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3778 PAPIER-ZEITUNG Nr. 105 Anlage der Fabrik zur Folge hatte, sodaß heute nur noch wenige Gebäude von der alten Anlage vorhanden sind. Nr. 73 der Papier-Zeitung von 1898 brachte ausführliche Beschreibung und Abbildungen der Fabrik. Für das Wohl seiner Mitarbeiter war der Verstorbene eifrig bedacht. Dies wurde durch treue Anhänglichkeit der Arbeiter gelohnt, von denen vor zwei Jahren 36 ihre 25jährige Tätigkeit bei der Gesellschaft feiern konnten. Für 44 Familien wurden Arbeiterwohnungen errichtet, und Vermehrung dieser war in Aussicht genommen. Unter Grobes Leitung stieg das Aktienkapital der Ge sellschaft von 0,5 auf 1,8 Millionen M., die jährliche Papier- Erzeugung von 0,8 auf 4,1 Millionen Kilo und die Arbeiterzahl von 200 auf 400. Grobe verheiratete sich 1881 mit einer Tochter des Fabrikanten Gustav Graf in Schweinfurt, die mit drei Söhnen um den treubesorgten Gatten und lieben Vater trauert. Der Verstorbene war Mitglied des Straßburger Gemeinde rats und der Handelskammer. Bei seinem Begräbnis am 17. Dezember waren alle Schichten der Bevölkerung vertreten. Im Trauerhause und in der Kirche hielt Pfarrer Federlin Trauerreden, auf dem Friedhof widmeten dem Verstorbenen Nachrufe: Herr Prof. Roth namens des Aufsichtsrates der Neuen Papiermanufaktur, Herr Komm.-R. Eissen im Namen der Handelskammer, Herr Dir. Merkel namens des Personals der Neuen Papiermanufaktur und Herr Sonntag als Vertreter der Papiermacher-Berufsgenossenschaft. Kalander mit fest gelagerter Mittelwalze In Nr. 97 beschrieben wir unter »in Deutschland patentirten Erfindungen« die Bauart eines eigenartigen dreiwalzigen Kalanders von Joseph Eck & Söhnen in Düsseldorf. Bei diesem ist die Mittelwalze festgelagert, und auf die obere und untere Walze kann mit Hilfe zweier Druckkolben eines ge meinsamen Druckzylinders gleichzeitig verschiedener Druck ausgeübt werden. Diese Bauart ist in Bild 1 schematisch dar- gestellt. Die genannte Maschinenfabrik stellt uns nachstehende Zeichnung und Beschreibung eines lOwalzigen Rollkalanders zur Verfügung, der gleichfalls die unter Nr. 145 590 patentirte Walzenanpreßvorrichtung besitzt: Bei den bisher üblichen Ausführungen mehrwalziger Rollkalander für die Papierfabrikation wurde die Belastung auf die Walzen ent weder von oben nach unten oder von unten nach oben ausgeübt, während die dem DRP. 145 590 zu Grunde liegende Bauart an das Hebelsystem der Eck’schen Kalander anschließt, welches die Gestelle des Kalanders entlastet und gleichzeitig von unten nach oben und von oben nach unten wirkend den Druck auf die Wälzen überträgt. Bei dieser Bauart wird det ganze Druck ausschließlich auf die Walzen ausgeübt und nicht oder nur zu sehr kleinem Teil auf die Kalander gestelle übertragen, im Gegensatz zu Bauarten, wo der ganze Druck von oben nach unten oder von unten nach oben ohne entsprechenden Gegendruck zur Wirkung kommt. Bei dem lOwalzigen Rollkalander Bild 2 sind die Walzen in zwei Partien geteilt. Eine mittlere Hartgußwalze h ist fest gelagert, während die darüber und darunter liegenden Walzen sich im Kalander gestell in üblicher Weise auf- und abbewegen. Die obere Walzen partie erhält den Druck von dem oberen (o), die untere von dem untern Zylinderteil u des gemeinschaftlichen Druckzylinders. Durch diese Anordnung ist es möglich auf sämtlichen Walzen gleichmäßig starken Druck oder in jeder Walzenpartie verschieden starken Druck Bild 2 auszuüben, je nach der Art des Papieres oder den Ansprüchen an dessen Glätte. Besonderen Vorteil bietet die Möglichkeit der ver schiedenartigen Druckausübung bei sehr stark gefeuchteten Papieren, bei denen es sehr nützlich ist, wenn sie in den Kalander kommend in dessen erster Hälfte leichten und in der zweiten Hälfte stärkeren Druck erhalten. Vorsicht bei Geschäften nach Rußland Zu Nrn. 93, 97 und 101 Von einem Geschäftsfreunde wurde mir vor Jahresfrist ein Russe als Kunde zugeführt, von dem ich eine Bestellung für etwa 400 M. erhielt. Der Geschäftsfreund gab mir folgende Auskunft: Der Russe hat ein kolossales Geschäft mit großem Lager und ist für jeden Betrag gut; er lebt zwar, wenn er nicht zu Hause ist, sehr aus schweifend, ist aber dafür (aus sehr guten Gründen) zu Hause umso solider. Nach 6 Monaten bat ich höflich um Zahlung, ohne Antwort zu erhalten. Ich kündigte dann meine Tratte an und erhielt wieder keine Antwort. Die Tratte kam unbezahlt zurück. Nun schrieb ich dem Kunden einen derben Brief, worin ich ihn an der Ehre packte und ihm androhte, alle Auskunfteien von seiner Handlungsweise zu be nachrichtigen. Das bewirkte sofortige Antwort durch Scheck. Trotz meines beleidigenden Briefes hat mich der Russe wieder besucht. Die Zahlung erfolgt jetzt derart, daß der Mann bei Erteilung des Auftrags den ungefähren Betrag auf 6 Monate akzeptiert. Diese Akzepte werden gewissenhaft eingelöst. Schlechten Zahlern in Deutschland -drohte ich schon öfter mit Erfolg damit, daß ich die Forderung dem »Verein Kreditreform« zum Einziehen übergeben würde. Abgesehen davon, daß dadurch die Auskunftei auf den säumigen Zahler aufmerksam wird, kommt der Name der erfolglos durch die »Kreditreform« gemahnten in die schwarze Liste, die allen Mitgliedern des Vereins gratis zugeht. Auch das kürzlich in der Papier - Zeitung durch eine Gerichtsent scheidung als zulässig erklärte Ausbieten einer Forderung im Anzeigen teil halte ich für empfehlenswert- Schon das Ankündigen solchen Vorgehens wird in vielen Fällen genügen; sogar wirklich faule Schuldner werden sich hüten, ihren Namen derart in der Fach- oder Tagespresse veröffentlicht zu sehen. Großhändler.