Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG 3715 Beleuchtung in Druckereien In Nr. 94 versuchten wir, die besten Bedingungen fest zustellen, unter denen die Ausnützung künstlichen Lichtes in Druckereien geschehen könne. Vielfache Zuschriften be weisen, daß diese Auseinandersetzungen Beachtung gefunden haben. Damit ist aber ein Thema angeschnitten, das die oft recht mangelhaften Lichtverhältnisse in Druckereien im all gemeinen betrifft. Setzereien könnten zwar in oberen Stock werken angelegt werden, wo der blaue Himmel in die Fenster sieht, — man ist aber nicht gern weit von den Maschinensälen ab, die der schweren Pressen wegen auf Erd- und Keller- Geschosse angewiesen sind. In Mietsräumen verbietet sich das Auseinanderreißen von Setzerei und Druckerei sowieso, öder man müßte das ganze Haus zur Verfügung haben, mit sicheren Fahrstühlen für Schriftformen und deren Begleiter. Es soll nun versucht werden, an Beispielen, die häufig vorkommende Mißstände zur Unterlage haben, Lichtverbesse rungen herbeizuführen, ohne Maurer und Zimmerleute in Be wegung zu setzen. Druckmaschinen werden in der Regel so aufgestellt, daß die Anlegerin das Licht vor der Hand hat, und das Fundament der Arbeiten am Satze wegen gutes' Licht erhält. Möglichst soll auch der Auslegetisch gut erhellt sein, damit der Maschinen meister den Druck sicher überwachen kann. Dies sind An sprüche, die nur selten zur Zufriedenheit aller Beteiligten erfüllt werden können. Durch öfteres Weißen der Zimmerdecke und Wände bezw. durch Bekleben mit weißem Papier kann man viel tun, die Helligkeit im Saale im allgemeinen zu erhöhen: weitere Hilfe bringen flache oder dem Zweck entsprechend gewölbte Papierschirme, die einen Teil des umberirrenden Lichtes auffangen und an bestimmte Plätze lenken. Flache Spiegel reflektiren zwar besser, sind aber teuer und werden gerade im Maschinensaale leicht zerschlagen, ohne daß man jemanden verantwortlich machen könnte. Angenommen, das nicht genügend erhellte Fundament oder der Auslegetisch soll zeitweilig im Licht verbessert werden, so wird man weißüberzogene Rahmen anbringen müssen, deren Höhe vom Boden und sonstige Stellung vom Einfallwinkel des Fensterlichtes abhängig ist. Solche Rahmen-Reflektoren kann man hinten mit einer Hülse versehen, die auf einen langen Holzstab (Besenstiel) geschoben und in der abzupassenden Höhe angesteckt wird. Muß der Rahmen schräg hängen, so befestigt man die oberen Ecken mittels entsprechend langer Schnur am Stabe und nagelt in der Milte der untern Seite eine Schnur an, um den Rahmen in der ausprobirten Höhe festbinden zu können. Durch Nachlassen oder Anziehen der oberen Eckschnüre erzielt man dann die nötige Schrägstellung. Der Stab, der den Rahmen trägt, wird vor dem Wackeln und Umfallen durch einen schweren Bleifuß oder kreuzweise zu sammengefügten Holzfuß geschützt. Einfacher, aber auch recht wirksam ist es, an der dem Lichte abgewendeten Seite des Anlegetisches einen Bogen weißes Papier anzustiften, der bis zum Auslegetische herunterhängen müßte. Die Decke über der Maschine kann einen brauchbaren Reflektor abgeben, wenn sie durch Streichen oder Bekleben gut weiß erhalten wird. Da aber am Tage nur indirektes Licht an die Decke gelangen wird, das schon sehr abgeschwächt ist, so sorge man durch Weißhalten der Wände, eventuell durch Aufhängen weißer Papierbahnen in der Nähe der Maschine dafür, daß kein Lichtstrahl verloren geht, und daß alles ver fügbare Lieht dorthin geschickt wird, wo man es gebraucht. Das Weißen der Wände wird zweckmäßig im Oktober oder November erfolgen, damit diese den Winter über ihre volle Wirkung als Reflektoren tun können. Ein häufig vorkommender Fall ist, daß der Arbeitsraum tief ist und im Hintergründe nicht genug Licht für Arbeiten bietet, die Genauigkeit erfordern. Es ist außerdem eine alte Erfahrung, daß stetes Arbeiten in halbem Licht die Leute träge und verdrossen macht. Hier kann Aufstellen von weißbezogenen Pappen wesentliche Besserung schaffen, die dann zum Fenster so angeordnet werden müssen, daß möglichst viel reflektirtes Licht auf den Tisch fällt. Sehr große Pappen kann man mäßig rund biegen, oder man ordnet zwei Reihen Pappen übereinander so an, daß beide das auffallende Licht an den Tisch abgeben. Kleine Reflektoren, z. B. Taschenspiegel, können oft guten Nutzen bringen, besonders bei Preß-Revisionen, wenn es gilt, an versteckten dunklen Stellen des Masehinenfundaments Korrekturen auszuführen, in Satzlücken hineinzuleuchten, um abgebrochene Typenstücke zu entdecken usw. Um beide Hände frei zu behalten, bringe man das Spiegelchen in einem niederen Holzgestell beweglich an, was mit einigen Draht- Enden ganz leicht geschehen kann.’ Maschinensäle liegen manchmal nach engen Höfen hinaus und haben als Gegenüber hohe graue Hauswände, so daß nur wenig direktes und sehr mattes reflektirtes Licht in die Fenster gelangen kann. Hier helfen gerippte, in Eisengestellen"drehbar angeordnete Spiegel von Fensterbreite und vielleicht 1 Meter und mehr Höhe. Die Rippen müssen auf das Fenster zulaufen, dann fangen sie auch das seitliche Himmelslicht auf, die re- flektirende Fläche wird entsprechend breiter. Diese Well spiegel sind sehr praktisch, da sie sich einstellen lassen, um das Licht vorn in der Nähe des Fensters zu halten oder be liebig tief in den Saal zu senden. Natürlich müssen sie immer blank gehalten und durch dünne Drahtnetze™gegen von oben etwa herabfallende Gegenstände geschützt werden. Die Licht verbesserung ist sehr groß, sie richtet sich nach der nutzbaren Fläche des Spiegels. Noch besser wirken die sogenannten Luxfer-Prismengläser, unter verschiedenen Winkeln eng gerautete Glasscheiben, mit denen es möglich ist, alles vor den Fenstern auf eine gewisse Fläche niederfallende Licht durch Beugung ohne Verlust an beliebige Stellen zu senden. Diese Prismen’ werden je nach der Aufgabe, die sie zu erfüllen haben, aus Gläsern verschie dener Rautenmuster von je 10 qcm zu Scheiben bestimmter Größe zusammengesetzt, die dann anstelle der gewöhnlichen Gläser in die Fensterrahmen eingefügt werden. Bei sehr engen Höfen würden auf diese Weise aber zu wenig direkte Strahlen aufgefangenwerden können, und es ist dann nötig, die Luxfer- Scheiben außerhalb der Fenster in Markisenform schräg an zubringen. Diese Prismengläser sind zurzeit wohl das Beste, und sie leisten, da sie die Strahlen beugen statt zu reflektiren, überraschende Dienste, namentlich insofern, als sie das auf gefangene senkrechte und seitliche Licht entweder nach einer Richtung oder nach Wunsch verteilt abgeben. Man kann z. B. von dem vorderen Fensterlicht 10 pCt. abnehmen, 20 pCt. zer streut gegen die Decke senden, 30pCt. nach dem Hinter gründe usw., und es lassen sich sogar noch gewisse Plätze innerhalb des Raumes, z. B. die Fläche eines Schreibpultes, besonders bedenken. Oft genügt es, nur eine Scheibe des Fensters mit diesen Prismen zu versehen, um einen neuen vorzüglichen Arbeitsplatz zu schaffen. Ueber Lichtverbesserung ließe sich noch vieles sagen, was aber immer darauf hinauslaufen würde, das gegebene Licht gut zu verwenden. Dies kann oft mit den einfachsten Vorrichtungen geschehen. Man habe immer vor Augen, daß dunkle Flächen das Licht verschlucken, also unwirksam machen, helle aber die Strahlen reflektiren, je nach dem Grade ihrer Helligkeit und der Beschaffenheit ihrer Oberfläche. Wenn man sich dies immer klar macht, wird man in den meisten Fällen auch einen Weg zur Abhilfe finden. Stuttgarter Brief Mitte Dezember Ausstellungen. In der König Karl-Halle des Landesgewerbe museums ist vom Württembergischen Malerinnen-Verein eine Aus stellung von Kunst- und kunstgewerblichen Arbeiten eröffnet, darunter auch viel Buchschmuck. In der Vorhalle desselben Gebäudes befindet sich eine von der Ortsgruppe Stuttgart der Allgemeinen Vereinigung Deutscher Buchhandlungsgehilfen veranstaltete Ausstellung von Büchern in modern künstlerischer Ausstattung. Außer einer großen Anzahl Bücher in einem großen Glasschrank sind in bunter Reihenfolge Titel, Umschläge, Buchseiten, gepreßte Einbanddecken, Vorsatzpapiere und selbst Schriftproben zur Schau gestellt, welche durchweg als künst lerische Arbeiten vielfach in modernem Geschmack sich darstellen. Da wie in der Malerinnen-Ausstellung kein Eintrittsgeld erhoben wird, so bietet diese Bücher-Ausstellung Bücherfreunden Gelegenheit, eine Auswahl für den Weihnachtstisch zu treffen. Für Interessenten wurde auch die neueste Farbdruck-Schnellpresse der Firma Karl Krause- Leipzig für Buchbindereien im gleichen Gebäude ausgestellt. Auch die Akademie der büdenden Künste hat zwei Ausstellungen aufzu weisen. Die eine im Festsaal der Akademie ist eine Kunstaus stellung, organisirt von Paul Cassirer in Berlin. Sie umfaßt Werke von Max Liebermann, Max Slevogt und eine Sammlung französischer Impressionisten. Die zweite ist eine Ausstellung von Originalradirungen hervorragender Künstler, meist Landschaften und Porträts. Die künstlerische Wirkung der ausgestellten Arbeiten wird Liebhaber zum öfteren Besuch dieser wohl auf längere Zeit berechneten Ausstellung veranlassen. Zum Schluß ist noch eine äußerst gediegene Ausstellung grafischer