützte Einrichtung ist aus dem nachstehend abgedruckten Bilde, welches einen zur Hälfte mit Schrift gefüllten Kasten darstellt, ersichtlich. Die in allen Steckschriftkästen gebräuchlichen Holzleisten sind bei dem Klaas’schen Kasten in Abständen von etwa 10 bis 12 mm mit senkrechten Einschnitten versehen, die nicht ganz bis zur Oberkante reichen nnd den Stäben ungefähr folgendes Aussehen geben | । । । । । । | In diese Einschnitte sind in der Längsrichtung des Kastens verzinkte Stahlstreifen geschoben. Die Holzleisten können infolge dieser Anordnung für jede Schriftgrösse wie bisher verschoben werden; der für die Schrift freiwerdende Raum wird durch die Stahlstreifen und Holzleisten in Vierecke von etwa 12 mm Breite und beliebiger Kegelhöhe gegliedert. Um die in solchem Kasten stehende Schrift zu versetzen, braucht man weder Ahle noch Pinzette, denn die Buchstaben können, selbst wenn nur ein einzelner in dem Viereck steht, nicht umfallen und sind daher leicht mit den Fogern zu erfassen. Auch das Ablegen wird erleichtert, indem die Räume freibleiben, und die Buchstaben nicht seitlich verschoben zu werden brauchen, um für die alfabetische Reihen folge Platz zu gewinnen. Die Stahlschienen stehen in den Einschnitten der Holzleisten unverrückbar, können aber mit Leichtigkeit herausgenommen werden, wenn die Holzleisten herausgezogen sind. Wie gewöhnlich sind diese durch Leisten an de Seitenwänden des Kastens niedergehalten und können erst am Ende des Kastens, wo diese Leisten etwas verkürzt sind, nach oben herausgezogen werden. Der abgebildete Kasten ist durch eine Zwischenwand in zwei Hälften geteilt, doch ist dies nicht nötig, nnd die Kästen werden nach Wunsch mit beliebiger Einrichtung geliefert. Der Preis der Kästen be trägt nur wenig mehr als bei gewöhnlichen Titelschriflkästen ohne solche Einrichtung. Auch die Reinigung der Kästen ist eine recht eintache Arbeit, und der uns vorgelegte Kasten war einfacher, besser und zweckdienlicher als andere uns bekannte Hilfsmittel, die dasselbe Ziel auf anderem Wege zu erreichen suchen. Mehrlieferung von Drucksachen Wir haben einem unserer Kunden bei einem Auftrage fast 10 pCt. mehr geliefert, und er stellt uns dieses Mehr zur Verfügung. Wir glauben, dass der Drucker im Recht ist, wenn er ein Mehr in Rech nung stellt, da es ja bei Drucksachen zuweilen unmöglich ist, genau die bestellte Menge anzufertigen. Wir haben versucht, mit unserem Kunden in Güte auseinander zu kommen, doch will uns dieser kein Stück über die bestellte Menge abnehmen. Um uns vor unnötigen Kosten zu schützen, tragen wir Sie, ob Ihnen vielleicht eine diesbezüg liche Entscheidung eines Gerichts bekanntist. Fragestellende Firma besitzt Stein- und Buchdruckerei. War die gelielerte Drucksache Steindruekarbeit, so war Mehr lieferung von 5 pCt. wahrscheinlich zulässig, vergl. Punkt Ila im Bericht über die Hauptversammlung des Vereins Deutscher Steindruckerei-Besitzer in Nr. 90 der Papier-Zeitung von 1902. Die Zulässigkeit der Mehrlieferung hängt auch davon ab, ob das Gericht die einseitige Bestimmung der Steindruckerei - Be sitzer den Verbrauchern gegenüber als Handelsbrauch gelten lässt. War die Drucksache lediglich Buchdruck-Arbeit, so lässt sich kein Prozentsatz angeben, der übernommen werden muss, denn unseres Wissens besteht hierfür kein Handelsbrauch. Mehrere bedeutende Druckfirmen haben in früheren Jahrgängen der Papier - Zeiturg mitgeteilt, dass sie ihre Kunden nicht für verpflichtet halten, Mehrlieferung zu übernehmen.