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Nr. 6 179 .C Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * *** Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung M:tarbeitez und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Kalenderschau Die für das Jahr 1903 erschienenen Kalender, welche von grösseren Firmen aller grafischen Fächer gefertigt, diesen als dauernde Reklame zu dienen bestimmt sind, zeigen im Ganzen dieselbe Ausführung wie in früheren Jahren. Die über wiegende Mehrzahl wurde auf lithografischem Wege hergestellt, nur wenige Buchdruckereien sind noch bestrebt, mit Ein fassungen, Linien und Tonplatten hergestellte gute Akzidenz arbeiten zu liefern; und auch bei diesen Kalendern hat häufig ein Drei- oder Vierfarbendruck den Hauptteil des Schmuckes übernehmen müssen. Die Einrichtung der Kalender zeigt den langsamen Uebergang vom Tagabreisskalender zum Wochen abreisskalender; wahrscheinlich, weil auf den Wochenblättern eher und leichter Vermerke angebracht werden können als auf den meist kleinen Tageszetteln. Ausserdem bieten sie den Vorteil, dass stets die ganze Woche mit Vermerken zu über sehen ist. Solch ein recht praktischer Notizkalender wird, wie schon seit einigen Jahren, auch in diesem Jahre von der Buch- druokerei A Seydel & Cie., G. m. b. H. in Berlin SW, Alexandrinen- strasse 105/6, gefertigt. Es ist ein Block im Format von 33 X 26 cm, dessen einzelne Blätter den Vordruck für je eine Woche und eine Uebersicht des ganzen Jahres enthalten. Der Satz ist einfach und zweckentsprechend, auf jedem Tages abteil ist ausreichender Platz für Vermerke, der Druck wurde in zwei Farben ausgeführt, und eine mässige Reklame am Kopf jeden Blattes sorgt dafür, dass die Herstellerin im Laufe des Jahres nicht in Vergessenheit gerät. Die Farbenfabriken von Chr. Hostmann, G. m. b. H. in Celle, versandten einen Wochenabreisskalender an ihre Geschäfts freunde, welcher äusser einer in vierfarbigem Druck her gestellten Schmuckdecke auch auf den Wochenblättern Proben ihrer Erzeugnisse bietet, indem jedes Blatt in drei Farben ge druckt wurde, deren Bezeichnung am Fuss des Blattes an gegeben ist. Einige gut gelungene Illustrationsdrucke zeigen die gute Deckfähigkeit und Lichtwirkung der Farben an Autotypien. Stähle c Friedel in Stuttgart haben einen Wochen- abreisskalender mit bunter, lithografirter Rückwand gefertigt. Diese Rückwand ist neben dem Block mit einem vollständigen Kalendarium bedruckt, während eine farbige Allegorie von Handel und Industrie den oberen Abschluss bildet. Die Buch druckerei von J. L. Stich in Nürnberg sandte uns einen Woohenkalender, der zugleich als Wandkalender dient. Als Schmuck sind die Planetenzeichcn und die wechselnden Mond stellungen in einer sehr hübschen Einfassung verwendet. Wilhelm Gronau's Schriftgiesserei in Berlin-Schöneberg hat für den Block des Wochenabreisskalenders die Form eines Heftes gewählt. An der Rückwand wurde mittels Metallösen eine Schnur be festigt und das Zettelheft so darüber gehängt, dass die Schnur durch den Falz läuft, an beiden Seiten durch Oesen geführt wird und dann hinter dem Heft zusammengebunden ist. Die abgelaufenen Blätter sollen nicht abgerissen, sondern hinter die Schnur gelegt werden, sodass am Schluss des Jahres alle etwaigen Vermerke noch vorhanden sind. Unter dem Platz des Blocks ist ein Kalendarium abgedruckt. Einen für Buchdrucker besonders praktischen Kalender hat der Vorstand des Deutschen Buchdrucker-Vereins heraus gegeben und denselben sämtlichen Buchdruckereibesitzern Deutschlands zugesandt. Der Verein will durch den schön ausgestatteten Kalender den Grundsätzen, nach denen Druck sachen berechnet werden müssen, in Deutschland zu besserer Geltung verhelfen. Der vom gleichen Verein herausgegebene Minimal-Druckpreise-Tarif bietet hierfür bereite die beste An leitung, aber er ist nicht stets bei der Hand, und der Kalender soll diesen Mangel ausfüllen, indem er dem Buchdruckerei- besitzer auf dessen Schreibtisch stets vor Augen bleibt. In der Form eines Wochenkalenders mit fester Papprückwand und Stütze zum Aufstellen, enthält er am Kopf jeden Blattes eine Bemerkung über Satzberechnung und am Fuss eine über Druokberechnung. Ausserdem ist dem Leser des Kalenders auf eingelegten Zwischenblättern der Beitritt zum Deutschen Buchdrucker-Verein und zur Feuerversicherungs - Genossen schaft Deutscher Buchdrucker empfohlen. Der Kalender ist in jeder Druckerei sehr nützlich, und die Vereins leitung hat sich mit seiner Herausgabe ein weiteres Verdienst erworb en. Einen durch geschmackvolle Satzarbeit ausgezeichneten Wandkalender fertigten Denter & Nicolas in Berlin C, Neue Friedrichstrasse 43. Die gut durchgeführten Satzarbeiten bei Wandkalendern werden immer mehr von dem wachsenden Bilderschmuck verdrängt, daher verdient eine Buchdruckerei volle Anerkennung, die einen sechsfarbigen Wandkalender ohne Zuhilfenahme von Bildern äusserst sauber und geschmack voll herstellt. Gebr. Grunert in Berlin SW haben unter Zuhilfenahme von zwei Chromotypien einen sehr wirkungsvollen doppelseitigen Wandkalender geschaffen, während die Buchdruckerei C. Weigend in Teplitn-Schönau ihren in vier Farben sauber gedruckten Wand kalender durch einen grossen Dreifarbendruck schmückte. Die Firma Friedrich Jasper in Wien zeigt wiederum ihre bekannte Meisterschaft an einem Dreifarbendruck, der das Parlaments gebäude in Wien nach einem Aquarell darstellt. Die Frische und Reinheit der Farben ist bei dem Druck besonders hervor zuheben. Leider wurde das Kalendarium auf einen verhältnis mässig engen Raum zusammengedrängt, und man hat hier wie bei vielen Wandkalendern den Eindruck, als sei der Schmuck die Hauptsache und das Kalendarium nur ein not wendiges Uebel. Der Kalender der Kunstanstalt von Müller & Trüb in Aarau und Lausanne ist eigentlich mehr ein hübsches kleines Plakat, das in seinem Entwurf mancherlei Anlehnungen erkennen lässt, aber trotzdem durch die sorgfältige und liebevolle litho grafische Technik angenehm berührt. Das Art. Institut Grell Füssli in Zürich hat seinen gleichfalls plakatartigen Kalender mit feinem Geschmack hergestellt, und das als Hauptschmuck dienende Bild stellt eine skizzirende junge Dame vor, die sich von dem Gebüsch des Hintergrundes wirksam abhebt. Das Bild sollte wohl zugleich als Probe der Leistungsfähigkeit auf dem Gebiet des modernen Bilderdruckes dienen und wird als solche gut bestehen. Die lithografische Kunstanstalt von Kornsand & Co. in Frankfurt a. M. lieferte auch eine Probe ihres Könnens, indem sie einen lebensgrossen Frauenkopf in kräftiger roter Beleuchtung darstellte. Das leuchtende feurige Rot des Kopfes wird durch einen blauweissen Schimmer am Rande der Haare und eine ebensolche Blüte auf der Stirn er höht; auch der violetrote Hintergrund und die weitere saft grüne Farbe der übrigen Fläche sind geeignet, den starken Eindruck des vollendet schönen Kopfes zu erhöhen. Unter dem Kopf ist der Abreissblock angebracht. Auch der Wandkalender von Max Lichtwita in Berlin C, Hausvoigteiplatz 3)4, wurde grösstenteils auf der Steindruokpresse hergestellt. Auf graugrünem Grunde zeigt er gelb weisse Fantasieblüten auf einem schwarzen Linienornament. Die Ver einigten Kunstanstalten A-G. in Kaufbeuren und München ver sandten einen sehr gefällig ausgestatteten Wochen-Abreiss kalender, der als Beilagen mannigfache Proben ihrer Druck- Erzeugnisse enthält und auch durch die Präge- und Stanzarbeit ausgezeichnet ist. Sehr einfach aber zugleich sehr geschmack voll ist der kleine Kalender der Buchbinderei Hübel & Denk in Leipzig. Er trägt auf einer kleinen Fläche in der Mitte die Firma und zu beiden Seiten als Schmuck das Bild je einer Pfauenfeder auf rotem Grunde. Im unteren Teile des Mittel feldes ist der kleine Kalenderblock angebracht. Der vorzüg liche Eindruck, den dieser 18X24 cm grosse Kalender macht, beruht hauptsächlich auf der fein berechneten Gesamtwirkung der Farben. Schluss folgt