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Nr. 5 PAPIER-ZEITUNG 141 Gesiebt zu verändern. Bei anderen Glückwunschkarten waren die Figuren ganz herausgepresst und mit Hilfe einer Stütze zum Aufstellen eingerichtet, oder die Figur, z. B. ein Bierkrug, unter dessen ausgeschlagenem Deckel ein Mann oder ein weiblicher Kopf hervorsieht, hat ein angebogenes Rückblatt, auf welchem der Glückwunsch oder ein Vers steht. Die alte Mode, Glückwunschkarten mit Geweben auszu statten, ist auch für die Nen jahrskarten wieder mehr zur Geltung gekommen. Da liegt z. B. auf einem weissen Karten blatt, eine kleine Landschaft umrahmend, ein Hufeisen, ganz aus weissem Seidenkrepp mit blauer Kante geformt, oder das Hufeisen ist von Silber in Hochdruck ausgeführt und mit kleinen Schleifen von Seidenkrepp verziert. Oder man sieht eine Leier, deren untere Grundform aus hochgepufftem weissem Mull besteht, während die Saitenträger und die Saiten selbst aus Goldborde hergestellt sind. Kleine Blumen aus Stoff dienen zur weiteren Ausstattung dieser Karten, die alle einen Aufdruck tragen, der Bezug hat auf den Jahreswechsel. Die Karten mit Federschmuck, die im Herbst mit »Waid mannsheil« erschienen, haben eine weitere Ausgestaltung er fahren. Da sitzt nun mit verschränkten Armen ein Klown am Tisch, an welchem »Herzlichen Glückwunsch« steht, und ba- lanzirt, den Kopf zurückwerfend, eine lange, natürliche Pfauen feder auf der Nase. Oder es ist ein Park dargestellt, mit hoher Mauer, auf welcher ein Pfau sitzt aus natürlichen Federn, mit lang herabfallendem Schweif. Oder man sieht ein Boot auf dem See und dicht vor dem Segel schiesst eine Möve, aus Federn zusammengestellt, zum Wasser hinunter. H. P. 22. Offizielle Leipziger Papiermesse Bekanntlich veranstaltet der Mitteldeutsche Papier-Industrie- Verein (Vorsitzender Bruno Nestmann) seit 13 Jahren ge legentlich der Leipziger Messen Papier- und Schreibwaren-Mess ausstellungen, umfassend: Papiere jeder Art, Papier- und Schreib waren und verwandte Erzeugnisse, aus Papierstoff und Papier gefertigte Gegenstände, einschlägige Druck-Erzeugnisse usw. Diese Papiermessen werden seit 2 Jahren in dem prächtigen Leipziger Messpalast (Rud. Fleischhauer), Petersstrasse 44, im ge räumigen Saale des dritten Stockes abgehalten, und der Besuch derselben wird allen zur Leipziger Messe kommenden Grossisten und Exporteuren angelegentlichst empfohlen. Viele Ausländer sind regelmässige Besucher und gern gesehene Käufer. Die diesjährige Frühjahrs-Papiermesse findet statt von Montag 1. bis mit Sonnabend 7. März. Trotz der jetzt wieder vorgenommenen Vergrösserung der Räume sind sämtliche Plätze schon seit Monaten belegt; neue Anmeldungen von Ausstellern können also für die kommende Messe nicht berücksichtigt werden. Infolge der vielen Nachfragen bat man sich entschlossen, im Jahr 1904 200 qm Raum hinzuzunehmen. Schulschreibhefte in Westpreussen Am 2. April 1902 wandte sich eine Vereinigung der Dan ziger Buchhändler mit einer Eingabe an das Königl. Provinzial- Schulkollegium und bat, dass die Lehrer angewiesen werden möchten, für die Folge den Schulkindern den Bezug von »Pesta lozzi-Heften« nicht zur Pflicht zu machen, da sich die Danziger Papierhändler durch dieses Vorgehen in ihrem Erwerb be schränkt sahen, denn der Pestalozzi-Verein Westpreussen hatte den Vertrieb der Hefte mit dieser sogenannten Normalliniatur einer einzigen Firma übertragen, wodurch der Handel mit Schreibheften sozusagen monopolisirt war. Diese Eingabe hat das Provinzial-Schulkollegium zunächst an die Königl. Regierung Danzig weiter gegeben, und jetzt ist den Papierhändlern in Danzig, zu Händen des Hoflieferanten Herrn Heinrich Jacobsohn in Firma J. H. Jacobsohn, Danzig, von der Königl. Regierung der Bescheid zugegangen, dass die vorgenannten Pestalozzi - Hefte vom 1. April 1903 ab von dem Gebrauch in den Schulen im Regierungsbezirk Danzig ausge schlossen seien. Herrn Jacobsohn wurde anheim gegeben, diesen Bescheid den Papierhändlern kund zu geben. Es ist sehr erfreulich, dass das Vorgehen einer Anzahl von Papierhändlern einen so durchschlagenden Erfolg erzielt hat. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren - Faches die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben Reformschiefertafel von Ernst H. C. Fischer in Benignengrün bei Wurzbach i. Th. Die Schiefertafel als Schreibgerät der kleinsten Schüler verdirbt durch die für das Schreiben nötige Kraft anstrengung sehr häufig die gute Haltung der Kinder. Ausser dem sind gerade die jüngsten mehr als andre Schüler ge zwungen, aus Büchern abzuschreiben. In solchem Fall muss das Kind zuerst in das danebenliegende Buch sehen, um dann das Gelesene auf der Tafel nachzumalen. Solche An strengungen rufen sogar bei Erwachsenen oft Gesundheits schädigungen hervor, während Rückgratverkrümmungen bei Kindern häufig sind. Um die seitlichen Biegungen des Körpers überflüssig zu machen, hat obengenannte Firma die Schiefer tafel mit einem ansteckbaren Lesepult aus gestattet, welches in nebenstehendem Bilde im Gebrauch von der Seite gesehen dar gestellt ist. Das Lesepult ist ein hölzerner Rahmen, der an der unteren Kante mit zwei eisernen Stiften ausgerüstet wurde. Der obere Rand der Schiefertafel trägt die diesen Stiften entsprechenden Löcher. Wenn Pult und Tafel mittels dieser Stifte vereinigt werden, so steht das Pult in einem Winkel von 45° hinter der Tafel und kann das Buch, aus welchem das Kind abschreiben soll, auf nehmen. Eine Leiste am unteren Rande des Pultes dient dem Buch als Stütze, und eine weisse Schnur kann über das auf geschlagene Buch gespannt werden, um die Blätter des Buches in ihrer Stellung festzuhalten. Das schreibende Kind bleibt durch solche Anordnung in der wünschenswerten geraden Stellung, weil es sowohl Schiefertafel wie Buch gerade vor sich hat. Tafelrahmen und Pult sind aus starkem Buchenholz her gestellt. Speisenfolgen und Tafelkarten zu Kaisers Geburtstag von Paul Pi'tius, Berlin SW, Oranienstr. 119. Wir erhielten Muster der für die Feier von Kaisers Geburtstag gefertigten Tafelkarten, welche in Format und Schmuck rerht mannigfaltig sind. Auf den kleineren Karten, die für die Bestimmung des Platzes an der Tafel verwendet werden sollen, ist ein blindgeprägter Rand als äussere Umfassung verwendet. Ausserdem bildet ein gold geprägtes W II mit der Krone, oder ein Wappenherold, oder ein auifliegender Reichsadler in Gold- und Farbenprägung den für die Veranlassung charakteristischen Schmuck. Auf den grösseren Doppelkarten, welche auf der ersten Seite den Namen der Feier usw. und auf der dritten Beite die Speisenfolge auf nehmen sollen, sind teils derselbe Schmuck, teils noch andere Motive verwandt. Auch bei diesen grossen Karten, welche verschiedene Oktavformate von 12X18 cm bis 14 5X21 cm auf weisen und auch einfach erhältlich sind, ist die Vorderseite durch einen geschmackvollen Blinddruck-Rahmen geziert. Be sonders schön sind zwei verschiedene Lichtdruck - Bildnisse des Kaisers, die auf je einer von den Karten abgedruckt wurden. Die Karten sind sämtlich mit grosser Sorgfalt ge arbeitet und mit feinem Geschmack ausgestattet. Lichtdruckpostkarten von Carl Seyd in Boppard. Etwa ein Dutzend neuer Kartenserien, nach lebenden Personen gefertigt, zeigen eine erstaunliche Vielseitigkeit. Drei Serien Osterkarten sind teils nach Tusohzeichnungen, teils nach lebenden Gruppen angefertigt, während die vierte Serie kleine Engelbilder in Blumen-Umrahmung mit religiösen Sinnbildern trägt. Reiche Vergoldung erhöht den Reiz dieser bunten Karten. Dem Karneval ist eine Serie gewidmet, welche die Streiche des dummen August schildert, während die für Pfingsten be stimmten Karten das Behagen und die Freude an der wieder grünenden Natur schildern. Die Liebe wird auf sechs Karten serien geschildert, die als »Herzensfrage«, »Verlobung«, »Ge fundenes Glück«, »Tiroler Liebe«, »Was sich liebt, das neckt sich« und »Adam und Eva« grösstenteils recht hübsche Bilder, sämtlich nach lebenden Personen, enthalten. Unter den übrigen Karten findet sich eine »Faust-Serie«, eine »Kinder- Serie«, »Naschkätzchen« und drei besonders schöne Karten, die Rheinwein, Mosel und Sekt in je einer Mädchenfigur ver sinnbildlichen. Diese drei Karten sind mittels Fotochromdruck, ebenso wie die Serie »Verlobung« gefertigt.