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Nr. 5 PAPIER-LEITUNG 139 weil der Querschnitt der Fasern, welche unter 1 qom zu liegen kommen, 120 X 0,04 qmm = 4,88 qmm beträgt. Diesem Quer schnitt entspricht eine Höhe von 2—3 mm, welche kleiner ist als die Entfernung der Walzen- und Grundwerkmesser. Vorstehende Rechnung war notwendig, weil der Stoff nicht gleichmässig wird, ehe er ganz zermalmt ist, und bei 5 mm Entfernung der Walzenmesser vom Grundwerk wohl schon einige Faserbündel zerdrückt werden. Der Sicherheitskoeffizient wird aber in keinem Fall kleiner als 20 bis 30 sein. Wenn die Walze auf dem Grundwerk aufliegt, also im Mahlraum fast gar kein Stoff sein kann, werden diejenigen Bild 4 Faserbündel zermalmt, welche sich in den Messerzellen be finden, diejenigen aber zerschnitten, welche nach Bild 3 her aushängen. Diese heraushängenden Fasern werden aber auch zerschnitten, wenn die Walze durch Gegengewicht voll kommen entlastet ist, also auf das Grundwerk keinen Druck ausübt, während diejenigen Fasern, welche sich in den Messer zellen befinden, durch die Zentrifugalkraft an die Grundwerk messer gepresst und dadurch geschabt werden. In einem leeren Hoffsümmer-Holländer untersuchte ich die Wirkungsweise des Gewichtsreglers und fand, dass er die Bild 5 Walze hob, wenn das Gegengewicht grösser war als das Walzengewicht. Die Spalte zwischen den Walzen- und Grund- werkmessern war so gross, dass ein dünner Papierbogen durch die rotirende Walze nicht zerrissen wurde. Wenn also durch den Gewichtsregler wirklich etwas erreicht wird, so geschieht dies, weil das Gegengewicht die Walze hebt. Diese Hebung der Walze kann man aber auch ohne Gewichteregler mit der Hebevorrichtung erreichen. II. Regulirschuh vor der Holländerwalze Eine neue Erfindung, DRP 133 072, Klasse 55, hat den Zweck, das Wühlen der Walze in der Papiermaese zu ver ringern und damit die Walzenarbeit zu erleichtern. Die Be schreibung dieses Patents findet sich in Nr. 79 der Papier- Zeitung vom 2. Oktober 1902. Ich habe, bevor mir das er wähnte Patent bekannt war, mit einem Schuh nach Bild 4 Versuche angestellt und gefunden, dass die Stoffbewegung durch die Lage des Schuhs etwas beeinflusst wird. Die Walze dreht s ch nämlich mit so grosser Geschwindigkeit, dass der Stoff, welcher sich schon in den Messerzellen befindet, durch die Zentrifugalkraft hinausgedrängt wird, und zwar so lange, bis die Wirkung der Zentrifugalkraft durch den Wasserdruck überwunden wird. Wenn der Schuh vor der Walze so tief niedergelassen wird, dass schon der Druck des Stoffes zur Vernichtung der Zentrifugalkraft genügt, so braucht die Walze bedeutend weniger Kraft, weil sie weniger im Stoff watet. Trotz dieser Tatsache liess sich keine grosse Stoffbewegung hervorbringen. Die Holländer werden nur nach der Erfahrung gebaut, es kommt daher vor, dass ein Regler, welcher sich bei einem Holländer gut bewährt, bei einem andern versagt. Wie tief man den Schuh des Holländers vor der Walze in den Stoff niederlassen muss, könnte man für jeden einzelnen Stoff genau berechnen, es ist jedoch besser, wenn man mit einer einfachen Probe die günstigste Lage des Schuhes er mittelt. Man zählt mit der Uhr in der Hand, wie oft der Stoff in dem Holländertrog ohne Schuh in einer halben Stunde sich herumbewegt hat, und wie oft er in derselben Zeit mit Schuh umgelaufen ist. Falls sich zwischen den Geschwindigkeiten mit und ohne Schuh kein Unterschied zeigt, so stellt man den Schuh etwa 5 cm tiefer und lässt den Stoff im Holländertrog abermals eine halbe Stunde unter Beobachtung herumlaufen. Diesen Versuch wiederholt man so lange, bis entweder eine Erhöhung oder Verminderung der Stoffgeschwindigkeit eintritt. Wird bei einem Holländer mittels des Schuhes eine grössere Stoffbewegung erreicht, so wird man den Schuhregler an wenden, andernfalls nicht. Der Erfinder gibt in seiner Patent beschreibung an, dass sich mit diesem Schuh auch die Feinheit der Arbeit regeln lasse, doch ist mir darüber nichts bekannt. III. Kropfhut als Holländer-Regler Bei meinen Versuchen über die Holländer - Geschwindig keiten suchte ich zu ermitteln, bei welcher Kropfform der Stoff die grösste Geschwindigkeit erreichen könnte. Zu diesem Zweck fertigte ich aus Holz, wie es Bild 5 zeigt, sogenannte Kropfhüte. Nach dieser Darstellung ist der Holländerkropf ein Ueberfall und zwar bei voller Ladung des Holländers ein un vollkommener, bei halber oder teilweiser Ladung ein voll kommener Ueberfall. Nach der Hydraulik ist aber die Wasser menge, welche durch einen Ueberfall strömt, von der Zu- und Abfluss-Geschwindigkeit abhängig. Da aber bei Holländern die Zuflussgeschwindigkeit von der Kropfform derart abhängig ist, dass bei einem weiteren Kropf die Zuflussgeschwindigkeit kleiner ist als bei einem engeren, so machte ich die Kropf weite mittels des Hutes veränderlich und fand, dass einige schlecht ziehende Holländer bei Zuhilfenahme der Holzhüte ganz gut zogen. Selbstverständlich wurden die Holzhüte durch die Wasserbewegung angegriffen und hatten nur sehr geringe Dauerhaftigkeit. Wenn daher ein Holländer nach diesem Experiment ausgebessert werden sollte, so müsste man den Kropfhut aus Eisen oder sonst geeignetem widerstandsfähigerem Metall herstellen. 17» Millionen Bogen Trauerpapier? In Nr. 102 von 1902 Seite 3706 druckten wir die Meldung der Hagener Zeitung ab, wonach die Firma Fried. Krupp in Essen obige Menge Trauer papier bestellt habe. Diese Nachricht wird in Zuschriften, die uns von fachkundiger Seite zugehen, bezweifelt. Im ganzen Deutschen Reich seien wohl keine 11/ Millionen Bogen bei denjenigen Firmen, die sich mit der Herstellung von diesen Papieren befassen, vorrätig, und zur Anfertigung der genannten Menge hätten 10 Personen über 3 Monate voll zu tun. Ein Berichtiger schreibt, er werde bei der Firma Krupp dieserhalb Erkundigungen einziehen. Wir bitten ihn, seinerzeit die Antwort mitzuteilen. Ein anderer schreibt, zu dem Trauerpapier, hätten die 1000 Bogen nur mit 10 kg angenommen, 15 000 kg Briefpapier beschafft und in der kurzen Zeit von kaum drei Wochen mit Trauerrand versehen werden müssen. Von beiden Seiten wird der Schriftleitung vorgeworfen, sie hätte die Nachricht nicht ohne Prüfung auf Wahrheit ab drucken sollen. Gerade durch Bekanntgabe der Notiz mit An gabe der Quelle in der Papier-Zeitung erhielten Fachleute Gelegenheit eine Meldung richtig zu stellen, die sonst überall Glauben gefunden hätte.