Volltext Seite (XML)
104 Um die Laboratorien des Neubaues der Versuchsanstalt zweckmässig und mit allen Neuerungen einzurichten, unter nahm der Direktor mit den Professoren Heyn und Rothe und mit dem Landbau-Inspektor Guth eine Reise, auf der achtzehn Laboratorien im In- und Ausland besucht und deren Ein richtungen eingehend studirt wurden. Ueber die Betriebs- erfahrungen fanden mit den Leitern der besuchten Laboratorien Beratungen statt, deren Ergebnisse in einem besonderen Be richte niedergelegt sind. Im Anschluss an die Studienreise wurden noch sechs Laboratorien in Berlin und dessen Umgebung besucht. Die chemisch-technische Versuchsanstalt untersuchte u. A. 16 Tinten. Grenz-Industrie in Russland Der britische General-Konsul Murray in Warschau besuchte vor Kurzem die wichtigsten Industrie-Städte des südwestlichen Polens und sandte darüber einen Bericht an das britische aus wärtige Amt, den The Board of Trade Journal vom 18. Dezember wiedergiebt. Wir entnehmen demselben Folgendes: Neben den Kohlengruben von Dombrowa, welche ganz Polen und das westliche Russland versorgen, befinden sich im Südwesten Polens und besonders im Regierungs-Bezirk Pietrokoff bedeutende industrielle Unternehmungen. Die wichtigste Fabrikstadt Lodz hat in Czenstochowa einen Wett bewerber, welcher sie zu überflügeln droht, weil es den Kohlengruben näher liegt und von der Warthe durchströmt wird, während es Lodz an Wasser fehlt. Es bat 65 000 Ein wohner und ist ein Wallfahrtsort, den jährlich eine halbe Million Galizier und Polen aufsuchen. Es hat 70 Fabriken, darunter neben Spinnereien und Webereien die von Julius Erfurt, Verfasser des Werkes »Färben des Papierstoffs« (Verlag der Papier-Zeitung) seit vielen Jahren geleitete Papierfabrik. Ihre Einrichtung stammt grösstenteils aus Deutschland, und das Papier wird beinahe ausschliesslich in Polen abgesetzt. Vor etwa 60 Jahren begannen die Juden in Czenstochowa christliche Andenken und Spielsachen zu fabriziren, welche bei den Pilgern guten Absatz fanden. Ale ihnen die Regierung dann verbot, christlich-relgiöse Gegenstände anzufertigen, sandten sie einige Leute nach Nürnberg zum Erlernen der Spielwaren- Fabrikation. Jetzt gibt es in Czenstochau 15 Fabriken mit 800 Arbeitern und viele kleine Betriebe, die Blechtrompeten, Holzpistolen, Trommeln, Spiegel, Bälle, Kinderuhren usw. her stellen — jede Werkstelle hat ihre Spezialität. Männer ver dienen 6 bis 10, Kinder von 2 1/2 bis 5 M. wöchentlich, in grösseren Betrieben mehr — alles Akkordarbeit mit 12 bis 14 Stunden täglich. Die neue Bahn nach Herby ist nur wenige Meilen von dem deutschen Bahnnetz entfernt, musste aber mit schmälerer Spur als die deutschen und russischen Linien versehen werden und infolge dessen werden alle Güter, welche über die kurze Bahn gehen, an beiden Enden umgeladen. Trotzdem hofft man durch ihre Verlängerung zu den Fabriken guten Ertrag daraus zu ziehen. Arbeiter-Gewerkschaft in nordamerikanischen Papierfabriken In der Papierfabrik der Oxford Paper Co. in Rumford Falls, Me., sind gegen 600 Arbeiter beschäftigt, wovon nur gegen 30 der Papiermacher-Gewerkschaft »United Brotherhood of Paper Makers of America« nicht angehören. Am 17. De zember erklärten die 150 im Papiersaal beschäftigten Arbeiter, sämtlich Gewerkschaftler, dass sie mit dem Nicht-Gewerk schaftler Getchell nicht mehr zusammen arbeiten wollen, da er ihnen anstössig (objectionable) sei, und forderten Getehell’s Entlassung. Der Fabrikleiter erklärte, er müsse sich das Recht Vorbehalten, Leute anzustellen und zu entlassen, ohne Rück sicht auf ihre Zugehörigkeit zur Gewerkschaft. Da gegen Getchell keine begründeten Klagen vorliegen, werde er nicht entlassen. Hierauf stellten alle 600 Arbeiter die Arbeit ein. Der Fabrikleiter trat nunmehr mit den Arbeiterführern in Beratungen ein, die nach 2 Stunden zu folgendem Ergebnisse führten: Die Firma verzichtet auf die Dienste des im Papiersaal beschäftigten anstössigen Mannes und erkennt die Gewerkschaft sowie deren Beschwerde-Ausschuss ebenso voll an, wie es die International Paper Co. tut. Die Ausständigen werden in ihre früheren Stellungen eingereiht und erklären, dass zwischen ihnen und der Fabrikleitung gutes Einvernehmen herrscht. Wie hieraus hervorgeht, sind die amerikanischen Papier fabrikanten nicht auf Rosen gebettet. Die Papiermacher- Gewerkschaft hat schon in fast allen Betrieben die Freigabe des Sonnabends Nachmittags bei Fortzahlung des Lohnes er wirkt, und neuestens hat der amerikanische Schreibpapier- Verband »The American Writing Paper Co.« diese Begünstigung aus freien Stücken auf die Lumpensortirer ausgedehnt. Whatman-Papier. Eine französische Feinpapier-Fabrik in Arches bekämpft auf eigenartige und wie es scheint zweck- mässge Weise das auch in französischen’ Künstlerkreisen be liebte englische Whatman-Papier. Sie verteilt, wie Moniteur de la Papeterie meldet, 1500 Frank in Form von Preisen an Schüler der Pariser Kunst-Akademie, die auf der jährlichen Ausstellung der Akademie Auszeichnungen erhalten für Aquarelle und Zeich nungen, die sie auf Papier der genannten französischen Fabrik hergestellt haben. Die Preise werden 14 Tage nach Schluss der Kunstausstellung in der Pariser Niederlage der Fabrik ansgefolgt. Das französische Beispiel verdient auch in Deutsch land Nachahmung. Bambuspapier. Englische Grosshändler in Fu-Tscheu, China, haben testgestellt, dass der grösste Teil des chinesischen Papiers aus Bambusfasern hergestellt wird. Sie sandten eine grössere Menge von Bambushalbstoff, wie ihn die Chinesen für die Papierherstellung bereiten, nach England, und hoffen die englischen Papierfabriken zu regelmässigen Bezügen zu ver anlassen. Bambusstof soll besser sein als Nadelholz-Zellstoff, die lange, kräftige, biegsame Faser verleihe dem Papier einen angenehmen Griff. (Vergl. die Mitteilung über Bambuspapier in Nr. 56 der Papier-Zeitung von 1900.) Moniteur de la Papeterie fran^aise Lichtpauspapier. Auf den in Nr. 104 von 1902 abgedruckten Aufruf zum Zusammenschluss der Lichtpauspapier-Fabriken ist nur eine Zustimmung eingegangen. Demnach ist der Versuch gescheitert. Schriftleitung. Beklebe-Papier 113. Schiedspruch Vor einiger Zeit bestellte eine Firma bei uns 500 kg braunes Beklebepapier zur Herstellung von Faltschachteln nach beiliegender Probe I, wir lieferten nach Probe II, die Firma verweigert Annahme mit der Begründung, die Farbe sei zu dunkel ausgefallen. Wir geben zu. dass ein merklicher Unterschied bezüglich der Farbe besteht, müssen es aber sehr bezweifeln, dass dadurch unsere Lieferung für den ihr zugedachten Zweck unbrauchbar geworden und eine Ver- fügungsstellung gerechtfertigt ist. Namentlich braunes Papier dunkelt durch die Satinage nur allzu leicht nach. Wir bitten um Ihr sach verständiges Urteil, dem, wie beschlossen, sich beide Teile zu unter werfen haben. Papierfabrik Q. Das gelieferte Papier ist wesentlich dunkler ausgefallen. Wohl ist es richtig, dass braune Papiere durch die Satinage nachdunkeln, und dass mit den von der Papierfabrik A zu diesem Papier verwandten naturbraunen Faserstoffen das Treffen einer bestimmten Tönung schwierig ist, aber der Fabrikant hätte sich wegen dieser Schwierigeiten bei Annahme des Auftrags einen grösseren Spielraum für Farben-Abweichung ausdrücklich Vorbehalten sollen. Anderseits ist das gelieferte Papier an Stoff besser als die Vorlage, und wenn es beim Auf kleben einen Teil seiner Glätte verliert, wird es auch heller aussehen. Wir entscheiden, dass der Käufer das Papier übernimmt, und die Papierfabrik 5 pCt. des Kaufpreises nachlässt. Schweissen von Papier Ein Franzose, Herr Chevallier, gibt ein angeblich neues Verfahren an, um Blätter von Papier oder Pappe der ganzen Fläche nach mit einander zu verschweissen. Zu diesem Zweck wird ein Bogen auf einer Seite unter gleichzeitiger Feuchtung aufgerauht. Das Aufrauhen der befeuchteten Fläche erfolgt durch geeignete Bürsten, Kratzen oder Kämme aus Metall oder auf irgend eine andere Weise, welche gestattet, die Fasern auf der Oberfläche zu krempeln. Je nach Dicke und Art des Papiers muss das Feuchten unmittelbar oder längere Zeit vor dem Aufrauhen erfolgen. Auf die so vorbereitete Papierfläche wird der damit zu verschweissende Bogen gelegt und mit